Malta: Boost your ICT Skills Technology in the Classroom – 1 Woche auf Malta(5)

von R. B.

SONNTAG: 31.03.2019

Verdammte Axt. Die, offensichtlich Humor verabscheuende, Sicherheitsbeamtin auf dem Hamburger Flugplatz entdeckt ein Taschenmesser in meinem Rucksack. Als ob ich das absichtlich darin vergessen hätte. Sie knurrt ein bisschen und schickt mich zur Gepäckaufbewahrung. Es ist sechs Uhr morgens, die Uhren wurden letzte Nacht auf Sommerzeit umgestellt und sie ist vermutlich genauso müde wie ich – also sei’s drum. Der Mensch bei der Gepäckaufbewahrung ist auch nicht besser drauf. Aber als ich ihn frage, woher er kommt, taut er auf und erzählt, er sei ein Ukrainer jüdischen Ursprungs und benutzt das schöne alte Wort „Schabracke“. Woher er das kenne, will ich wissen. Von seiner Großmutter – sagt er. Hätte ich mir auch denken können, dass man so was nicht im C1-Kurs lernt.

Auf Malta gelandet, werde ich von meinem Beherberger wie ein heimkehrender Sohn empfangen. Wir fahren nach St. Julian’s, essen, nachdem ich mir endlich kurze Hosen anziehen konnte, ein bisschen Fingerfood unter strahlend blauem Himmel und füttern Lizard-Babys mit Weißbrot. Bis heute war mir völlig unklar, dass Eidechsen Baguette fressen.

Nachmittags gehe ich an die Küste, halte die Füße ins gar nicht mal so kalte Meerwasser und beobachte eine kleine Optimistengruppe, die an riesige Blattschneiderameisen erinnert. Malta ist herrlich.

Morgen geht mein Kurs los und ich bin gespannt, ob sich die Malteser auch in den 1. April schicken.

 

MONTAG: 01.04.2019

Als ich aufwache, nachdem ich mich in der Nacht in ebenso ambosstiefem wie traumlosem Schlaf regeneriert habe, ist alles schon ganz zauberhaft verzwitschert. Und dafür scheinen nicht nur die unendlich vielen Spatzen verantwortlich, sondern auch die gar nicht mal so kleine Voliere der benachbarten Gemüsegärtnerei, in der sich neben Wellensittichen auch Kaninchen, Hühner und kleine Papageien einträchtig den Alltag teilen. Einige Vögel davon bereits brütend. Wie die Kaninchen das Getöse aushalten, ist mir schleierhaft.

Bei ETI an der Küste St. Julian’s geht das Anmelden ganz unaufgeregt vonstatten. Unser Kursleiter heißt Mario, ist ein Energiebündel, eloquenter Presenter und würde gerne mehr sagen, als die Zeit es zulässt. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist er in einige europäische Online- Großprojekte involviert, hat 25 Jahre in Deutschland und Polen verbracht (spricht auch fließend polnisch) und ist davon überzeugt, dass das europäische Rumgeeiere beim Thema Urheberupload- rechte auf Dauer Europas Abschied von der digitalen Zukunft und damit von viel wirtschaftlicher Macht bedeutet. Nachvollziehbar auf der einen Seite. Aber es bringt mir die Krake Google weder emotional noch rational einen Millimeter näher.

Unsere Aufgabe heute ist es, ein Webquestprojekt (worunter ich mir erst mal nichts vorstellen kann) zu beginnen, in dem wir Schülern eine Aufgabe stellen, das Gerüst für die Hilfestellung bauen und mit dem Ziel arbeiten, entgegengesetzt zum gewöhnlichen Vermitteln und Abfragen Skills zu wecken, von denen weder wir noch die Schüler etwas ahnen. Das Ganze wirkt gelegentlich etwas unstrukturiert, weil wir uns herrlich in Details verquatschen.

Das beeindruckendste Tool, das ich heute kennenlerne ist visuwords (https://visuwords.com/). Bisher leider nur auf Englisch zu haben, aber auch so sehr faszinierend. Spielerischer kann man Sprache nicht kennenlernen. Die Software dahinter macht mir Angst.

Ungeachtet dessen scheint der Malteser übrigens nichts mit Aprilscherzen zu tun zu haben. Ich empfinde das als angenehm.

 

DIENSTAG: 02.04.2019

Das ist schon witzig, es tröpfelt bzw. nieselt ganz schüchtern, dass es sich noch nicht mal lohnt, einen Regenschirm auszupacken und die Malteser – vor allem die -innen – führen sich auf, als ob es sich um nordfriesischen Landregen ergiebigster Ausgabe handelt. Für jemanden, der seit nunmehr mehr als 25 Jahren in diesem verregneten Norddeutschland wohnt (OK, 2018 war eine Jahrhundertausnahme), ist das nur heiter zu ertragen.

Der Tag verläuft ein bisschen angetrübt. Das hat nicht nur mit dem Wetter zu tun, was die ganze Gegend traurig kontrastarm erscheinen lässt. Es ist auch der Kurs, der heute ein bisschen aus dem Ruder läuft. Die Stimmung ist gut, Mario ist fröhlich, wir auch, aber er absolviert mehr als für die Sache zu brennen. Kann ich verstehen. Routine ist oft der natürliche Feind von Qualität. Mit „tes blendspace“, und „pbworks“ lernen wir zwei schöne Tools kennen, mit denen sich interaktiver Unterricht interessant und kurzweilig gestalten lässt. Zudem erfahren wir, wie man (ohne Urheberrechte zu verletzten) Videos und Bilder in Wikis einbaut und dabei auch noch die Breite von Bildern im selbstgelayouteten Erscheinungsbild maßschneidern kann. Dennoch gehe ich orientierungslos nach Hause. Ich habe nicht mal eine Idee davon, wie wir das Erlernte für unser Projekt nutzen können und sollen. Und schon mal gar nicht: WANN. Wir werden am Ende der Woche sehen, an wem es lag. Meine drei Mitstreiterinnen und ich arbeiten an einem Konzept für unsere Webquest-Aufgabe und kommen langsam aus den Startblöcken.

Am Nachmittag bringt uns ein weiterer Mario als Guide nach Valetta (wahlweise auch Valletta), in die Hauptstadt Maltas. Sie ist und bleibt in ihrer wuchtigen Schönheit beeindruckend. Nur die wuselige Touristenmeute stört. Als Teil von ihr – der Meute – würde ich das natürlich niemals erwähnen. Die Exkursion ist übrigens kursinklusiv.

 

MITTWOCH: 03.04.2019

Es ist 6:00 Uhr. Die Sonne scheint. Alles wird gut, denke ich. Beim Marsch zur Schule sehe ich beim Überqueren der Straße nach links, statt nach rechts – beinahe wär’s das gewesen. Aber die maltesischen Autofahrer sind es gewohnt, dass linkslenkende Touristen hier völlig verplant über die Straßen stolpern und halten geduldig, ohne zu hupen. Unser 3. Kurstag ist ein kurzer. Normalerweise wird der Freitag verkürzt, heute ist es der Mittwoch. Um 12:20 Uhr ist Schluss, deswegen sputet sich Mario. Wir uns auch. Er erklärt sehr anschaulich und begeistert die Vorteile und den Funktionsreichtum interaktiver Whiteboards. Mit ihnen zu arbeiten ermöglicht einen kurzweiligen (aber nicht weniger lehrreichen) und gleichzeitig papierlosen Unterricht. Wer will kann natürlich alles Onlinebasierte dennoch ausgedruckt erhalten. Die Geräte werden zwar kontinuierlich günstiger, in der Königsklasse bleiben sie jedoch teuer, was ein Anschaffungsproblem für viele Schulen darstellen wird. Zumindest wenn es um hohe Stückzahlen geht. Nach der Pause probieren wir uns darin, mit „Kahoot!“ Online-Rätsel zu basteln. Natürlich müssen wir vorher erst selbst welche lösen. Eine Challenge für alle Beteiligten. Ich gewinne eine und merke, wie einfach sich mit diesem Tool Wissen und Begreifen testen lässt. Soweit alles klar. Was das mit unserem Projekt für den letzten Tag zu tun hat, wird uns Mario hoffentlich morgen erklären.

Für den langen Nachmittag plane ich mit zwei Mitschülerinnen einen Ausflug in die „Three Cities“ neben Valletta. Für zügiges Vorankommen mieten wir uns ein Taxi nach Sliema, um von dort die Fähre nach Valletta zu nehmen. Überraschend und tief beeindruckend: Der Fahrer entpuppt sich auf Nachfrage als Jahrgang 1930. Er hat die Bombardierung Maltas als jugendlicher live miterlebt und sehr gehungert. Er trägt keine Brille und hört ausgezeichnet. Wir fühlen uns gut aufgehoben bei ihm.

 

DONNERSTAG: 04.04.2019

Was ich gestern völlig vergaß: Wer von St. Julian’s nach Valetta fahren will, sollte den Bus (Linie 14 oder 16, vermutlich gibt es noch andere Linien) nehmen und in Sliema am Fähranleger aussteigen. Dort besteigt man die halbstündlich (Fahrplan) abfahrende Fähre und genießt während der Fahrt die Aussicht auf Maltas Hauptstadt. Von Valetta aus geht es ebenfalls mit der Fähre weiter auf die benachbarten „Three Cities“. Hier empfiehlt sich der Kauf eines Return-Tickets.

Nun aber zum heutigen Tag. Ich habe mich mit meinen Teamkolleginnen verschworen und Mario todesmutig auf die freitägliche Präsentation und was uns denn da wohl erwartet angesprochen. Und siehe da – reden hilft. Wie meistens im Leben. Wir sollen keine perfekte Webquestseite bauen (dazu wäre es jetzt auch zeitlich ein bisschen knapp geworden), sondernlediglich bisher Hergestelltes sinnvoll in ein Wiki stellen. Ich fühle mich wieder eingenordet und tiefenentspannt. Meine Mitstreiterinnen und ich nehmen darauf hin erst mal einen eklig guten Espresso zu uns, der im „Dolce Sicilia“ – etwa 300 m vom ETI entfernt – ebenso zügig wie reizend serviert wird.

Der Kurstag vergeht wie im Flug. Wir probieren zunächst canva.com aus. Damit lassen sich kreative Factsheets bis hin zu Visitenkarten und farbenprächtigen Kuchendiagrammen erstellen. Es wirkt auf mich wie eine Lightversion von Photoshop – eben nur for free. Als nächstes stürzen wir uns auf wordart.com, ein Tool (damit müsste man sich eigentlich mal 2, 3 Tage ungestört zurückziehen) mit dem sich WordClouds ziemlich lässig generieren lassen. Die lassen sich dann, wie jedes png- oder jpg-Format sehr, sehr einfach bei imgur.com hinterlegen.

Dabei handelt es sich um einen Online-Bildspeicher, der die genannten Formate mit einer URL-Adresse versieht. Die wiederum lässt sich dann nahezu völlig datenspeicherentfettet in alle möglichen Wikis, Blogs, Websites usw. einbetten. Klingt kompliziert, ist aber kinderleicht, wenn man sich vom Menü leiten lässt.

Schließlich kommen wir mit pinterest.com, pearltrees.com, wordmint.com, http://puzzlemaker.discoveryeducation.com/ zu Seiten auf denen sich Lernspiele spielend leicht generieren lassen.

Ich verlasse ETI heute sehr im Reinen mit mir und mit Mario, es handelte sich schlicht um ein Missverständnis, das mich der Orientierung in diesem Kurs verlustig gingen ließ.

Die darauffolgende Exkursion mit dem aus Mdina stammenden anderen Mario nach Mdina war zwar ein bisschen verregnet, nahm der Stadt aber nichts von ihrem Reiz. Morgen ist der letzte Kurstag. Die Zeit rennt hier – glaube ich – noch schneller als in Hamburg.

 

FREITAG: 05.04.2019

Der letzte Tag ist angebrochen. Kaum zu glauben. Die Woche ist so gut wie rum. In der Schule herrscht so was wie fröhliche Wehmut. Es scheint solchen Lernerlebnissen eigen zu sein, dass man in einer unüberschaubaren Heerschar von Menschen und Menschinnen sehr schnell und zielsicher diejenigen kennenlernt, mit denen man dann eine sehr angenehme Zeit verbringt. So ging es mir zumindest.

Mario bringt uns den unschätzbaren Wert digitalen Geschichtenerzählens nah. Storytelling meint er, sei ein vieldimensionales Einwirken auf Lernrezeptoren. Stimmt ja auch. Wird mir eine

Geschichte erzählt, gehe ich eine Beziehung mit dem Erzählenden ein. Und er mit mir. Und mit allen anderen, die zuhören. Wahlweise über storybird.com, storyjumper.com oder plotgenerator.org basteln wir ein digitales Bilder-/Lesebuch. Es funktioniert so ein bisschen wie die Fotoalben, die man sich online zusammenstellt und dann ausdrucken lässt. Es kommen sehr lustige Ergebnisse dabei heraus.

