Hospitation zu BNE an der vhs Wien, Österreich

von B. Roggenbach

Erasmus Mobilität in der VHS Wien oder WIEN HAT MUT

23.-27. September 2024

Das Abenteuer für meine Hospitation in der VHS Wien begann schon einige Tage vorher. Sintflutartige Regenfälle am Wochenende davor hatten für starke Beeinträchtigungen in der Stadt als auch in der Umgebung geführt und eine neu gebaute Bahnstrecke kann seitdem nicht mehr genutzt werden.

Somit konnte auch mein gebuchter Nachtzug Wien nicht erreichen und ich nahm eine Tagesverbindung mit mehrmaligen Umstiegen in Kauf, um dann noch 2 Tage vor Beginn Wien zu erkunden.

Das Wochenende begann mit einem Gang auf den Flohmarkt, der sehr zentral direkt am Nachmarkt in Wien jeden Samstagvormittag stattfindet und einen großen Fundus an Antiquitäten, Geschirr, Schmuck, Kleinkram und Kleidung bietet. Private und kommerzielle Händler*innen verkaufen dort gleichermaßen. Eine schöne Atmosphäre bei schönstem Wetter waren ein guter Auftakt.

Mir fielen in der Stadt die vielen Plakate und Beschriftungen auf.

Bio über den Tellerrand hinaus, Wir fahren Rad, Wien steht für Diversity „We are many“.

Meine Gedanken dazu waren „Ah, so macht das Wien. Wien bezieht Position und schafft Identifikationsmöglichkeiten mit einem nachhaltigen Lebensstil.“ Die vielen kleinen Restaurants, Imbissstände und Cafés spiegelten diesen Eindruck mit vegetarischen und veganen Gerichten.

Ein kulinarisches Paradies, so dass auch ich beschloss gar nicht selber in meiner Ferienwohnung in Mariahilf zu kochen, sondern mich den unterschiedlichen Genüssen hinzugeben.

Sehr schnell wurde mir in Wien bewusst, dass es eine richtige Großstadt mit viel Tourismus ist und so waren in den Einkaufsstraßen und geschichtlichen Höhepunkten im Zentrum sehr viele Menschen unterwegs. Ich versuchte jedoch kleinere Besonderheiten zu entdecken, was mir gut gelungen ist.

An dem Wochenende schaute ich mir die Hundertwasserhäuser an, als ein Beispiel für städtischen Wohnraum, den es in Wien in jedem Stadtteil zu
finden gibt. Die blockartigen Gebäude mit Innenhöfen sind alle mit ihrem Entstehungszeitraum gekennzeichnet, manche schon etwas in die Jahre
gekommen, andere modernisiert. Hinsichtlich der Stadtplanung ist Wien eine Vorzeigestadt und auch der öffentliche Nahverkehr mit U-Bahn,
Straßenbahnen und Bussen beeindruckte mich.
Bis tief in die Nacht fahren die Verkehrsmittel in schneller Taktung und ein Jahresticket kostet 365€, Ermäßigungen für Menschen mit wenig Einkommen gibt es.

Die Tickets, die 2021 eingeführt wurden, heißen Klimatickets und auch dazu gibt es eindeutige Erklärungen auf der Homepage https://www.klimaticket.at/:

„Das KlimaTicket Ö ist dabei nicht nur Ihr Ticket für alle öffentlichen Verkehrsmittel, sondern auch das Ticket, mit dem wir gemeinsam die Pariser Klimaziele erreichen wollen. Denn öffentlicher Verkehr ist die klimaschonende Alternative zum motorisierten Individualverkehr.

Je mehr mitmachen, desto besser ist es fürs Klima. Deshalb ist das KlimaTicket Ö nicht nur unkompliziert, sondern auch leistbar.“

Ich stelle mir die Frage, was anders wäre, wenn das Deutschlandticket Klimaticket hieße.

Ein Besuch im Leopoldmuseum mit den großen Meistern wie Schiele, Klimt, Oppenheimer und Münter zeigte mir auch dort Möglichkeiten einen Transfer vom Aufbruch in die Moderne um 1900 zu heute zu schlagen.

Neben einigen Werken waren Tafeln mit Informationen zur aktuellen Situation von heute dargestellt. Das Spektrum umfasste die Bereiche wie Diversity, Inklusion, Armut, Klimagerechtigkeit, Menschenrechte, Feminismus, Geschlecht.

Hier ein Beispiel:

Montag, 23.09.2024

Seit 2008 ist die VHS Wien als gemeinnützige Organisation organisiert und blickt auf eine 135jährige Tradition der Volksbildung zurück.

Ehrenamtliche Fördervereine in den einzelnen Stadtteilen unterstützen die Arbeit der GmbH an der auch die Stadt Wien mit einem Anteil von 25,1% beteiligt ist.

33 Standorte in der gesamten Stadt und sieben spezialisierte Einrichtungen treten als Bildungsnahversorger für alle Wiener*innen auf. 1000 angestellte Mitarbeitende übernehmen die Verantwortung für eine gelingende Bildung für alle.

Gemeinsam mit der Stadt werden zahlreiche Projekte umgesetzt, die Menschen eine Perspektive geben, wie kostenlose Lernhilfeprojekte in Schulen oder Trainings- und Arbeitsqualifikationen, wie beim DRZ. Auch Schulabschlüsse können nachgeholt oder Weiterbildungsmaßnahmen besucht werden.

Bestimmte Aufgaben werden zentral in Arbeitsbereichen entwickelt, um z.B. einen Kursleitungspool zu nutzen, auf den alle Zugriff haben. Die organisatorische Abwicklung von Qualifikationsstandards und die Ausstattung mit Lehrverträgen wird zentral gesteuert.

 

Quelle: https://www.vhs.at/de/ueber-die-vhs/struktur#organigramm

 

Ab Mittag habe ich die Umweltberatung (https://www.umweltberatung.at/aktuell) als eigenständiger Arbeitsbereich in Wien-Favoriten kennen gelernt. Favoriten ist ein ärmerer Stadtteil mit einem hohen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund und steht immer wieder in den Schlagzeilen. Vor kurzem erschien eine Dokumentation in den Kinos, die eine Klasse über 3 Jahre lang begleitete.

Daniela Einsiedler, meine Ansprechpartnerin ist in der Umweltberatung für den Bereich Abfallwirtschaft zuständig. Aktuell war sie damit beschäftigt an der Nachhaltigkeitsberichtserstattung der Umweltberatung mitzuwirken, die nach EU-Vorlage Pflicht für die Stadt Wien ist.

Seit 36 Jahren gibt es die Umweltberatung, die von der Stadt Wien gefördert wird. Zu den Kund*innen gehören Privathaushalte als auch Betriebe sowie der Bildungsbereich mit Kitas und Schulen. Neben der Beratung ist der Umweltbildungsauftrag ein wichtiger Arbeitsbereich in der gesamten Umweltberatung.

Sie stellte mich den Kleinteams, die jeweils für bestimmte Schwerpunkte zuständig sind, vor. Dazu gehören die Bereiche Chemie, Ernährung und Textil, Energie, Bauen & Wohnen, Grünraum & Gärten, sowie der Geschäftsführung und der Mitarbeiterin für Marketing vor. Diese spezialisierten Teams recherchieren und stellen fachkundig Materialien zusammen.

Ziel ist es bestmöglich über „ökologisches Leben“ zu informieren, Handreichungen weiterzugeben und praktische und anwendungsbezogene Empfehlungen anzusprechen. Eine Infohotline für die direkte Kontaktaufnahme ist oftmals der Erstkontakt und wird von dort zu den  Fachberater*innen weiter geleitet.

Mein Eindruck der vergangenen 2 Tage, dass die Stadt auf Nachhaltigkeit und einen umweltverträglichen Lebensstil setzt, bestätigten die Teams. Sie fühlen sich in ihrer Arbeit unterstützt und geschätzt, da die Einrichtung als erfahrener und kompetenter Ansprechpartner wahrgenommen wird.

Daniela stellte mir auch den Reparaturbonus vor. Die Stadt unterstützt
mit einem Budget Reparaturen aller Art. Privathaushalte können für die Reparatur eines Gegenstandes einen Bon anfordern und bezahlen gegen Vorlage des Bons nur 50% der Kosten. Alle Betriebe, die dabei mitmachen, sind im Reparaturnetzwerk gelistet. Ich bin bei diesem Laden vorbeigekommen, der eine große Aufschrift in seinem Schaufenster hatte.
Daniela ergänzte, dass es immer wieder Kieztouren zu solchen Reparaturbetrieben gibt, während meines Aufenthaltes hat leider keiner stattgefunden.

Mit einer Fülle voller Infomaterialien ging mein erster Tag zu Ende.

 

Dienstag, 24.09.2024

Der Dienstag begann im DRZ in Wien, dem Demontage- und Recyclingzentrum Wien im Stadtteil Penzing. Dort erwartete mich die Leiterin Katharina Lenz.
Wie ich im Verlauf des Tages erfuhr war sie selber einmal Teilnehmerin einer Arbeitsmaßnahme nachdem sie aus der Museumsarbeit ausgestiegen, sie sich als Künstlerin selbständig machte und dort aber nicht wirklich Fuß fassen konnte.
An diesem Vormittag begannen vier neue Teilnehmende an einem der 40 Trainingsplätze des sozio-ökonomischen Betriebes. Sie ließ mich und eine weitere Mitarbeiterin aus der VHS-Abteilung Personal an der Einführung teilnehmen, die sie mit PPP und Anschauungsstücken gestaltete.

Die Trainingsarbeitsplätze verfolgen das Ziel die Menschen mit Unterstützung durch sozialpädagogische Beratung in den 1. Arbeitsmarkt zu integrieren. Auf die Vorbehalte von den neuen Teilnehmenden, ob dies gelingen könnte, ging sie mutmachend ein und unterstrich die gute Zusammenarbeit mit der freien Wirtschaft.

Sie stellte die Aufgaben und Ziele des DRZ anschaulich dar und die verschiedenen Arbeitsbereiche wie Abholung des Schrotts, Sortierung, Demontage, Reparatur und Verkauf. Für maximal 6 Monate erhalten die Teilnehmenden eine Bewilligung und arbeiten zu Beginn 15 Std. in der Woche.
Teilnehmende, die arbeitsfähiger werden, können einen der 10 Transitarbeitsplätze erhalten, bei denen sie 35 Std. die Woche arbeiten, um dann von den Betrieben übernommen zu werden. 15 Schlüsselkräfte in der Leitung und Administration kümmern sich um die Aufträge, Kontakte mit dem zuweisenden Amt und Integration.

Inhaltlich ist der Betrieb in ein Kreislaufsystem der Abfallwirtschaft angesiedelt und auch dem entsprechenden Amt der Stadt Wien unterstellt:
Dieser Kreislauf umfasst die Abholung von Elektroschrott von 13 Wiener Mistplätzen (=Schrottplatz), die Zerlegung, Reparatur und Verkauf an Verbraucher oder an einen Trödelmarkt der Stadt sowie die Zuführung sortierter Bestandteile wie z.B. Kupfer an weitere Betriebe.

Besonders interessant war auch die Produktpalette der hauseigenen Designmarke trash_design.

Dort werden z.B. Buchstaben einer PC-Tastatur zu Ringen verarbeitet oder aus Halbleitern entstehen tolle Uhren. Leider ist die Fortsetzung dieses Arbeitsbereiches aktuell gefährdet, da sich keine Anleitung mit einer Doppelqualifikation (Industriedesign und pädagogischer Ausbildung) finden lässt. Bisherige Einstellungen wurden nach wenigen Monaten wieder aufgelöst.

Die Einführung umfasste auch eine Sicherheitseinführung und Erklärungen zum Arbeitsschutz für die neuen Teilnehmenden.

Nach einer kurzen Pause wurden wir durch den gesamten Betrieb geführt und erhielten Einblick in die unterschiedlichen Arbeitsbereiche, die Arbeitsplatzausstattung und einzelne Tätigkeiten. Die Anlieferung und Ausladung eines Lastwagens bekamen wir genauso mit, wie Verkaufsgespräche mit Endverbraucher*innen. Katharina Lenz empfahl mit auch einen Besuch bei einem weiter sozio-ökonomischen Betrieb, in dem Jugendliche aus Bannern von Museen Taschen in jeglicher Ausführung und Accessoires nähen.

Interessant finde ich, wie das DRZ seinen Beitrag zur Nachhaltigkeit auf seiner Website präsentiert:

„Als EMAS und EfB zertifizierter Sammler- und Behandler-Betrieb verwerten wir über 1.500 Tonnen Elektroschrott im Jahr.

Damit tragen wir unseren Teil bei zur Umsetzung der UN Nachhaltigkeits-Ziele (SDGs). Um nur die Wichtigsten zu nennen:

    • Bei uns erhalten Menschen die Chance, ihre Lebenssituation insgesamt zu stabilisieren, mit dem Fokus auf zukunftsfähige menschenwürdige Arbeit (SDG 8).
    • Die Stadt Wien unterstützen wir dabei, besonders problematischen Abfall (Elektroaltgeräte) sozial und ökologisch nachhaltig zu behandeln (SDG 11).
    • Nicht zuletzt ermutigen wir zu bewusstem Konsum und nachhaltiger Nutzung hochwertiger Elektro- und Elektronik-Geräte (SDG 12).“

Den Nachmittag verbrachte ich in der Fotoausstellung World Press Foto und lernte wiederum einen anderen Bezirk in der Stadt kennen.

Mittwoch, 25.09.2024

Am Mittwoch führte mich der Weg zur VHS Favoriten in das Team Lernraum mit Angelika Hrubesch und Dilek Tasdemir.

Innerhalb des Lernraum.wien wurden schon viele Erasmus-Projekte z.T. mit internationalen Partner*innen durchgeführt. Die Projekte entwickeln sich weiter, so dass aus einem abgeschlossenen Projekt eine neue Idee entsteht. Der Lernraum versteht seine Arbeit wie folgt: angewandte Forschung und Lehre greifen ineinander.

„Wir führen qualitative und quantitative Erhebungen innerhalb der Volkshochschulen sowie mit Partner*innen in Österreich durch und beteiligen uns an internationalen Projekten. Zugleich bewegen wir uns in den Forschungsfeldern Migration und Migrationspädagogik, Demokratisierung von Bildung, Bildungsungleichheit und -ungerechtigkeit, Nachhaltigkeit von Bildung sowie Mehrsprachigkeit auf individueller und struktureller Ebene. Unsere Ergebnisse bilden sich in Publikationen und Berichten ab und finden Eingang in Lehre und Praxis unserer Aus- und Weiterbildungen.“
https://www.vhs.at/de/e/lernraum-wien

Über das Projekt TALE, an dem auch der DVV beteiligt ist, konnte ich Kontakt zu Frau Hrubesch knüpfen, die mich an die Ansprechpartnerin für die persönliche Hospitation vermittelte und darüber die persönliche Hospitation entstand.

