von V. H.
Sonntag: 12.05.2019
Gleich am Tag der Ankunft habe ich zwei finnische Lehrerinnen getroffen. Die Gespräche haben meine eigenen Erinnerungen als Finnin und meine Gedanken an das Bildungssystem bestätigt. Die Lernenden werden als Individuum behandelt. Sie haben die Möglichkeit, für sich persönlich geeignete Lernmethoden auszusuchen.
Digitales Lernen fordert viel mehr als nur das Herunterladen der Apps. Die Lehrer bereiten die Arbeit zielgerichtet und sorgsam vor. So dass sich das Lernen vom langsamen zum schnellen Lernen bewegt. Das digitale Lernen wird mit haptischen Möglichkeiten ohne die klassischen Lehrbücher zu vergessen, ergänzt. Der Lerner entscheidet mit der Begleitung des Lehrers, mit welchem Material er lernen möchte. Meine erste Frage war, wie leise die Klassen sind. Darauf konnte Heini Syyrilä, vielleicht eine der Spitzenexpertinnen des digitalen und haptischen Lernens, lächelnd antworten, dass nur die Phase der Aufgabenerklärung ruhig sei, ansonsten werde aktiv ausgetauscht und diskutiert. Die Lernatmosphäre sei entspannt und positiv.
Sie betonte aber auch, dass kein digitales Programm ohne das Wiederholen der mündlichen und schriftlichen Fertigkeiten Erfolg bringe.
Nach den ersten inspirierenden Erfahrungen durften wir am Tag des Zusammenkommens der bunten Gruppe, gleich vielleicht eine der spannendsten Innovationen des Landes, die neue Bibliothek „Oodi“ , besichtigen. Es ist Sonntag und wir befinden uns in der Mitte von vielen Menschen, die diesen Bildungsort als eine Art erweitertes Wohnzimmer, Kinderzimmer oder auch als Arbeitszimmer benutzen. Von Eile oder Angespanntheit ist nichts zu spüren. Es ist kaum zu glauben, aber die Bücherregale sind nur schlicht mit Büchern befüllt. Das hängt nicht damit zusammen, dass der Staat die Finanzierung verkürzt hätte, sondern die Finnen waren und sind noch heute aktive Benutzer ihrer Bibliotheken. Das Wort Bibliothek erlebt, aber eine Erweiterung an diesem Ort. Zahlreiche Leseecken und -ebenen laden die Besucher zum Verweilen ein. Erweitert wird das Angebot durch die Möglichkeiten des digitalen Lernens allein, zu zweit oder in größeren Gruppen. Am meisten fällt mir auf, dass das Publikum aus unterschiedlichen Schichten und Herkunftsländern stammt. Jeder scheint diese fast grenzlosen Möglichkeiten zu genießen. Eine ungewöhnlich, aber vor allem sehr weitblickende Variante des Handwerks ist das Angebot, die 3-D-Drucker nutzen zu können, was diesen Ort noch beeindruckender erscheinen lässt. Mit diesen Eindrücken kann ich nur auf die weiteren Tage gespannt sein.
Montag: 13.05.2019
Der Tag begann mit den Besichtigungen in den Werkstätten der Schule. In dem anschließenden Vortrag über das finnische Bildungssystem von Pia Hakkari, haben wir sehr konkret erfahren, worauf es in der finnischen Schule ankommt.
Der Schulalltag basiert auf das gegenseitige Vertrauen, damit ist nicht nur die Interaktion zwischen Lehrern und Schülern gemeint, sondern auch die Eltern werden in den Schulalltag einbezogen. Am Anfang des Schuljahres erhält jeder Schüler einen eigenen Lernplan, der nach Bedarf eventueller Fördermaßnahmen auch ergänzt wird. Inzwischen dürfen Lehrer entscheiden, welche Fördermittel die einzelnen Schüler benötigen.
Es werden auch keine Sprachtests mehr bei den Schülern durchgeführt. Entscheidend ist, dass der Fachlehrer mit einem Sprachlehrer eng kooperiert. Der Unterricht besteht aus einer Kombination von Sprachförderung und fachlichen Fähigkeiten. Die berufliche Bildung nutzt auch eine Großzahl der Erwachsenen. Das Sprachniveau kann durchaus auf dem Niveau A1-A2 sein. Die Aufgaben werden am Anfang des Tages so vorgelegt, dass der Lernende für sich geeignete Aufgaben suchen darf. Auch wie sie lernen, ist den Lernenden überlassen.
