Sustainability and Environment in Education

31.7.-5.8. 2023 in Dublin, Irland

von R.L.

Sonntag, 30.07.2023 – Anreisetag

Mein Flug nach Dublin startet um 10 Uhr in Hamburg. Der Flughafen ist nicht so voll, wie ich befürchtet habe, die Sicherheitskontrollen bringe ich schnell hinter mich und habe vor dem zweistündigen Direktflug noch Zeit für einen Kaffee. Wir kommen pünktlich um kurz nach 11 Uhr in Dublin an, es gibt eine Zeitverschiebung von einer Stunde.
Man kann über die Atlas School, bei der ich den Kurs besuche, Zimmer in einer schuleigenen Residence buchen. Da ich mich eher kurzfristig für diesen Kurs angemeldet hatte, gab es aber nur noch Zimmer ohne eigenes Bad, daher entschied ich mich für eine andere Unterkunft. Ich habe ein Zimmer im Studentenwohnheim des Trinity College gebucht. Bei der Ankunft bin ich überrascht, dass die Zimmer im Vergleich zu anderen Wohnheimzimmern, die ich auf den Britischen Inseln gesehen habe, recht komfortabel sind. Allerdings sind sie auch teuer – wie alles in Dublin. Die Lebenshaltungskosten in dieser Stadt sind sehr hoch.
Ich lasse mein Gepäck im Zimmer und erkunde den Weg zur Atlas Language School, laut Google sind es 2,4 km. Unterwegs sehe ich viele Dublinbikes, ein Radleihsystem vergleichbar mit unseren Stadträdern. Zurück im Zimmer öffne ich einen Account bei Dublinbikes und lade mir die App herunter, ich werde mit dem Rad zum Kursort fahren.


Montag, 31. Juli 2023

Das Programm beginnt um 9 Uhr, wir sollen zur Einführung zehn Minuten vorher da sein. Ich habe in der Nähe meines Zimmers eine Fahrradstation gefunden und mache mich auf den Weg. Mit dem Linksverkehr kann ich mich anfreunden aber den Verkehr der Stadt empfinde ich insgesamt als recht chaotisch und anstrengend. Dubliner Fußgänger halten beispielsweise grundsätzlich nicht an roten Ampeln, wer anhält, wird sofort als Tourist identifiziert.
Die Atlas Language School liegt in Portobello, einer sehr beliebten Wohngegend, direkt am Old Canal. Es ist ein altes, schönes Gebäude. In der Eingangshalle drängen sich Teilnehmende aus zwei Erasmus+ Lehrerprogrammen und unzählige Schüler im Teenageralter aus allgemeinen Sprachkursen, die auch heute starten. Kurz darauf sind alle auf ihre Gruppen verteilt, ich gehe mit neun weiteren Teilnehmenden und unserer Kursleiterin Ali O´Brien in unseren Raum.
In meiner Gruppe sind zwei Lehrerinnen aus der Slowakei, eine aus Polen, eine aus Ungarn, vier aus Italien und ein Lehrer aus Spanien. Sie unterrichten alle an weiterführenden Schulen. Vier von ihnen sind Englischlehrerinnen, die anderen unterrichten Geografie, Geschichte, Architektur und technische bzw. naturwissenschaftliche Fächer. Unterrichtssprache ist Englisch. Die Sprachkenntnisse der Teilnehmenden sind sehr unterschiedlich, man kann sich aber mit allen gut austauschen. Einige von ihnen werden zwei Wochen bleiben, die meisten sind wie ich nur für eine Woche da.
Ali ist eine erfahrene Lehrerin, sie kommt ursprünglich aus Belfast, lebt jetzt aber in Dublin. Wir werden im Unterricht Google Classroom benutzen, Ali versucht, auf Papier zu verzichten. Der Raum ist mit einem Smartboard ausgestattet, wir sind vorher alle gebeten worden, ein Tablet oder einen Laptop mitzubringen.
Zu Beginn interviewen wir alle unsere Sitznachbarn und stellen sie kurz vor, dann beginnt das Programm. Jeder Kurstag ist in zwei Vormittagslernblöcke aufgeteilt, nachmittags gibt es Angebote, bei denen die Teilnahme freiwillig ist.
Erstes Vormittagsthema ist „Sustainability in the ELT Classroom“.
Wir versuchen, den Begriff genauer zu definieren, stellen Fragen dazu. Fotos mit einfachen Gegenständen, z.B. verschiedenfarbige Buntstifte werden genutzt, um Diskussionsstarter zum Thema Nachhaltigkeit zu finden. Wir überlegen, wie man deklaratives, prozedurales und konditionales Wissen der Lernenden durch gezieltes Fragen abrufen kann. Wir sprechen auch sehr ausführlich über die 17 UN Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs).