Aktuell arbeitet das Team daran, die Öffentlichkeitsarbeit für Menschen mit geringen Lese- und Schreibkenntnissen zu intensivieren, um diese in bestehende Angebote zu vermitteln.
Hier ein paar weitere Beispiele für die Themenbereiche:

    • Erstellung von Materialien und Konzeptionierung von Partizipationsmöglichkeiten für Menschen in Grundbildungskursen
    • Schaffung von sicheren Lernorten für marginalisierte Gruppen durch offene Räume am VHS- Standort wie PC´s zur freien Verfügung, offener Eingangsbereich mit Spielmöglichkeit für Kinder: die VHS hat offene Türen und kann für Menschen des Viertels als Aufenthaltsraum genutzt werden incl. PCs, Teeküche
    • Evaluation von kostenfreien Basisbildungskursen auf das Leben der Lernenden

Schwerpunkt unseres Gespräches waren die Erfahrungen und Ergebnisse im Projekt TALE, wo neben Deutschland, Finnland, Ungarn, Griechenland, Irland und die Schweiz Projektpartner sind.
10 Erwachsenenbildungsinstitutionen arbeiten daran, transformative, kollaborative und partnerschaftliche Lernansätze für den ökologischen Wandel zu finden und Lernsettings zu schaffen, die diesen Prozess fördern.

Wichtigstes Ergebnis von TALE ist, dass es um den Prozess des Lernens anstelle von konkret erreichten Zielen geht. Gelingend ist die Kooperation mit Partner*innen in den Stadtteilen, die unmittelbaren Zugang zu den Nutzer*innen haben, wie am Beispiel in Wien der MILA Mitmachsupermarkt, mit dem ein Termin am Donnerstag vereinbart war.
Die Ergebnisse von TALE werden auch in die Struktur der klassischen VHS-Arbeit in Form von Kursen und Angeboten einfließen.
Die beiden Ansprechpartnerinnen verwiesen auch auf die Ergebnisse, die auf der Website zur Verfügung gestellt werden und an deren Ergebnissicherung aktuell gearbeitet wird.

Am Nachmittag habe ich ergänzend zur Hospitation Frau Drosg-Plockinger vom Beratungsunternehmen MehrWerte getroffen, die mir Florin Feldmann vom Landesverband der Volkshochschulen SH empfohlen hat. Frau Drosg-Plockinger berät Unternehmen bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen. Die SDG-Onlineakademie, die sie entwickelt hat, verknüpft sie mit Ansätzen aus der Gemeinwohlökonomie.
Wir tauschten uns über ihre Coachings und Trainings und meine geplanten Gesundheitswochen aus und mögliche Kooperationen für eine Lernreise BNE in Wien.

 

Donnerstag, 26.09.2024

Nachdem ich gestern in der VHS Favoriten von der Kooperation im MILA Mitmachsupermarkt gehört hatte, konnte ich mir den genossenschaftlich organisierten Betrieb anschauen. Seit ein paar Wochen hat er in Meidling einen neuen Standort bezogen, damit er zum Frühjahr 2025 mit einem Supermarkt-Vollsortiment auf 2 Etagen, einer Lern-Küche und einem Seminarraum sein Angebot deutliche vergrößern kann.

Die aktuellen Öffnungszeiten sind an 2 Tagen in der Woche.
Während meiner Anwesenheit wurden von 3 Genossenschaftsmitgliedern die Waren in die Regale sortiert und das inzwischen hauptamtliche Personal war emsig beschäftigt.

Fokus hat aktuell die Organisation des Aus- und Umbaus der Ladenräume sowie die Mitgliederneugewinnung. Dies wird durch regelmäßige Infoveranstaltungen vorangetrieben, damit aus den aktuellen 700 Mitgliedern zur Erweiterung 1000 Mitglieder im Supermarkt einkaufen werden. Inzwischen – Ende Oktober 2024 – liegt die Zahl schon bei 842 Genoss*innen.

Schwerpunkt sind hauptsächlich regionale Bioprodukte ergänzt durch wenige konventionelle Lebensmittel zu einem günstigen Preis.
Brigitte Reisenberger, Ehrenamtliche für die Öffentlichkeitsarbeit, war meine Ansprechpartnerin und ist seit Beginn der Gründung der Genossenschaft und Eröffnung des Minimarktes in Ottakring dabei.

Sie beschrieb die Motivation für Menschen mitzumachen sehr unterschiedlich:

    • Hochwertiges Sortiment
    • Community: es ist mein Supermarkt
    • Stressfreies Einkaufen
    • Das Miteinander
    • Leidenschaft für gutes Essen
    • Faire Bezahlung der Produzent*innen

Die Genossenschaft organisiert sich nach dem Konsentprinzip (keiner sagt NEIN), um Entscheidungen schnell treffen zu können. Gearbeitet wird in Arbeitsgruppen wie z.B. Sortiment, Finanzen, Öffentlichkeitsarbeit, die Verantwortung für ihren Bereich übernehmen und die Ergebnisse in die Gesamtorganisation einfließen
Die Organisation des Ladens mit Einräumen, Kasse, Säuberung erfolgt über die 3 Std. monatlich, die sich alle Genossenschaftsmitglieder einbringen müssen.

Auch der Umzug und die neue Lage wurde auf einer Vollversammlung der Genossenschaft entschieden. Alle Mitglieder sind stimmberechtigt und zahlen als Einlage 180€, ein möglicher Sozialrabatt für 20€ ist der Genossenschaft wichtig, um sich breit aufstellen zu können.
Da der Supermarkt für alle Menschen in Wien zur Verfügung stehen soll, waren eine gute Anbindung an die Ü-Bahn und Nähe zur Haltestelle, Barrierefreiheit und sowie eine Verortung in einem traditionellen Stadtteil wichtige Kriterien.

Die Genossenschaft wird mit geförderten Arbeitsplätzen durch die Wirtschaftsagentur Wien unterstützt. Brigitte beschrieb, dass der Zugriff auf Fördermöglichkeiten sehr schwierig ist, da diese in der Regel nicht auf Genossenschaften ausgelegt sind.

Die Beteiligung am Projekt TALE war für MILA eine gute Möglichkeit für die Vernetzung und Bekanntmachung bei den umgesetzten Aktivitäten wie bei einem Kochevent im Park.

Wichtige Erkenntnis war für mich, dass großer Wert auf die Identifizierung mit dem eigenen Supermarkt gelegt wird, indem Produktwünsche in ein Wünschebuch geschrieben werden können, Ideen für gemeinsame Aktivitäten durch die räumliche Erweiterung möglich sind und Kooperationen im Stadtteil aufgebaut werden.
Das Einkaufsverhalten zielt darauf ab die Mitglieder an den Einkauf im MILA zu binden, um die Kosten zu tragen.

Ein Rundgang und kleiner Einkauf im Markt beendeten unser Gespräch. Mich überzeugte die Präsentation – schade nur, dass ich nicht in Wien lebe, ich würde sofort Mitglied werden.

Nach einer Mittagspause mit syrischem Essen auf dem Brunnenmarkt, hatte ich am Nachmittag ein Gespräch mit Beatrix Binder aus dem Programmmanagement der VHS Meidling für Gesundheit, Wirtschaft/ Management, Persönlichkeitsbildung, Politik/ Gesellschaft, Science/ Naturwissenschaften und Diplomlehrgänge. Die Mitarbeiterin mit einer Reihe von Verantwortlichkeiten zeigte mir Räume und stellte mich einigen Kolleg*innen vor.

Überrascht war ich, dass auch sie in einem Büro mit weiteren 3 Kolleg*innen sitzt, unser Gespräch fand beim abwesenden Leiter der VHS Meidling statt.

Die Belastung durch Telefonate der anderen stelle ich mir groß vor und erinnerte mich an eine eigene berufliche Tätigkeit mit nur einer anderen Kollegin im Büro und an einen Arbeitsplatz in einem Durchgangsraum.
Wie froh bin ich, dass ich mein eigenes kleines Büro in Ahrensburg habe.

Beatrix Binder ist seit 30 Jahren in der VHS Meidling tätig und ist Ausbilderin für Sozial- und Gesundheitsberufe. Aus diesem Grund gibt es an diesem Standort auch einen Schwerpunkt für Qualifizierungen im Bereich Kita- und Hortpädagogik. Auch für den Bereich Wrtschaft und Management gibt es internationale Zertifikate.

Wir sprachen über die Bedeutung, dass sich die VHS in Regionen zusammengetan haben und gemeinsam ihr Programm abstimmen. Das bedeutet, dass darauf geschaut wird, dass Kurse an unterschiedlichen Tagen in den VHS Häusern laufen und nicht alle am Dienstag den Gitarrenkurs im Programm haben. Die Regionen wurden so zusammengefasst, dass man die einzelnen Standorte mit Öffis gut erreichen kann.
Neben der kundenorientierten Angebotsplanung bedeutet es auch, dass die Kursleitungen an unterschiedlichen Standorten tätig sein können ohne sich gegenseitig Konkurrenz zu machen.

Im Kreis Stormarn, zu dem die VHS Ahrensburg gehört, gibt es diese Kooperation bisher nur im Bereich EDV.

Die Kooperation im Stadtteil funktioniere sehr gut und zeigt sich in gemeinsamen Veranstaltungen wie dem „Sozialen Wohnzimmer“ – ein Stadtteilfest, an dem sich alle Einrichtungen beteiligen. Für neue Ideen findet sie auf Grund der langjährigen Zusammenarbeit immer geeignete Partner*innen. Das Regionalforum, welches 4x jährlich tagt, unterstützt die Vernetzung.

Im Bereich BNE plant die VHS ein monatliches Umweltcafé. Dort soll „Wissen in einfachen Häppchen“ vermittelt werden und wird von der Umweltberatung begleitet. Anreiz dafür ist auch, dass die Stadt Wien mit dem Ökobonuns Betriebe und Organisationen auszeichnet, die Nachhaltigkeit umsetzen.

https://www.wien.gv.at/umweltschutz/oekobusiness/modul-oekobonus.html

Durch die Umweltberatung unter dem Dach der VHS Wien ist damit die gegenseitige Unterstützung gesichert.

Als Marketingstrategie beteiligt sich die VHS auch an der Jö-Karte, eine Bonuskarte über die die Gebühr mit 10% Ermäßigung vergünstigt wird.

Auch diese VHS, direkt neben einer Gewerbeschule, ist ein großes Haus mit Sitzgelegenheiten auf den Gängen und öffentlichen PCs. Sie wird auch von jüngeren Menschen, die ausbildungsbegleitend unterstützt werden oder Menschen, die ihr Abitur nachholen wollen, besucht.
Viele Zielgruppen, viele Anlässe schaffen aus meiner Sicht gute Möglichkeiten auch neue Themen zu platzieren und die Zielgruppen direkt anzusprechen.

Bekanntheit, gute räumliche Ausstattung und örtliche Lage ermöglichen auch, dass ergänzend Kulturangebote in der VHS stattfinden. Somit schöpft die VHS aus meiner Sicht eine große Palette von Bildung und Teilhabe aus, die sich in den klassischen Kursangeboten, Lehrgängen mit Zertifikaten, Lernförderung aber auch Veranstaltungen zeigt.

Beatrix Binder hat selber auch schon andere VHSen in Deutschland wie bspw. Berlin besucht und so vereinbarten wir, miteinander in Kontakt zu bleiben.

Den Spätnachmittag verbrachte ich dann mit einer Stadtführerin für Frauenspaziergänge, die die Frauen mit ihren Geschichten und Texten zum Leben erweckte, die meist nicht Bestandteil einer Stadtführung sind. Auch diese kann ich nur empfehlen: https://frauenspaziergaenge.at/

 

Freitag, 27.09.2024

Der letzte Tag meiner Mobilität führte mich in den Bezirk 1, die Innenstadt mit den vielen Hot-spots der Stadt.

Die Stadt hat sieben Lastenräder mit unterschiedlichen Klimathemen zu einer Klimatour entwickelt. Vier von diesen zu den Themen Abfall, Energie + Wasser, Mobilität und Ernährung wurden auf einem Platz neben eine Schule gestellt.

Meine Ansprechpartnerin Nadine von der Umweltbildung war für das Lastenrad Ernährung zuständig, die anderen Räder wurden von Mitarbeitenden aus den Ämtern der Stadt betreut. Klassenweise wanderten die Jugendlichen des 9. Jahrgangs zu den einzelnen Stationen, bekamen Impulsfragen an die Hand und recherchierten dazu die Infos auf dem Lastenrad. Ein Abschlussgespräch nach jeder Runde vervollständigte die Information.

Als Einstieg wählte Nadine den persönlichen Bezug und stellte fest, was die Jugendlichen zum Thema bereits wussten. Ich beobachtete, dass die Jugendlichen nach den ersten Momenten der Zurückhaltung neugierig waren, was sich in den Schubladen zum Thema verbarg und sie schnell die geschriebenen Infos aufnahmen. Obwohl es an mehreren Stellen QR-Codes gab, sah ich niemanden, der diese scannte.

Mir haben diese Lastenräder sehr gut gefallen. Viele Infos, gut präsentiert und gut nutzbar für viele Aktivitäten. Ich hatte im Vorfeld gesehen, dass die Klimatour auch auf Straßenfesten zum Einsatz kommt und es auch eine Reihe von Anschauungsmaterialien gibt, z.B. Lebensmittel mit einem hohen Eiweißanteil.

Nach der ersten Klasse wurde der Regen schlimmer und so wurden die Gespräche über die 4 Themen in einen Klassenraum verlagert. Zwei Mitarbeiterinnen der Stadt hatten eine PPP dabei, so dass anhand derer das Thema erläutert wurde. Die anderen beiden suchten mit Fragen und Informationen das Gespräch mit den Schüler*innen zu beleben.

Für die Zukunft wäre es gut, wenn ein Plan B entwickelt wird, damit klarer kommuniziert werden kann, was in einem solchen Fall von schlechtem Wetter passiert. Leider hatte die Schule keine überdachte Fläche.

Das Abschlussgespräch mit Nadine ergab, dass in der Vergangenheit die Touren ausgefallen sind und sie an dem Tag das erste Mal dabei war. Mit diesem praktischen Teil ging der letzte Tag zu Ende.

Den letzten Tag meines Aufenthaltes in Wien am Samstag verbrachte ich mit einem erneuten Flohmarktbesuch, einer Fahrt zur ältesten VHS Urania und ausgiebigen Spaziergängen im Park Belvedere bis ich dann am Abend mit dem Nachtzug pünktlich Hamburg und später dann meinen Wohnort Lübeck erreichte.

 

Und nun?

Ich habe in Wien erlebt, wie die Nachhaltigkeitsziele der UN umgesetzt werden. Der Transformationsprozess für nachhaltige Entwicklung zeigt sich im öffentlichen Stadtbild durch Plakate, Fahrradstraßen und Veranstaltungen wie z.B. eine Repair-Messe.