Eine der wichtigsten Botschaften des Tages war: „Die Zeitspanne des Lernens ist nicht wichtig, sondern die Fähigkeiten, die vermittelt werden und wir können die Schüler nicht ändern, aber unseren Unterricht.“ Viele der Migranten bringen schon einen Beruf mit sich. Den Beruf können sie oft weiterhin ausüben, sie werden in der Regel einen verkürzten Lehrgang absolvieren und so als Arbeitskraft für den Arbeitsmarkt vorbereitet. Da die Sprachkenntnisse oft am Anfang sehr gering sind oder das benötigte Fachvokabular fehlt, werden sie sehr praxisnah unterrichtet. In diesem Zusammenhang sind gerade digitale Medien eine enorme Hilfe. Die Schüler machen zweimal ein Praktikum. In den Praktikumsberichten entfernt man sich langsam vom reinen Schreiben. Die Berichte dürfen mit Bildern und Videos ergänzt werden. So wird es viel lebendiger für die Schüler und das unterstützt den Lernprozess.
Wie die digitalen Medien eingesetzt werden, haben wir konkret im zweiten Teil des Tages erfahren. Piccollage haben wir eher überflogen, da es sich bei dieser App um ein einfaches Bildbearbeitungsprogramm handelt. Die ersten tieferen Eindrücke konnten wir bei H5P, einem interaktiven Videoprogramm, gewinnen.
Mit der ThingLink-App haben wir die ersten Übungen für unsere eigenen Schüler vorbereiten können. Diese App ermöglicht Bilder mit Stimme und Text zu verbinden. Das hat den Vorteil, dass man den themenspezifischen Unterricht mit einem Fachlehrer vorbereiten kann oder sie ist auch für den allgemeinen Sprachunterricht hervorragend geeignet ist. Durch Fotocollagen wird der gewünschte Lehrstoff konkretisiert.
Als letztes haben wir noch das Padlet-Onlinetool kennengelernt, das die Lernenden prima zusammen mit dem Lehrer benutzen können.
Mit diesen vielfältigen Eindrücken beendeten wir den ersten Lerntag.
Dienstag: 14.05.2019
Der Tag begann mit einem lustigen Aufrufen der Namen. Wir hatten uns durch eine App in eine Icon-Figur verwandelt. Das war durch die App teach.dassdojo.com möglich. Diese App eignet sich gut für Grundschüler, aber auch für Erwachsene. Diese App können wir kostenlos herunterladen. Karoliina Mutanen aus Vantaa, hat den Tag mit einem spannenden Spiel begonnen, in dem wir uns noch näher kennenlernen konnten.
Ihre wichtige Botschaft für uns war, dass alle Lehrer Vermittler der Sprache sind. Scaffolding ist eine der wichtigsten Stichwörter, wenn wir Sprachen lernen. Wir bauen schrittweise unseren Lernprozess auf. Um diese Schritte aufzubauen, benötigen wir die Vielfalt der Tools, die wir heute teilweise digital ausprobieren.
Wir müssen uns es auch bewusst machen, um ein akademisches Sprachniveau zu erreichen, braucht der Lernende etwa 5 bis 7 Jahre. In diesem Zusammenhang hat Karoliina uns ein Motto mitgeben:“Good“ news = TIME – All you Need is Time!
Um arbeiten zu können, müssen wir den Schülern vorstellen, was wir an dem Tag vorhaben. Zweitens sollen wir die Inhalte vereinfachen. An dritter Stelle kommt die Wortschatzarbeit durch Visualisierung, Körpersprache oder auch Übersetzung. Zu den Themen können wir Plakate vorbereiten, die wir im Klassenraum aufhängen. Außerdem sollen wir langsam und mit einer vereinfachten Sprache sprechen. Alles was wir sehen, sollten wir auch schriftlich sichtbar machen. Die Reflexion des Unterrichts wird die Einheit beenden. Als Hausaufgabe ist es sinnvoll etwas zu den Hauptthemen zu zeichnen oder eine kleine Zusammenfassung zu schreiben.
Die Lernenden, die in der Freizeit aktiv bleiben, Hobbys haben, lernen die Sprache deutlich schneller. Sie sollten ermutigt werden Deutsch in der Freizeit zu nutzen. Geeignete Quellen sind YouTube, Fernsehen, Musik oder auch Radiosendungen.