Weiter geht es mit twinery.org , einem Programm, mit dem sich eine digitale wenn-dann-Mechanik erstellen lässt. Leidlich lustig, aber nicht ganz unaufwendig. Es geht dabei darum, von einem gewählten Szenario ausgehend Alternativantworten geben zu können. Beispiel: „Du liest ein Buch und merkst, dass Dein Haus brennt. Du sitzt im 2. Stock. Fliehst Du oder liest Du weiter?“ Wer flieht wird gefragt, ob nach links oder nach rechts usw. Man muss also von Beginn an Entscheidungen treffen. Manchmal rational, manchmal emotional. Wie auch immer, man ist in einer Geschichte drin und redet drüber oder denkt zumindest drüber nach. In der Sprache, die man lernen möchte.

Nach der Mittagspause präsentieren wir unsere Webquests, also die Wikis, die wir über die Woche zusammengestellt haben. Alles läuft sehr entspannt. Und als überzeugter Technikhistoriker kann ich am Beispiel des Stabhochsprungs als olympische Disziplin wunderbar einfach in Wort, Bild und Film darstellen, warum die technische Weiterentwicklung der Stäbe (von Holz zum Fieberglas) gleichzeitig die rasante Entwicklung sportlicher Weltrekorde nach sich zog und zieht. Und Schülern die Aufgabe stellen, diese Behauptung mit selbst recherchierten Dokumenten zu stützen oder zu widerlegen. Alles natürlich online. Mit einem Anflug von Stolz nehmen wir unsere Zertifikate entgegen. Und obgleich es gleich anfangen wird zu schütten, fahre ich nach Valetta und nehme Abschied von diesem großartigen Felsen.

Kleiner Tipp noch zum Thema Mobilität auf Malta: Mit der tallinja app – angeboten vom Betreiber des öffentlichen Nahverkehrs – findet man sich auf der Insel ganz gut zu Recht. Wobei die Abfahrtszeiten Verhandlungssache zu sein scheinen. Ist ein Bus an der Startstation z.B. voll, fährt er ohne Rücksicht auf den Fahrplan los – was ja vernünftig ist, voll ist voll und ist dadurch auch an allen folgenden Haltestellen zu früh oder im Umkehrfall zu spät, auf jeden Fall unpünktlich.

Noch ein Tipp: Beim Überqueren der Straße immer erst nach rechts gucken. Und es gilt: Wer als Fußgänger eine Woche St. Julian’s überlebt, überlebt als Fußgänger überall auf der Welt.

 

SAMSTAG: 06.04.2019

Meine beiden polnischen Mitbewohnerinnen sind bereits seit 6:40 Uhr auf dem Weg Richtung Heimat. Die Lufthansa meint es nett mit mir und hat den Abflug auf 17:05 Uhr terminiert. Ich habe also noch einen halben Tag auf diesem wunderbaren Felsen zur Verfügung.

Meiner deutschen „Mitschülerin“ fiel auf, dass unsere Zertifikate auf 2018 datiert sind. Was für ein Kinderstreich. Mal sehen, ob samstags noch jemand aus der Administration im ETI ist, der aktualisierte Dokumente anfertigen kann.

ETI ist am Wochenende out of order. Vernünftig. Schauen wir mal, wie es weitergeht. Einerseits ist es ja nett, ein Lebensjahr – zumindest schriftlich – rückerstattet zu bekommen, andrerseits ist Bürokratie Bürokratie, Punkt.

Zurück zum Kurs: Es war schön, es war lehrreich, letztlich auch entspannt. Aber ich frage mich ein bisschen, wohin wir eigentlich wollen? Es gibt derzeit, 2019, zwei Worte, die man als Nebelbomben zünden kann. Das eine lautet „Bauhaus“ – alle brennen dafür, ohne wirklich Ahnung zu haben. Das zweite ist „Digitalisierung“, auch hier fangen alle an zu brennen – mit noch weniger Ahnung. Wir haben coole Tools, ohne Frage. Gute Köpfe machen sich seit Jahren Gedanken darüber, wie wir es schaffen, den Anschluss an die bereits erfolgte industrielle Digitalisierung (beispielsweise in China, Rumänien, Russland, USA) nicht zu verpassen. Was ist mit 5G? Aber letztlich scheitert es an der Infrastruktur. Zu langsame WLANs in den Schulen. Die Abwesenheit von IWBs. Zielgruppen, die gar nicht bereit sind, ihre (herrlich) analoge Welt zu verlassen oder aber deutlich IT-fitter sind als ich als Lehrer. Aber ich glaube, es handelt sich lediglich um ein sich selbst bewältigendes Generationenproblem.

Malta macht einem heute die Abreise schwer. 24°C, keine Wolke am Himmel, kein Wind – gleichzeitig aber hoher Wellengang.

Selbst auf dem Flughafen wuseln Tonnen kleiner Blizzards durch den Untergrund. Und die Leute haben Humor – das alles werde ich vermissen.

So jetzt ist aber wirklich Abschluss: Vielen Dank nach Kiel und Wedel (und natürlich nach Brüssel) für das Ermöglichen. „Erasmus+“ war und ist ein Erlebnis und eine Bereicherung. Also nochmals: Habt Dank!

The Best Social Media and Web Solutions for Your Classroom – Europass Teacher Academy Dublin

von A. G.

Sonntag, 5. Mai

11:15 – Heute ist Anreise nach Dublin zum Kurs „The Best Social Media and Web Solutions for Your Classroom“ bei der Europass Teacher Academy. Spannung und Vorfreude steigen. Die ersten Hausaufgaben – eine kurze Powerpointpräsentation mit Vorstellung der Person, des Wohnorts und der Lehrtätigkeit – wurde bereits vom Kursleiter Bülent (typisch irischer Name!) angefordert und gestern noch neben Kofferpacken und letzten Vorbereitungen zusammengeschustert, per google slides übermittelt und bereits vom Kursleiter als gut und struktiert bewertet. Erstes *

Glücklicherweise beginnt der Kurs erst morgen Mittag, so dass ich noch genug Zeit habe, mein neues Umfeld zu erkunden und mich über den ÖPNV zu informieren. Dublin Bus – Aircoach – Airlink – Bus Éireann – DART – LUAS – Suburban Lines: Der Nahverkehr in der Dubliner Innenstadt sieht auf den ersten Blick ziemlich unübersichtlich aus. Aber offenbar gibt es von meiner Unterkunft einen direkten Bus in die ULearn School. Ich lass mich überraschen. Genauso wie vom Stundenplan.

Nun erstmal Flug, Einreise und Transfer überstehen.

12:55 (Ortszeit) – Pünktliche Landung in Dublin. Passkontrolle, Shuttlebus in die City, einchecken bei einem netten schwäbisch-philippinischen Pärchen in der nördlichen Innenstadt nahe dem Croke Park Stadium. Kurzer Plausch, frisch machen und los in die City. Glücklicherweise ist Dublin sehr überschaubar, viele Sehenswürdigkeiten liegen fußläufig beieinander. Die Hauptverkehrsstraße der irischen Hauptstadt ist die O’Connell Street, eine der breitesten Straßen ganz Europas. Sie wurde nach dem Politiker Daniel O’Connell benannt, der sich im 19. Jahrhundert für die Gleichberechtigung der Katholiken und die Aufhebung des Bündnisses zwischen Großbritannien und Irland einsetzte. Über die Einkaufsstraße und Fußgängerzone St. Henry Street geht es auf einen Kaffee ins Bar/Restaurant Church Café,

einer ehemaligen Kirche, in der das Interieur erhalten geblieben ist – von der Orgel bis zum Kirchenfenster ist alles noch da. Weiter zum Dublin Castle.

Das imposante Stadtschloss nimmt einen wichtigen Part in der Geschichte Dublins ein. Über 700 Jahre lang war das Schloss Symbol anglonormannischer, englischer und dann britischer Herrschaft über Irland und die offizielle Residenz des Vizekönigs.

Den Tag ausklingen lasse ich im Temple Bar Viertel, Vergnügungs- und Kulturviertel der Stadt. Das war nicht immer der Fall. In den 80er Jahren war das Viertel durch den Zerfall abrissbereit und an der Stelle sollte ein Busbahnhof errichtete werden. Dank zahlreicher Proteste blieb es erhalten und wurde in den 90er Jahren restauriert und zu dem gemacht, was es heute ist. Hier findet man viele Kultureinrichtungen wie das Irish Film Centre, Irish Photography Centre, Temple Bar Music Centre und viele andere Einrichtungen. Aber vor allem zahlreiche Restaurants und Bars mit irischer Live-Musik.

Auf Empfehlung meines Gastgebers bestelle ich in einem traditionellen irischen Restaurant Irish Stew, das irische Nationalgericht, ein Eintopf aus Lamm oder Rind, Kartoffeln und Gemüse eingekocht in Rotwein oder Guiness.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als Absacker darf natürlich ein Pint Guiness in einer der zahlreichen Bars nicht fehlen. Erschöpft falle ich ins Bett.

  1. Tag – Montag, 6. Mai

Nachdem der freie Vormittag noch mit einem Besuch im Trinity College, der Tourist Info und dem St. Stephen’s Green genutzt wurde, sollte es nun losgehen.

 

Nach einem etwas chaotischen Start, da der Klassenraum kurzfristig in ein Gebäude auf der anderen Straßenseite, anders als in der Einladung angegeben, verlegt wurde und der wegen eines lokalen Feiertages nicht geheizt war, stellte sich zunächst der Kursleiter vor: Bülent aus dem Herzen der Türkei.

Ein studierter Englischlehrer, der sich in den letzten Jahren durch verschiedene ERASMUS Programme fit für Informations- und Kommunikationstechnologie in der Lehrerausbildung gemacht hat. Er ist vor kurzem nach Dublin gezogen und arbeitet jetzt hauptberuflich für die Europass Teacher Academy. An seine Lautstärke muss man sich erstmal gewöhnen. Vermutlich hat er in der Türkei eine Klasse mit 30 Teenagern unterrichtet und musste sich da stimmlich durchsetzen. Dieser Kurs hat elf Lehrkräfte aus ganz Europa: 3xTürkei, 2xKroation, 1xUngarn, 1xPolen, 1xGriechenland, 1xSpanien, 2xDeutschland. Ich bin der einzige Vertreter einer Volkshochschule, alle anderen sind Lehrkörper in staatlichen oder privaten Schulen. Einige Englischlehrer, einige IT-Lehrer, eine Musik- und Geschichtslehrerin aus Rostock. Es folgen Kurzvorstellungen über Person, Herkunftsland/ -stadt und Schule. Schon hier wird schnell deutlich, wie unterschiedlich a) das Bildungssystem, b) die IT-Ausstattung der Schulen und c) die Vorkenntnisse im Umgang mit Social Media und Web-ANwendungen ist. Auch die Kurserwartungen weichen etwas vom geplanten Kursinhalt ab. Es wird spannend wie flexibel der viel zu laute Bülent damit umgeht. Abschließend gibt es noch ein paar organisatorische Hinweise zur geplanten Sightseeing Tour durch Dublin sowie dem Ganztagesausflug am Samstag und schon ist der erste Kurstag wie im Fluge vergangen.

 

  1. Tag – Dienstag, 7. Mai

Der freie Vormittag wird zunächst genutzt für eine zweistündige Walking Tour von DoDublin, einem der vielen Anbieter von HopOn-HopOff-Touren, zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Dublin.

Dabei muss ich mal wieder feststellen wie schmutzig die Straßen sind. Überall Müll, aufgeplatze Müllsäcke, Zigarettenkippen. Außerdem fällt mir auf, dass es kaum Bänke oder andere Sitzmöglichkeiten gibt. Das läge an der Homelesspeople-Policy der Stadtverwaltung, so der Tour Guide. Diese befürchtet, dass sich dann zuviele Obdachlose dort dauerhaft niederlassen. Das scheint ein echtes Problem zu sein. Wie in anderen Großstädten liegen viele Obdachlose nun in den Geschäftseingängen in Schlafsäcken oder Zelten.

Im Kurs geht es heute zunächst um ethische Fragen und Bedenken hinsichtlich der Nutzung von Social Media in der Schule. Die Ansichten der Lehrkräfte sind sehr unterschiedlich; die Regelungen in den Schulen reichen vom Einsammeln von Smartphones, über nicht vorhandenes WLAN, bis zu gut ausgestatteten Schulen mit Whiteboard und Tablets.

Außerdem wird das Thema Cyber Bulling diskutiert und der Umgang mit dem Problem.

