Dänemark: Studieskolen Kopenhagen und Dachverband der Abendschulen DOF

Ein Bericht von Karl Damke

Warum Dänemark?
Über den Zielort meiner Erasmus+ Mobilität musste ich nicht lange  nachdenken. Ich wusste, ich musste nach Kopenhagen und Christoph Schepers bei Studieskolen besuchen.

Christoph arbeitet seit vielen Jahren für Studieskolen, die größte Sprachschule Dänemarks, und ist dort als Senior Consultant für das Deutschangebot und einen Teil der Projekte zuständig, die Studieskolen als ständigen Innovationsmotor betreibt. In diesem Zusammenhang hatte ich bereits das Vergnügen in einem vergangenen Erasmus+ Projekt mit Christoph und einem internationalen Team zusammenarbeiten zu dürfen. Wir haben uns zwei Jahre lang mit der Schnittstelle zwischen selbstgesteuertem Lernen, Technologie und Sprachcoaching beschäftigt. Wer sich für dieses Projekt interessiert: Die Ergebnisse können unter learnbase.org abgerufen werden.

Während meiner Zusammenarbeit mit Studieskolen war ich immer beeindruckt davon, welche weiteren Projekte dort scheinbar ganz nebenbei laufen, konnte mich aber nie intensiver damit beschäftigen. So entstand die Idee, im Rahmen dieser Erasmus+ Mobilität die losen Fäden wieder aufzunehmen. In der Planung für meine Hospitation brachte Christoph die Idee ein, dass ich auch den Dachverband von Studieskolen, den Dansk Oplysnings Forbund (DOF) in Roskilde besuchen sollte. Eine sehr gute Idee!

Wir haben uns im Laufe der Woche mit folgenden Themen beschäftigt:

⦁ Online Einstufungstest FACTS
⦁ Blended Learning mit Danish to Go
⦁ Online-Unterricht in Dänisch als Zweitsprache
⦁ Lehrkräftequalifizierung mit dem Mulitmediaführerschein
⦁ Kurs- und Contentmanagementsysteme der dänischen Abendschulen
⦁ Kursmarketing mit Social Media
⦁ Trainingsprogramm “Online Sprachen unterrichten”
⦁ Aufbau von le:v:el, dem Weiterbildungsinstitut von Studieskolen

 


Tag 1: Studieskolen Kopenhagen – Online Einstufungstest FACTS
Am Montagmorgen machte ich mich auf den Weg zu Studieskolen in der Kopenhagener Innenstadt. Ich wurde vom Team herzlich begrüßt und konnte mit Christoph Schepers das Programm für die Woche besprechen.

Am Montag beschäftigten wir uns hauptsächlich mit dem FACTS, einem Online-Einstufungstest, den Studieskolen bereits seit 2008 einsetzt. In dieser Zeit wurde der Test immer wieder ergänzt und weiterentwickelt, eine weitere, grundlegende Überarbeitung steht aktuell wieder an. Um ein Gefühl für die notwendigen Änderungen und Verbesserungen zu bekommen, habe ich den restlichen Vormittag mit der Analyse des Tests verbracht. Ich habe aus Screenshots des Tests eine Präsentation erstellt, die wir nach dem Mittagessen intensiv mit Christoph und seiner Kollegin Stine besprochen haben.

In den vergangenen Jahren haben auch einige Volkshochschulen den FACTS für die Einstufung verwendet, zum Beispiel auf sprachtest.vhs-wiesbaden.de. Die zentrale Frage im Gespräch mit Stine und Christoph war, wie Volkshochschulen auch in Zukunft den Test einsetzen können und welchen Stellenwert er im Beratungsportofolio einnehmen kann. Anders als zur Einführung des FACTS in 2008 gibt es jetzt auch andere Einstufungstests auf dem Markt, wie etwa sprachtest.de, den ich auch zum Vergleich in der Präsentation herangezogen habe.