Die App ClassDojo.com verbindet die Schüler, Lehrer und die Eltern, diese App könnte man eine Art Intranet nennen. Die Schüler erscheinen nur mit dem Vornamen und bekommen nur ihr eigenes Profil zu sehen, das gilt ebenfalls für die Eltern. Der Vorteil ist, dass die Kommunikation zwischen der Schule und den Eltern transparenter wird. Die Eltern sind beteiligt und wissen, wie die Fortschritte des eigenen Kindes sind. Die Kinder können wiederum das eigene Profil verändern.
Der Lehrer benutzt ein eigenes Konto mit einer Übersicht der Klasse. Diese Übersichten können individualisiert werden. Also gelingt das Klassen-Management mit einfachen und übersichtlichen Schritten.
Quizlet.com erleichtert die Wortschatzarbeit, in dem der Lehrer den Wortschatz bildlich und schriftlich vorbereiten kann. Der Lernende geht über die virtuellen Karteikarten, spielerischen Übungen bis zu einer spannenden Gruppenarbeit. Auch schwierigerer Wortschatz wird deutlich schneller verinnerlicht.
Am Ende des Tages haben wir noch unterschiedliche Google Tools kennengelernt. Diese Tools können für Präsentationen, Quiz, Tests oder auch verschiedene Animationen genutzt werden.
Mittwoch: 15.05.2019
Heute durften wir ein interaktives Programm austesten, in dem wir schon vorher überlegt hatten, welches Video sich gut für unseren Unterricht eignen würde. Es stellte sich sehr schnell heraus, dass die Möglichkeiten fast grenzenlos sind. Über www.h5.org ist es möglich selbstkreierte Videos oder auch kurze YouTube-Videos für den Unterricht anzupassen. Jedes Video lässt sich für den jeweiligen Sprachbedarf modifizieren. Diese App eignet sich auch gut für andere Fächer wie Geschichte oder Geografie. Gerade auch auf dem höheren Niveau könnten schwierige Definitionen oder auch Begriffe kinderleicht eingeprägt werden. Im Sprachunterricht kann man vom Grundschulniveau an mit tollen Animationen den Unterricht bereichern.
Nachdem wir diese vielfältigen Aufgaben erledigt und ausgiebig getestet hatten, haben wir unsere Ergebnisse auf die gemeinsame Padlet-Plattform kopiert. So hatten wir noch die Möglichkeit voneinander zu lernen.
Da wir zum Glück ein wenig Zeit hatten, konnten wir die zusätzlichen Funktionen dieser App in aller Ruhe ausprobieren. Es ist unglaublich, wie viel Neues man lernen kann. Das schöne ist, dass man in der Digiwelt nie auslernt. Wie unsere Dozentinnen mehrmals betont haben, braucht man nur Ruhe und viel Geduld beim Entdecken der neuen Möglichkeiten.
Mit Kahoot.it konnten wir selbst austesten wie die Wortschatzarbeit auch wirklich Spaß machen kann. Spielerisch lernt man in Gruppen, in Partnerarbeit oder allein den neuesten Wortschatz. Durch eine Art Karteikarten kann man sein Wissen überprüfen. Diese App kann auch als Vokabeltest dienen. Allerdings ist es sinnvoller die falschen Antworten noch einmal zu wiederholen. So entsteht auch eine positive Lernsituation. Auch durch das positive Bestärken motiviert man die Erwachsenen. In dieser Hinsicht unterscheiden wir uns nicht von den Kindern.
Das Erstellen der Lernkarteien dauert nicht lange und die Bedienung dieser App ist relativ leicht auch, wenn man wenig Erfahrung mit digitalen Medien hat.
Donnerstag: 16.05.2019
Heute werden wir vor allem eigene Inhalte kreieren und analysieren. Als erstes haben wir mit flipgrid.com ein Video gedreht. Wir sollten mit einem kurzen Videoclip vorstellen, wie man mit Bildern oder Videos Sprachen lernt. Anschließend schickten wir diese Kurzfilme auf eine gemeinsame Plattform. Diese erschienen auf dem großen Bildschirm in der Klasse. Wir hatten auch die Möglichkeit von unseren Tablets jedes einzelne Video der anderen anzusehen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das Drehen den Schülern viel Spaß macht, denn auch die Lehrer waren wirklich begeistert.