Dann geht es in medias res: Sicherheitseinstellungen und Privacy Policy bei Facebook. Copyright und Lizenzen, Zitieren und Quellenangaben.

Dann wird eine Facebookgruppe angelegt und verschiedene Möglichkeiten ausprobiert, die Facebook dazu bietet: Dokumente anlegen, Bilder hochladen, Events anlegen und dazu einladen, Live-Video, Umfrage und Watch Party.

Teilweise bekannte, teilweise unbekannte Feature für mich, die sicherlich in der VHS eingesetzt werden können, wenn alle TN einen Facebook-Account nutzen. Die Kolleg*innen der verschiedenen Schulen bezweifeln dagegen eher, dass sie es für den Unterricht benutzen können wegen Bedenken gegenüber Facebook.

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Wegen der teilweise langsamen Internet-Verbindung und sehr lauten Nebengeräusche aus der Nachbarklasse erfordert der Unterricht hohe Konzentration und Geduld, so dass mir am Ende des Tages der Kopf doch mehr schwirrte als gedacht.

 

 

 

 

 

  1. Tag – Mittwoch, 8. Mai

Der heutige Tag schaut wettermässig nicht so vielversprechend aus. Es regnet. Also eigentlich typisches Irland-Wetter. Ausgerechnet heute soll die Walking Tour am Nachmittag stattfinden. Vorher mache ich noch eine HopOn-HopOff-Tour mit einem der grünen DoDublin Busse, um wenigstens auch die entlegeneren Sehenswürdigkeiten mal gesehen zu haben: Guiness Storehouse, Phoenix Park, Jameson Destillery.

Von hier nehme ich den Bus zur Ulearn School, um ein für mich völlig neues Unterrichtswerkzeug kennenzulernen: Edmodo. Edmodo ist ein globales Bildungsnetzwerk, das Lehrende und Lernende verbindet, um Unterrichtsmaterialien, Übungstests, Hausaufgaben und andere Schulaufgaben auszutauschen. Es können unterschiedliche Klassen, Kleingruppen und Kurse angelegt werden, die in einer geschützten Privatsphäre stattfinden und daher auch im Unterricht eingesetzt werden können. Über die gelernten Inhalte können sich die Gruppenmitglieder austauschen, fertige Unterrichtskonzepte können anderen Lehrenden weltweit zur Verfügung gestellt werden. Die Grundfeature gibt es auch auf deutsch. Speziellere Anwendungen bisher nur auf englisch.

An einigen Schulen der Kursteilnehmenden wird das Tool bereits mit gutem Erfolg eingesetzt. Die meisten kannten es noch nicht. Auch für den VHS Unterricht scheint Edmodo eine interessante Anwendung zu sein. Durch Quizze und Umfragen kann der Unterricht interaktiv und interessant gestaltet werden.

Bevor wir in die Details einsteigen können, wartet der Stadtführer, um uns bei einem Spaziergang durch Dublin in die Geschichte der irischen Hauptstadt einzuführen.

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass bis Freitag wohl nicht alle Kursinhalte behandelt werden können. Wir verlängern zwar ab morgen den Unterricht um jeweils 30 Minuten, was aber die eigentlich fehlenden drei Unterrichtsstunden nicht wettmacht; zumal wir bisher nie pünktlich angefangen haben. We will see.

 

 

 

 

 

 

 

 

4. Tag – Donnerstag, 9. Mai

Heute wird weiter mit Edmodo gearbeitet. Wir entwerfen Aufgaben, die Kolleg*innen lösen diese und wir bewerten die Antworten. Die Aufgaben können in der Bücherei als Unterrichtskonzept gespeichert sowie mit anderen Teilnehmenden geteilt werden.

Nach der Pause geht es weiter mit den Möglichkeiten von google drive. Dass das Programm Online-Dokumentenvorlagen bietet, die Windows Office (google docs), Excel (google slides) und Powerpoint (google sheets) ähneln, war mir bekannt. Die Anwendung Google Forms ist mir neu. Ein nützliches Tool, um über Umfragen Daten und Meinungen zu sammeln, indem man Multiple Choice Fragen stellt oder Unterrichtsthemen linear bewerten lässt.

Auch Google Sites ist mir bisher nicht bekannt. Innerhalb von wenigen Minuten kann man hiermit eine respektable Website erstellen.

Wie bei allen Google-Anwendungen praktisch: alle Ergebnisse werden automatisch in Google Drive gespeichert.

Mittlerweile merkt der Dozent aber auch, dass ihm die Zeit davon läuft, wenn er alle Themen bis Freitagabend abhandeln will. In der letzten Arbeitseinheit zu WordPress hetzt er durch die Agenda. Ich bin froh, dass ich schon mit WordPress gearbeitet habe. Das ist normalerweise ein ganzes Tagesseminar. Wir „schaffen das“ in 90 Minuten. Dann raucht mir aber auch der Kopf und ich bin froh, mit einigen Kursteilnehmerinnen noch ein Guinness trinken zu gehen zum Abschluss des Tages.

 

  1. Tag – Freitag, 10. Mai

Heute ist bereits der letzte Unterrichtstag. Durch die Walking Tour am Mittwochnachmittag hängen wir um einen ganzen Tag inhaltlich hinterher. Ich bin gespannt, wie der Dozent das auffangen will.

Heute steht zunächst Pinterest auf dem Programm. Eine gute Möglichkeit, um Material zu bestimmten Themen wie auf einer Pinnwand zu sammeln und anderen zur Verfügung zu stellen. So lässt sich bspw. Unterrichtsmaterial vorbereiten, mit dem Lernende arbeiten können. Sie können aber auch eigene „Pins“ sammeln und speichern. Soll die Motivation fördern.

Als nächstes steht Youtube auf dem Plan. Wir suchen zunächst unterrichtsrelevante Videos, speichern sie in einer Playlist und erstellen einen eigenen Kanal. Kanäle können dann über Links geteilt werden; es besteht sogar die Möglichkeit, kooperative Playlisten zu kreieren, die durch andere TN ergänzt werden können. Leider hat sich wohl die dem Dozenten bekannte Nutzeroberfläche verändert, so dass er bei der Demonstration der Tools ins Schleudern kommt. Glückerweise ist eh Zeit für eine Kaffeepause, so dass er in der Pause weitersuchen kann.

In der Pause hat Bülent einen Weg gefunden; der kommt mir zwar etwas kompliziert vor, aber immerhin funktioniert es so.

Und weiter geht’s im Sauseschritt zum nächsten Thema: TED Ed. Eine offenbar relativ junge Anwendung, deren Mission es ist, Unterrichtsvideos zu sammeln, zu teilen und den persönlichen Bedürfnissen anzupassen. Anschließend besteht die Möglichkeit, den Lernerfolg durch Quizze überprüfen zu lassen. Sicherlich ein gutes Tool für den Fremdsprachenunterricht, denn es gibt kaum Material auf deutsch.

Ganz ähnlich, aber erweiterbar durch eigene Audiokommentare ist EDpuzzle. Mit EDpuzzle lassen sich Videos von YouTube und anderen Plattformen oder selbst hochgeladene Videos für den Unterricht einsatzbereit machen. Man kann die Videos kürzen, mit Audio-Kommentaren und Fragen versehen und leicht mit der ganzen Klasse teilen. Die Schüler schauen sich das Video direkt auf EDpuzzle an und beantworten die Fragen an den markierten Stellen. EDpuzzle bietet eine vollständige Schnittstelle zu Google Classroom.

Last but not least, schaffen wir es tatsächlich noch, kurz in Screencast-O-Matic reinzuschnuppern. Screencast-O-Matic ist ein kostenloses browserbasiertes Bildschirm-Rekorder-Tool, mit dem man sowohl Bildschirminhalte als auch Videos über die Webcam aufnehmen kann. Diese speichert man auf dem Rechner und teilt den Link oder die Datei über Social Media Anwendungen. Wir probieren das Tool aus, um noch ein kurzes Feedback um Kurs zu geben.

Bevor der Kurs mit der Übergabe der Zertifikate endet, zeigt Bülent noch kurz HP Reveal, mit der man einfache Augmented Reality Anwendungen erstellen kann. Mehr eine nette Spielerei, für einige Kurse aber sicherlich interessant. Ich denke gerade an meinen DGS Kurs. Auch für Fremdsprachenunterricht eine Anwendung zum Vokabeln lernen. Das ganze ist aber wohl eher als Teaser für weitere Kurse des Dozenten auf dem Gebiet AR und Digital Game Based Learning gedacht. Ein Angebot, das mich auch interessieren würde.

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  1. Tag Samstag, 11. Mai

Zum Abschluss des Kurses (und man könnte fast sagen: als Highlight) fand am Samstag eine Ganztages-Exkursion nach Belfast und zum Giants‘s Causeway statt, der mit seinen hexagonalen Basaltsäulen zur meistbesuchten Sehenswürdigkeit Nordirlands avanciert ist.

Das nordirische Naturdenkmal entstand vor rund 60 Millionen Jahren durch eine vulkanische Eruption der Erdkruste, deren Spuren sich von der Küste Antrims bis zu den vor Schottland gelegenen Inneren Hebriden nachweisen lassen. Dabei wurde entlang einer Bruchstelle westlich von Schottland und nordöstlich von Irland eine große Menge flüssiger Lava an die Oberfläche geschleudert. Die auskühlende Lava erstarrte zu den bemerkenswerten und bizarren Gesteinsformationen. Die Iren selbst bezeichnen das ständig von Wellen umspülte Relikt aus prähistorischer Zeit als das achte Weltwunder. Überall zwischen den sich zum Teil meterhoch auftürmenden Steinsäulen scheint hier im Nordosten der Grünen Insel die Urgewalt der Erde spürbar. Um den Giant’s Causeway, der von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben wurde, ranken sich zahlreiche Legenden. Die populärste Überlieferung ist die Geschichte des Riesen Finn McCool, der auch unter dem Namen Fionn MacCumhaill bekannt ist. Die mythische Figur aus der irischen Sage, seines Zeichens Kommandant in der Armee des Königs von Tara, soll demnach den Damm eigenhändig errichtet haben, um zu seiner Geliebten zu gelangen, die auf der etwa 20 Kilometer entfernten schottischen Insel Staffa lebte.

Leider hatten wir – wie zuvor in Belfast – nur 90 Minuten Aufenthaltszeit, um das Naturspektakel zu erkunden und Fotos zu machen. Glücklicherweise war uns nach den zurückliegenden Regentagen in Dublin das Wetter hold und trotz steifer Brise schien die Sonne für die perfekten Erinnerungsfotos.

 

 

Hier ist mein persönliches Fazit:

Weniger ist manchmal mehr. Der Dozent hat versucht innerhalb einer Woche viele Themen anzusprechen, was grds. gut ist. Leider hat sein Zeitmanagement nicht funktioniert, so dass am Ende alles sehr hektisch wurde. Es gab viele interessante Einblicke in Tools, die mir bereits bekannt schienen, aber darüber hinaus noch weitere Feature boten zum Beispiel bei Facebook und Google. Darüber hinaus gab es einiges Neue zu entdecken wie Edmodo, TEDed, EdPuzzle und vor allem Screencast-O-Matic. Letztendlich blieb am Ende tatsächlich noch Zeit, um einen kurzen Einblick in die AR App HP Reveal zu bekommen. Nun erstmal alles sacken lassen und dann zuhause nochmal intensiver in die verschiedenen Anwendungen einsteigen. Sicherlich wird das ein oder andere Tool in den nächsten Semestern im VHS Kursprogramm für Multiplikatoren wiederzufinden sein.

Die Unterrichtssituation an der Dubliner Schule, in der die Europass Teacher Academy zu Gast ist, war grenzwertig. Ein kaltes Klassenzimmer am Montag, da wegen eines Feiertages niemand die Heizung angemacht hatte; eine sehr laute Lehrerin in der Nachbarklasse, die trotz mehrfacher Hinweise nicht reagierte; und grenzwertige Toiletten.

Davon abgesehen scheint die Vermittlungskompetenz der Dozenten sehr unterschiedlich zu sein. Eine Teilnehmerin hatte bereits in der Vorwoche einen Kurs belegt und war davon begeistert. Das Themenspektrum von Europass ist auf jeden Fall spannend und ich kann mir gut vorstellen, an einer weiteren Fortbildung teilzunehmen.

 

Hospitation an der „Hojskole på Kalø“ Dänemark

von K. H.