 

Tag 2: Blended und Online-Formate mit Danish To Go
Am Dienstag habe ich mich mit Kaspar Bredahl Rasmussen aus der Dänischabteilung von Studieskolen getroffen. Seine Abteilung hat in den vergangenen Jahren einen vergleichbaren Boom erlebt wie der DaZ-Bereich an deutschen Volkshochschulen. Wir haben über die Gelingensbedingungen von Onlineformaten gesprochen und das an zwei Projekten von Studieskolen festgemacht: Danish to go und dem Onlinekurs Dänisch B2.

Danish to go ist ein von Studieskolen entwickeltes Lehrwerk für Dänisch als Zweitsprache auf A1 und A2, das aus einem traditionellen Printlehrwerk und einer Onlineplattform besteht. Spannend dabei ist, dass beide Komponenten bewusst unterschiedlich gestaltet sind. Das Buch für die Präsenzphasen arbeitet sehr stark kommunikativ, ein Großteil der Übungen und Grammatikarbeit findet auf die Onlineplattform statt. Sehr spannend ist auch der sehr umfangreiche Aussprachebereich online.

Beim Onlinekurs Dänisch B2, den Kaspar selbst unterrichtet, wird ein ähnlicher Ansatz verfolgt. Es gibt einen Moodle-Kurs auf dem alle Inhalte für das Selbststudium liegen, die einmal wöchentlich per Videokonferenz stattfindenden Live-Termine konzentrieren sich auf Kommunikation und Interaktion. Kaspar nutzt verschiedene automatisierte Übungsformate in Moodle unter anderem aus Danish to go oder speziell für den Kurs mit dem kostenlosen Autorenwerkzeug H5P erstellte Übungen.

Am Nachmittag habe ich dann eine Folge für den vhscast mit Christoph Schepers aufgenommen und hier veröffentlicht:

vhscast Folge 011: Teacher Training mit Christoph Schepers

Wir sprechen über Studieskolens erfolgreiche Fortbildungsreihe, den Multimedia-Führerschein, darüber wie er aufgebaut ist, wie er in den letzten 6 Jahren umgesetzt wurde und was sie jetzt, nachdem alle Kursleitungen die Fortbildungen durchlaufen haben, als nächstes vorhaben.

 

Tag 3: Dansk Oplysnings Forbund

Der DOF ist eine von fünf landesweiten Dachorganisationen für Abendschulen in Dänemark, “die freie und neutrale öffentliche Bildung verbreiten möchte – unabhängig von der Parteipolitik.”

Der DOF hat rund 250 Mitgliedseinrichtungen in ganz Dänemark. Die Schulen des DOF ​​erreichen jährlich ca. 160.000 Teilnehmende. Als nationale Organisation unterstützt der DOF die Mitgliedsschulen bei ihren täglichen Aktivitäten in einer Vielzahl von Bereichen. Dabei geht es zum einen darum, den Mitgliedsschulen Ratschläge, Inspiration, Wissen, Projektunterstützung und Raum für Vernetzung zu geben und zum anderen für bessere Rahmenbedingungen für Abendschulen auf politischer Ebene zu arbeiten – sowohl lokal als auch national. (s. dazu auch https://www.danskoplysning.dk/om-dof/)

Am Vormittag habe ich mich mit Verbandsdirektor Henrik Christensen und mit Martin Michel, der beim DOF die IT betreut, getroffen. Wir haben uns ausführlich über den IT-Support unterhalten, den der DOF für seine Mitgliedseinrichtungen anbietet. Mit DOFPro bieten sie ein eigenes Verwaltungssystem für ihre Mitgliedseinrichtungen an, dass mit KuferSQL oder CMX vergleichbar ist, sich aber in den Feinheiten und Funktionen unterscheidet. Alle größeren Schulen nutzen dieses System und haben damit die Möglichkeit ihre Kurse im Internet darzustellen.