Im zweiten Unterrichtsblock geht es um Dublin: Parks, Plätze, öffentlicher Raum – Wer hat Zugang zu welchen Anlagen? In Dublin waren traditionell die meisten Parks verschlossen und nur für die privilegierte Gruppe der „Schlüsselinhaber“ nutzbar. Einer der kleinen Parks ist immer noch für die Öffentlichkeit gesperrt. In Gruppen wählen wir je einen Park aus und sammeln Informationen über Geschichte, Besonderheiten, mögliche Aktivitäten etc.
Nachmittags treffen wir uns zu einem Stadtrundgang. Der Stadtrundgang ist ein kursübergreifendes Angebot, es gibt sehr viele Teilnehmende. Ich beende ihn zusammen mit einigen anderen aus meiner Gruppe in einem Pub.

Lernergebnis Tag 1:
– Wiederholung von Begrifflichkeiten
– Besprechung der SDGs
– Einblicke in die Struktur der Grünanlagen in Dublin, Austausch mit
anderen Teilnehmenden über die Situation in ihren Herkunftsländern

Dienstag, 1. August 2023

Heute probiere ich einen anderen Weg mit dem Fahrrad zur Schule. Ich fahre am Old Canal entlang, hier sind trotz regnerischen Wetters viele Radfahrer unterwegs. Es ist ein schöner Weg.

Erstes Vormittagsthema: „Alternative Approaches to Lesson Design. Project-Based Learning”
Wir überlegen, wie man Projekte im Unterricht umsetzen kann. Einzelne mögliche Stationen einer einwöchigen Projektidee werden durchgespielt. Wir diskutieren ein Bewertungsschema für die Ergebnisse von Projektarbeit.

Zweiter Unterrichtsblock: A Green Analysis
In Kleingruppen wählen wir ein Thema in der Sprachschule oder der direkten Umgebung, um es auf Nachhaltigkeit zu untersuchen.
Thema meiner Gruppe sind die Dublinbikes. Direkt neben der Schule ist eine Station. Wir sehen uns an, wie das System funktioniert, welche Bereiche der Stadt abgedeckt sind, wie die Anbindung an andere öffentliche Verkehrsmittel funktioniert. Anschließend interviewen wir einige Nutzer der Dublinbikes und fragen unter anderem, ob sie die Räder ganzjährig nutzen, ob es für sie ein Ersatz für das Auto ist etc. Wir machen kurze Videos mit den Interviews.

Die anderen Gruppen haben die Sprachschule und das Café der Sprachschule als Themen ausgewählt. Anschließend präsentieren wir alle unsere Green Analysis.

Nachmittags besuchen wir das Trinity College mit dem Long Room und dem Book of Kelts. Der Long Room ist eine beeindruckende alte Bibliothek. Im Moment sind leider die Bücher wegen Renovierungsarbeiten nicht im Raum. Ich gehe danach noch in die National Gallery, die sich direkt neben dem Campus befindet.

Lernergebnis Tag 2:
– Wir haben mögliche Abläufe für Projektarbeit kennengelernt.
– Wir haben selbst ein Mikroprojekt durchgeführt, was man in ähnlicher
Weise auch zu Hause in Kursen umsetzen könnte.

Mittwoch, 2. August 2023

Im ersten Unterrichtsblock am Vormittag besucht uns Aishling. Sie ist eine junge Geographielehrerin aus Dublin. Aishling stellt uns Projekte vor, die an ihrer (Regel-)Schule zum Thema Nachhaltigkeit umgesetzt werden und erzählt uns, wie Nachhaltigkeit in den Schulalltag integriert wird. Anschließend steht sie für Fragen zur Verfügung. Es folgt ein lebhafter Austausch über die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen in den verschiedenen Ländern.
Das zweite Thema dieses Vormittags ist Irland und der Brexit.
Wir reden über die irische Grenze. Ali zeigt uns einige interessante interaktive Seiten, die man in Kursen nutzen kann, um Vokabular zu dem Thema zu visualisieren.

Nachmittags besuchen wir das GPO Museum (GPO General Post Office). Das GPO Museum ist ein recht neues Museum, in dem irische Geschichte interaktiv präsentiert wird.