Durch die öffentliche Präsenz kann ein Identifikationsprozess mit den Zielen entstehen und es wird immer selbstverständlicher einen ressourcenschonenden und umweltverträglichen Lebensstil zu führen. Der öffentliche Nahverkehr spielt eine wesentliche Rolle bei der persönlichen Mobilität, ist kostengünstig und unterliegt einer schnellen Taktung und hat eine KlimaTicket.

Die Rolle der Stadt und die Beteiligung der VHSen an den unterschiedlichen Standorten wird sichtbar und zeigt sich in der räumlichen Ausstattung, der Öffnung für die Menschen in den Stadtteilen und über Statements auf den Websites.

Durch diesen Geist bin ich ermutigt im Rahmen meiner Arbeit in der VHS Ahrensburg ebenfalls konkreter Position zu beziehen und Möglichkeiten zu finden, das Thema sichtbarer zu machen und als solches zu benennen.

Die Mitarbeitenden der unterschiedlichen Bereiche sind interessiert daran in Kontakt zu bleiben, so dass wir auch zukünftig über Formate, die ausprobiert werden voneinander lernen können und eine Vernetzung über Schleswig-Holstein hinaus möglich ist.

Für die Erweiterung unserer Zielgruppen habe ich Anregungen mitgenommen bestehende Angebote in Ahrensburg mit einem Bildungsangebot zu ergänzen. Dazu neue Durchführungsorte zu finden und jüngere Zielgruppen und Familien zu finden, möchte ich in meinem Team diskutieren.

Über den Zugang zu Arbeitsmaterialien und den Austausch darüber haben sich meine methodischen Kompetenzen erweitert.

Toll, dass es diese Möglichkeit über Erasmus+ gibt, vielen Dank!

Beatrice Roggenbach, VHS Ahrensburg

 

Integrating AI in the Classroom With Critical Thinking, Wien

von Ramona Bücker, vhs Henstedt-Ulzburg

Vienna / Deutsche Akademie
24.-29. Juni .2024

Eine intensive Woche voller Lernen und Austausch über künstliche Intelligenz im Bildungsbereich. 15 TeilnehmerInnen aus sechs europäischen Ländern erkunden gemeinsam die Möglichkeiten und Herausforderungen von KI für den Unterricht.


Nach einem abenteuerlichen Start am Samstag mit der Deutschen Bahn, einer langen Reise von Hamburg nach Wien inklusive Umleitungen und Notstopps, sowie einem Zwischenstopp beim Donauinselfest, dem Prater und des AC/DC-Konzertes, begann am Montag, dem 24. Juni 2024 unser Seminar „Integrating AI in the Classroom With Critical Thinking“ der Europass Teacher Academy in Wien.

 

 

 

 

Tag 1: Montag, 24.06.2024

Der erste Tag stand ganz im Zeichen des Kennenlernens. Trainerin Maryam aus Amsterdam führte uns durch verschiedene Kennlernspiele, von denen ich zugegebenermaßen nicht der größte Fan bin. Wir waren 16 Teilnehmer/innen aus Polen, Portugal, Rumänien, Zypern, Spanien und Deutschland. Nach den Vorstellungs-runden und Präsentationen ging es gleich in die Praxis: Wir probierten verschiede-ne AI-Tools aus, darunter Runway AI, ChatGPT und Hume.ai.

Besonders spannend war der Einsatz von Perchance.org, einem Character-Generator, der aus einer harmlosen Katze eine unheimliche Kreatur machte. Abends genossen wir ein gemeinsames Essen im „Bettelstudent“ und ich ließ den Tag mit einem Klassik-Konzert im Palais Eschenbach ausklingen.

Tag 2: Dienstag, 25. Juni 2024

Der zweite Tag begann mit einer HopOnHopOff-Tour und einem Besuch des Schönberger Schlosses.

Zurück im Seminarraum beschäftigten wir uns mit der Erstellung von Präsentationen mithilfe von GAMMA. Es folgte eine lebhafte Diskussion darüber, wie Schüler mit AI arbeiten können. Wir probierten verschiedene Präsentations-Apps aus und bewerteten die Erfahrung mit AI.

Abends traf ich mich mit Barbara im „Sacher“ zu einem Stück Kuchen und Kaffee, bevor wir den Tag in der Bar „Falco“ und auf dem Vorplatz der Karlskirche ausklingen ließen.

Tag 3: Mittwoch, 26. Juni 2024

Der dritte Tag stand im Zeichen der Unterrichtsorganisation mit AI-Tools. Wir testeten sehr viele verschiedene AI-Tools, darunter MagicSchool.ai und EduGPT.com. Nach der Pause diskutierten wir über die Mediennutzung und ihre Auswirkungen auf die Aufmerksamkeitsspanne. Praktische Übungen zur Erkennung von Falschinformationen rundeten den Tag ab.

Abends unternahmen wir eine Sightseeing-Tour durch Wien und probierten typische Wiener Spezialitäten.

 

Tag 4: Donnerstag, 27. Juni 2024

Am vierten Tag besuchten wir vormittags das Sisi-Museum und genossen Kaffee und Torte im „Café Central“.

Im Seminar setzten wir uns intensiv mit der Anwendung von AI im Unterricht auseinander, erstellten Aufsätze und interaktive Spiele mit verschiedenen AI-Tools.
Abends trafen wir uns im „Bier und Bierli“ zum Essen und Austausch.

Tag 5: Freitag, 28. Juni 2024

Der fünfte Tag brachte eine Vorstellung weiterer nützlicher AI-Apps wie claude.ai und eduaide.ai. Eine absolute Informationsflut, die ich erst einmal sortieren musste. Zum Ausklang des Tages unternahm ich mit Katrin eine geführte Tour durch Wiens Kanalisation, bekannt aus dem Film „Der dritte Mann“.

Tag 6: Samstag, 29. Juni 2024

Am letzten Tag reflektierten wir über unsere neu gewonnenen Erkenntnisse und Fähigkeiten und erhielten unsere Abschlusszertifikate.

Zum Abschluss gab es eine geführte Stadttour durch Wien, die uns bei strahlendem Sonnenschein an viele wichtige Sehenswürdigkeiten führte: Stephansdom, Kapuzinergruft – u.a. Franzl & Sisi liegen hier, Volksgarten, Votivkirche, Uni-Quartier, Museumsquartier, Abschluss auf dem Naschmarkt. Und das alles bei 34 Grad! Trotz der heißen Temperaturen genossen wir die kulturellen Eindrücke und verab-schiedeten uns schließlich voneinander mit dem Versprechen, uns irgendwann wiederzusehen.

Mein Fazit:

Die Woche in Wien war nicht nur lehrreich und inspirierend, sondern bot auch viele Gelegenheiten, neue Freundschaften zu schließen und die Stadt zu erkunden. Ein rundum gelungenes Seminar, das sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Das Thema KI interessiert mich seit langem sehr, darum habe ich mich für diese Schulung auch angemeldet. Es wurde viel praktisch gearbeitet und wir hatten viel Zeit, einzelne AI-Apps auszuprobieren. Viele dieser Anwendungen sind vorwiegend für den Schulunterricht bzw. das Unterrichten geeignet. Für meine Arbeitsbereiche in der Programmplanung/Verwaltung konnte ich aber dennoch tolle Tools kennenlernen. Auf jeden Fall muss ich mir eine Übersicht erstellen über die für mich geeignetsten Apps und ihre Verwendung (z. B. Erstellen von Präsentationen, Statistiken, Audi/Video). Ich sehe mich aber auch als Multiplikator für Kursleiterinnen an meiner VHS, damit sie zukünftig vielleicht ihren Unterricht mit AI planen oder abwechslungsreicher gestalten können.

Etwas zu kurz kam meiner Meinung nach das eigentliche Kernthema – kritisches Denken. Ich denke aber, dass das in Ordnung ist, zumal nach meinem Eindruck alle Teilnehmer/innen bereits sensibilisiert sind. Für mich waren die praktischen Übungen mit KI viel nützlicher.

Großen Respekt hatte ich im Vorfeld davor, dass diese Woche ausschließlich auf Englisch kommuniziert wurde. Im flüssigen Gespräch und beim Verfolgen von Vorträgen sind meine Fähigkeiten durchaus eingeschränkt.

Die Teilnehmer/innen hatten aber alle unterschiedliche Sprachlevels, die Trainerin bemühte sich hervorragend, langsam und klar zu sprechen. Außerdem erhielt ich Translating-Unterstützung meiner drei deutschen Mitstreiterinnen, die allesamt Englischlehrerinnen sind. Und natürlich half auch AI! Mit dem DeepL-Tool ließ sich gut arbeiten. Also alles zusammen – Es war mega anstrengend, aber zu bewältigen.

Der Kontakt unter uns Kursteilnehmer/innen war sehr positiv und interessant. Fünf Länder in einer Gruppe – Viva Europe! Außer mir waren alle anderen Lehrer/innen. Deren Austausch über die unterschiedlichen Schulformen und Praktiken des Unterrichtens war auch für mich sehr interessant.

Und Wien ….. IST IMMER EINE REISE WERT!

 

 

Innovatives Lernen mit Tablets, Graz (4)

von K. K.

Anreise am 04.05.2019

Die Anreise lief wie geplant. Mit dem Flieger von Hamburg nach Wien. Von dort sollte es bereits eine Stunde später mit dem Zug nach Graz weitergehen. Da die Zugfahrt drei Stunden andauert, wollte ich mir auf dem Flughafen/Bahnhof nur kurz was zu trinken kaufen, was erst mal daran scheiterte, dass ich kein Kleingeld für den Automaten hatte. Und mit der EC-Karte funktionierte es irgendwie nicht. Ich sprach gefühlt 20 Personen an, ob sie mir meinen 10 Euro-Schein wechseln könnten. Fast keiner hat mich verstanden, weil alle kein Deutsch sprachen. Es waren diverse Nationalitäten dabei. Spanisch, Französisch, Portugiesisch und Englisch usw. Ich konnte mich glücklicherweise in Englisch verständigen, aber es konnte keiner wechseln. Irgendwann kam dann eine Dame auf mich zu, sie war meine Rettung… Es ging dann endlich weiter mit dem Zug nach Graz und von dort dann weiter mit der Straßenbahn. Ich war dann froh, irgendwann im Hotel angekommen zu sein…

Sonntag, 05.05.2019

Unsere Aufgaben für heute von 12.00 bis 18.30 Uhr:

Installation der Apps und erste Eindrücke von Graz. Um 18.30 Uhr gemeinsames Abendessen beim Wiener Wirt.

Also recherchierte ich in Google, was ich mir denn so anschauen könnte. Ich fand etwas über einen Hauptplatz. Ein von mittelalterlichen Gebäuden umgebener historischer Stadtplatz, heißt es in Google. Das schaue ich mir doch mal an. Gesagt, getan… Es war wirklich beeindruckend. Sehr viele schöne Häuser in einer traumhaften Architektur. Hier einige Bilder…

Wir haben vorab von unserem Kursleiter Thomas eine lange Liste zugeschickt bekommen mit allen von uns zu installierenden Apps. Ich hatte das Gefühl, es nimmt kein Ende… Das hat schon einige Zeit in Anspruch genommen, bis alle Apps auf dem Tablet installiert waren. U. a. von Google: Classroom, Maps, Präsentationen, Docs und Tabellen usw. Des Weiteren wie z. B. Kahoot, NeoReader, Padlet, PowerDirector, Math42, AB Mathe, Mindmeister und noch diverse mehr. Und zum Teil mussten wir auch schon an unserem vom Kursleiter Thomas angelegtem Google-Konto Einrichtungen vornehmen sowie in der App Classroom und Google-Drive.

Dann war es Zeit, sich auf den Weg zu machen zu unserem Kennlern-Abendessen. Wir kannten unseren Kursleiter ja bisher nur per Mail. Es war ein ausgesprochener netter Abend. Wie wir erfuhren, haben wir zwei Kursleiter, Thomas und Karl. Beide sind wirklich nett. Es war spannend, die österreichische Mentalität mal genauer kennen zu lernen.

Ebenso war es eine tolle Erfahrung, die anderen Kursteilnehmer kennen zu lernen. Ich glaube, vom ersten Eindruck her, wird es eine interessante Woche werden. Ich freue mich schon auf morgen.

Montag 06.05.2019

Als Erstes erläuterten unsere beiden Kursleiter Thomas und Karl detailliert den gesamten Kursplan für die ganze Woche. Ich bin sehr gespannt, auf das, was mich noch erwarten wird…

Der Plan für heute sieht vor, dass wir u.a. einen Einblick in „Google Classroom“, dem papierlosen Klassenzimmer, bekommen sowie in einigen anderen diversen Apps, aber dazu später mehr. Des Weiteren einen Eindruck zu erhalten, wofür die Einrichtung atempo Betriebsgesellschaft überhaupt steht.

Dann wartete eine ungewöhnliche Aufgabe auf uns. Eine Nudel-Challenge 😀. D.h. Wir wurden in 4 Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe bekam 20 Spaghetti-Nudeln, 1m Klebeband, 1m Strickgarn und ein Joghurt-Gummi. Der Sinn dieser Challenge bestand darin, wer mit diesen Utensilien den höchsten Turm baut. Wir hatten 18 Minuten Zeit. Es waren wahrlich die schwersten, aber auch die lustigsten 18 Min. Was daraus geworden ist, siehe Foto 😂. Leider hat unsere Gruppe nicht gewonnen, aber es gibt Schlimmeres…

Nun erhielten wir einen Rundgang durch die Firma atempo. Atempo entwickelt digitale Produkte und Dienstleistungen für Menschen mit Lernschwierigkeiten und Behinderung. Wir durften uns einen Einblick eine Gruppe verschaffen, deren Projektaufgabe ist, mit Book Creator ein digitales Buch zu erstellen. War schon beeindruckend.

Nach der Kaffeepause wurden wir dann in die Tiefen des Google Classroom eingeweiht.  Thomas erläuterte den Unterschied zwischen dem „Traditional Classroom“ und dem „Flipped Classroom“. Beim traditionellen steht der Lehrer vorne und lehrt die Schüler, es wird größtenteils nur Wissen vermittelt und der Freiraum für Übungen bleibt oft auf der Strecke. Beim Flipped Classroom (umgedrehter Unterricht) spricht man von der Unterrichtsmethode des integrierten Lernens. Sowohl die Stoffvermittlung sowie entsprechende Übungen erfolgen direkt vor Ort in der Schule. Lehrer stellen Lern- und Übungsaufgaben ein und die Schüler bearbeiten diese Aufgaben während der Schulzeit oder bekommen dies auch als Hausaufgabe zugewiesen. Es können auch diverse Apps mit eingebunden werden wie z.B. heute in unserem Projekt, eine Präsentation mit „Google Präsentation“ in dem Google Classroom zu erstellen. Die entsprechende Aufgabenvorlage wurde gruppenweise zugewiesen. Es war total spannend. Wir konnten alle gleichzeitig in dieser Datei arbeiten und es war sofort ersichtlich, wenn jemand Änderungen vorgenommen hat. Selbst, wenn derjenige noch im Bearbeitungsmodus gewesen ist. Ein weiterer Vorteil dieses Classroom ist, dass eine direkte Kommunikation hierüber möglich ist. Am Ende hat jede Gruppe ihre erstellte Präsentation vorgestellt. Es war sehr beeindruckend, wie kreativ doch alle gewesen sind. Es ging schon mit der Auswahl der Gruppenbezeichnung los. Die Digi-GRAZien, die Unglaublichen, Fanstastic Four und SOJAPE (wenn ich es richtig erinnere).

