von I. G. L.
Tag 1: Samstag
Helsinki ist für uns Norddeutsche nur ein Sprung über die Ostsee entfernt. Es gibt die Fähre ab Travemünde, ab 03.00 Uhr!!!, oder den Flieger. Ich habe mich für Letzteres entschieden und habe u .a. die Ostsee von oben genossen. Die Landschaft sieht wie im Miniaturwunderland aus.
Dank der praktischen Tipps von Seiten des Veranstalters dieses Kurses konnte ich mich am Flughafen sehr gut zurechtfinden und fand auch sogleich die Fahrkartenautomaten. Uns Teilnehmern wurde empfohlen, ein 7-Tageticket für den Großbereich Helsinki zu lösen, da wir doch recht viel unterwegs wären. Kleiner Tipp für den HVV: Das Tagesticket gilt für 24 Stunden ab Antritt.
In der Vorbereitung zu diesem Kurs wurde eine WhatsApp-Gruppe gebildet, die von Tag zu Tag größer wurde. Außer mir ist eine weitere Deutsche mit von der Partie und wie sich herausstellte, war sie mir gar nicht unbekannt. Denn auch N. durfte bereits mit dem 1. Erasmus+-Programm verreisen und hatte im Blog über ihren Antibes-Aufenthalt geschrieben. Ihr Foto kam mir doch sehr bekannt vor. Wie klein die Welt ist. N. kam kurz nach mir in Helsinki an und so machten wir uns gemeinsam zu unserer Herberge auf, denn, welch Zufall, wir logierten im selben Hostel. Dort trafen wir auf ein weiteres Mitglied unseres Kurses, José aus der Nähe von Toledo.
Gemeinsam unternahmen wir unsere erste Sightseeingtour nach Downtown-Helsinki. Wir wohnten keine 5 Minuten von der S-Bahnhaltestelle Hiekkaharju entfernt und konnten so ganz bequem in die Stadt fahren. Hiekkaharju hat noch einen zweiten Namen, Sandkulla, was für deutsche Zungen sehr viel einfacher auszusprechen ist. Später erfuhren wir, dass der erste Namen Finnisch ist und der zweite Schwedisch. Auch bei den Straßenschildern stehen immer zwei Namen, ganz schön praktisch oder verwirrend.
Helsinki ist ziemlich überschaubar und relativ gut zu Fuß zu erkunden. Nach einem kleinen Rundgang bis zum Dom, über den Senatsplatz und einem Schaufensterbummel ging‘s zurück ins 20rooms in der Hoffnung auf eine ruhige Nacht.
Tag 2: Sonntag
Als erster vorgesehener Programmpunkt unseres Kurses war eine zweistündige Stadttour mit allen Kursteilnehmern geplant. Aber bis 14.00 Uhr wollte ich dann doch nicht warten und machte mich mit meiner deutschen Kollegin früher auf den Weg. Da wir davon ausgehen konnten, dass die Tour zu Fuß sein würde, wollten wir heute mal den ÖPNV ausprobieren. Mit dem Ticket kann man alle verschiedenen Transportmittel nutzen: S-Bahn, Tram, Bus, Metro und die Fähren zu den vorgelagerten Inseln. Die Trams fahren bis zu ihrer angezeigten Endhaltestelle, wechseln dort ihre Nummer und fahren dann auf einer anderen Linie weiter. So kann man relativ viel von der Stadt sehen, unterwegs mal aussteigen und an einer anderen Station wieder einsteigen. Alle Linien fahren irgendwann am Hauptbahnhof vorbei, so dass man nicht verloren gehen kann.
Pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt fanden sich fast alle Gruppenmitglieder vor dem Hauptbahnhof ein. Die Gruppe beteht aus 21 Griechen, 5 Italienerinnen, 1 Spanier, 2 Schwedinnen, 1 Slowakin und 2 Deutschen. Mit drei „Trainern“ von Euneos ging es dann zu einigen Top-Sehenswürdigkeiten und auch zu Kleinoden, die man als normaler Tourist gar nicht sehen würde. Da Finnland und ganz besonders Helsinki für modernes Design bekannt sind, wurde bei dieser Tour auch das Augenmerk auf die Architektur und das Design der unterschiedlichen Viertel gelegt. Die zweisprachigen Straßennamenschilder, von denen einige mit einem weiteren Schild, das ein Tier darstellt, ergänzt wurden, Erker und Friese an den Fassaden, unterschiedlich gestaltete Haustüren, kunstvoll verzierte Decken von Hauseingängen u.v.m. war zu sehen.