Lernergebnis Tag 3:
– Einblicke in den irischen Schulalltag
– Informationen zur Bedeutung des Brexits für die irische Grenze
– Interessante interaktive Seiten zur Nutzung in Kursen

Donnerstag, 3. August 2023

Am Donnerstag geht es noch einmal um irische Geschichte.
Ali spielt mit uns eine mögliche Unterrichtseinheit durch. Wir sammeln unser Wissen zur irischen Geschichte und tauschen uns mit unseren Nachbarn aus. Dann sehen wir ein Video. Wir ordnen Begriffe zu und diskutieren Fragen in Kleingruppen.
Das zweite Thema ist Gentrifikation.
Dublin ist wie viele andere europäische Großstädte von Gentrifikation betroffen. Besonders stark leiden die Menschen in dem Stadtviertel „Liberties“ darunter. Wir klären, was Gentrifikation ist, welche Auswirkungen es gibt etc. Im Anschluss sehen wir ein Video, in dem gezeigt wird, wie eine Gruppe von Ladenbesitzern in den Liberties versucht, mit dem Problem umzugehen und die neu zugezogenen Bevölkerungsgruppen zu bewegen, lokal zu konsumieren.
Am Nachmittag machen wir einen geführten Spaziergang durch die Liberties und haben Gelegenheit, mit Anwohnern über das Thema Gentrifizierung und lokalen Konsum zu sprechen. Zum Schluss gehen wir alle in ein Pub.

Lernergebnis Tag 4:
– Anregungen, wie man eine Unterrichtseinheit zu irischer Geschichte gestalten könnte
– Wissen über Gentrifizierung in Dublin

Freitag, 4. August 2023

Der letzte Kurstag – die Woche ist wie im Flug vorbeigegangen. Heute ist Aishling wieder unsere Kursleiterin, Thema sind Nahrungsmittel. Wir sprechen über die Auswirkungen der Nahrungsmittelproduktion auf die Umwelt. Nahrungsmittelsicherheit und Abfall. Mit Nahrungsmittelsicherheit (food security) ist hier das zweite UN SDG „Kein Hunger“ gemeint. Zum Start zeigt uns Aishling einen kurzen Film über den ökologischen Fußabdruck eines Cheeseburgers. Weitere Punkte, über die wir sprechen sind food security und Lebensmitteltafeln.

Nach einer gemeinsamen Reflektion des Kurses und dessen, was wir mitnehmen, gehen wir alle gemeinsam in das Schulcafé. Zum Abschluss kann sich hier jeder nach Anleitung einen Irish Coffee machen, den wir dann gemeinsam trinken.
Am Nachmittag gibt es kein Programm. Ich nutze ihn zu einem ausführlichen Spaziergang durch die Stadt.

Lernergebnis Tag 5:
– Besseres Wissen über den ökologischen Fußabdruck von Nahrungsmitteln
– Interessante Ansätze um Food sustainability in Kursen zu thematisieren.
– …. jetzt weiß ich, wie man einen echten Irish Coffee macht.

Samstag, 5. August 2023

Ich sehe mir einige Museen und Bibliotheken in Dublin an. Als erstes gehe ich in die Chester Beatty Library, die eigentlich ein Museum ist. Hier werden Manuskripte, Alte Bücher und Buchillustrationen aus Europa, dem Mittleren Osten, Nord Afrika und Asien gezeigt. Danach mache ich einen kurzen Spaziergang zur St. Patrick´s Cathedral. Da es gerade nicht regnet, mache ich eine Pause in dem kleinen Park vor der Kathedrale. Weiter geht es zu Marsh´s Library. Etwas versteckt hinter der Kathedrale liegt diese Bibliothek aus dem 18. Jahrhundert, die seitdem nicht verändert wurde. Ich gehe früh ins Zimmer, für den Rückflug um 6.30 Uhr werde ich früh aufstehen müssen.

Sonntag, 6. August 2023 – Abreisetag

Der Wecker klingelt um halb drei. Die Mitarbeiter an der Rezeption haben mir für kurz nach drei ein Taxi bestellt und gesagt, wenn sie es bei der Security ankündigen, könne es auf den Campus fahren – ich bin gespannt, ob das funktioniert. Meine Skepsis war nicht unberechtigt, der Taxifahrer ruft mich an und sagt, alle Tore seien verschlossen. Bis ich am Tor bin, ist er schon weg. Erfreulicherweise ist auf den Straßen hier im Stadtzentrum auch um diese Uhrzeit sehr viel Leben und es ist kein Problem, ein anderes Taxi zu finden, was mich zum Flughafen fährt. Der Flughafen in Dublin ist groß und er ist auch morgens um vier sehr belebt. Es war gut, viel Zeit für die Sicherheitskontrollen einzuplanen.

Es war eine tolle Woche hier in Dublin, ich habe viel gelernt und gesehen. Besonders gut gefallen hat mir aber der Austausch mit Kollegen und Kolleginnen aus anderen europäischen Ländern. Wir haben uns näher kennengelernt und bleiben hoffentlich in Kontakt. Auch bei Themen, die politisch nicht unumstritten sind, haben wir gemerkt, dass wir gut miteinander reden konnten und unsere Einstellungen oft sehr ähnlich waren. Durch die Woche habe ich viele neue Ideen auch für meine Unterrichtsgestaltung bekommen.

Vielen Dank, dass ich an dem Projekt teilnehmen durfte!