Nach der Mittagspause wurden dann einige Hilfefunktionen beim iPad erläutert, wie z.B. der Lesemodus, die Vorlesefunktion usw. Leider konnte man uns das auf den Android-Tablets nicht näherbringen, was ich schade fand. So machten diverse andere Teilnehmer und ich mich währenddessen selbst im Netz schlau, was es für Möglichkeiten gibt. Es war leider nicht ganz zielführend, aber ich bleibe dran.

Es wurde dann der „Europäische Rahmen der digitalen Kompetenz von Lehrenden“ ausführlich erläutert. Des Weiteren durften wir diverse Lernprogramme ausprobieren, die auch in den Schulen zum Einsatz kommen: Fingerzahlen, AB Mathe, Anton und Math 42. Es sind wirklich tolle Übungen dabei, die uns wirklich Spaß bereitet haben.

Der heutige Tag war immens viel Input, den ich erst mal verdauen muss. Aber morgen ist ein neuer Tag und ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht…

Dienstag 07.05.2019

Für den heutigen Vormittag stand der Besuch in der NMS (neue Mittelschule, ab nächsten Jahr nur noch Mittelschule) Jennersdorf an. Die erste iPad-Schule Österreichs.

Ich muss schon sagen, dass ich absolut beeindruckt bin. Soviel Technik, einfach unglaublich…

Der Schuldirektor berichtet, dass sie mit einer ersten Klasse begonnen habenden, iPads zu implementieren, was vorerst ein Reinfall gewesen ist, da sich keiner damit ausgekannt hat. So nach und nach etablierte sich die Nutzung von iPads immer mehr, seit zwei Jahren gibt es nur noch iPad-Klassen. Das bedeutet, jedes Kind, was an die Schule kommt, muss ein eigenes iPad mitbringen, welches auf dem aktuellen technischen Stand ist, also kein veraltetes. Dies soll schließlich die nächsten vier Jahre verwendbar sein. Des Weiteren muss von den Eltern ein bestimmter finanzieller Beitrag geleistet werden (100 € für 4 Jahre, also pro Jahr 25 €) für den Kauf von Apps. Die Lehrer sind selbstverständlich ebenfalls komplett mit iPads ausgestattet. Die Übertragung der iPads werden zum Teil noch mit integrierten Beamern an Smartboards dargestellt, allerdings hat sich Technik in der Schule nicht wirklich durchgesetzt. Inzwischen erfolgt das Streamen mit dem Anschluss von Apple TV am Beamer und kann direkt am Monitor dargestellt werden. Der Vorteil, die Anschaffungskosten sind im Verhältnis sehr gering zum Smartboard, was sich kostentechnisch im vierstelligen Bereich bewegt. Ein weiteres Problem stellt wohl die Beschaffung von Ersatzteilen für die Smartboards dar. Diese scheint man wohl kaum noch zu bekommen.

Und was machen die Schüler mit den iPads? Hier der Imagefilm der Schule direkt:

Imagefilm iPad-Schule Jennersdorf

Wir hatten dann die Ehre in einige Klassen reinschnuppern zu können, was überaus interessant gewesen ist. Die eine Klasse hat uns ganz herzlich begrüßt:

Wir durften direkt im Unterricht mitwirken, mit z.B. der Verwendung der App „AnswerGarden“. Das ist eine interaktive Lern-App, in der Fragen beantwortet werden müssen. Den Lehrern wird sofort jede Antwort vorne am Board angezeigt. Des Weiteren kann nachgeprüft werden, welcher Schüler welche Fragen richtig oder falsch beantwortet hat.

Ein weitere Lern-App war Socrative Quizzes. In dieser App stehen drei Fragetypen zu Verfügung:

Multiple Choice: Die Schüler können zwischen beliebig vielen Antworten wählen, aber es können nur so viele Antworten gewählt werden, wie es korrekte Antworten gibt. Das heißt, die Schüler können immer rausfinden, wie viele richtige Antworten jede Frage hat.

True/False: Eine Frage, die mit wahr oder falsch beantwortet werden kann.

Short Answer: Bei diesem Fragetyp kann man eine oder mehrere korrekte Text-Antworten hinterlegen. Die Antworten der Schüler müssen genau mit einer dieser Antworten übereinstimmen.

Bei allen Fragezeichen lassen sich auch Bilder einsetzen.

Während der Nutzung dieser App durften wir auch mit der Apple-Lupe experimentieren.

Wir haben dann eine Klasse beim gemeinschaftlichen Kochen besucht. Auch hier kommen die iPads zum Einsatz. Ob es die Rezeptauswahl oder die Zubereitung ist. Oder ein unbekanntes Gewürz recherchiert werden muss. Auch dies wird direkt zum Monitor übertragen. In einer anderen Klasse verwendet man das iPad als Luftdruckmessgerät. Oder man musiziert damit. Oder man nutzt das iPad als Musikinstrument. Es sind ja keine Grenzen gesetzt.

Die Lehrer nutzen die iPads in der Regel auch im vollen Umfang. Das Klassenbuch ist komplett integriert. Die iPads sind alle miteinander vernetzt. Verwaltet werden sie über das Device-Management, eine Art Programm, die sowohl die mobilen Geräte sowie auch die Apps für alle User verwalten kann. Es steht in der gesamten Schule WLAN zur Verfügung. Spannend ist auch die Verteilung der Access-Points. Diese sind überall in der Schule verteilt und sind so geschaltet, dass die Ressource erst dann zur Verfügung gestellt werden, sofern jemand in diesen Frequenzbereich kommt.

Um auch immer auf dem aktuellen Stand zu bleiben, haben sie sich SCHILF (steht für interne Fortbildungen) sowie auch SCHÜLF (schulübergreifende Fortbildungen) auf die Fahne geschrieben. Beide Formate ermöglichen gemeinsames Lernen in professionellen Lerngemeinschaften. Das sind sowohl ein gesamtes Kollegium einer Schule als auch ein bestimmtes Team einer Schule oder auch mehrere Teams mehrerer Schulen im Netzwerk. So kann Fortbildung am effizientesten auf die lokal und regional unterschiedlichen Bedingungen und auf die von Schulen definierten Entwicklungsziele eingehen.

Nachmittags besagte unser Kursplan einen Ausflug entweder zur Ritterburg oder zur Zotter Schokoladenfabrik. Wir teilten uns in 2 Gruppen. Ich entschied mich für die Ritterburg. Es war auch sehr beeindruckend:

Ich habe von dem Vormittag sehr viel für mich mitnehmen können. Ich war ja eigentlich sonst nicht so von iPads überzeugt, aber man hat mich nach dem heutigen Tag absolut davon überzeugt, dass die Nutzung von mobilen Apple-Geräten einfach vielfältiger ist, als mit mobilen Android-Geräten. Ich muss für mich schauen, wie ich dies optimal umsetzen kann.

Ich bin wieder gespannt auf den nächsten Tag…

Mittwoch 08.05.2019

Heute haben wir im Lern-Café diverse Lern-Apps kennen gelernt. Für mich eine sehr interessante und tolle Erfahrung war, dass wir von jungen Menschen mit Behinderung in die Tiefen der Materie eingewiesen wurden, die sich bei atempo in Bildungsmaßnahmen befinden. Man spürte einfach die Begeisterung jedes einzelnen und es war super, wie sie uns das präsentiert haben. Sehr bewundernswert 😊.

Diese Lern-Apps sind von der Firma Osmo entwickelt worden. Sie unterstützen nicht nur die Schüler beim Lernen, sondern es ist auch eine große Unterstützung für die Lehrer. Beim traditionellen Unterricht ist die Vorbereitungszeit viel aufwendiger. Im Gegensatz decken die Apps eine Vielfalt an Übungen bereits ab, z. B. in Mathe, in Rechtschreibung oder auch in Zeichnen. Und auch die räumlichen Beziehungsfähigkeiten werden getestet.

  1. Spiel – Tangram

Hier müssen die Puzzle-Teile so gelegt werden, wie auf dem Bild vorgegeben. Das iPad zeigt Dir an, ob man es richtig gelegt hat oder nicht.

  1. Spiel – Numbers

Es werden mehrere Wasserblasen angezeigt und man muss mit den Zahlenkärtchen entsprechend die Summen bilden.

  1. Spiel – Blue-Bot

Hier muss man den fehlenden Buchstaben erraten und im Anschluss den Roboter so programmieren, dass er den Weg zum fehlenden Buchstaben findet.

  1. Spiel – Pizza Co

Hier hat man gleich mehrere Aufgaben zu erledigen. Als Erstes wird einem vorgegeben, wie man die Pizza ganz individuell zu belegen hat und man muss sie sogar auch in den Ofen schieben. Dann erhält man die Bezahlung und es muss selbst ausgerechnet werden, ob Rückgeld gezahlt werden muss oder nicht. Entsprechend muss auch die Platte richtig rum gelegt werden. Beim Bezahlen  die graue Seite, bei der Pizza die gelbe Seite mit dem Käse.

  1. Spiel – Monster

Hier ist die Aufgabe vorgegebene Dinge zu zeichnen. Die eigene Zeichnung wird dann ins Programm integriert und animiert.

  1. Spiel – Programmier-App

Hier ist man gefordert, die Befehle so zu programmieren, dass die Figur korrekt ins Ziel geführt wird. D.h., z. B. einfach nur gehen oder springen.

 

Für mich absolut der Knaller sind die „Agumented Reality“-Apps. D.h. computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Ein Beispiel bietet zum Beispiel der WDR als App an (WDR AR). In den Videos werden die Personen visuell so dargestellt, als wenn sie bei mir zuhause im Wohnzimmer sind. Und entsprechende Berichte werden ebenfalls visuell eingeblendet, so dass man das Gefühl hat, mittendrin dabei zu sein. Einfach unglaublich.

Eine andere AR-App zeigte uns einen Frosch komplett in 3D und man konnte mit bestimmten Funktionen in jede weitere Schicht des Frosches vordringen, bis hin zum Skelett. Und jeder einzelne Knochen kann genau selektiert werden. Der Frosch wird visuell so dargestellt, als wenn er auf meinem Schreibtisch zerlegt wird. Wahnsinnig beeindruckend.  Diese App wird tatsächlich im medizinischen Bereich inzwischen viel eingesetzt, da es auch beispielsweise das Herz des Menschen auswählen kann. Oder auch andere Organe usw.

Und des Weiteren wurden wir noch ausgiebig in die App Quizlet eingewiesen, mit der Ausführung diversen Übungen. Wir hatten ja am Vortag in der Schule schon einen Einblick bekommen. War auch sehr interessant.

Und zu guter Letzt haben wir noch eine Darstellung der App Book Creator erhalten, mit der man sehr gestalterische Bücher erstellen kann. Hier kann man sich völlig frei entfalten, mit diversen Layouts, Bildern und Videos einfügen, es ist alles möglich.

Und wieder wartet morgen ein spannender Tag auf mich 😊.

Donnerstag 09.05.2019

Heute wurden wir in 2 Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe fuhr zur VS Hirten und meine Gruppe blieb vor Ort bei atempo. Dort wurde uns von Frau Kulmer von CONEDU ausführlich über EBMooc berichtet. EBMooc ist der erste offene Online-Kurs für die Erwachsenenbildung in Österreich. Er wurde 2017 erstmals durchgeführt, 2018 in einer überarbeiteten Version abgehalten und erreichte bis Ende 2018 über 6.200 angemeldete Teilnehmer. Während der begleiteten Durchführungen 2017 und 2018 wurde das Selbststudium durch Foren-Diskussionen, Online-Meetings (Webinare=Web/Seminare) und Begleitgruppen zum Austausch mit anderen Interessierten unterstützt.

Es gibt sechs Module. In diesem umfassenden Kurs (Gesamtumfang: 18 Stunden) können sich Lehrende und Trainer, Berater und Bildungsmanager wichtige Grundlagen und Werkzeuge der digitalen Erwachsenenbildung mit dem Internet aneignen. Sie müssen dafür nichts bezahlen, können sich die Zeit selbst einteilen und erhalten eine Teilnahmebestätigung. Ergänzend zum Selbststudium gibt es in der begleiteten Form auch Foren, Online-Meetings (Webinare) und Begleitgruppen zum Austausch mit anderen Interessierten.

„Digitale Kompetenz“. Das ist nützliches und didaktisch sinnvolles Knowhow über den Einsatz alltagstauglicher und einfach zu bedienender Tools – und zwar für alle Tätigkeiten von Training über Beratung bis hin zum Management.

Im Anschluss blieb uns etwas Zeit für Übungen mit Apps unserer Wahl. U. a. Padlet, ein tolles Pinnwandprogramm, in dem mehrere Teilnehmer eingebunden werden und anpinnen können. Der Ersteller eines Eintrages kann die Berechtigungen der anderen Teilnehmer festlegen. Man kann dort Texte, Bilder, Videos oder auch Hyperlinks einfügen. Des Weiteren lernten wir, wie man mit Mentometer Abfragen erstellt und versendet und die Rückmeldungen dazu dargestellt werden.
Am Nachmittag erfuhren alles rund um das Pilotprojekt DigiDAZ (Deutsch als Zweitsprache) und dem Unterprojekt DigiMU (Deutsch als Muttersprache).

Es findet für einen ausgewählten Kreis an Schülern ein Online-Unterricht statt, d. h. Lehrer und Schüler befinden sich an unterschiedlichen Orten. Der Vorteil, keiner der beiden muss irgendwo hinfahren. Die Durchführung ist von jedem beliebigen Ort möglich, sofern eine Internetverbindung vorhanden ist und beide über ein iPad verfügen. Die Verbindung zu beiden iPads wird z. B. über WebEx, eine Art Videokonferenz, hergestellt. Der Lehrer setzt für die Aufgabenstellungen an die Schüler diverse Lerning-Apps, wie z. B. Keynote, BaiBoard3, Book Creator, Sock Puppets und iMovie ein.

Der Lehrer kann dem Schüler beim Abarbeiten der Aufgaben direkt zusehen und an entsprechender Stelle direkt helfen, wenn es hakt.