Im DOF ist mit Kathrine Egemar eine Mitarbeiterin spezialisiert auf die Umsetzung der Webseiten der Mitgliedsschulen. Dafür nutzen sie ein gemeinsames Contentmanagementsystem mit dem witzigen Namen vuptiweb.

Bei der Präsentation fiel mir auf, wie stark sich die DOF-Schulen in den letzten Jahren im Bereich Online- und SocialMedia Marketing entwickelt haben. Um dieses Thema möglichst konkret beleuchten zu können, hatte der DOF am Nachmittag Lisbeth Lunding eingeladen, die Schulleiterin von DOF Paarup Aftenskoler.

DOF Paarup besteht aus mehreren Abendschulen in und rund um Odense, die drittgrößte Stadt Dänemarks. In 2018 stand Lisbeth vor der Entscheidung eine saftige Preiserhöhung für die Verteilung des Printprogramms hinzunehmen oder alternative Wege der Öffentlichkeitsarbeit auf zu tun.

Sie und ihre Kollegin Hanne setzen seitdem auf eine Kombination aus Facebook-Ads, verschiedenen Facebook-Gruppen, einem Mailchimp Newsletter, der 1-2 mal monatlich 1800 Abonennt*innen erreicht und zielgruppenspezifischen Printmaterialien. Die super spannende Präsentation habe ich versucht in einer Sketchnote festzuhalten.

Downloadlink 

Tag 4: Studieskolen le:v:el und Teaching Language Online
Meinen letzten Tag verbrachte ich wieder bei Studieskolen in Kopenhagen. Am Vormittag habe ich mich kurz mit Stine und ihrer Kollegin Lisbeth Krogh über ihre Erfahrungen mit Cambridge Sprachprüfungen unterhalten. Studieskolen deckt als Test Centre komplett Dänemark ab und setzt dabei auf das computerbasierte Testverfahren. Während in Deutschland die Anmeldezahlen für Cambridge Prüfungen seit Jahren rückläufig ist, konnte Studieskolen in den letzten Jahren die Zahl der Teilnehmenden stetig steigern. Laut Stine und Lisbeth ist dafür die enge Zusammenarbeit mit Gymnasien verantwortlich.

Einen sehr spannenden Einblick konnte mit Stine im Anschluss in ein aktuelles Projekt gewähren. Mit Teaching Language Online erarbeiten sie zur Zeit ein Online-Fortbildungsmodul, das Lehrenden dabei helfen soll, besser online zu unterrichten. Dabei wird es zu einem Teil um technische Aspekte, zum anderen aber um methodisches Handwerkszeug gehen. Weitere Details kann ich hier leider nicht verraten, da Studieskolen gerade noch mitten im Entwicklungsprozess steckt. Ich bin aber bereits sehr gespannt auf das finale Produkt.

Ausführlicher und öffentlicher konnte ich am Nachmittag mit Stine und Christoph über das „Knowledge Centre“ le.v:el sprechen, das Studieskolen in den letzten beiden Jahren aufgebaut hat. Mit le:v:el wollen sie die Erkenntnisse und Erfahrungen weitergeben, die sie in all den Projekten und internen Fortbildungen gewonnen haben, die sie in den letzten Jahren durchgeführt haben. Ich habe die Chance genutzt, die erste englischsprachige Folge für den vhscast aufzunehmen: In der Folge schildern Stine und Christoph vor welchen Herausforderungen sie bei der Weitergabe des Wissens an externe Lehrkräfte und andere Institutionen standen.

vhscast Folge 012: Knowledge Centre le:v:el at Studieskolen with Stine Lema & Christoph Schepers

Ich habe mich sehr gefreut, mit Erasmus+ nach Dänemark reisen zu können und nehme viele Anregungen und Ideen mit nach Hause. Vielleicht war ja auch die eine oder andere neue Idee für Sie dabei, das würde mich sehr freuen!