Leider konnte keiner der drei „Trainer“ uns erklären, was es mit dem Tierzeichen auf sich hat, sie zieren seit zwei Monaten die Hauswand und ergänzen den Straßennamen, auf Wunsch der Hausbesitzer.
Da Gehen ermüdend war, insbesondere auf Kopfsteinpflaster und dann auch noch bergauf und -ab, waren alle Tourteilnehmer froh, als es dann zur Tramhaltestelle ging, um zum „Old Skiffer“ zu fahren, wo traditionelle finnische Pizza angeboten wurde. Es tat richtig gut, sich im Warmen niederzulassen, denn der Wind, selbst bei strahlendem Sonnenschein, war doch ziemlich kalt und pfiff durch die Straßen.
Morgen treffen wir uns alle in der Berufsschule zum ersten Kurstag. Wir sind sehr gespannt.
Tag 3: Montag
Der Kurs „Migrants’ course: Let’s use ICT in teaching & learning of Newly-Arrived Migrants“ findet in der nahgelegenen Berufsfachschule statt.
Die Berufsschule der Stadt Vantaa hat 5 Standorte, beschult insgesamt 4000 Schüler mit 260 Lehrern. Es gehen sowohl finnische als auch ausländische Schüler jeglichen Alters hierhin. Nach einer kurzen Begrüßung wurde uns das finnische Schulsystem vorgestellt.
Eigentlich unterscheidet es sich nicht so sehr von unserem deutschen Schulsystem, dennoch gibt es einiges Bemerkenswertes: Schulpflicht gibt es nur von 7-16 Jahren, dann haben alle die Sekundarstufe II abgeschlossen. Wer will, kann selbstverständlich weiter zur Schule gehen, um das Abitur zu machen und um zu studieren, muss aber nicht. Wer eine Ausbildung im Handwerk macht, geht nur an 1-2 Tagen pro Monat zur Berufsschule und bekommt das gleiche Gehalt wie ein Ausgelernter. Für Abiturienten gibt es keinen NC, dafür allerdings Aufnahmetests und Interviews an den Universitäten. Ungefähr 15-20% schaffen es dann an die Unis.
In Finnland gibt es ein landesweites Curriculum, was natürlich zu vergleichbaren Standards und viel Transparenz führt.
Der Erfolg des finnischen Schulsystems liegt darin, dass es für alle gleich ist. Jeder wird da abgeholt, wo er ist, und gemeinsam wird dafür gesorgt, dass man das Ziel erreicht. Dies funktioniert natürlich nur, weil alle drei Komponenten, Schule, Eltern und Schüler, zusammenarbeiten. Der Leistungsstand der Schüler ist ziemlich hoch, es gibt nur wenige, die Unterstützung bedürfen, die sie dann in separaten Unterrichtsstunden erhalten.
An der Vocational School Vantaa werden Finnen und auch Migranten unterrichtet. Doch bevor diese in den Vorbereitungsklassen (Berufsintegrationsklassen) beschult werden, dauert es oft bis zu 5 Jahren, bis sie in ein Integrationsprogramm aufgenommen werden. Sie leben in einer Erstaufnahmeeinrichtung, werden auf niedrigem Niveau beschult und alphabetisiert, dürfen z. T. sogar arbeiten, um Fuß zu fassen. Mit dem Erreichen eines A1-Niveaus können sie in der Berufsschule aufgenommen werden. Ihre Finnischkenntnisse liegen weit unter B1-Niveau. Sie erhalten 30 UE pro Woche, davon entfallen 12 UE auf den reinen Sprachunterricht, die anderen 18 UE sind Berufsschule auf Finnisch in einem Berufsfeld, das sie auf ihre zukünftige Arbeit vorbereitet bzw. aus dem sie in ihrem Heimatland kommen. Die Beschulung mit 30 UE pro Woche dauert ein Jahr und schließt mit einer B1-Prüfung ab. Aber es werden nicht nur die Sprachkenntnisse geprüft, sondern auch wie ihre Entwicklung im Berufsschulbereich und in ihrem sozialen Umfeld ist. Sollten sie im sprachlichen Bereich ein gutes A2-Niveau erreicht haben, bei den anderen Beurteilungen B1, können sie in die Regelklassen der Berufsschule integriert werden.