Zum Abschluss des Tages wurde uns die genauen Funktionen bzw. Einstellungen in Google Drive erläutert…

Wieder ganz schön viel Input, aber ich habe für mich wieder eine Menge mitnehmen können…

Freitag 10.05.2019

Unser letzter Tag war auch wieder ein sehr spannender Tag. Zuerst hat uns eine Dame mit Sehbehinderung die „Voice Over“-Funktion ihres iPhones erläutert. Mit dieser Funktion wird jede Berührung am Display des Handys in Sprache ausgegeben. So ist es ihr möglich, auch in jede Menüeinstellung zu gelangen und auch Änderungen vorzunehmen. Es wird wirklich alles sprachlich ausgegeben. Sie kann sogar damit WhatsApp-Nachrichten etc. schreiben, weil sie sich durch jeden Buchstaben durchhangeln kann. Und zur Vereinfachung kann sie auch die Wortvorschläge übernehmen. Und auch die Emojis werden detailliert sprachlich ausgegeben, wirklich faszinierend. Wenn sie unterwegs ist, nutzt sie dafür natürlich Kopfhörer, um ihr Umfeld nicht zu stören.

Sie hat uns auch noch ein Tool vorgestellt, das Sehbehinderten bei der Darstellung der Umgebung helfen kann. Z. B. wenn ihr ein Mensch gegenübersteht, beschreibt das Tool im Rahmen des Möglichen diese Person, bis hin zum Alter. Dies haben wir am dem Dirk getestet, der sich gefreut hat, 5 Jahre jünger geworden zu sein 😀.

Ein weiteres Tool ist das „Be My Eyes„. Hier kann bei Bedarf fachkundige Hilfe zur Lösung von kleineren Problemen angefordert werden:

In diesem Tool sind mehrere Personen hinterlegt, die sich für die Hilfestellungen zur Verfügung stellen. Es wird dann über das Tool angerufen und es durchläuft eine Schleife. D. h. wenn der erste TN vielleicht nicht rangehen kann, wird der Anruf automatisch auf den nächsten umgeleitet usw. Die Anfragen sind dann z. B., wo finde ich den nächsten Zebrastreifen. Oder wenn man zuhause mehrere Nudelpakete hat und nicht fühlen kann, welche für das Rezept jetzt die richtigen sind. Bei jedem Anruf wird eine Videokonferenz hergestellt, so dass der Angerufene sich auch immer ein Bild von der Lage machen kann. Des Weiteren verwendet sie noch den Sprachassistenten SIRI, wie z.B. Anrufe tätigen, Termine einstellen oder bei allgemeinen Fragestellungen. Bei Android-Geräten wird der Google-Assistent verwendet.

Dann haben uns der Karl und der Thomas ausgiebig die App „Socrative“ vorgestellt. Sowohl die Schüler- als auch Lehrer-Variante. In der Teacher-App habe ich auch hier wieder drei Fragetypen zur Auswahl. „Multiple Choice“, „True/False“ oder „Short Answer“. Der Lehrer kann genau ersehen, welcher Schüler wie viel prozentual beantwortet hat und wie viel davon korrekt oder falsch, sofern es sich um eine vorgegebene Auswahl handelt. Am Ende kann man dann auswählen, ob man eine Auswertung in Listenform haben möchte oder grafisch. Oder auch Beides.

Nun wurde uns ActionBound detailliert vorgestellt. Mit dieser App kann man anderweitige Aufgabenstellungen anfertigen z. B. in Form einer Schnitzeljagd. D. h. man wird aufgefordert, verschiedene Gegenden aufzusuchen, sie zu fotografieren und ggf. ein Video aufzunehmen. Und dies in einem bestimmten Zeitraum. Für jede erfolgreiche Absolvierung einer Aufgabe gibt es Punkte. Wenn mit mehreren Teams gespielt wird, gewinnt das Team, welches alle Aufgaben vor Ablauf der vorgegebenen Zeit absolviert hat.

Uns unsere letzte Aufgabe in dem Seminar für heute war, ein Feedback-Video anzufertigen.  Wir wurden in die Tiefen des Tools iMovie eingewiesen, wurden dann in zwei Gruppen aufgeteilt. Wir hatten eine Zeit vorgegeben bekommen, in der wir das Video aufgenommen, geschnitten und bearbeitet abzugeben hatten. In dem Video sollten wir festhalten: Was war unser das Highlight diese Woche? Was wird unser erster Schritt zuhause sein? Und was werden wir als Erstes versuchen wollen umzusetzen? Jeder hat seinen entsprechenden Teil dazu beigetragen.

Für mich persönlich kann ich sagen, dass ich eine ganze Menge mitgenommen habe. Dies muss ich erst mal sortieren und selektieren. Ich habe auch schon die eine oder andere Idee. Aber es Bedarf sicherlich noch einer ganzen Menge an Zeit, ein gut durchdachtes Konzept, mit dem entsprechenden Gremium, auszuarbeiten. Aber ich bin mir sicher, dass wir die weiteren Schritte der Digitalisierung in der vhs einschlagen werden…😊

Innovatives Lernen mit Tablets, Graz (3)

von E. B.

GRAZ – SAMSTAG, DER 4. 5. 2019

Anreisetag. 18 Uhr. Wir fahren langsam mit der Straßenbahn zum Hotel, konzentrieren uns auf Stationennamen und betrachten nahliegende Gebäude. Die Stadt wirkt auf mich harmonisch, beruhigend und gemütlich. Ich bin fast vom ersten Augenblick verliebt und hoffe auf eine schöne und produktive Zeit hier. Hinter uns liegt der Flug Hamburg – Wien und die restliche Reise mit dem Zug Wien – Graz.
Die zweitgrößte Stadt ist die schönste Stadt Österreichs.
Das ist der erste Grund aus zehn, warum man 2019 unbedingt Graz besuchen sollte. Das steht im Bordmagazin von Austrian Airlines.
Das Hotel haben wir schnell gefunden und waren von der Lage (idyllisch und grün mit Blick auf die Berge) positiv überrascht.
Zum Schluss haben wir uns mit einem guten Essen für den morgigen Tag gestärkt.

GRAZ – SONNTAG, DER 5. 5. 2019

Dieser Tag wurde von den Organisatoren als Kursvorbereitung geplant. Diese Phase ist individuell und selbständig zu gestalten. Jeder sollte in seinem Tempo die Apps installieren. Diejenigen, die das eigene Tablet mitgenommen haben, haben das schon erledigt. Andere, zu denen ich auch gehöre, bekommen die Tablets von Atempo morgen und holen es dann nach. Doch die Zeit für einige Erfahrungen aus dem Internet habe ich mir genommen.
Der aktive Tag beginnt für unser Team aus S-H mit dem Spaziergang zum Schulungsort Atempo (etwa 3 km vom Hotel entfernt). Eine kurze Besichtigung des Gebäudes und Umgebung ergänzt die Vorbereitungsphase.
Dann gehen wir weiter zu Fuß zum Stadtzentrum. So kann man am besten Graz erkunden.
Dem zweiten Grund „Weil jeder Spaziergang durch das Unesco Weltkulturerbe zu einer Entdeckungsreise wird“ kann ich nur zustimmen. Prächtige Palazzi und verspielte Plätze, versteckte Gässchen und romantische Innenhöfe, Kopfsteinpflaster und rote Ziegeldächer: die italienischen Baumeister, die einige Jahrhundert lang in Graz lebten und wirkten, prägen diese Stadt bis heute.

18 Uhr. Gemeinsam mit anderen Teilnehmerinnen, die in unserem Hotel wohnen, gehen wir zum Willkommensessen beim Wienerwirt und lernen uns unterwegs näher kennen. Wir genießen die Steirer Spezialitäten und Getränke und lassen den Abend ausklingen.

Morgen erwartet uns ein Programm voll Herausforderung und Überraschung.

GRAZ – MONTAG, DER 6. 5. 2019

Heute um 9 Uhr startet unser Kurs. Die Gruppe ist relativ homogen: motivierte Lehrer aus Deutschland und Bulgarien. Am Anfang gehen unsere Kursleiter Karl und Thomas die Programmpunkte durch. Dann kommt die Einführung ins Papierlose Klassenzimmer mit Google Classroom. Wir versuchen Schritt für Schritt in Kleingruppen, die iPads zu zähmen. Am spannendsten ist die praktische Aufgabe, die Teams mit frischgemachten Fotos zu präsentieren. Als Arbeitsergebnis entstehen: Fantastic Four, Die unglaublichen Vier, SOPEJO und Die Digi-GRAZien. Als Erwartung vom Kurs wird fast von allen Gruppen „Input und seine weitere Realisierung in den Lernprozess“ genannt. Wir sind gespannt, was auf uns zukommt. Nach einer kurzen Kaffeepause folgt der Hausrundgang durch das Atempo-Gebäude. Der Schwerpunkt dieser Organisation ist die soziale Begleitung für behinderte Menschen in der Vorausbildungsphase.

Am Nachmittag hören wir einen ausführlichen und informativen Vortrag über den Europäischen Rahmen für die Digitale Kompetenzen von Lehrenden. Der Kompetenzrahmen ist gegliedert in sechs Kompetenzbereiche mit insgesamt 22 Kompetenzen. Thomas präsentiert auch didaktische Möglichkeiten digitaler Werkzeuge am Beispiel des amerikanischen Modells „SAMR“.

Intensive theoretische Einführung in DigCompEdu wechselt sich wieder durch aktives Kennenlernen digitaler Ressourcen ab. Wir lernen, wie man digitale Medien zur Differenzierung und Individualisierung in den alternativpädagogischen Prozess einsetzen kann. Ich habe viele Anregungen bekommen und weiß schon, was ich in meinem Unterricht anwenden werde.

GRAZ – DIENSTAG, DER 7. 5. 2019

Heute ist ein schöner Tag. Erstens, die Außentemperatur soll bis auf 16 Grad steigen.

Zweitens, am Vormittag besuchen wir die erste iPad-Schule Österreichs und am Nachmittag erkunden wir die mittelalterliche Riegersburg.

Um 8.15 Uhr fahren wir vom Hotel Stoiser ab. Die Fahrt bis Jennersdorf, wo die Schule ist, dauert ca. 1 Stunde. Wir sind an Ort und Stelle und uns kommen die Schüler entgegen, die im Werkunterricht aus Holzbrettern iPads basteln wollen.

Der offizielle Besuch beginnt mit Begrüßung des Direktors. Danach gehen wir in die Medienhalle und der Schulleiter hält einen Vortrag über seine Schule. Heute ist es Symbiose zwischen der Mittelschule und der Polytechnischen Schule mit 13 Klassen und ca. 35 Lehrern, die mit iPads ausgerüstet sind. Nach kurzer Kaffepause dürfen wir im Unterricht schnuppern. Bei der ersten Stunde werden wir an die Stelle von Schülern gesetzt und erleben entsprechende Möglichkeiten, mit unterschiedlichen Apps und Programmen zu arbeiten. Die Schüler der dritten Klasse (in Deutschland entspricht das der siebten Klasse) helfen uns dabei.

Dann besuchen wir nacheinander den Physik-, Hauswirtschafts-, Sport- und Geschichtsunterricht. Die Führung rollt reibungslos ab und wir dürfen die modernen Unterrichtsräume mit Activeboard und WLAN-Verbindung, das Lehrerzimmer, die Küche, den Speiseraum, die Werkstatt bestaunen. Zum Schluss kommen wir noch einmal in den Medienraum und dürfen beeindruckt noch ein paar Fragen stellen. Wir werden die nächsten Tage bestimmt mit Kollegen auf dieses Erlebnis zurückkommen.

Der warme Nachmittag lässt uns die wunderschöne mittelalterliche Burg in Sonnenstrahlen genießen und für kurze Zeit von digitalen Medien abschalten. Morgen lernen wir wieder etwas Neues dazu.

GRAZ – MITTWOCH, DER 8. 5. 2019

Der heutige Tag begann mit dem Präsentieren der OSMO-Produkte. Unser Kursraum hat sich in ein digitales Lerncafé verwandelt. An mehreren Tischen wurden die Lernspiele aufgebaut und wir sind mit dem Stationenlernen gestartet. Die Atempo-Lernenden unterstützen uns beim Buchstabenrätsel, Rechnen mit Zahlenblasen, Nachmalen und Tangram.

Wir fühlen uns wie Kinder und spielen gerne zusammen oder gegeneinander. Dann kommt die Zeit, neue Apps kennenzulernen. Mit Thomas lernen wir, wie man Wissen mit digitalem Mindmapping entwickeln und organisieren kann. Marcus erklärt uns, wie digitales Karteikartensystem mit Quizlet funktioniert. Das Potenzial von beiden Apps im DaZ-Bereich kann man nicht unterschätzen und wir denken schon über die Themen für unseren Integrationskurs nach. Den Rest des Tages verbringen wir mit Book Creator und digitalisieren Graz beim lockeren Spaziergang in Form einer Schnitzeljagd. Mit regem Austausch mit anderen Teilnehmern geht unser Arbeitstag zu Ende.

GRAZ – DONNERSTAG, DER 9. 5. 2019

Heute gibt es im Programm Parallel-Sessions. Ein Teil der Gruppe trifft sich in unserem Atempo-Raum für die Arbeit am Thema „Digitalisierung in der Erwachsenenbildung“. Die restlichen Teilnehmer entscheiden sich für den Besuch der Volksschule Hirten. Wir starten vom Hotel um 8 Uhr und sind in einer Dreiviertelstunde vor Ort angekommen. Die Mehrstufenklasse ist die einzige in Graz. Das schulzentrierte Konzept, wo die Verantwortung für den Bildungsweg nicht vom Lehrer bestimmt wird, sondern vom Kind übernommen wird, hat mich erstaunt. Der Klassenlehrer, der dieses Konzept entwickelt hat, konnte das nicht nur beim Vortragen begründen, sondern mit seiner Arbeit demonstrieren. Wir warten, bis die Kinder den Klassenraum betreten. Sie kommen ganz ruhig und setzen sich auf die Bank in einen Kreis. Ein Mädchen nimmt Triangel und Stock und nun kommt das Signal für Unterrichtsanfang. Die Schüler stehen auf und gehen zu den Tischen. Jeder nimmt ein Aufgabenheft und erledigt das, worauf er gerade Lust hat. Sie arbeiten langsam und konzentriert. Wenn jemand eine Frage hat oder Hilfe braucht, kommt der Lehrer oder Assistent. Man spürt keine Hektik oder Spannung. Der ganze Lernprozess wird von den Schülern selbst geleitet. Alle Schulrituale wie Morgenkreis, Arbeitsphasen, Singpausen, Besprechungen, Abschlussdiskussionen, sogar die Raumausstattung werden von im Voraus gemeldeten Schülern durchgeführt. Diese Kinder verfügen über gute soziale Kompetenzen, Selbstvertrauen und Selbstständigkeit.

Die zweite Klasse ist die multikulturelle iPad-Klasse in der gleichen Schule. Mir gelingt es, bei dem Unterricht im Rahmen des Projekts digi.DaZ dabei zu sein. Ein Mädchen und ein Junge führen per iPad das Gespräch mit dem Lehrer, den sie vor sich auf einem separaten Tablet sehen, und machen ab und zu kurze Aufgaben, die sie mit einem Click zur Kontrolle an den Lehrer senden. Sie lernen heute Präteritumformen. Alles läuft reibungslos. Der Besuch hat mir viel Input gegeben und im Kopf drehen sich schon viele Ideen.