Die Dozentin erklärt uns, wie sie in ihrer Klasse flipgrid eingesetzt hat. In der Schule gab es eine Themenwoche zum Thema „Lesen“. Die Kinder lasen über 200 kleine Bücher. Anschließend haben die Schüler kleine Buchvorstellungen mit Hilfe von flipgrid erstellt. Auch die schüchternen Schüler werden so ermutigt zu sprechen. Möchte jemand nicht gesehen werden, kann er auch Handpuppen als Videofigur benutzen.
In meinem Beispiel habe ich den Berufsschülern eine Aufgabe gestellt. Unter dem folgenden Link finden Sie eine Möglichkeit einen Praktikumsbericht zusammenzustellen: https://flipgrid.com/06c1255a
Vor dem Mittagessen begannen wir unsere Gruppenarbeit mit der App Adobe Spark Video. Unsere Aufgabe war es drei kurze Videos zu drehen und fünf Fotos zu machen. Mit diesen Materialien haben wir die Frage, wie das finnische Ausbildungssystem ist, beantworten können. Diese App eignet sich sehr gut für Schüler, die schon die ersten Erfahrungen mit Filmen gemacht haben.
Da der Schultag durchaus anstrengend ist, verwenden viele Schulen GoNoodle.com. Nach einer kurzen Entspannungsübung sind die Schüler wieder fit für die nächsten Übungen. Es funktioniert, denn unsere Gruppe war ebenfalls nach dieser Entspannung mit Begeisterung dabei.
Anschließend erfahren wir die Vorteile des Programms Bookcreator. Mit der App kann man relativ schnell und übersichtlich ein Album erstellen, eine Geschichte erzählen oder für Berufsschüler könnte sie als Notizbuch dienen z. B. bei einem Praktikum. So wird die Erstellung des Praktikumsberichtes viel mehr Spaß machen, außerdem ist es auch für den Lehrer viel angenehmer zu lesen.
Freitag: 17.05.2019
Den 6. und letzten offiziellen Fortbildungstag verbrachten wir am Campus des Vantaa Vocational Collages Varia Aviapolis.
Anssi Salmi führte uns am Anfang des Tages in die Kfz-Werkstatt. Die Schule verfügt über ca. 30 unterschiedliche Fahrzeuge, von alten noch technisch einfacheren Wagen bis zu LKWs und Flugzeuge, die wir auch anschließend in der Flugzeughalle besichtigen durften. Es ist schon beeindruckend, dass überall in der Schule eine angenehme Lernatmosphäre herrscht. Die Zusammenarbeit zwischen den Lehrern und Schülern ist entspannt und der Umgang erscheint untereinander sehr freundlich zu sein. Diese Einheit hat ca. 500 Schüler.
Pia Kovalainen und Sanna Karayilan bringen fast schon künstlerische Effekte in das Lernen ein. Sie finden, dass abwechslungsreiche Lernorte auch beim Kennenlernen einer neuen Umgebung sehr nützlich sind. Diese Gedanken konnten sie uns auch überzeugend präsentieren, denn sie zeigten uns, wie man die Kamera einfallsreich im Unterricht einsetzen kann.
Die beiden Lehrerinnen begannen mit einem Projekt draußen. Die Gruppe ihrer Migrant*innen fuhr zu einer bekannten Insel, in der sich eine ehemalige Festung von Helsinki „Suomenlinn“ befindet. Zu diesem Projekt konnten sie von der Schule professionelle Kameras ausleihen.
Die Schüler, die noch ein sehr niedriges Sprachniveau hatten, konnten auf diese Weise die neue Umgebung erforschen und für sich entdecken. Dadurch entstanden auch die ersten Gespräche mit den Finnen, die wiederum neugierig nachgefragt haben, warum so viele Fotographen auf der Insel unterwegs seien.
Weiterhin haben sie ein Projekt gestartet in dem sie das Thema „Bild und Grammatik“, behandeln. Die Schüler bereiten Fotoserien z. B. aus den Werkstätten vor, aus den Serien wurde auch anschließend eine Ausstellung konstruiert. Die Bilder wurden vergrößert und an den Wänden der Schule aufgehängt. Nach der Ausstellung durften die Schüler diese Bilder mit nach Hause nehmen. Interessant fand ich auch in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit mit einer Hochschule. Die wiederum eine Erweiterung des technischen Equipments ermöglicht. Für die beiden war ganz klar, dass die Lernenden durch diese Projekte sehr schnell und natürlich mit der Sprache und der alltäglichen Umgebung konfrontiert werden. Die Lernautonomie und die methodischen Fähigkeiten werden fast unbemerkt, aber nachhaltig gefördert.