In diesen Vorbereitungsklassen haben die Migranten zunächst 2 Monate Unterricht und gehen dann für 4 Wochen in einen Betrieb, wie z. B. einen Kindergarten, ein Krankenhaus, eine Werkstatt. Dort beobachten sie alles und dokumentieren dies mit Fotos auf ihren Smartphones. Zurück in der Schule stellen sie mit dem Programm PicCollage Collagen mit ihren Fotos zusammen und beschriften diese. Durch das Beschriften lernen sie das Benennen der dokumentierten Handlung.
Und dieses Programm PicCollage, als App bei Google Play Store kostenlos runterzuladen, haben wir als erstes kennengelernt. Bis zum Ende dieser Woche sollen wir alles mit unseren Smartphones fotografieren, was uns auffällt. Und so wird jeder seine ganz persönliche PicCollage erstellen, die dann in der Google+-Gruppe unseres Kurses zusammengeführt werden.
Einen kleinen ersten Eindruck habe ich schon mal zusammengestellt:
Tag 4: Dienstag
Heute ging es schon ganz selbstverständlich zur Schule, kein Navi, kein Plan, wir fanden den Weg ganz von alleine. Der Weg zum Klassenzimmer war auch wie zu Schulzeiten. Und plötzlich sind wir wieder Schüler. Es ist doch erstaunlich, dass Verhaltensmuster aus der eigenen, so lange zurückliegenden Schulzeit, plötzlich wieder aufploppen.
Wir mussten bereits online eine kleine Evaluation des ersten Tages abgeben. Ein paar Kritikpunkte, die wohl von mehreren TN kamen, wurden diskutiert und es wurde sich bemüht, an ihnen zu arbeiten. Die Gruppe ist definitiv zu groß, um gemeinsam ein Programm kennenzulernen und auszuprobieren. Gerade für heute, wo wir mit H5P arbeiten sollen und verschiedene Möglichkeiten erproben wollen, ist es doch sehr viel besser, in zwei Gruppen aufgeteilt zu sein.
H5P ist ein Programm, mit dem man viele Möglichkeiten hat, für seine Schüler verschiedenste Aufgaben zu kreieren. Es wurden zwei besonders hervorgehoben, weil beide Trainerinnen auch am liebsten damit arbeiten: Drag and Drop und Video. Es wurde in zwei Gruppen gearbeitet, was wirklich eine Erleichterung war. So waren alle konzentriert bei der Sache und hatten jeweils eine Aufgabe für ihren Bereich kreiert. Am letzten Tag werden alle Ergebnisse in die Google+-Gruppe gesetzt und wir haben dann darauf Zugriff.
Bei so einer internationalen Gruppe fällt erst bei der Arbeit auf, dass die Windows-Oberfläche ja auch in der jeweiligen Landessprache (Griechisch, Spanisch, Italienisch etc.) ist. Nun soll man eine finnische URL, die mehrere „ä“s hat, mit einer griechischen Tastatur schreiben! Auch bei den Italienern und dem Spanier war es nicht so leicht, aber wir wussten uns zu helfen.
Überhaupt war die finnische Sprache so ganz anders als alles, was wir in unserem Alltag zu hören bekommen. Im Schriftbild sorgen Verdopplungen und gar Verdreifachung von Konsonanten, als auch Vokalen, das Anhängen von „i“ oder „y“ oder ganzen Silben zu sehr langen Wörtern, die uns unaussprechbar vorkommen. In der finnischen Sprache gibt es keine Verhältniswörter, dafür werden Endungen angehängt. Damit die Lernenden lange Wörter richtig verstehen oder nachvollziehen können, müssen sie sie erst in ihre Einzelteile zerlegen. Hut ab vor jedem, der diese Sprache lernt. Dafür gibt es in der Grammatik keine Geschlechter und Artikel. Das hat auch einen Vorteil.