Montag, 25. März 2019

Nach nur 3 Stunden Fahrt von Dithmarschen zur Hojskole in das dänische Örtchen Kalø, das bei Århus liegt, wurde ich an der Hojskole sehr nett von dem Dänischlehrer Torkild empfangen. Mit ihm hatte ich schon vor der Anreise öfter telefoniert und meinen Aufenthalt geplant. Da die Schule ihren Schülerinnen und Schülern Unterkünfte für die Dauer ihres Kurses anbietet, kann auch ich hier für meine kommenden 5 Tage wohnen. Torkild nahm mich gleich zum gemeinsamen Abendessen mit, bei dem ich einige der Schülerinnen und Schüler kennenlernen konnte. Die meisten sind zwischen 18 und 30 Jahren alt, und sind aus Japan, Australien, England, Iran oder Grönland zum Dänischlernen nach Kalø gekommen. Viele von ihnen besuchen hier Kurse, die bis zu 6 Monate dauern. Zu den längeren Kursen gehört auch das „Outdoor Ranger“-Programm, in dem die Teilnehmenden (vorwiegend Dänen) lernen, mit einfachen Mitteln in der freien Natur zu (über)leben, wie Feuermachen ohne gängige Hilfsmittel, sowie Jagen und Fischen funktionieren, um einige Zeit draußen leben zu können. David, einer der Outdoor-Lehrer, erklärt mir, dass es immer beliebter werde, in seiner Freizeit ein ganz einfaches Leben in der freien Natur zu leben. Freie Unterkünfte mitten in der Natur wären mittlerweile Gang und Gäbe in Dänemark, entsprechende Fernsehformate würden ihr Übriges tun, dass das „Outdoor-Life“ frei von irgendwelchen innovativen Hilfsmitteln draußen so gefragt ist, besonders bei denen, „die viel am Computer arbeiten“, wie er sagt. Interessanter Aspekt, denke ich mir, da ich mich ja in dieser Woche besonders mit Technik und Digitalisierung in der Erwachsenenbildung beschäftigen will.

Am Montagmorgen lerne ich gleich nach dem Frühstück das morgendliche Ritual kennen, das mir richtig gut gefällt: Alle Schülerinnen und Schüler versammeln sich in einer großen Aula. Zuerst singen alle ein gemeinsames dänisches Lied mit Gitarrenbegleitung, dann hat Simon, einer der Lehrer, einen kurzen Vortrag über „magt“ (Macht) vorbereitet und erzählt von der bevorstehenden Parlamentswahl im Juni. Ich verstehe natürlich nicht so viel, sehe aber, wie aufmerksam ihm alle zuhören. Nach einer Viertelstunde verabschiedet Simon alle in den Tag und ich treffe einige Schülerinnen und Schüler in einer der Dänischklassen wieder. Torkild setzt mich zwischen die Schüler, und es wird anhand eines Fragenkatalogs ein Dialog geübt. Ganz analog, und mit dem Hintergrund, dass sich immer mehr das freie Sprechen zutrauen sollen, ohne dabei direkt vor allen in der Klasse sprechen zu müssen.

Nach dem Mittagessen nimmt sich Schulleiter Søren viel Zeit für mich. Wir tauschen uns über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten dänischer und deutscher Erwachsenenbildungseinrichtungen aus. Seit die Dänen in der letzten Parlamentswahl den Rechtspopulisten zu einem solchen Stimmenzuwachs verholfen haben, dass sie seither zum Rückgrat des Ministerpräsidenten Rasmussen geworden sind, haben zahlreiche Asyl- und aufenthaltsrechtliche Verschärfungen auch die Situation von Sprachschulen wie der Hojskole in Kalø verschlechtert. Geflüchtete dürfen nun nicht mehr hier lernen, sondern sind auf das Lernsystem der FVU (Forberedende voksenundervisning; Vorbereitende Erwachsenenbildung) angewiesen, das nicht an allen Schulen angeboten wird. Kalø Hojskole unterrichtet nach dem System des DU, der Danskuddannelse, zu Deutsch „Dänischausbildung“. Die Schule versteht sich aber als Bildungseinrichtung für alle und weiß, dass viele Zugewanderte aus der Region gern in Kalø lernen würden. Trotz dieser Verschärfungen sei das Bildungssystem Dänemarks sehr frei: Niemand würde ihm Vorschriften machen, was seine Schule zu unterrichten hätte, wie seine Klassen ausgestaltet sein müssten, womit unterrichtet werde. Das würde ihm sehr gefallen.

Nach unserem Gespräch kann ich eine weitere Dänischklasse besuchen und stelle in der Pause fest, dass die in einem hinteren Teil des gemütlichen Dachgeschossraumes verstauten E-Gitarren tatsächlich genutzt werden: Nämlich von einigen australischen Schülern, die einfach darauf ihr Können zum Besten geben!

Bevor es zum Abendessen geht, schaffe ich es noch zu einem kleinen Spaziergang zu einer Schlossruine mitten auf einer nur zu Fuß zugänglichen Halbinsel, die wirklich recht abgeschieden liegt. Das Hinweisschild auf dem Parkplatz in der Nähe zur Ruine ist leider nur auf Dänisch, doch nicht schlimm: Denn das Free Wifi-Zeichen am Fußweg lässt mich mal eben schnell eine Internetsuche starten!

Fazit: Ich möchte definitiv mehr erfahren über die Diskussionen, die Dänemark in Bezug auf Digitalisierung, Bildung und entsprechende Kursangebote zu führen scheint.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 26. März 2019

Mein „zweiter Schultag“ beginnt wieder mit gemeinsamem Singen und einem Kurzvortrag zur Morgenversammlung. Dieses Mal berichtet Torkild von dem Künstler Christian Lemmerz, und bringt mit seiner anschaulichen Erzählung des provokanten Künstlers alle zum Lachen. Auch ich verstehe manches, lasse mir aber das eine oder andere Detail trotzdem lieber mal übersetzen, schließlich rate ich mehr, als dass ich verstehe…!

Heute begleite ich Michael in seinen Dänisch Unterricht, wo es u.a. um die Verwendung der Konjunktionen „at“ und „om“ geht. Auch in seiner Klasse steht die Kommunikation untereinander im Mittelpunkt, Michael ist steht die ganze Zeit mitten in der Klasse, scheint jeden einzelnen komplett mit einzubeziehen und hält die Klasse wirklich zwei Mal ganze 90 Minuten „bei Laune“ und konzentriert, dass ich schon beeindruckt bin. Es wird viel gelacht, die Stimmung ist richtig gut.

Nach dem Mittagessen habe ich die Möglichkeit, einige Schülerinnen aus Japan „zu interviewen“, was ihnen an der Kalø Hojskole gefällt, wieso sie sich Dänemark als Gastland ausgesucht haben und worin sich das Lernen in Kalø von japanischen Bildungseinrichtungen unterscheidet. Schnell erzählen sie, dass sie sehr viel gearbeitet haben in Japan. Direkt nach der Uni sind sie in Unternehmen eingestiegen, wo sie nicht selten 60 Stunden in der Woche gearbeitet haben, meistens am Computer. Sie sind erst 26 Jahre alt, wussten aber, dass sie dieses Pensum einfach nicht lange aushalten werden. Sie alle kannten sich nicht, als sie nach Dänemark kamen, haben aber witziger Weise alle über den Reiseblog eines Japaners von der Kalø Hojskole erfahren. Hier schätzen sie das angenehme Lernklima, die Lehrer, die nicht einfach nur nach Schema-F unterrichten, sondern sich intensiv um ihre Schülerinnen und Schüler kümmern. Jemand erscheint nicht wie gewohnt zum Unterricht? Die Lehrer haken nach und gehen der Ursache auf den Grund.

Eine Japanerin hat als Erzieherin in Dänemark gearbeitet und möchte ihren Job unbedingt in Dänemark wiederaufnehmen. Der Lehrer Simon hat ihr einen Praktikumsplatz in der Nähe vermittelt, und sie hofft, dass sie hier Fuß fassen kann.

Mit Simon kann ich nachmittags ein längeres Gespräch führen, dass mir noch einmal viele wichtige Informationen gibt. Die Kalø Hojskole unterscheidet sich wirklich sehr von anderen Bildungseinrichtungen für Erwachsene. Wie auch Schulleiter Søren erklärt mir Simon, dass die Freiheit, was wann unterrichtet wird, einen großen Vorteil darstellt. Sie würden ihr Curriculum jährlich ändern; von Monat zu Monat werden die Themen des Dänisch Unterrichts außerdem neu festgelegt, und zwar unter Einbeziehung der Interessen und Wünschen der Schülerinnen und Schüler. Diejenigen, die vorher eine anderen Hojskole besucht haben, hätten zuerst mit der Freiheit beim Lernen größere Schwierigkeiten, würden fragen, welche Übungen genau sie bearbeiten müssten, um im Test gut abzuschneiden. Doch Prüfungen gibt es in Kalø nicht. Die Schule arbeitet nach dem Grundsatz: „Wir helfen dir, dass du lernen kannst. Aber wir lernen nicht für dich. Du sollst selbstständig sein und werden, und für dich selbst lernen.“ Wer ein Dänisch Zertifikat erwerben wolle, müsse den Test an einer anderen Schule absolvieren. Viele Schülerinnen und Schüler stellten nach einer Weile fest, dass das freiere Lernen ihnen viel mehr Spaß bringe, sie schneller Fortschritte machten und sinnvolles für den Alltag lernten. Simon ist stolz darauf, dass nicht ein bestimmtes Rahmencurriculum den Takt vorgibt, sondern der Mensch im Mittelpunkt steht. Die Lehrer, die hier unterrichten, müssten keine studierten Lehrkräfte sein; es zähle ihre Persönlichkeit und ihr Enthusiasmus fürs Lehren und Lernen. Er selbst habe als Entwicklungshelfer in Sierra Leone gearbeitet, und habe sich durch das Stellenangebot in Kalø gleich angesprochen gefühlt. Ich merke, hier brennt jemand für die Sache! Ich bin froh und dankbar, dass ich mich so intensiv mit den Lehrern hier austauschen und wirklich pädagogische Ansätze diskutieren und reflektieren kann.

 

Am heutigen Abend gibt es noch einen Kurzvortrag von Kristian Krog, Direktor der umgebauten „Maltfabrikken“ (Malzfabrik) in Ebeltoft, einem Städtchen in der Nähe von Kalø. Die ehemalige Malzfabrik dominiert seit 1861 das Stadtbild, und drohte vor ein paar Jahren abgerissen und durch ein modernes Shoppingcenter ersetzt zu werden. Kristian Krog generierte mit einer Reihe von Helfern so viele Gelder, dass sie binnen eines Jahres als Genossenschaft das riesige Fabrikgebäude gekauft und für etliche Millionen in den Jahren danach renoviert haben. Das spannende daran: Er hat dafür keine staatlichen Hilfen oder EU-Fördergelder erhalten, sondern schlichtweg Fundraising betrieben, und ein Konzept entwickelt, mit dem sich das Gebäude nun selbst tragen soll: Die Maltfabrikken beinhaltet eine u.a. eine Konzerthalle, Cafés und Restaurants, Büroräume und Kreativarbeitsplätze, Jugendtreffs, Wohnungen für Künstlerinnen und Künstler. Die Büroräume sind als „coworking spaces“ ausgerichtet, natürlich mit grenzenlosem WLAN…  Hunderte Freiwillige bringen sich nach wie vor mit Zeit und Ideen ein. Ziel der Renovierung ist es auch, junge Leute nach Ebeltoft zu ziehen, denn die Bevölkerungsstruktur zeigt einen hohen Anteil an Menschen über 65 Jahren.

Übermorgen werde ich mir die Fabrik – zumindest von außen, Eröffnung ist erst Ende Juli – und Ebeltoft selbst auf jeden Fall mal ansehen. http://www.dennymaltfabrik.dk

Nach dem Vortrag treffen sich alle wieder im Speisesaal, es gibt Kammerjunkere mit Koldskål, buttrige Kekse mit einem flüssigen, gesüßten Jogurt! Lecker, so zum Tagesabschluss

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 27. März 2019

„Es ist einfach da!“

Wie arbeiten andere Højskolen in Dänemark? Welche digitalen Techniken setzen sie im Unterricht ein? Eine Einrichtung, die ich heute den Tag über besuchen kann, ist die Lærdansk. Eine Lærdansk gibt es in Rønde, ca. 10 Minuten entfernt. Dort treffe ich morgens Anne, die mich gleich sehr freundlich begrüßt und wir uns im gemütlichen, großzügigen Lehrerzimmer über „unsere Schulen“ austauschen. Ich erzähle von der vhs.cloud – nichts Neues für sie, seit Jahren arbeiten sie selbst nicht nur mit Smartboards, sondern natürlich auch mit einer cloud, und zwar GoogleDrive.

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Vor einigen Jahren hat der Dachverband der Lærdansk beschlossen, die erforderlichen technischen Geräte anzuschaffen, seither sind alle Schulen bestens ausgestattet. Und somit bin ich sehr gespannt, als wir gemeinsam in einen der Unterrichtsräume gehen, wo schon die Schülerinnen und Schüler auf ihren Dänischunterricht warten.