Im „Offenem Lernraum bei Atempo“ am Nachmittag ist als Gast Anida Kadri. Sie berichtet ausführlich über das Projekt digi.DaZ und digi.MU und präsentiert Kurzfilme und Videosequenzen zum Onlineunterricht. Mich beeindruckt, wie offen Anida über die Probleme im DaZ-Bereich, über eigene Fehler und kleine Errungenschaften spricht. Der rege Austausch und Diskussion wechselt zu einer Live-Schaltung mit einem Onlinelehrer für Bosnisch, Serbisch und Kroatisch im Rahmen des Projekts digi.MU. Zum Schluss erproben wir in Kleingruppen die vorgestellten Apps.

Vom heutigen Tag konnte ich als Pädagoge bisher am meisten profitieren.

GRAZ – FREITAG, DER 10. 5. 2019

Heute ist der letzte Tag unseres Fortbildungskurses, und laut des Programms erwarten wir einen Überraschungsgast. Das ist wirklich eine Überraschung. Sandra, eine blinde Frau, hält für uns den Vortrag über die Hilfsfunktion für blinde Menschen VoiceOver und zeigt die Möglichkeiten der integrierten Assistentin Siri und der App Be My Eyes, die das iPhone bietet. Besonders interessant sind die ausführlich beschriebenen Bedeutungen von Smileys, die wir jeden Tag benutzen. Es ist schön, wieder was Neues zu lernen oder das Bekannte von einem anderen Betrachtungswinkel zu beobachten. Nach kurzer Pause beschäftigen wir uns mit digitalen Quiz und Testtools. In Einzelarbeit erstellen wir kleine Frage-Antwort-Spiele und testen diese an Kollegen. Nur durch die praktische Arbeit kann man das Potenzial der zahlreichen Apps für digital-inklusive Bildung auswerten.

Ein Crashkurs in mobiler Videoproduktion von unserem Kursleiter Thomas lässt uns nochmals überraschen, wie schnell man ein wundervolles Video erstellen kann. Wir erlernen die Grundlagen der Montage und der Arbeit mit Licht und Ton und bekommen die letzte Aufgabe: Erstellen eines Videofeedbacks. Das wird der Höhepunkt des Tages. Das Video sollte 3 Punkte umfassen: Highlights der Woche, unser erster Schritt nach der Rückkehr und Umsatz des Erlernten. Zwei Gruppen machen sich an die Arbeit. Das Wetter ist schön und wir können uns die Aufnahmen draußen im Garten leisten. Wir überlegen das Konzept und wundern uns, wie eifrig und kreativ unsere Kollegen sind. Nach der Mittagspause beginnt die Präsentation. Alle sind gespannt und warten neugierig auf die Reaktion von den Kursleitern und Kollegen. Unser Video ist fast klassisch gebaut. Im Kreis mit grünem Hintergrund berichten wir nacheinander über die Ergebnisse. Das andere Team hat sich ideenreich und phantasievoll gesagt. Wir lachen vor Vergnügen.

Nun ist die Zeit Abschied zu nehmen. Karl und Thomas schalten einen Song von Pharrell Williams „Happy“ ein und tanzend bekommt jeder sein Zertifikat. Die Stimmung unter den Teilnehmern ist harmonisch. Ich glaube, eine Weile später werden sich alle an diese produktive und kreative Zeit mit Lächeln erinnern.

Ich wollte schon meinen Bericht beenden, aber beinahe habe ich vergessen, weitere Gründe zu schreiben, Graz zu besuchen. Die zähle ich einfach so auf für Interessierte:

  • weil Avantgarde in der UNESCO City of Design lange Tradition hat;
  • weil Kunst und Kultur schon in der DNA der Stadt stecken;
  • weil ein Besuch in Graz für kleine und große Kinder unvergesslich bleibt;
  • weil im Herzen der Altstadt ein Berg steht;
  • weil eine Zeitreise durch die Jahrhunderte ein Spaziergang ist;
  • weil man zu Recht von der Genusshauptstadt Österreichs spricht;
  • weil „Shopping mit Kultur“ in der City of Design einfach mehr Freude macht;
  • weil auch Ausflüge in die nahe Umgebung so manche Kostbarkeiten bieten.

 

Innovatives Lernen mit Tablets, Graz (2)

von M. S.

GRAZ-SAMSTAG, 04.05.2019

Eigentlich sollte man beim Schreiben des Lerntagebuches sachlich bleiben, aber das fällt einem schwer, wenn man zum ersten Mal nach Österreich reist und mit dem Zug von Wien nach Graz fährt. Anfangs überlegen wir, meine zwei Kolleginnen und ich, bis nach Graz zu fliegen. Es gibt eine Verbindung mit einem Zwischenstopp in Wien. Dann entscheiden wir uns doch mit dem Flugzeug von Hamburg bis nach Wien zu fliegen und dann weiter mit dem Zug zu reisen.

Die Entscheidung bereuen wir nicht. Die 2,5 Stunden im Zug vergehen wie im Flug. Die spektakuläre Landschaft sorgt für viele Emotionen und man kommt etwas müde aber gut gelaunt in Graz an. Nach etwas Suche und Rumfragen finden wir die richtige Haltestelle und fahren weiter mit der Straßenbahn. So eine Art Bimmelbahn, die alle paar Meter anhält, aber uns zuverlässig zum Hotel bringt. Unterwegs können wir die mittelalterliche Altstadt bestaunen. Ganz zauberhaft ist sie, mit ihren schmalen Gassen mit Gebäuden im Renaissance- und Barockstil, von modernen Geschäften und Restaurants gesäumt und mit grünen Bergen in der Ferne. Am Abend kommen wir im Hotel an. Es ist noch nicht ganz dunkel und wir können noch den atemberaubenden Blick vom Balkon des Hotelzimmers genießen. Man vergisst fast, dass man hier nicht einen Privaturlaub macht, sondern zum Lernen ist.

GRAZ-SONNTAG, 05.05.2019

So machen wir uns gleich am nächsten Morgen auf den Weg zum Schulungsort. Unser Kurs heißt „Innovatives Lernen mit Tablets“, wird von „atempo Betriebsgesellschaft mbH“ angeboten und soll uns den Begriff „virtuelles Klassenzimmer“ näherbringen. Wir können noch nicht rein ins Gebäude des Veranstalters, da heute Sonntag ist und alles ist abgeschlossen. Wir möchten trotzdem den Ort und die Umgebung inspizieren und schauen, wie lange es dauert zu Fuß vom Hotel zu „atempo“ zu laufen, damit wir am nächsten Tag pünktlich zum Seminar erscheinen. Obwohl wir uns noch nicht einig sind, ob wir einen Fußmarsch einlegen oder doch unsere putzige Straßenbahn nehmen sollen. Es wird wahrscheinlich wetterabhängig gemacht. Leider ist der Tag heute trüb und kühl, was aber unserer guten Laune keinen Abbruch tut.

Den Rest des Nachmittags verbringen wir in der Altstadt. Nun möchten wir die schöne Gegend „live“ und nicht nur aus der Straßenbahn bestaunen. Aus der Nähe sieht alles noch viel, viel besser aus. Die Stadt enttäuscht uns nicht. Nach dem leckeren Kaffee mit einem Stück berühmter Torte machen wir uns auf den Weg zum Hotel. Unsere iPads müssen noch für morgen vorbereitet werden. Alle benötigten Programme werden runtergeladen, App-Anmeldungen vorgenommen und dann geht es schon wieder raus in die Stadt. Am Abend ist ein Willkommensessen bei einer typisch steierischen Gaststätte geplant. Wir sehen zum ersten Mal, mit wem wir die nächsten Tage verbringen werden. Es sind zwei Kursleiter und 8 Teilnehmer. Wir erfahren, dass noch ein paar dazu kommen sollen. Am nächsten Tag wird es eine Kennenlernrunde geben. Heute Abend unterhalten wir uns aber in einer lockeren Runde, essen das leckere Essen und sind gespannt, was die Woche so alles bringen wird.

GRAZ-MonTAG, 06.05.2019

Nach dem reichhaltigen Frühstück im Hotel geht es los zum Schulungsort. Es ist ein hübsches älteres Gebäude mit einem ruhigen grünen Hof und einem netten Café.

Unser Kursraum befindet sich im ersten Stock.  Ich sehe ein paar neue Gesichter, da gestern nicht alle am Willkommensessen teilgenommen haben. Nun sehe ich die ganze Gruppe. Alle sitzen im Kreis in kleinen Gruppen an runden Tischen. Jeder bekommt ein Namensschild. Wir duzen uns und sprechen uns mit Vornamen an. Wir sind 14 Teilnehmende, 11 Frauen und 3 Männer. Etwas später, bei einer Gruppenaufgabe erfahre ich, dass die meisten aus Deutschland kommen. Die Ausnahmen bilden 2 Bulgarinnen und eine Frau aus Österreich. Alle (mit einer Ausnahme) unterrichten an verschiedenen Schulen- Berufsschulen, Gesamtschulen, Grundschulen oder wie ich an einer Volkshochschule. Die Erfahrungen im digitalen Unterricht variieren von „gleich Null“ bis „relativ gut“. Da bin ich auch beruhigt, da meine Tablet-Kenntnisse auch noch sehr ausbaufähig sind.

Unsere Referenten heißen Karl und Thomas. Sie sind nett und geduldig. Wenn jemand nicht weiterkommt, dann nehmen sie sich Zeit und erklären Schritt für Schritt, was zu tun ist. Der erste Programmpunkt für heute lautet „Wir fangen einfach an“. Ja, der Anfang ist relativ einfach. Wir sitzen nur da und hören zu. Die Kursleiter sprechen abwechselnd, mit witzigem steierischem Dialekt, trotzdem verstehe ich alles. Ab und zu benutzen sie ein typisch österreichisches Wörtchen, aber dann folgt auch gleich die Erklärung. Thomas geht alle Programmpunkte für die Woche durch und erklärt uns genauer, was noch geplant ist. Danach folgt ein so genanntes „Eisbrecherspiel“. Jede Gruppe soll aus Spaghetti und etwas Hilfsmaterial in 18 Minuten einen möglichst hohen Turm bauen. Alle verstehen, dass es hier nicht um den Turm geht, trotzdem packt uns der Ehrgeiz und wir sind schon ein bisschen enttäuscht, als unser Turm am Ende nicht stehenbleibt.

Als nächstes bekommen wir eine kurze Einführung ins Papierlose Klassenzimmer mit Google Classroom.  Wir werden während der Kurswoche mit der „G Suite for Education“ arbeiten und dafür wurde für jeden Kursteilnehmer ein Demo Google Konto für den Kurs angelegt. Ebenso wurden ein paar wichtige Ressourcen für unseren Kurs angelegt, auf die wir mit diesem Account zugreifen können. So testen wir gleich das virtuelle Klassenzimmer und bekommen die Aufgabe uns als Gruppe und einzeln vorzustellen. Meine Gruppe ist witzig und kreativ. Es macht Spaß, Fotos zu machen und Mottos auszudenken. Am Ende wird das Ganze an die Wand gebeamt und wir stellen uns nacheinander vor. Der Kursleiter zeigt uns, was man als Lehrer im Virtuellen Classroom machen kann. Als Beispiel benotet er unsere Aufgaben, schreibt Kommentare, sendet die Aufgaben zurück und schickt an uns zusätzliche Fragen in Form von Quiz. Wir sind alle hellauf begeistert und möchten das in unserem Unterricht einsetzen. Kurz darauf verstehen wir aber, dass so was in Deutschland nicht so einfach umgesetzt werden kann, alleine wegen des Datenschutzes und mangelhafter digitaler Ausstattung.

Kurz vor der Mittagspause bekommen wir eine Führung durch das Haus. Erst jetzt verstehe ich, was genau „atempo“ ist und was es macht. Das Ganze kann man natürlich im Internet nachlesen, aber es „live“ zu sehen ist etwas ganz Anderes. In jedem Raum sehen wir Menschen, die von irgendeiner Art von Behinderung betroffen sind. Die meisten sitzen an Tablets oder PCs und wirken sehr konzentriert. Jetzt weiß ich, was hinter dem Motto „atempo tritt dafür ein, dass alle Menschen gleichberechtigt leben, lernen und arbeiten können“ steckt.

Nach der Mittagspause gibt es mehr Theorie als Praxis. Uns werden der Europäischer Rahmen für die digitale Kompetenz Lehrender, ein Model für Didaktische Möglichkeiten digitaler Werkzeuge und ein paar nützliche Lern-Apps vorgestellt. Mir wird klar, dass es die Hauptaufgabe der digitalen Medien ist, unterschiedlichen Lernbedürfnissen Rechnung zu tragen. Den Lernenden wird ermöglicht, in ihrem jeweils eigenen Lerntempo ihr Lernziel zu erreichen und dabei unterschiedliche Lernwege zu beschreiten. Mit dieser Erkenntnis geht der heutige Seminartag für mich zu Ende.

GRAZ-DIENSTAG, 07.05.2019

Auf heute habe ich mich besonders gefreut. Auf dem Programm stehen zwei Ausflüge, einmal in die iPad-Schule Jennersdorf (die erste iPad-Schule Österreichs) und danach stehen uns zwei Optionen zur Auswahl: die mittelalterliche Riegersburg oder die Schokoladenfabrik Zotter.

Früh am Morgen erwartet uns der schon gestern angekündigte Charterbus direkt vor der Hoteltür. Er bringt unsere Gruppe nach Jennersdorf. Das Städtchen liegt in dem benachbarten Burgenland, 4 km von der ungarischen Grenze entfernt. Die Fahrt dauert knapp 1 Stunde. Unterwegs bestaune ich die zauberhafte Berglandschaft und die malerischen Dörfchen. Das Wetter meint es heute gut mit uns. Die Sonne scheint und es ist angenehm warm.

In der Schule angekommen werden wir gleich in der Eingangshalle vom Schulleiter herzlich empfangen. Gleich danach macht er eine etwa einstündige Präsentation, bei der wir viel über die Schule erfahren. Der volle Name der Schule lautet Neue Mittelschule Jennersdorf mit angeschlossener PTS-Schwerpunkt Informatik. PTS steht hier für Polytechnische Schule, die Schülern grundlegende berufliche Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt und den Übertritt in die Lehrausbildung oder in die weiterführenden Schulen erleichtert.