Tag 5: Mittwoch
Am heutigen Mittwoch haben wir die Berufsschule Vantaa Aviapolis besucht. Dort sind die Bereiche Flugzeugtechnik, Logistik, Transport ÖVPN (Busfahrer) und Automechatronik untergebracht. Hier kann man z. B. sein Auto in die Werkstatt bringen, um es reparieren zu lassen. Die Berufsschüler haben dann mit „echten Fällen“ zu tun und der Kunde bezahlt weniger als in einer herkömmlichen Werkstatt. Eine win-win-Situation. Drolligerweise wollte der Abteilungsleiter für Automechatronik, der uns geführt hatte, sein eigenes Auto nicht unbedingt dort in die Werkstatt geben.
Einige Lehrer stellten ihre Digi-Tools vor und was sie in ihren Migrantenklassen damit umgesetzt haben. Z. B. war ein Blog mit WordPress erstellt worden. Die TN sollten mit einer Digikamera ihre wichtigsten Eindrücke und Orte in Helsinki fotografisch festhalten und kommentieren.
Dann haben wir selbst weitere Digi Tools kennengelernt: Wir begannen mit Camera Pen Learning.
Dazu wurden wir in Gruppen eingeteilt und erhielten diverse Fotokarten von Picture This. Jedes Gruppenmitglied sollte ein Motiv wählen und erklären, warum er gerade dieses ausgewählt hatte und wie er es im Zusammenhang mit dieser Woche sieht. Dann musste sich auf einen Gruppennamen geeinigt werden. Anschließend erhielten wir die Aufgabe mit unseren Smartphones ein kleines Video zu drehen, nicht länger als 15 – 30 Sekunden. Das Thema für das Video konnten wir uns aus einer vorgegebenen Liste aussuchen:
Schnell wurde in der Gruppe klar, dass entweder „Love of learning“ oder „Curiosity“ das Thema sein sollte. Und da wir gerade eine kleine Tüte mit Kakao-Datteln auf dem Tisch stehen hatten, war die Entscheidung gefallen – „Curiosity“. Nach dem „Drehen“ wurde das Video den anderen Gruppen gezeigt und diese sollten das Thema erraten, was auch immer gelang. Dies war eine nette kleine Aufgabe, die ich bestimmt mal im Unterricht einfließen lassen werde. Jeder der Teilnehmer hat ein Smartphone und Themen gibt es reichlich, die man für diese Übung nehmen kann.
Nach der Mittagspause ging es weiter mit Seppo, einem Onlinespiel, um Lernspiele zu kreieren. Unsere Trainer haben extra für uns ein Spiel kreiert, in welchem wir verschiedene andere Tools kennenlernen sollten, wie FlashCards, Video and Photos, Padlet, AR (Augmented Reality), Animaker, QR-Codes2, Simulators, HTC Vine und 360 Pics, VR (Virtuell Reality) und interactive pictures. Um dem Ganzen einen Wettbewerbscharakter zugeben, war das Spiel auf eine Stunde terminiert. Und natürlich lief nicht alles so, wie es sollte. Plötzlich war das Internet verschwunden oder man hatte das erzielte Zwischenergebnis nicht gespeichert und gesendet, also waren die erzielten Punkte verloren und man musste sich erneut einloggen. Dies klappte dann wiederum auch nicht, weil man sich nicht mehr an die genaue Schreibweise des Gruppennamens erinnerte – also wie im richtigen Leben. Dennoch hat es viel Spaß gemacht und man konnte in einige Tools hineinschnuppern.
Morgen geht es weiter, ich bin sehr gespannt.
Tag 6: Donnerstag
Zum Einstieg in einen weiteren arbeitsreichen Tag wurde uns zunächst das finnische Curriculum vorgestellt. 2014 wurden vom FNBE = Finnish National Board of Education die Richtlinien für ein neues Curriculum erstellt und allen Schulen verbindlich mitgeteilt. Zwei Jahre lang hatten die Lehrer Zeit, an einem für ihre Schule neuen Programm zu arbeiten, das für die nächsten 10 Jahre gültig sein wird. Eine Evaluation findet auch innerhalb der Schule statt.
„We can’t change our students, but we can change our teaching.“
Dieser Satz wurde immer wieder wiederholt, die Lehrer an dieser Berufsschule legen viel Wert darauf, dass dieser Satz beherzigt wird.
Dann lernten wir eine Grundschullehrerin kennen, die ab dem 1. Schultag Digi-Tools in ihrem Unterricht einsetzt. Sie stellte sie uns der Reihe nach vor, einige davon hatten wir bereits am Mittwoch beim Seppo-Spiel kennengelernt.