An der Wand prangt ein großes Smartboard (wie auch in den anderen Räumen), das Anne gleich einschaltet. Aus einem Schrank mit 20 Schließfächern holen sich die Schülerinnen und Schüler je einen Laptop und Kopfhörer. In der Mitte des Raumes ist ein Steckdosenturm mit Rollen für die Laptopkabel. Während alle ihre PC’s an den Strom anschließen, öffnet Anne die erforderlichen Plattformen: Lærdansk arbeitet mit „EduLife“, ein Programm, auf das sie über GoogleDrive zugreifen. Die Schülerinnen und Schüler loggen sich ebenfalls ein, und Anne startet auch schon die erste Aufgabe über eine weitere Seite, mit der sie häufig arbeitet: https://padlet.com. Es sollen in einfachen Sätzen „Fremtidsplaner“, Zukunftspläne, beschrieben werden.

Nun bin ich gespannt, denn alle schreiben an ihren Laptops eifrig drauf los. Ich gehe herum und schaue mir an, woran alle arbeiten, und kann gleichzeitig direkt vorn am Smartboard die Arbeitsergebnisse über padlet.com sehen. Die einzelnen Texte erscheinen auf der Bildoberfläche, mit Namen des Schülers/ der Schülerin und sind so für alle sicht- und vergleichbar. Änderungen werden ebenfalls zeitglich angezeigt. Aenne erklärt mir, dass alles gespeichert ist und sie jederzeit die alten „Folien“ wieder aufrufen kann. Obwohl die Laptoparbeit natürlich den meisten Raum einnimmt, findet über das Smartboard sehr viel Kommunikation statt. Es wird immer mal wieder was vorgelesen, korrigiert, diskutiert, gelacht, als ein Bild von Christiano Ronaldo unter dem Text eines Schülers erscheint. Als Anne und ich in die Mittagspause gehen, lässt sie den Raum offen, und die Schüler bleiben an ihren Laptops sitzen. Nichts wird ein- oder weggeschlossen.

Ich lerne nun zwei weitere Lehrerinnen kennen und es entwickelt sich ein richtig interessanter Austausch über Lernformen, Methoden und Veränderungsprozesse. Am Anfang, erzählen alle, hätten sie auch Berührungsängste mit den Smartboards gehabt. Und ja, es hätten auch einige mit Boardmarkern auf das Smartboard geschrieben… Als so viele Geflüchtete nach Dänemark und damit auch in die Lærdansk kamen, ist doch auch manchmal das WLAN bei so vielen Nutzer zusammengebrochen. Doch das habe sich mittlerweile geändert, die Technik funktioniert, und wenn doch mal was nicht nach Plan läuft, können sie einen Techniker anrufen. Als Lehrkräfte empfänden sie die Technik mittlerweile normal, sie könnten sich gar nicht mehr vorstellen, ohne zu unterrichten. „Es ist einfach da!“, sagt Anne, und unterstreicht damit die Selbstverständlichkeit des Technikeinsatzes.

Für die Schülerinnen und Schüler sei es wichtig, mit Laptops und Smartboard zu arbeiten, denn schließlich würden sie außerhalb der Schule in der Arbeitswelt auch nicht mehr ohne Technik klarkommen können. Warum nicht also gleich nebenbei üben, damit umzugehen? Es habe sich im Übrigen gar nicht die Frage gestellt, ob jemand von ihnen komplett analog arbeiten wolle, denn ihr Verband hat vor einigen Jahren mehr oder weniger „diktiert“, dass von nun an „digital“ gearbeitet werden müsse.

Wir kommen nach der Pause in den Raum zurück und es geht auf die Prüfungsvorbereitung zu. Anne sammelt in einem neuen Dokument am Smartboard (mit dem richtigen Stift ;-)) die Vermutungen der Schülerinnen und Schüler, welche Themen wohl in der kommenden Modulprüfung abgefragt werden. Sie zeigt mir, dass sie in dem Textdokument unendlich viel schreiben, aber auch einfach neue Seiten aufrufen kann. Zur Navigation nutzt sie entweder die Tastatur mit Touchpad oder klickt mit dem Finger auf Felder, um die Schrift z.B. zu vergrößern oder zu verkleinern.

Dann ruft sie erneut EduLife auf, wo sie die Schülerinnen und Schüler auf einer Art Pinnwand noch einmal längere Texte schreiben lässt. Ich bin fasziniert: Sie ruft sich den Text eines Schülers ans Smartboard auf, markiert falsche Textstellen, unterlegt sie mit einem Kommentar („Achtung: Rechtschreibung!“, „hier Infinitiv“ oder „bitte Satzbau beachten“) und der Schüler korrigiert es sofort und sichtbar für alle über seinen account. Dann wird reihum vorgelesen, und die anderen können über das Smartboard mitlesen und eigene Kommentare dazu abgeben.

Bringt die teure Technik nun den gewünschten Erfolg, will ich von Anne wissen. Sie ist überzeugt, dass sich die Anschaffungen gelohnt haben. Die Schüler seien souverän im Umgang mit Laptops und cloud-Plattformen. Der Unterricht könne „demokratisiert“ werden, denn alle hätten an allem Teil, jeder kann sich einbringen, Fehlerkorrektur kann sofort und für alle sichtbar passieren, und wenn sie will, kann sie auch nach dem Unterricht mit den Schülerinnen und Schülern über EduLife in Kontakt treten. Im Prinzip könnten sie komplett papierlos unterrichten, haben jedoch nicht alle Lehrbuchlizenzen, um die Online-Versionen ihrer Bücher aufrufen zu können.

Sicher, sie könnte auch mit Laptop und Beamer arbeiten, sagt sie, aber gerade die Vernetzung über die Plattformen und das Speichern und Aufrufen direkt an der Wand seien einfach großartige Möglichkeiten. Der Umgang mit einem Google-Dienst steht überhaupt nicht zur Debatte, Anne und ihre Kolleginnen sehen in den Funktionen einfach nur Vorteile.

Ich fahre am späten Nachmittag nach Hause und überlege mir schon, wie sich meine Erkenntnisse bei uns umsetzen lassen.

 

Donnerstag, 28. März 2019

Den heutigen Tag verbringe ich wieder an einer Schule der Einrichtung „Lærdansk“, allerdings in Århus. Dort erwartet mich morgens Marianne, die Leiterin der Schule. Schon beim Betreten des großen Gebäudes bin ich beeindruckt: Denn ich trete in ein großes, rundes, helles Foyer mit einem großen Empfangstresen, Büros an den Seiten mit großen Glasscheiben, sodass alles offen wirkt, und kann schon erahnen, dass es nicht nur 12 Unterrichtsräume gibt!

Marianne fragt mich, ob ich mit ihr im Besprechungsraum einen Kaffee trinke und ob ich noch frühstücken möchte (ich habe natürlich schon gefrühstückt, aber wie toll ist denn diese Frage bitte?! Bei uns käme nie jemand auf die Idee, DAS zu fragen!). Im Besprechungsraum prangt ein Smartboard, das sie einschaltet und eine extra für mich angefertigte Powerpoint-Präsentation über ihre Schule und die Lærdansk öffnet. Ganz schön toll, diese Vorbereitung! Und da erfahre ich zum ersten Mal, dass die Lærdansk nicht einfach irgendeine Sprachschule ist. Nein, Lærdansk ist eine NGO, die Sprachschulen in ganz Dänemark unterhält und Entwicklungshilfe in Krisenregionen leistet, in Dänemark Unterkünfte für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge hat und daher ein ganzheitliches Konzept verfolgt: Hilfe vor Ort im Ausland, Hilfe in Dänemark.

Lærdansk hat sich vor einigen Jahren dann auf den Weg gemacht, eigene Unterrichtsmaterialien für den eigenen Dänisch Unterricht zu entwickeln, die unter den Lehrkräften ausgetauscht werden sollen. Für jedes Sprachmodul hat die Einrichtung also passende Materialien. Es stellte sich die Frage, wie diese Materialien untereinander geteilt werden könnten, also war der Bedarf einer cloud gekommen und GoogleDrive war im Boot. Und dann kamen die Smartboards, iPads, iPhones, Laptops und PC’s. Offen gestanden, musste ich mich etwas bemühen, dass mir nicht die Kinnlade herunterfiel: Jede Lehrkraft durfte sich zwei tragbare Geräte zum Ausprobieren mit nach Hause nehmen. Die meisten nahmen einen Laptop und ein iPad. Lehrer, die 3 Monate später kündigten, mussten die Geräte zwar wieder abgeben; alle anderen durften sie aber bis heute behalten! Wahnsinn.

Zum IT-Konzept zählte von Anfang an die Schulung der Lehrkräfte. Es gab sog. „Web2“-Seminare, um den Umgang mit GoogleDrive und EduLife zu erlernen, es gab ein Schulungskonzept der Lehrerinnen und Lehrer untereinander, es gab Lehrproben, es gab Präsentationen, es gab Feedbackgespräche. „It was a long way and cost a lot of ressources“, gibt Marianne zu, doch es habe sich gelohnt. Bei einer kurzen Unterrichtsstippvisite sehe ich, dass sie recht hat: In Windeseile hantiert eine Lehrerin mit dem Smartboard, öffnet hier eine Datei, da ein beschriftbares Dokument, da ein Online-Spiel.

Marianne erzählt mir, dass der Mehrwert für die Schülerinnen und Schüler immer im Vordergrund gestanden hätte. Sie sollten nicht nur Dänisch lernen, sondern auch mit Technik umgehen können. Und die Lehrkräfte sollten es vormachen. Und am Ende spare es allen Zeit. Sie gibt mir viele wertvolle Tipps zum Vorgehen, und reicht mir schon mal ihre Karte, damit ich ihr auch von Heide aus noch Fragen mailen kann!

 

Dass die Lærdansk in Århus nicht nur technologisch beneidenswert gut ausgestattet ist, wird mir beim Rundgang noch einmal deutlich. Im 1. Stock ist eine geräumige Kantine. Im Erdgeschoss sind bis zu 25 Unterrichtsräume (wohlgemerkt: In ALLEN hängt ein Smartboard!), im Keller ist ein riesiges und sehr gemütliches Lehrerzimmer mit einem Ruheraum für zwischendurch (!), daneben befindet sich eine Bibliothek mit mobilen Ausleihstationen, PC-Arbeitsplätzen sowie einem Versammlungsraum und eine Art LernCafé,

 

in dem sich Ehrenamtliche und Dänisch Schüler zum Üben treffen.

Beim Mittagessen kann ich mich mit anderen Lehrkräften austauschen, wie sie den Einzug der Digitalisierung empfunden haben. Am Anfang haben sie sich auch überwinden müssen, sagen sie, doch sie seien ja nicht drum herumgekommen, und hätten sich einfach eingearbeitet. Auch wenn die Smartboards so viele Funktionen bieten würden, dass sie gar nicht alle kennen, könnten sie sich gar nicht mehr vorstellen, ohne zu unterrichten. Ich habe kurz ein Déjà-vu…

Ich mache kurz ’mal wieder die Spielverderberin und frage vorsichtig nach Datenschutz im Umgang mit Google. Sie verstehen mich erst nicht, antworten, dass alle Schülerinnen und Schüler zu Beginn unterschreiben müssen, dass ihr Name auf den Online-Plattformen erscheinen darf. Gut, aber was ist mit Google an sich, möchte ich wissen, schließlich gehört Datensammeln zum Geschäftsmodell? Wieder ungläubige Blicke, dann antwortet eine Lehrerin, dass natürlich irgendwo immer etwas an Daten gesammelt werde, „but, you’ve just got to use google and its apps as a tool!!“

 

Louise, eine der Lehrerinnen, schwärmt mir im weiteren Gespräch von „Kahoot!“ vor, einem Online-Spiel zum Üben von Sprachen. Ich kenne es nicht, und sie lädt mich ein, nachmittags ihre Klasse zu besuchen. So kann ich den ganzen Nachmittag über live miterleben, wie nicht nur ein kleines unterhaltsames Spiel den Unterricht auflockert, sondern wie sie auch hier die share-Funktionen von GoogleApps nutzt, um geschriebene Texte unmittelbar zu korrigieren. Natürlich sitzt in ihrer Klasse jeder an einem Laptop, dennoch lässt sie hin und wieder auch Übungen auf Papier machen. Ich kann auch miterleben, wie die Schülerinnen und Schüler das Smartboard nutzen, als einer ein Referat über „Bier und das deutsche Reinheitsgebot“ hält (warum gucken mich alle so an 😉 ?), und wie selbstverständlich auf dem Smartboard seine Dateien anklickt und auswählt.