Die Schule hat aktuell 354 Schüler, also relativ übersichtlich. Trotzdem ist sie bestens ausgestattet. In jedem Raum gibt es Apple-TV, Beamer (sogar in der Küche), in der ganzen Schule hat man W-Lan. Die Lehrkräfte benutzen neben Büchern und Heften Tablets, sodass sie digitale Arbeitsblätter erstellen können, mit Apps arbeiten und vieles mehr. Das Ganze ist natürlich interaktiv. Jeder Schüler verfügt über ein iPad (allerdings müssen sie von den Eltern angeschafft werden). Interessant finde ich, dass es Handyverbot auf dem gesamten Schulgelände gilt. Verstöße werden bestraft, indem das Handy über Nacht in einem Tresor in der Schule liegen bleibt. So möchte die Schule kontrollieren, dass die Kinder das Internet in der Schule wirklich nur für Lernzwecke benutzen. Mit dem Mobile Device Manager können die Lehrkräfte jederzeit überprüfen, auf welchen Seiten die Schüler mit ihren iPads surfen und notfalls die Geräte komplett sperren.

Um zu sehen, wie das alles in Praxis funktioniert, bekommen wir eine Führung durch die Schule. Wir gehen durch die Flure, gehen in die Klassenräume, bekommen kurze Vorführungen von den Schülern. Man merkt, dass wir erwartet werden und dass es für die Schüler die Besuche solcher Art schon Routine sind. Ja, die Schule bekommt viel Aufmerksamkeit seitens Medien, Politik und verschiedenen Organisationen. Mein persönliches Highlight ist der Biologieunterricht, bei dem wir mitmachen können. Wir hantieren mit der iPad-Lupe, machen Fotos, wie unter einem Mikroskop, arbeiten mit von den Lehrerin erstellten Docs, nehmen am virtuellen Quiz teil.

Die Schüler helfen uns, das Ganze macht Riesenspaß und ich merke, dass es mit Tablet sehr gut funktioniert. Vorausgesetzt, die Lehrkraft hat wirklich Ahnung davon, was sie macht. Trotzdem sehe ich, dass es nach wie vor Bücher und Hefte benutzt werden. Ganz ohne geht es also nicht. Der Schulleiter bestätigt meinen Verdacht. Er erklärt, dass digitale Medien den traditionellen Unterricht nicht ersetzen, sondern unterstützen sollen. Inwiefern, das bleibt jedem Lehrer selbst überlassen. Vieles kann man nicht digital machen. Dazu gehört Bewegung im Sport, Kunst, Musik, Werken usw. Was mir auffällt, es gibt viele Kunstwerke im Schulgebäude. Natürlich alles von den Schülern erschaffen. Schön, denke ich. Und dann ist schon die Zeit, sich von unseren Gastgebern zu verabschieden und sich dem Nachmittagsprogramm zu widmen.

Ich habe mich für die Burg entschieden und habe es nicht bereut. Der Aufstieg ist etwas mühsam, aber man wird mit einer fantastischen Aussicht belohnt.

Ich mache tausende von Fotos und Videos und möchte hier gar nicht wegfahren. Leider wartet unten schon der Bus auf uns und wir fahren zurück nach Graz. Im Bus überlege ich, was ich noch im Lerntagebuch schreiben kann und freue mich auf morgen. Es wird bestimmt spannend.

GRAZ-MITTWOCH, 08. 05. 2019

Als ich heute Morgen in unseren Seminarraum reinkomme, sehe ich nicht nur unsere Teilnehmer, sondern auch die Jugendlichen, die in atempo lernen. Sie sitzen an den Tischen mit verschiedenen Lernstationen und zeigen uns, welche Apps und digitale Tools es gibt und wie man mit denen arbeitet. Wir gehen vom Tisch zu Tisch und probieren unter der Anleitung von den jungen Leuten alles mit Begeisterung aus. Mir gefällt das OSMO Play Kit für iPads. Die Spiele werden über einen digitalen Bildschirm abgebildet und fördern kreatives Denken und soziale Interaktion. Für das Spielen braucht man ein Set mit einem Reflektor, die Basis sowie die Spiele selbst. Alle Spiele können kostenlos vom iTunes App Store runtergeladen werden. Nur Word und Tangram benötigen zusätzliche Ausstattung mit Buchstaben und geometrischen Figuren. Das Prinzip ist einfach: man führt vor der Kamera die von der App vorgegebene Aktion aus, z. B. ergänzt die Begriffe mit Buchstaben, indem man vor die Kamera die passenden Buchstaben legt. Ich bin fasziniert vom Programmierspiel Tynker, mit dem schon kleine Kinder die ersten Schritte im Programmieren machen können. Ich mache überall mit und überlege, was ich in meinem Unterricht einsetzen könnte. Nicht alles erscheint mir aus pädagogischer Sicht sinnvoll, aber Spaß machen die Dinger trotzdem.

Nach einer kurzen Pause bekommen wir zwei Apps vorgestellt: Mindmeister und Quizlet. Mit der ersten kann man ganz einfach kollaborativ arbeiten, brainstormen und das gesammelte Wissen organisieren. Die andere App ist eine Lernkartei-App. Das Gute daran ist, dass man die App nicht nur als Schüler, sondern auch als Lehrer nutzen und mitgestalten kann.

Die letzte Aufgabe des Tages ist ein digitales Buch über Graz zu gestalten. Nach einer kurzen Einführung in die App Book Creator dürfen wir loslegen und die schöne Stadt digital verewigen.

GRAZ-DONNERSTAG, 09.05.2019

Heute Morgen fahre ich nicht zu atempo, sondern in eine andere Richtung. Ich habe die Wahl, an einem Workshop zum Thema Digitalisierung und Erwachsenenbildung teilzunehmen oder eine Schule in Graz zu besuchen.

Ich entscheide mich für die zweite Variante. Wie besuchen die Mehrstufenklasse und die multikulturelle iPad-Klasse der Volksschule Hirten. Da ich selbst im DaF-Bereich ständig mit Teilnehmern aus verschiedenen Ländern und Kulturen, mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Begabungen zu tun habe, finde ich es spannend zu sehen, wie es in diesen Klassen funktioniert. Stichwort „Binnendifferenzierung“.

Als erstes lernen wir den Klassenlehrer der mehrstufigen Klasse kennen. Er wirkt auf mich ruhig und entspannt, trotzdem merkt man, dass er für die Idee des jahrgangsübergreifenden Unterrichts brennt. Das Konzept des Unterrichts hat viel mit Montessoripädagogik gemeinsam. 25 Kinder von 6 bis 10 Jahren werden gemeinsam unterrichtet. Darunter sind auch Migrantenkinder und Kinder mit sonderpädagogischem Bedarf. Gelernt wird in einer lockeren Atmosphäre, mit so wenig Leistungsdruck wie möglich. Die Kinder suchen sich selbst die Aufgaben aus und bearbeiten sie in ihrem eigenen Tempo. Es gibt Logbücher, in denen die Schüler ihre Tagespläne und später das Geschaffte aufschreiben. Es gibt keinen festen Stundenplan, sondern Kurse mit freiwilliger Teilnahme. Der Lehrer kontrolliert nicht, ob die Hausaufgaben gemacht werden. Am Ende zählt nicht das Ergebnis der Arbeit, sondern der Weg dahin, wird uns gesagt. Erstaunlicherweise funktioniert das Ganze einwandfrei. Ich sehe wie ordentlich, konzentriert und selbstbestimmend die Kinder arbeiten. Das von mir erwartete Chaos findet hier nicht statt.

Danach gehen wir in eine multikulturelle iPad-Klasse. Jedes Kind sitzt an einem eigenen iPad, Kopfhörer und Mikro. Das erlaubt jedem in seinem eigenen Tempo zu arbeiten. Dabei können die Schüler ihre Aussprache trainieren, ohne den Nachbar zu stören. Der Klassenlehrer wirkt sehr engagiert. Mit speziellen Apps und Tools verteilt er die Aufgaben an seine Schüler und kontrolliert diese. Er hält ständigen Kontakt zu den Eltern der Kinder, natürlich alles online. Uns wird erklärt, dass die Schüler nur ein paar Stunden in der Woche mit iPads arbeiten, sonst findet ganz normaler Unterricht statt. Wir schauen den Kindern über die Schulter, wie sie arbeiten und führen kurze Gespräche.

Etwas später, im Lehrerzimmer, können wir noch ein paar Fragen an die beiden Lehrer stellen und dann ist der Besuch schon vorbei.

Am Nachmittag sind wir wieder im atempo Gebäude. Eine DaZ-Lehrerin erklärt uns, wie ein Online-Sprachunterricht abläuft. Ich freue mich über sehr viele Tipps und Anregungen. Die meisten Apps und Tools kannte ich noch gar nicht. Vieles ist nicht nur für digi-DaZ gedacht, sondern auch für einen normalen Sprachunterricht. Nach viel Zeigen und Erklären dürfen wir selbst Arbeitsfolien erstellen. Mit dem Baiboard macht es Spaß und ist ganz einfach. Das werde ich auf jeden Fall in meinem Unterricht nutzen.

Die letzte halbe Stunde haben wir eine live Schaltung mit einem bosnischen Lehrer, der digi-Muttersprache unterrichtet. Er erzählt, wie wichtig es ist, die Kinder, die keine Möglichkeit haben am Sprachunterricht vor Ort teilzunehmen, online zu unterrichten. Leider drohen die Projekte digi-DaZ und digi-Mu aufgrund der ausreichender Finanzierung zu scheitern.

GRAZ-FreiTAG, 10.05.2019

Der letzte Tag des Kurses ist angebrochen. Wir bekommen Besuch von einer Juristin, die an der Uni Graz unterrichtet. Sie zeigt und erklärt uns, welche Bedienungshilfen in Apple Geräten eingebaut sind. Schnell huschen ihre Finger über den Touchscreen von einer Funktion zur anderen. Vielleicht ist es nichts Besonderes, könnte man denken, aber die Frau ist komplett blind. Sie erklärt, dass durch das Aktivieren von Voice Over kann sie sich alles vorlesen lassen. Das Gerät reagiert auf bestimmte Bewegungen des Nutzers, die man erlernen kann. Überrascht hat mich die App „Be My Eyes“ mithilfe deren man fremde Leute anrufen kann, die einem helfen können und möchten. Eine coole Sache! Schön, dass Technik das Leben blinder Menschen einfacher und nicht komplizierter macht.

Weil es wahrscheinlich der letzte Tag ist, bekommen wir einen Crashkurs in Nutzung von digitalen Testtools, Quizes, Erstellen von mobilen Videoproduktionen und noch viel mehr. Es folgt viel Information. Ich probiere alles aus. Interessant finde ich die App b.socrative für Tests und iMovie zum Drehen von Kurzfilmen. Als Übung sollen wir ein Feedback in Form vom Video geben. In Gruppen geteilt versuchen wir unsere kreativen Ideen umzusetzen. Es macht Spaß, wird viel gelacht und am Ende kommen witzige Filmchen raus. Wir schauen die Filme und Fotos der Woche an und werden langsam wehmütig. Irgendwie haben wir uns aneinander gewöhnt, näher kennengelernt und finden es schade, dass die Woche so schnell vorbei ist. Nun ist es Zeit Abschied zu nehmen. Es gibt ein gemeinsames Essen, die Kontaktdaten werden ausgetauscht und wir haben vor, das Gelernte nach der Ankunft zu Hause zu vertiefen und umzusetzen. Ich habe in der letzten Woche so viel Input bekommen, dass ich einige Zeit brauchen werde, um alles im Kopf zu sortieren und das Wichtigste für mich herauszufiltern. Aber auf jeden Fall, diese Fortbildung hat sich mehr als gelohnt und ich würde es jedem empfehlen sich weiter (digital) zu entwickeln und seinen Horizont zu erweitern.

Und jetzt, wie man in Graz sagt: „Baba!“ und „Auf Wiederschau’n!“.

 

Innovatives Lernen mit Tablets, Graz (1)

von S. V.

Tag 1 – Sonntag, 05.Mai 2019

Gestern bin ich gemeinsam mit zwei weiteren Kolleginnen aus Dithmarschen angereist. Wir haben den Flug von Hamburg nach Wien genommen, um dann mit dem Zug nach Graz zu fahren. Die Fahrt aus der Österreichischen Hauptstadt war wunderschön und beeindruckend. Am späten Abend haben wir schließlich unsere Unterkunft erreicht und sind nach einem kurzen Essen direkt ins Bett gefallen.

Heute ist der erste Tag in Graz. Ich beschließe mit den zwei Kolleginnen die Stadt zu erkunden, was sich als sehr lohnenswert erweist (auch wenn der Fußweg ins Zentrum – und auch zu atempo – 40 Minuten beträgt): die Stadt ist schön und überraschend grün. Besonders gut gefallen hat mir die Altstadt, die schönen alten Häuser mit ihren Balkonen sind einfach traumhaft.

Außerdem schauen wir uns schon mal das Gebäude von atempo an, wo das Lernprogramm in den nächsten Tagen stattfinden wird, an. Anschließend organisiere ich mir ein Wochenticket für die Bahnen und Busse und mache mich dann bereit für das erste Treffen am Abend. Wir versammeln uns beim Wienerwirt auf ein Kennenlernen und Abendessen. Insgesamt sind zehn von insgesamt 14 Teilnehmern zum Essen erschienen: zwei Teilnehmer aus Bulgarien, der Rest ist aus Deutschland angereist. Die zwei Dozenten scheinen sehr nett zu sein. Bei einem leckeren Tafelspitz kommen wir ins Gespräch und ich freue mich schon jetzt auf den morgigen Tag mit allen und bin gespannt, was wir lernen werden.

Tag 2 – Montag, 06.Mai 2019

Morgens versammeln wir uns alle um 9 Uhr im Gebäude von Atempo. Zunächst wird uns das Programm für die anstehende Woche vorgestellt und erläutert. Nachdem wir von unseren Sitznachbarn und Bekanntschaften getrennt und in neuen Kleingruppen zusammengewürfelt werden, bekommen wir eine kleine Aufgabe, die sogenannte Marshmallow Challenge: Dabei bekommt jedes Team, bestehend aus fünf Teilnehmern, rohe Spaghetti-Nudeln, ein Klebeband, Faden und ein Marshmallow. Die Aufgabe besteht darin, einen möglichst hohen Turm aus den vorhandenen Materialien zu bauen – ohne dabei andere Hilfsmittel zu benutzen. Nicht zuletzt durch die clevere Denkweise der Männer in meinem Team, gewinnt unser Tisch diese Challenge. Rückblickend reflektiert war das eine tolle Aufgabe, um das Team zusammenzuführen, einander von einer anderen Seite kennenzulernen, miteinander Spaß zu haben und gemeinsam etwas zu erschaffen. Diese Challenge merke ich mir für meinen Unterricht.

Anschließend bekommen wir einen Rundgang durch das Haus „Atempo“. Uns wird erklärt, dass hier viel Wert daraufgelegt wird, auch behinderten Menschen die Möglichkeit der Arbeit zu bieten. Da es in Österreich keine Jobzentren gibt, wird versucht sie hier soweit es geht zu unterstützen – beispielsweise mit Jobs als Hilfskoch. Das gefällt mir wirklich gut, die Inklusion findet hier auf optimale Art und Weise statt. Hier essen wir später auch (fast) alle gemeinsam zu Mittag und tauschen uns dabei in netter Runde aus.