Gerade im Grundschulbereich oder wenn man Kindergruppen unterrichtet, kann man gut mit classdojo, storybird, bookcreator.com oder powtoon arbeiten.
Diese Tools waren für den größten Teil der Gruppe interessant, da Kollegen von Allgemeinbildenden Schulen an diesem Kurs teilnahmen. Nur die andere deutsche TNin kam von der Uni, wo sie Projekte, ähnlich dem Studienkolleg, organisiert. Ich war die einzige TNin von einer vhs.
Am Nachmittag ging es dann los mit Kahoot!. Um uns einzustimmen, waren wir selber Quizteilnehmer, was allen viel Spaß machte. Wir probierten zunächst ein Quiz und dann ein Jumble. Anschließend sollten wir selber ein Kahoot! erstellen – und mit unseren Kollegen ausprobieren. Super.
Dieses Tool werde ich auf jeden Fall in meinen Unterricht integrieren. Es eignet sich wunderbar als Einstieg/Warming up, Zusammenfassung oder auch als eine andere Art Test bzw. Testvorbereitung im Orientierungskurs. Der Phantasie sind dabei keinerlei Grenzen gesetzt. Es gibt auch viele Kahoot!s, auf die man zurückgreifen kann, doch Vorsicht ist geboten, es kann immer mal ein Fehler darin vorkommen. Man selber sollte sein eigenes Kahoot! auch gut prüfen, bevor man es in die Community stellte.
Da meine Kursteilnehmer im Integrationskurs sehr gerne spielen und gewinnen wollen, wird Kahoot! garantiert der Renner werden.
Tag 7: Freitag
Ich kann es fast gar nicht glauben: Heute ist unser letzter Schulungstag.
Wir wurden in zwei Gruppen eingeteilt, um unsere Präsentationen vorzubereiten. D. h. wir zeigten den anderen Kursteilnehmern die von uns kreierten Digi-Tools auf unserem interaktiven Bild und ließen sie natürlich dabei die Aufgaben lösen. Schnell entstand ein interessiertes Frage- und Antwort-Spiel. Warum hast du gerade dieses Motiv gewählt und warum dieses Icon? Wieso meinst du, dass dieses Video gut zu dieser Aufgabe passt?
Das Schöne an dieser gegenseitigen Präsentation war, dass wir auch mit den Kurskollegen etwas mehr ins Gespräch kamen, die nicht an unserem Gruppentisch mitgearbeitet haben, und so lernte man dann doch noch etwas mehr über den Gesprächspartner.
Kein Kurs ohne Feedback. Dazu wurden die Gruppen wieder neu gemischt und man sollte innerhalb dieser Gruppe sich zu drei Fragen austauschen und evtl. einen gemeinsamen Nenner finden.
- Ideas on how you will apply digimethods introduced this week to your own work.
- What can you do to promote digital learning and tools in your workplace?
- What were the inspirational moments for you in this week?
So unterschiedlich wir doch alle waren, bei der Beantwortung der Fragen und dem für die Trainer so wichtigen Feedback gab es einen einhelligen Grundtenor.
Alle wollen mit Kahoot!, FlashCards und H5P arbeiten, denn Übungen mit diesen Tools lassen sich relativ einfach erstellen, bringen Abwechslung in den Unterricht und informieren über den Leistungsstand.
Wir können diese Digi-Tools zu Hause unseren Kollegen zeigen und mit ihnen selbst mal üben/spielen.
Die großen Aha-Momente für jeden von uns waren, „when the digi tools really worked as hoped.“
Und dann kam der große Aha-Moment des Freitags. Ein Mitarbeiter von unserem Veranstalter war gekommen und überreichte uns unter großem Applaus die Zertifikate. Und damit war der Digi-Kurs dann leider vorbei.
Ich bin als digitales Greenhorn nach Helsinki gekommen und hatte keinerlei Ahnung, was auf mich zukommt. Bisher hatte ich noch keine digitalen Übungen im Unterricht eingeführt. Natürlich liegt das daran, dass ich all diese Plattformen gar nicht kannte, aber auch daran, dass wir an der vhs nicht jeden Kursteilnehmer eines Integrationskurses mit einem Tablet/Laptop ausstatten können bzw. unsere Kursteilnehmer solch ein Gerät in der Regel nicht besitzen. Sie sind zwar ziemlich fit in der Handhabung ihres Smartphones, aber nur mit solch einem Endgerät zu arbeiten, erscheint mir nicht so sinnvoll. Nichtsdestotrotz wollte ich die verschiedenen Lernplattformen, die das Internet anbietet, kennenlernen.