Mit Louise spreche ich am späten Nachmittag noch eine Weile, und sie gibt mir wieder einen Satz in puncto Techniknutzung mit, den ich jetzt wirklich schon öfter gehört habe: „In the end, it just saves me a lot of time!“

Völlig angetan von so einer großartigen Ausstattung und einer so selbstverständlichen Technikanwendung verlasse ich die Lærdansk und bin einfach nur dankbar für diesen Ausflug in die Zukunft.

 

Freitag, 29. März 2019

Am heutigen Tag endet mein Aufenthalt in Dänemark und ich bin schon ein bisschen wehmütig, denn ich habe hier wirklich tolle Menschen kennengelernt – und bei allem Schwerpunkt auf Digitalisierung, digitaler Kommunikation und den besten technischen Geräten: Es sind doch immer die Menschen und die persönlichen Gespräche, die man in Erinnerung behält.

Der Tag beginnt wie immer mit einer Versammlung am Morgen, und die Lehrerinnen und Lehrer präsentieren über die große Leinwand das Wochen- und Monatsprogramm für den April. Es soll thematische Schwerpunkte in ökologischer Bildung geben ebenso wie Gesundheitskurse und Seminare zu dänischer Kultur.

Heute Morgen spielen wir außerdem ein Online-Spiel, was ich die vergangenen Tage auch schön in Rønde und Århus kennengelernt habe: Kahoot!

Über www.kahoot.it ruft Lehrerin Jessica das von ihr vorbereitete Spiel auf. Sie muss die Regeln nicht erklären, alle kennen das Spiel und loggen sich mit dem vorgegebenen Code in das Spiel ein. Ich mache auch mit und muss nun Fragen zu dänischen National- und Lieblingsgerichten, internationalen Essgewohnheiten und allgemeiner Geografie in Sekundenschnelle beantworten. Leider schneide ich nicht so gut ab, aber bei diesem Spiel geht es um den gemeinsamen Spaß an der Sache, und so kann sich dann auch ein Schüler über einen neuen Becher freuen!

Im Unterricht geht es heute Vormittag um die Vertiefung von Grammatikregeln und dem freien Sprechen. Gegen Mittag habe ich ausgiebig Gelegenheit, mich mit Torkild über verschiedene Unterrichtsmethoden, analog wie digital, auszutauschen. Er sieht den Einsatz von zu viel Technik kritisch, denn ihm fehle der direkte Draht zu seinen Schülerinnen und Schülern, wenn sie die ganze Zeit vor ihren Laptops sitzen würden. Ihm sei es wichtig, dass sie so viel Zeit wie möglich damit verbringen, das freie Sprechen zu üben. Dabei bevorzuge er auch, sie wirklich „in Ruhe“ zu lassen und ihnen nicht das Gefühl zu geben, er beobachte sie. So sollen sie mehr Selbstsicherheit bekommen. Je länger wir sprechen, Pro und Contra abwägen, Methoden reflektieren und verschiedene Lernsettings diskutieren, desto mehr fällt auch ihm auf, dass er seine eigene Art zu unterrichten öfter hinterfragen möchte. Wir beschließen, den Kontakt von Heide und Kalø aufrecht zu erhalten und uns regelmäßig über Neuerungen in der Erwachsenenbildung auszutauschen.

Gegen Nachmittag breche ich dann nach Århus auf, wo ich mir noch unbedingt die Bibliothek Dokk1 anschauen will. Vorher verabschiede ich mich aber von Schüler*innen und Lehrer*innen und überreiche noch ein paar Mitbringsel aus Deutschland.

Recht kurzfristig hatte ich in der Bibliothek von Århus angefragt, ob ein kurzes persönliches Gespräch mit Bibliotheksmitarbeitenden zur Umsetzung von Digitalisierung führen könnte. Denn wenn die nächste Bibliotheksführung am 1. April stattfindet, werde ich ja nicht mehr in Dänemark sein. Ich bekomme tatsächlich eine sehr nette, persönliche Email zurück, in der mir eine Louise Lærke mitteilt, dass sie die ganze Woche über in meetings festhängt und sich daher nicht mit mir treffen kann. Ich fahre daher auf eigene Faust nach Århus und parke zunächst im Unterschoss vom Dokk 1. Hier hat die Technik wirklich Einzug erhalten: Ich fahre in eine der vielen Garagen, die mit transparenten Toren versehen sind; auf einem Bildschirm werden mir genaue Anweisungen gegeben, wie weit ich vorfahren soll, dass ich die Handbremse bitte nicht vergesse anzuziehen und mich jetzt bitte aus dem Auto begebe. Aber Vorsicht: Bitte nichts im Auto vergessen! Okay, denke ich, nehme meine Tasche mit, überprüfe noch einmal alles, verlasse die „Garage“ und stelle mich an die Schranke an den Kassenautomaten. Dort muss ich mich mit meiner Kreditkarte registrieren, und plötzlich verschwindet mein Auto ins Nirgendwo des Parkhauses, wird also nach unten transportiert und dort wahrscheinlich gestapelt. Ich schwanke zwischen „Hoffentlich kriege ich mein Auto wieder!“ und absoluter Faszination.

Die hält auch an, als ich dann die Bibliothek darüber betrete. Auf 18.000 Quadratmetern soll sie sich befinden, und was ich erst einmal zu sehen bekomme, ist wirklich wahnsinnig viel Platz: Neben einem Bürgerbüro für Passangelegenheiten (!) stehe ich in einer riesigen Eingangshalle, dann komme ich an einer sog. gaming street, vorbei, wo Leute sitzen und Computerspiele spielen; an PC-Arbeitsplätzen, natürlich auch Bücherregalen (aber nicht so vielen) und ganz hinten sehe ich eine richtig gemütliche Sitzecke mit IKEA-Sesseln und mit dem besten Blick auf Hafen und Wasser von Århus.

Außerdem gibt es ein Café, wo wirklich viele Leute sitzen und sich einen Kaffee gönnen. Es gibt eine Litfaßsäule, an der man auf einer Zeitleiste anpinnen kann, wann man meint, dass bestimmte Gerichte entstanden sind, daneben kann man an einer großen Pinnwand seine Lieblingsgerichte auf Post-its anpinnen – es sind diese netten Kleinigkeiten, die diesem Ort wieder etwas ganz „normales“ gibt.

Auf dem Weg durch die Bibliothek fällt mir auch diese „Maschine“ in einem Glaskasten auf. Ich versuche herauszufinden, was die Fließbänder und Monitore sei sollen, bis jemand kommt und in eine Luke seine Bücher auf ein Fließband legt, die dann durch die Maschine hindurch transportiert werden. Eine elektronische Rückgabemaschine also, mein Gott, ich komme mir wirklich wie vom anderen Planeten vor!

Irgendwie ist es aber ein Spannungsfeld, was ich hier zum Abschluss meiner Woche zu sehen bekomme: Die durchgestylte Bibliothek, in der technisch alles möglich scheint, hat trotzdem viel Raum vorgesehen, an dem sich Menschen TREFFEN können. Die Brettspielsammlung ist enorm und wird vor meinen Augen genutzt, Menschen sitzen zusammen und sind in angeregte Gespräche vertieft. Wie auch in den Schulen in Rønde, Århus und Kalø: Ohne persönliche Kommunikation und persönliche Kontakte auf ganz analoge Weise geht nichts, Digitalisierung bringt zwar enorme Vorteile, aber sie wird in meinen Augen nie einen Ersatz für persönlichen Austausch bieten.

Mit vielen unvergesslichen und neuen Erlebnissen fahre ich also wieder nach Deutschland (mein Auto wurde im Parkhaus wie von Geisterhand in „meine“ Garage zurückgefahren 😉 ). Ich werde einige digitale, aber auch analoge Ideen mit in meine Volkshochschule nehmen und die voranschreitende Digitalisierung in der Erwachsenenbildung immer unter der Prämisse betrachten, wann es Sinn macht, Technik einzusetzen. Denn, wie sagte selbst Marianne von der Lærdansk: „Nutze niemals Technik nur um der Technik willen.“

 

 

Web Solutions for the Classroom, Barcelona

von B. B.

Montag, 18.03.2019, Tag 1

Da ich schon am Samstag angereist bin, habe ich den Sonntag genutzt, um in Barcelona anzukommen. Eine tolle Stadt! Der Kurs startet am Montag nach mediterraner Zeit pünktlich ca. 20 Minuten später. Zuerst gibt es eine Kurzvorstellung des Lehrers und der elf Teilnehmenden – soweit es die englischen Sprachfähigkeiten zulassen. Der Kursleiter, Alessandro Pumpo, versteht Erasmus plus als Vermittlung von Fachwissen einerseits und kulturellen Austausch andererseits.

Alle Teilnehmenden wurden bereits im Vorfeld des Kurses aufgefordert, eine kleine Präsentation von etwa fünf Minuten vorzubereiten, um sich und den eigenen Arbeitsplatz näher vorzustellen. Neben mir, der einzigen Kursteilnehmenden aus Deutschland, sind drei PortugiesInnen, zwei ItalienerInnen, zwei GriechInnen, zwei Polen und eine Kroatin dabei. Außer mir (Volkshochschulleitung) sind es ausschließlich LehrerInnen unterschiedlicher Fächer an Grundschulen und weiterführenden Schulen. Einige haben beeindruckende Präsentationsfilme von ihren Arbeitsplätzen mitgebracht. So zeigt sich in dieser kleinen Vorstellungsrunde bereits eine enorme Vielfalt an Schulen, Fachbereichen, Kompetenzen sowie kulturellen und materiellen Voraussetzungen der Teilnehmenden.

Das Gebäude, in dem sich der Kursraum befindet, liegt in einer Straße mit vielen kleinen Cafés, Bars und Läden im Stadtteil Sants nordwestlich vom Zentrum. Die Pause verbringen wir in einem Café ein paar Häuser weiter.

Alle Teilnehmenden sind zum ersten Mal in Barcelona. Nach der Pause stellt unser Kursleiter Barcelona mit seinen Stadtteilen und Sehenswürdigkeiten vor und geht insbesondere auf die katalanische Geschichte und Kultur ein. Alex arbeitet für die Marketingagentur immaginae , die ihren Kunden europaweit den kreativen Einsatz digitaler Instrumente nahebringt. Digitale Werkzeuge sind für ihn Hilfsmittel, um kreative Inhalte und Human Experience zu vermitteln und umzusetzen.

Guter Unterricht sollte Alex’ Meinung nach

  • zielgerichtet
  • projektbezogen
  • sinnvoll/nützlich
  • experimentell/kreativ
  • grenzenlos (frei von Denk-Beschränkungen)

sein sowie

  • life skills fördern.

Nach der zweiten Pause wird das Für und Wider bezüglich des Einsatzes sozialer Medien und anderer Internetplattformen im Unterricht gesammelt und diskutiert, wie sich vermeintliche Nachteile in Vorteile umwandeln lassen.

Der erste Kurstag hat eindrucksvoll die Vielfalt Europas auch in der Bildung vermittelt und Lust auf die kommenden Kursinhalte gemacht.

Dienstag, 19.03.2019, Tag 2

Am zweiten Tag komme ich ein paar Minuten zu spät, weil ich versucht habe, eine Abkürzung zum Kursort zu nehmen. Kein Problem, ich treffe gleichzeitig mit dem Kursleiter ein und noch vor den meisten Teilnehmenden.

Zuerst wird die Bustour am Samstag besprochen, welche im Kurs enthalten ist. Es gibt eine Fahrkarte für den Hop on – Hop off – Bus, der die Touristischen Attraktionen Barcelonas abfährt. Eine gute Gelegenheit, kurz vor der Abreise noch einmal alles zu sehen, was man an den freien Abenden nicht geschafft hat zu besuchen. Die Füße schmerzen noch vom vorigen Abend…

Dann wird auf die erste im Unterricht gut nutzbare Internetplattform eingegangen: Youtube. An diesem Beispiel sehen wir, wie man diese Werkzeuge passiv einsetzt (z.B. mit Dokumentationen als Anschauungsmaterial oder Tutorials, z.B. YoutubeEdu), aber noch besser, diese aktiviert, indem man die Lernenden auffordert, Youtube zur Recherche zu nutzen, mit der Lerngruppe einen eigenen Kanal und eigene Playlists einrichtet, selbst Videos und 360-Grad-Panoramen oder Live-Übertragungen erstellt. So kann man die Plattform projektbezogen nutzen und sich auch mit anderen Lerngruppen über das Erarbeitete austauschen. Alex hat eine 3D-Brille mitgebracht, mit der wir selbst erstellte Panoramen ansehen können. Die Personalisierung der Internetinstrumente führt außerdem zu mehr Identifikation der Gruppe, stärkerem Engagement, gesteigerter Motivation und mehr Freude beim Lernen.