 

Nun kommen wir schon zum Projekt „Papierloses Klassenzimmer“: Zunächst soll jeder mithilfe des iPads eigenständig einen Steckbrief erstellen und sich danach vor dem gesamten Kurs vorstellen und seinen Steckbrief präsentieren und erläutern. Meiner sieht folgendermaßen aus:

Im Anschluss daran, werden wir aufgefordert, Lern-Apps vorzustellen, die wir bereits kennen und für gut befinden, idealerweise sogar schon im Unterricht anwenden. Eine Mathematik-App wird präsentiert: „AB Mathe“ heißt sie und ist ein Rechenspiel für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren. Hier werden grundlegende mathematische Fähigkeiten wie Kopfrechnen, Addieren und Multiplizieren geübt. Dabei stehen mehrere Niveaus und Schwierigkeitsstufen zur Verfügung. Ich finde die App super und habe sie direkt auf das iPad geladen.

Des Weiteren wird uns die App „Fingerzahlen“ gezeigt, bei der es darum geht, möglichst schnell Mengen zu erkennen und mit den Fingern zu legen.

Außerdem experimentieren wir mit der „Sprachausgabe“ (Textstellen oder Bildschirminhalt wird laut vorgelesen – perfekt für blinde Menschen, genau wie Sprachsteuerung über „Siri“) sowie „Spracheingabe“ (mit meiner Stimme ganz schnell und einfach über die Diktierfunktion und das Mikrofon schreiben) herum. Diese Bedienungshilfen finden sich in den Einstellungen des iPads und die vorgestellten Apps sind kostenlos.

Auch ich stelle Apps vor: „Monster ABC“ zum Erlernen des Alphabets und „Conni Rechnen“ zur Stärkung grundlegender mathematischer Kenntnisse. Ich arbeite sehr gern mit diesen Apps und die anderen Teilnehmer schienen die beiden auch sehr spannend zu finden und geben mir tolles Feedback dazu. Und so geht der Tag heute erfolgreich zu Ende.

 

Tag 3 – Dienstag, 07.Mai 2019

Heute treffen wir uns um 8 Uhr morgens, um in die erste iPad-Schule Österreichs zu fahren und sie zu besuchen. Nachdem wir vom Direktor der iPad-Schule Jennersdorf empfangen und begrüßt werden, wird uns das Konzept der Schule erläutert. Jede Klasse sei mit Beamern, Computern, AppleTV und iPads ausgestattet. Die Schule selbst habe 280 iPads, doch in der Regel bringt jeder Schüler sein eigenes iPad mit, das die Eltern bezahlen oder auf Raten finanzieren. Ob Pausenraum, Turnhalle oder Klassenzimmer – jede Ecke sei hier mit W-Lan ausgestattet.

Besonders spannend: Auch wenn iPads erlaubt sind – es herrscht ein striktes Handy- und Smartphone-Verbot. Wer eins mitbringt, muss es einschließen, anderenfalls wird es vom Direktor konfisziert. Jeder Lehrer der Schule (darunter befinden sich 12 geprüfte Informatiker) hat 15 Pflichtstunden zu absolvieren, in denen es darum geht, die Arbeit mit iPads zu erlernen, im Schnitt machen hier aber alle um die 60 Stunden. Des Weiteren gibt es regelmäßig interne Schulfortbildungen zum Thema iPad. Außerdem finden immer wieder internationale Projekte in der Schule statt, die immer reich an Teilnehmern sind.

Schließlich wird uns gezeigt, was so ein iPad überraschenderweise kann: Die Lehrer haben am Ende des Schuljahres ein iPad-Konzert aufgeführt, bei dem sie mithilfe der Tablets klassische sowie kubanische Musik gespielt haben. Davon wurde uns ein Videofilm gezeigt.

Obwohl die Schule vollständig digitalisiert ist, bedeutet das nicht, dass es keine Stifte und Bücher gibt: Auf jedem Tisch befinden sich neben den iPads immer Schreibwerkzeug und Hefte, denn es ist sehr wichtig, dass die Schüler nicht nur mit ihrem Finger auf dem iPad schreiben können, sondern auch mit Füllfederhaltern im Heft. Vor allem Schreibschrift werde hier stark gefördert.

Im Anschluss an die Vorstellung besuchen wir eine 7. iPad-Klasse, wo wir gemeinsam mit den Schülern Arbeitsblätter erarbeiten. Hier wird uns auch noch mal erklärt, dass es über zwei Jahre lang eine Testphase mit iPads in einer Klasse gab. Das Konzept war offensichtlich sehr erfolgreich, so bekam die iPad-Schule überhaupt ihre Daseinsberechtigung.

Zum Schluss bekommen wir von der stellvertretenden Schulleiterin eine Führung durch das Gebäude, samt Küche (Rezepte befinden sich hier – natürlich – auf den iPads), Turnhalle und Klassenzimmern.

Und zum Schluss teilen wir unseren Kurs in zwei Gruppen: Ich fahre mit meiner Gruppe zur Schokoladenfabrik Zotter, die anderen (die offenbar schon süß genug sind) gehen zur Besichtigung einer mittelalterlichen Riegersburg. Ein wahrlich krönender Abschluss eines spannenden Tages.

 

Tag 4 – Mittwoch, 08.Mai 2019

Wir starten den heutigen Tag mit einem digitalen Lerncafé: Die Lernenden von Atempo präsentieren uns all die Apps, mit denen sie spielend lernen. Eine schöne Arbeitsweise, denn durch ihre Behinderungen sind sie alle auf einem unterschiedlichen Stand und so kann eine Inklusion samt Binnendifferenzierung stattfinden, da jeder auf seinem Level arbeitet. Ich setze mich zu einem der Lernenden und begleite ihn einige Zeit durch seinen Unterricht.

Überraschend, wie eigenständig sie dabei teilweise sind. Das finde ich einfach klasse! Die Apps, die ich dabei kennengelernt habe:

  • Osmo Pizza Co. – Hilft dabei Mathematik, den Umgang mit Geld sowie soziale Fähigkeiten zu erlenen, indem sie mit Spielsteinen und der iPad App eine Pizzeria führen.
  • Osmo Monster – Wir sind kreativ! Mit Ismo Monster werden Zeichnungen der Lernenden Teil einer magischen, animierten Welt.
  • Tynker – Mit dieser App kann man auf spielerische Art und Weise das (einfache) Programmieren lernen.
  • Osmo Words – für Kinder und Jugendliche gemacht, um neue Wörter zu lernen und richtig schreiben zu üben.
  • Tangram – Hier kann man unterschiedliche Formen auf dem Bildschirm miteinander kombinieren.

Im Anschluss daran nähern wir uns dem Themenbereich „Mindmapping“ – sprich: Wissen entwickeln und organisieren. Thomas, einer der Kursleiter, erklärt uns, wie wir unsere Gedankenwelt zu verschiedenen Stichwörtern nicht mehr nur auf dem Papier, sondern mit der „Mindmap“-App digitalisieren können. So sieht meine Mindmap zum Thema VHSn beispielsweise aus – es war der erste Testversuch:

Außerdem lernen wir „Quizlet“ kennen, ein Karteikartensystem, das mal etwas anderes ist als die klassischen Karteikarten, die man aus der Schule kennt. Diese App laden wir uns eigenständig herunter, vgl. quizlet.com, und üben darin. Einige Lernspiele sind dabei sehr interessant und passend für Orientierungskurse (Themenvielfalt: Politik, Literatur, Geschichte usw.)!

Zum Schluss gibt es einen Spaziergang durch Graz, wonach wir gemeinsam bei einer wohlverdienten Pizza in der hiesigen L’Osteria den Tag ausklingen lassen.

 

Tag 5 – Donnerstag, 09.Mai 2019

Am heutigen Tag steht gleich morgens eine Entscheidung an, denn es gibt für den Vormittag zwei Angebote: Die Mehrstufenklasse und multikulturelle iPad-Klasse der VS Hirten zu besuchen oder – und dafür entscheide ich mich – Digitalisierung bei der Erwachsenenbildung.

Zu sechst fahren wir zu Atempo und lernen heute vor allem viel über Online Seminare, sogenannte Webinare und dazugehörige Programme samt all ihrer Vorteile kennen.

Zunächst erarbeiten wir folgende Frage: Was hat Digitalisierung überhaupt mit der Erwachsenenbildung zu tun? Unsere Antwort kommt in acht Thesen:

  1. digitale Inhalte sind DAS Feld für LLL schlechthin
  2. die EB hat DIE Zielgruppe für den digitalen Kompetenzerwerb
  3. die EB trifft auf eine große inhaltliche Nachfrage
  4. die EB hat einen inhaltlichen Auftrag dafür
  5. die EB IST auch selbst die Zielgruppe für den Kompetenzerwerb
  6. die (traditionelle) EB hat massive Konkurrenz dabei/dadurch
  7. die EB hat neue Verantwortung
  8. die EB hat neue Chancen durch digitale Formate

Wir wissen, dass etwa 42% der Erwerbsbevölkerung 45 oder älter ist und damit ohne Digitales aufgewachsen. Doch die Digitalisierung bedeutet aufgrund des schnellen technischen Fortschritts vor allem eins: Wir alle müssen laufend weiterlernen – und das in jedem Alter! Beim Management von Erwachsenenbildung sind einige Punkte besonders wichtig, vor allem aber muss in erster Linie Digitalisierung als Chance gesehen werden. Erst dann kann man damit erfolgreich weiterkommen. Wir können lernen, wann und wo wir wollen – und dies beliebig oft wiederholen. Und das ist doch einfach klasse, oder? Weitere Vorteile/Potenziale der Erwachsenenbildung durch Digitalisierung, die wir erarbeiten, lauten:

  • Live und zeitnah verbunden sein wie nie zuvor
  • Kooperieren über Distanzen – einfacher denn je
  • Andere mitnehmen, wohin wir wollen
  • Workshops: offen für Online-Teilnehmer
  • Seminare sind partizipativer und Dokumentationen einfacher
  • auch Manuelles kann man online lernen (klettern, stricken,…)
  • Flipped Classroom: mehr Zeit für das Wesentliche
  • flexibles und unabhängiges Lernen
  • Wahlmöglichkeiten bzgl. Ort, Zeit, Tempo, Wiederholungen, Medien,…
  • größere Reichweite von Bildungsangeboten
  • bessere Vernetzungen, leichtere Treffen und Kooperationen
  • potenziell mehr Zeit für Austausch (flipped courses)
  • potenziell bessere Binnendifferenzierung (OER, Apps,…)
  • mehr Wissen und Ressourcen durch OER
  • und noch mehr mit MOOCs (Ausrollungen, Begleitangebote, Skalierung etc….)

Später wird uns noch kurz die vhs Cloud erklärt. Jede vhs und jeder vhs-Landesverband kann in der vhs.cloud die Einrichtung eines eigenen Bereichs („Subhost“) beantragen. Dieser ist dann selbstständig zu administrieren.

 

Nach der Mittagspause beginnt der nächste Kurs: „Digi.DaZ“. Dabei geht es um Online-Unterricht. Die Kursleiterin erzählt uns, dass sie selbst Online Seminare leite, und zwar zweimal die Woche. Dabei schaltet sie sich in einer Klasse dazu. Die Schüler arbeiten auf ihren iPads, sie selbst wird durch eine Leinwand übertragen. WICHTIG: Es muss immer eine Aufsichtsperson vor Ort sein, damit die Schüler den Fokus nicht verlieren. Außerdem sollten es nicht mehr als drei Kinder pro Online Seminar sein.

Dann wird in der DaZ-Klasse mit verschiedenen Programmen gearbeitet. Eins dieser Programme, heißt Baiboard – hier kann man selbst Folien auf einem visuellen Whiteboard erstellen. Mit uns wird ein solches Online-Seminar durchgeführt – und durchgespielt, wie es wirklich ablaufen würde. Das finde ich wahnsinnig spannend, vor allem gefällt mir das erwähnte Programm, das wir ausprobieren dürfen.

 

Tag 6 – Freitag, 10.Mai 2019

Heute Morgen gab es einen Überraschungsgast: Eine blinde Dame wurde uns vorgestellt. Sie ist Juristin, arbeitet an der Uni Graz. Warum sie da war? Um uns zu erklären, weshalb sie ein riesiger Apps-Fan ist. Denn wie gehen Blinde eigentlich mit iPads um? Das meiste funktioniert über das Abhören. Man tut, was einem gesagt wird, führt verschiedene Befehle aus: Nach rechts streichen, mit zwei Fingern nach unten streichen – das nennt sich „Blindes Lesen“.

Um zu schreiben, drückt sie auf die Tastatur bis ihr angesagt wird, welcher Buchstabe gerade gedrückt wird. So ist es möglich, ganze Texte zu schreiben. Auch das Lesen am iPad ist umsetzbar: Möchte man beispielsweise eine Online-Zeitung lesen, bittet man den Hilfsassistenten die Texte vorzulesen. Eine spannende, motivierende und inspirierende Erfahrung!

Im Anschluss geht es um das Thema „Digitales Quiz und Testtools“. Dabei lernen wir, eigenständig ein Quiz zu erstellen. Ich entscheide mich für ein Quiz mit der Überschrift „Alles über Dithmarschen“ und erstelle es selbst.

 

Die letzte Aufgabe besteht aus einem Video-Crashkurs und mobiler Videoproduktion. Wir installieren eine entsprechende App und der Kursleiter übt in einem kurzen Einzelunterricht mit jedem von uns. Wir lernen Folgendes:

  • Wie nimmt man auf
  • Wie schneidet man Abschnitte heraus, die man nicht braucht
  • Wie verpasst man dem Video einen entsprechenden Ton oder Musik

Wir werden anschließend in zwei Gruppen geteilt und bekommen die Aufgabe, in Gruppenarbeit einen Film zu drehen und darin zu zeigen sowie zu erzählen, was uns an der Woche in Graz besonders gefallen hat, was wir nehmen mitnehmen und was setzen wir im eigenen Unterricht umsetzen werden.

Zu guter Letzt werden uns Zeugnisse ausgestellt und es gibt einen feierlichen Sektempfang. Im Großen und Ganzen kann ich über diese Weiterbildung Folgendes zusammenfassend sagen: Eine schöne Erfahrung, viele neue Kontakte, interessante Themen, inspirierende Persönlichkeiten und so vieles, das ich gelernt und für meinen Unterricht mitnehme. Lernapps, Lernen und Gestalten, Digitale Erwachsenenbildung, Tools… Klasse! Aber mein absolutes Highlight war definitv die iPad-Schule, über die ich vor ein paar Tagen berichtet habe. So einen technischen Fortschritt im Lernen und Unterrichten habe ich selten gesehen und finde es sehr vorbildlich.

Denn digitales Lernen ist nicht nur wichtig, es macht auch sehr viel Spaß und ist vor allem eins – die Zukunft!