Pia hat mit ihren Schülern eine WhatsApp Gruppe gebildet. In diese schicken die Lernenden Bilder, kurze Videos zu einem bestimmten Thema, das sie z. B. als Hausaufgabe oder Unterrichtsthema hatten.
Wir sollten auch ein Video mit unserem Smartphone drehen, in dem wir ein Wort nach unserer Wahl präsentieren sollten. Unsere Gruppe hat das Wort „neugierig“ für sich ausgesucht. Das Video sollte 15 Sekunden lang sein. Für die Erledigung der Aufgabe hatten wir 20 Minuten Zeit. Der Vorteil dieser Aufgabe ist, dass sie fast überall umgesetzt werden kann. Die Lernenden müssen miteinander planen und sich abstimmen, außerdem macht es auch einen riesigen Spaß. In der Pädagogik kennen wir den Namen Camera-pen-pedagogy, der für diese Art der Aufgaben benutzt wird.
Im zweiten Teil schulten uns Anssi Salmi mit Anna Kapanen mit dem Umgang der virtuellen Welt inklusive der VR-Brille. Diesen Themenbereich erkundeten wir mit der App Seppo.io. In Gruppen hatten wir eine Karte zur Verfügung, in der unsere Stationen in der Schule markiert waren. In der ersten Station testeten wir die viel erwartete virtuelle Brille. Es war beeindruckend sich in eine Werkstatt zu versetzen und sich gefühlt dort zu bewegen. Da die Kfz Schüler kostenfrei den Führerschein in der Schule machen dürfen, gibt es einen Raum mit verschiedenen Simulatoren, die wir austesteten. Zugegeben, die geborene LKW-Fahrerin bin ich auch nicht. Nach 50 Metern hätte ich schon 940 Euro Strafe zahlen müssen, da musste Anssi auch etwas schmunzeln.
In den fünf Tagen in der Schule haben wir eine unglaubliche Menge zur Didaktik und den Methoden mit den digitalen Medien gelernt. Zu Hause muss man diese Stück für Stück einführen. Gerade für die Binnendifferenzierung kann ich auch jetzt je nach meinem Bedarf verschiedene Apps und Tools einsetzen. Sicherlich gibt es heute noch Diskussionen, wie und wer sie im Unterricht benutzen möchte, aber im Jahre 2019 sind diese Methoden nicht mehr vom Unterricht wegzudenken. Zu gerne möchte ich, mein Wissen meinen Kollegen weitergeben und mein eigenes Wissen erweitern. Es hat mich sehr beruhigt, dass unsere Dozentinnen uns auch nach der Fortbildung gesagt haben, dass sie selbst während der Schulung neue Features der App entdeckt haben, obwohl sie diese oft verwenden. Fazit: Wir lernen nie aus!
Samstag: 18.05.2019
Nachdem uns auch noch der Sommer ab Donnerstag in Helsinki begrüßt hatte, konnten wir unser Glück mit dieser extrem inspirierenden Schulung nicht fassen. Jenni und Ilpo, die uns auch die Woche durch begleitet haben, präsentierten uns noch einen Standort der Innovation und Entdeckung.
Wir hatten uns mit der restlichen Gruppe, die noch vor Ort war, für 10 Uhr verabredet. Heureka, das Zentrum zum Entdecken und Erforschen, liegt in Vantaa und lädt die Gäste zum selbstständigen Ausprobieren z. B. der eigenen Hirnfunktion oder physikalischen Elementen ein. Wir verbrachten noch die letzten zwei Stunden vor der Abreise dort, um uns auch miteinander auszutauschen. Mit Jenni und Ilpo haben wir über das Bildungssystem Finnlands gesprochen und unsere Eindrücke der vergangenen Woche Revue passieren lassen. Wir waren uns einig, dass in Finnland Schüler viel mehr als Individuen betrachtet und dementsprechend gefördert werden. Wir als Vermittler des Lernprozesses können die Stärken unserer Lernenden fördern und unterstützen.
Diese zahlreichen Möglichkeiten der digitalen Medien können wir als ein festes Standbein unseres Unterrichts einbauen. In den kommenden Wochen sehe ich mich noch beim Austesten der Apps. Also mit Geduld und Ruhe, wie die Finnen es betonten, erreichen wir die besten Ergebnisse. Ich möchte auch als Multiplikator der neuen Medien Lehrkräften und Dozenten bei der Entdeckung der neuen Wege oder damit verbundenen Ängsten helfen.