Im Gegensatz zu Deutschland verfügen die Schulen in Finnland über so viel finanzielle Unterstützung, dass jeder Schüler mit einem Chromebook ausgestattet werden kann und für keinerlei Lehrmittel bezahlen muss. Die Infrastruktur für schnelles Internet ist im ganzen Schulgebäude optimal (nur ausgesprochen selten kommt es zu kleinen Ausfällen). Und es gibt noch einen weiteren Grund, warum die Lehrer mit den verschiedenen Lehr- und Lernplattformen arbeiten: Für das Erlernen der finnischen Sprache gibt es laut Aussage unserer beiden Trainerinnen nur zwei Lehrwerke und kein weiteres Zusatzmaterial, das von den Verlagen zum Downloaden angeboten wird.
Da sind wir in Deutschland echt im Vorteil. Wie viele Übungen gibt es bei uns, die parallel zu den Büchern im Internet zur Verfügung stehen! Lückentexte, Zuordnungsaufgaben, Audioübungen und Videosequenzen, die mit kleinen Stopps versehen sind, hinter denen sich dann die Aufgaben befinden. Da kann man doch von einem wahren El Dorado bei uns sprechen. Dafür sind die finnischen Lehrer echt fit im Umgang mit all diesen Tools.
Aber nun habe auch ich gelernt, eine Drag & Drop-Übung, ein interaktives Video, ein Quiz oder ein Jumble (gut für Rechtschreibübungen) zu erstellen. Und ich sitze nicht mehr hilflos vor meinem Computer und frage mich, wie ich das denn bloß hinkriege.
Zum Schluss möchte ich noch das Endergebnis unseres Lernens zeigen. Auf dem ersten Foto sehen wir das Gruppen-ThingLink mit den verschiedenen Icons der Kursteilnehmer. Uns Mitgliedern des virtuellen Klassenzimmers ist es möglich, bei einem Klick auf das entsprechende Icon das interaktive Bild des Kollegen zu öffnen. Dort wiederum kann man durch Klicken auf Icons die einzelnen Übungen/Aufgaben ansehen.
Und hier ist mein interaktives Bild.
Ich habe viel gelernt, habe neue Erfahrungen gemacht und tolle Menschen getroffen.
Tag 8: Samstag
Wie am ersten Tag gab es heute auch noch mal einen kleinen kulturellen Exkurs von Seiten des Veranstalters. Und wieder zum Thema Design.
Mit der Metro ging es zur neuen Aalto-Universität, wo wir die Bibliothek besichtigen konnten. Diese Universität, benannt nach ihrem Architekten Alvar Aalto, liegt im Vorort Espoo und ist ein Zusammenschluss der Technischen Universität Helsinki, der Handelshochschule Helsinki und der Kunsthochschule Helsinki.
Die Bibliothek, das Harald Herlin Learning Centre, wurde 2015 nach den Wünschen der Mitarbeiter und der Studierenden renoviert und nach einem der größten Geldgeber benannt.
Nach einem netten kleinen Empfang im Foyer führte man uns durch die Lesesäle mit den dazu gehörenden Arbeitsplätzen und Nischen. Im Bestand sind ca. 300.000 Printmedien und 400.0000 Bücher in digitaler Form. Viele Arbeitsplätze haben einen integrierten PC.
Nach ca. 1 ½ Stunden war die kleine Führung beendet und damit auch das Programm von Euneos.
Da ich noch etwas Zeit hatte, bin ich in die Stadt zurückgefahren und habe mir die alte Nationalbibliothek angesehen. Das war architektonisch das komplette Kontrastprogramm: altehrwürdige Mauern, von Carl Ludwig Engel 1840-1846 erbaut, wunderschöne Säulen, Deckengemälde und eine atemberaubende Rotunde.
Damit ist meine interessante Helsinkiwoche viel zu schnell zu Ende gegangen.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich an diesem Programm teilnehmen durfte und Neues entdecken konnte.