Nach der Pause testen wir “Coggle”. Coggle ist ein kostenloses Werkzeug, um Mindmaps und Infografiken zu erstellen, mit deren Hilfe man Erlerntes oder den Prozess eines Projekts anschaulich darstellen kann. Es ist außerdem interaktiv und ermöglicht die Zusammenarbeit mit anderen Nutzern. Wir erstellen Coggle Mindmaps und probieren aus, wie man Bilder, Videos, Links etc. integrieren und übersichtlich präsentieren kann.

“Edmodo” ist ein soziales Lernnetzwerk für Lehrer, Schüler und Eltern. Da die Volkshochschulen dafür eine eigene Plattform haben – die vhs cloud – ist dieses Instrument für mich nicht so relevant.

 

 

 

 

 

Die Darstellung der Möglichkeiten eines derartigen

Netzwerks erinnert mich aber daran, die vhs cloud in Zukunft mehr und besser zu nutzen!

Der Kurstag war lang in dem kleinen Kursraum ohne Fenster oder Belüftung – Räume sind eben rar in einer so gefragten Stadt wie Barcelona.

Abends treffen wir uns mit Alex zu einem Erkundungsrundgang durch den angesagten und weniger touristischen Stadtteil Grācia mit gemeinsamem Ausklang in einer gut besuchten Tapasbar, in der wir einige Pintxos probieren und lernen, uns auf allen vertretenenSprachen zuzuprosten.

 

Mittwoch, 20.03.2019, tag 3

Der Kurstag startet mit der Vorstellung typischer Lebensmittel und Gerichte aller durch die Kursteilnehmenden vertretenen Länder. Bei fast allen von mir vorgestellten typisch deutschen Gerichten musste ich leider zugeben, dass ich diese nicht mag und man in Deutschland allgemein mehr und mehr die internationale Küche der traditionellen deutschen vorzieht.

Wir probieren weitere Funktionen von dem am gestrigen Kurstag vorgestellten Programm “Edmodo” aus, richten Klassen ein, erstellen Umfragen, senden Nachrichten etc. Nach der Pause geht Alessandro noch einmal auf die Wichtigkeit von Soft Skills ein.

Ohne diese bleiben auch die innovativsten Instrumente leere Hüllen.

Life Skills: Fähigkeiten

self awareness > Selbsterkenntnis

empathy > Empathie

critical thinking > kritisches Denken

creative thinking > kreatives Denken

decision making > Entscheidungsfreude

problem solving > Problemlösungsorientierung

effective communication > zielgerichtete Kommunikation

interpersonal relationship > zwischenmenschliche Beziehungen

coping with stress > Stressbewältigung

dealing with emotions > Umgang mit Emotionen

In der nächsten Pause erproben wir nicht nur unsere Soft Skills sondern auch unsere interkulturelle Kompetenz 😉.

Projektarbeit im Unterricht sollte sowohl bei der Materialsammlung als auch bei der Präsentation der Ergebnisse alle Medien (Text, Audio, Bilder, Video) nutzen. Alex empfiehlt diverse Homepages, die lizenzfrei nutzbare Medien anbieten und zeigt, wie man Youtube-Videos als MP4 herunterlädt, um sie im Unterricht verwenden zu können. Um die verschiedenen Medien übersichtlich zu organisieren kann man Werkzeuge wie “Animoto” verwenden. Hiermit kann man Text, Fotos, Videos und Audioaufnahmen erstellen oder herunterladen und sinnvoll kombinieren. Alle Teilnehmenden erstellen zusammenhängende Sequenzen von Medieninhalten zu einem selbstgewählten Thema, an denen am folgenden Kurstag weitergearbeitet werden soll.

 

Donnerstag, 21.03.2019, Tag 4

Heute wurde der Kurs zeitlich auf den Nachmittag verschoben, da der Kursraum am Vormittag besetzt war. Gegen 12.00 Uhr trafen alle Teilnehmenden ein und wir stellten unsere “Animoto”-Präsentationen fertig. Es ist tatsächlich einfach und wirkt dabei ziemlich  professionell! Zuhause werde ich mich noch einmal in Ruhe mit einem etwas komplexeren Programm beschäftigen und ein selbst generiertes Video auf dem Facebook-Account meiner VHS einstellen. Dann probieren wir weitere Werkzeuge aus:

“Symbaloo” ist eine Anwendung, um Weblinks zu sammeln, zu organisieren und zu kategorisieren – hilfreich, um z.B. bei der Recherche zu einem Projekt den Überblick zu behalten oder sich die Quellen für die spätere Nutzung zu bewahren. Mit Symbaloo kann man seinen persönlichen Desktop organisieren, damit man alle Links, die man wieder nutzen möchte, schnell findet und darauf zugreifen kann. Dieser Desktop ist nicht gerätgebunden, sondern kann an jedem Gerät mit Internetzugang aufgerufen werden.

“WordArt” ist ein Werkzeug, um Text (z.B. Schlagwörter) visuell zu veranschaulichen. Wörter und Texte können so in verschiedene Formen “gegossen” werden, neue Texturen erhalten oder animiert werden. Ein weiteres kleines nützliches Werkzeug ist “smallpdf.com”, mit dem man PDFs komprimieren oder konvertieren kann.

“Studystack” generiert zu eingegebenen Fragen und Antworten 14 verschiedene Spiele, mit Hilfe derer gelernter Stoff spielerisch abgefragt und wiederholt werden kann, oder noch besser: die Lernenden erhalten die Aufgabe, selbst Fragen und Antworten zu erstellen, Mitschüler beantworten die Fragen dann spielend.

Freitag, 22.03.2019, Tag 5

Zur Begrüßung am letzten Tag verteilt Alex Polvorones de Almendra – ein typisch katalanisches Gebäck mit Mandeln und viel Butter. Während wir die Tastaturen vollkrümeln, geht Alex eine lange Liste von Tipps durch, wie man der Kreativität im Alltag und im Unterricht auf die Sprünge helfen kann.

“Canva” ist eine Website, mit deren Hilfe man Inhalte in ein quasi professionelles Graphikdesign bringen kann. Sie ermöglicht den Zugriff auf eine sehr große Auswahl an Vorlagen, Photographien, Graphiken und Schriftarten, nutzbar sowohl für das Internet als auch für den Druck. Eigene Inhalte können auch hochgeladen werden. Alle Teilnehmenden erstellen Werke wie z.B. Grußkarten, Aushänge, die ersten Seiten eines Magazins usw.

Eine ähnlich nutzbare Website ist “Publisher”. “Issuu” ist eine Plattform, auf der digitale Magazine veröffentlicht werden können.

Nach der Pause lernen wir weitere nützliche Werkzeuge kennen: “pdfcrowd” kann z.B. eine Website zu einem PDF-Dokument konvertieren.

“Kahoot!” ist eine Spiele-basierte Lernplattform, die von Lerngruppen genutzt werden kann. Man kann selbst Multiple-Choice-Tests mit Text, Bildern und Videos erstellen (create.kahoot) und auch internetweit teilen. Die Eingabe eines generierten Codes istnötig, damit eine Gruppe am gleichen Test teilnehmen kann (play.kahoot). Aus den Antworten kann die Lerngruppenleitung Statistiken erstellen und ersehen, wie der Wissensstand der Teilnehmenden ist. Wir erstellen eigene kleine Lernspiele und die Teilnehmenden versuchen, die richtigen Antworten zu finden – was sich für die meisten besonders schwierig gestaltet, wenn die Fragen auf Griechisch gestellt wurden…

Nach der nächsten Pause geht Alex auf Audio-Werkzeuge ein. Audio-Medien werden laut Alex zukünftig eine immer wichtigere Rolle einnehmen. “Speechnotes” kann aufgenommene Sprachnotizen in Text umwandeln, “Fromtexttospeech” konvertiert Text in Audio.

Mit “Studytracks” werden Unterrichtsinhalte mit Musik kombiniert. “Podbean“ und ähnliche Werkzeuge helfen, eigene Podcasts zu erstellen und zu veröffentlichen. Das Startbild kann z.B. mit Canvas, Wordart etc. gestaltet werden. Podcasts sind eine gute Möglichkeit, Projektergebnisse auditiv zu präsentieren.

“Trello” ist eine webbasierte Projektmanagementsoftware. Auf sogenannten Boards werden gemeinsam mit anderen Mitgliedern ToDo-Listen angelegt, die beliebig bearbeitet und mit Checklisten, Anhängen und einem festgelegten Termin versehen werden können. Text-, Audio-, Bild- und Videodateien werden integriert. Das Werkzeug kann zur Zusammenarbeit von Schülern ebenso wie von Lehrern genutzt werden.

“Basecamp” ist ebenfalls ein Projektmanagementwerkzeug, das etwas stärker vorformatiert ist und weniger Flexibilität bietet, zum Einstieg aber gut geeignet.

Schon ist der Kurs zu Ende, nachdem das Tempo am Ende ordentlich angezogen hat. Wir erhalten unsere Teilnehmerzertifikate und gehen etwas wehmütig auseinander. Wir habenzwar unsere Mailadressen ausgetauscht, aber virtuelle Kontakte sind doch immer noch etwas Anderes als reale…

 

 

Einsatz digitaler Medien Paris

von H. G.

24.03.2019
Ankunft

Wir landen bei leicht bewölktem Himmel und 8 Grad Celsius einige Minuten früher als geplant. Unser Guide empfängt einen anderen Schüler und mich sehr freundlich und los geht´s nach Pantin ins 19. Arrondissement. Dies ist das nordöstlichste der Arrondissements von Paris und somit an der Grenze zu den Banlieu gelegen, die wir daher auch passieren. In diesem Moment bin ich froh, im Auto zu sitzen. Es sieht sehr verarmt und schmutzig aus. Danach gelangen wir ins 19. Arrondissement. Der Guide erklärt, dass Pantin, einer der vier Bezirke des Arrondissements, im Wandel begriffen ist, da immer mehr Städter in die Randbezirke von Paris ziehen, um sich eine Wohnung leisten zu können. Vorwiegend sich es die „BoBo“, die es dort hinzieht, erklärt er. „BoBo“ steht für Bohème und Bourgeoisie; gemeint sind laut seiner Aussage Künstler und Bürgerliche sowie Intellektuelle.

Ich werde freundlich von meiner Gastgeberin empfangen und gleich mit einer Mahlzeit versorgt; besonders gut schmecken mir ihr „Brique“; sie haben tatsächlich die Form kleiner Ziegelsteine, sind mit Thunfisch, Ei und Gewürzen zubereitet. Da meine Gastgeberin ursprünglich aus Marokko stammt, werde ich sicherlich weitere nordafrikanische Spezialitäten zu essen bekommen; für den letzten Tag hat sie bereits Couscous angekündigt – darauf freue ich mich.

Frisch gestärkt, starte ich meine erste Sightseeing-Tour. Da ich ab Montag im Institut eingespannt sein werde und auch meinen Stundenplan noch nicht genau kenne, versuche ich schon heute einige Sehenswürdigkeiten anzuschauen, die ich unbedingt sehen möchte. Mit der Metro geht es von der Station Hoche Richtung Zentrum. An der Station La Bastille steige ich aus. Die große „Julisäule“ ist weithin sichtbar, die Bastille-Oper genau gegenüber. Leider sind auf dem Platz gerade Bauarbeiten. Dann fahre ich zum Hôtel de Ville, dem Rathaus – ein imposantes Gebäude (auch hier wird gebaut). Ich frage mich durch zum Quai, an dem der Batobus anlegt, da ich mich entschlossen habe, die Tour mit dem Seine-Bus, an dessen Haltestelle man nach Belieben ein- und aussteigen kann, fortzusetzen. Vorbei an den Bouquinisten finde ich die Abfahrtstelle endlich, löse ein Ticket und los geht´s. Es ist angenehm die Ile de Cité und die angrenzenden Ufer von der Seine aus zu sehen. An welchem Stopp ich aussteige und wann ich wieder einsteige, kann ich spontan entscheiden. Den Louvre hatte ich früher bereits besucht, aber die gläserne Pyramide kenne ich noch nicht. Also ausgestiegen und anschauen – herrlich! Gegenüber beginnt der Jardin des Tuileries und man kann tatsächlich den Obelisken auf dem Place de la Concorde sehen. Ich genieße trotz der vielen Menschen die Weite der Anlagen.

Meine nächste Station ist der Eiffelturm, aber bevor ich mich ihm nähere, muss ich mich erst einmal stärken: Ein Crepe und ein Espresso tun gut. Die Spatzen kommen gleich auf meinen Tisch und picken Krumen.
Hier fallen die Souvenir-Händler besonders auf; ein Mädchen hat sich Eiffelturm-Ohrringe ausgesucht und angesteckt.
Ich gehe nicht auf den Turm, die Warteschlange ist zu lang. Erstaunt bin ich, welch schöne Häuserzeilen sich gegenüber auftuen – prachtvolle Fassaden ohne überladen zu sein. Seit zwölf Stunden bin ich nun unterwegs und beschließe, weil ich müde werde, die übrigen Stopps morgen zu machen (ich habe ein Ticket für zwei Tage gekauft).

Ich mache es mir also wieder im Batobus gemütlich und fahre einfach mit, ohne auszusteigen. Beim Halt Notre Dame überlege ich es mir anders und steige doch aus. Diese besondere Kathedrale kann ich mir auch ruhig zweimal in dieser Woche anschauen, beschließe ich – heute nur von außen. Auf dem Weg zur Kathedrale treffe ich eine Dame wieder, die ebenfalls an der Haltstelle Hôtel de Ville eingestiegen war. Wir kommen kurz ins Gespräch und ich erfahre, dass sie aus Lyon angereist ist. Sie besichtigt die Kirche heute, ich suche die Metro und komme nach einer weiteren dreiviertel Stunde in meiner Unterkunft an. Fatima, meine Gastgeberin, macht das Abendessen – oh, bin ich hungrig!

 

25.03.2019

Heute beginnt der Unterricht; um 8.30 Uhr sollen wir anwesend sein. Nach dem freundlichen Empfang und der netten Begrüßung wird zuerst die Hausordnung zur Kenntnis und Unterschrift verteilt. Danach erfolgt die Registrierung in der Schule, wobei zu diesem Zweck ein Tablett zur Verfügung steht, welches herumgereicht wird.
Der Tisch, an dem wir zusammen Platz genommen haben, hat sich gefüllt – Zeit für ein Foto, finde ich, und wir fotografieren uns gegenseitig mit unseren Smartphones.

 

Der Internetzugang ist selbstverständlich kostenlos.

Zusätzlich zu dem bereits vor Antritt des Aufenthaltes erfolgten Online-Placementtest müssen wir auch einen mündlichen Einstufungstest absolvieren. Die Lehrerin fragt mich nach dem Interview, ob ich an der Führung durch das Gebäude teilnehmen möchte oder lieber gleich am Unterricht in einem der laufenden Kurse – ich entscheide mich spontan für Letzteres. Sowohl die Kursteilnehmer*innen als auch die Lehrerin treten offen auf mich zu und heißen mich willkommen.
Ich erfahre, dass montags immer der Tag ist, an dem das Erlernte der vorangegangenen Woche durch einen Test überprüft wird. Also mache ich gleich weiter mit den Tests.
Die vorbereiteten Übungen, die per Beamer an die Wand geworfen werden, können wir nicht mehr bearbeiten, da die erste Unterrichtsstunde nun beendet ist.
Nach der Pause setzen wir unsere Arbeit mit Hörverständnisübungen fort; der an den Laptop angeschlossene Lautsprecher verzerrt die Sprache auf unangenehme Weise und erschwert das Hören offensichtlich auch für die muttersprachliche Lehrerin. Sie holt darauf hin einen CD-Player. Das Gerät funktioniert ohne Probleme und wir beginnen mit den Hörverständnisübungen.

Die Gruppe findet sich in neuer, anderer Zusammensetzung zum nächsten Unterrichtsblock zusammen. In diesem Teil geht es darum, den aktiven Wortschatz zu nutzen.
Nachdem der Laptop hochgefahren ist, blendet die Lehrerin für die Initiierung von Sprechanlässen die erste Frage am interaktiven Whiteboard ein. Anschließend wird im Plenum über die Fragen diskutiert und in Kleingruppen dazu gearbeitet. Die Ergänzungen tragen wir zusammen und sie werden am Whiteboard vermerkt. Per E-Mail sendet uns die Lehrerin im Laufe des Tages die Zusammenfassung unserer gemeinsamen Arbeit im Unterricht zu. Das ist hilfreich für uns Lerner*innen, denn so können wir ggf. eigene, fehlerhafte Notizen überarbeiten und korrigieren. Die Lehrkraft hat bei ihrer Nachbearbeitung den Vorteil, dass bereits alle Aufgaben sowie die Ergebnisse aus dem Unterricht digital vorliegen; das reduziert ihren Zeitaufwand erheblich.

Ich bin froh, meinen Laptop mitgenommen zu haben, so kann ich stets mit der Lehrkraft auf kurzem Weg die Hausaufgaben austauschen – und es spart Papier (das passt zum Unterrichtsthema Umweltschutz).

Der erste Unterrichtstag ist beendet und ich nutze die Zeit, die Stadt weiter zu besichtigen. Aber zuerst muss ich mir ein Foto für meine Metro-Wochenkarte erstellen; glücklicherweise gibt es wie bei uns Fotoboxen in der Metro. Anschließend setze ich meine gestrige Sightseeingtour fort und erkunde heute St. Germain des Près. Der Stadtteil besticht durch seine Galerien und ästhetischen Offerten. Ich drehe eine kleine Runde und lass mich treiben. Schließlich gehe ich in eines der einladenden Cafés und trinke einen Kaffee. Es ist bereits relativ spät und ich rechne nach, wie lange ich von hier aus für den Rückweg brauche. Nun wechsle ich das Verkehrsmittel und steige vom Batobus wieder auf die Metro um. „Zu Hause“ angekommen, mache ich mich nach dem Abendessen an die Arbeit, schreibe ins Lerntagebuch und mache die Hausaufgaben.

 

 

26.03.2019

Der Unterrichtstag beginnt mit einer Einzelstunde. Hier werden die Fehler direkt korrigiert und ich schreibe fleißig mit, was die Lehrerin am interaktiven Whiteboard notiert. Sie unterbricht mich nicht, weist mich aber darauf hin, dass sie mir die gesamten Korrekturen an meine E-Mail-Adresse schicken wird. Das ist ein guter Service und sehr Lerner freundlich.

Ich stelle mir die Frage, wie ich das an unserer vhs verwirklichen könnte. Da wir keine interaktiven Whiteboards haben, liegen die Notizen oder auch Korrekturen lediglich in Papierform bzw. als Niederschrift an der Tafel vor. Darüber werde ich mir bei der Planung des neuen BU-Formates detaillierte Gedanken machen.

In der folgenden Unterrichtsstunde haben wir eine andere Lehrkraft. Thema der Stunde ist „Geschäftsfranzösisch“. Mit Hilfe eines Films auf Youtube wird das Thema anhand eines Dialogs unter Geschäftspartnern eingeführt.  Die Lehrerin versucht sich einzuloggen, leider vergeblich, so dass der Unterricht ohne weitere digitale Hilfsmittel von Statten geht.

Später stellt uns eine weitere Lehrerin im Rahmen des Grammatikunterrichts einige nützliche Sites vor, die wir gleich im Unterricht auf unseren Smartphones anwählen.
Wir dürfen die digitalen Helfer – Wörterbuch und Verbenkonjugationsverzeichnisse – im Unterricht benutzen. Das ist eine gute Unterstützung, denn trotz der Einstufungstests greift jede/r Teilnehmer*in auf unterschiedliches Vorwissen zurück. Mit der Nutzung dieser digitalen Hilfsmittel blockieren wir nicht ständig den Fortgang des Unterrichts in der Gruppe durch Einzelfragen bezüglich Worterklärungen; auch individuelle Unsicherheiten oder Lücken bezüglich der korrekten Verbkonjugation können kurz überprüft und gelöst werden.

 

 

 

 

 

In der großen Pause nutze ich die Gelegenheit und schaue mir die Galerie La Fayette, das berühmte Pariser Kaufhaus im Jugendstil, an. Mit der Rolltreppe steuere ich direkt die Dachterrasse an, von der aus man einen wunderbaren Blick über die Dächer von Paris hat.
Anschließend wage ich mich auf den „Glasswalk“ im Inneren des noblen Gebäudes und mache einige Fotos. Die Stadt ist eine schier unerschöpfliche Quelle von Überraschungen und ich bin weiterhin gespannt, was mich im nächsten Quartier erwartet.

 

 

 

 

27.03.2019

Die Gruppe hatte bereits vor meiner Ankunft mit dem Thema „Justiz“ begonnen. Dieses Fachvokabular interessiert unsere Mitschüler*innen, die Jura studieren (wollen) am meisten. Da wir alle wenig Fachwissen zu dieser Thematik besitzen, jedoch einen Vergleich zwischen dem Justiz-System in Frankreich und in unserem Heimatland anstellen sollen, recherchiert zuerst einmal jede/r im Internet die wichtigsten Inhalte. Wir nutzen dafür unsere Tabletts oder Smartphones. Anschließend tragen wir die Ergebnisse in Gruppen (nach Ländern sortiert) zusammen und vergleichen die Systeme miteinander. Danach sehen wir gemeinsam via interaktivem Whiteboard eine Dokumentation zum Thema an; sie handelt von der Bestellung der Schöffen in Frankreich. Im Rahmen der nachfolgenden Diskussion im Plenum folgen Tipps zu Filmen, die zum Thema passen. Die Lehrerin recherchiert gleich im Internet; wir verfolgen ihre Recherche an der Tafel. Den Trailer eines Films schauen wir uns an. Es folgen weitere Tipps der Lehrerin zu Filmen und Links zum Thema und wir schauen es uns gemeinsam an. Ich empfinde es als eine gute Unterstützung, denn auf diese Weise werden die Unterrichtsinhalte (gerade beim vorliegenden Thema sind diese eher „trocken“) lebendiger und es wird eine Verknüpfung zum Alltag hergestellt – einen Film schaut man sich doch gerne zum Thema an. So entsteht die Möglichkeit, die Unterrichtsinhalte und das neue Vokabular besser zu üben und zu verinnerlichen.
Darüber hinaus hat die Lehrkraft durch den permanenten Internetzugang und die gleichzeitige Präsentation der Inhalte vor der Gruppe auch die Möglichkeit, spontan auf Lerner*innen-Fragen einzugehen und für Binnendifferenzierung auch Tipps zu Medien auf unterschiedlichen Niveaus zu geben.

Im nächsten Kurs des Tages treffen wir uns wieder in einem anderen Raum mit einer neuen Lehrerin. Sie kontrolliert, wie ihre Kolleg*innen auch, die Anwesenheit der Teilnehmer*innen über ihre Liste im Smartphone, die Unterschrift auf einer Liste aus Papier entfällt somit.
In dieser Lerneinheit geht es um den mündlichen Ausdruck. In Partnerarbeit werden Cartoons zu bestimmten Fragen bearbeitet, der Gruppe vorgestellt und anschließende diskutiert. Die Lehrerin präsentiert jeweils das Bild, über welches gesprochen wird, auf dem Whiteboard. So können es alle Teilnehmer*innen deutlich sehen und besser zu den unterschiedlichen Themen mitdiskutieren. Die Resultate zum Wortschatz und den Phrasen werden am Whiteboard gesammelt.

28.03.2019
Die Hausaufgaben habe ich per E-Mail erhalten: Die Schwerpunkte liegen auf der Wortschatzarbeit zum gestrigen Thema „Justiz“. Die Vokabeln sind diffizil, auch in der Muttersprache kann ich wenig Genaues über die Akteure und deren Arbeit in der Justiz sagen; auf Französisch fällt es der gesamten Gruppe schwer.
Was ist hilfreich bei der Übermittlung der Aufgaben per E-Mail? Die Lehrerin hat zusätzliche Links eingefügt, die entweder zu Definitionen führen oder mit Hilfe von Videos erklären. So kann ich mir aussuchen, was ich benötige. Ein individuelles Lernen wird damit unterstützt. Das können wir unabhängig von den Bildungsurlauben stärker in die Kurse an unserer vhs einfließen lassen, finde ich.
Als im Unterricht bestimmte Vokabeln zu einem Text, in dem es um einen Zivilprozess geht, in der gesamten Gruppe unklar sind, zeigt die Lehrerin kurzerhand einige erläuternde Fotos am interaktiven Whiteboard. Die Fragen sind dadurch schnell ausgeräumt und wir können uns wieder auf die Fragen zum Text konzentrieren.

Im nächsten Kurs arbeiten wir im iLAB. In diesem Raum wird ausschließlich am Computer gearbeitet. Zuerst ruft jeder seine E-Mail, die man von der Lehrerin erhalten hat, ab und wählt aus ihren Vorschlägen die Übungen aus, die einem am wichtigsten erscheinen. Eine gute Möglichkeit der Binnendifferenzierung, denn jeder lernt in seinem Tempo zu „seinen“ Themen.
Ich beginne mit einigen Grammatikübungen. Das ist dann aber doch ein wenig „trocken“, zumal vorwiegend Metasprachliches abgefragt wird. Mit erscheint das interaktive Quiz spannender. In der Tat macht es Spaß und man lernt etwas.
Anschließend suche ich mir eine Aufgabe aus, die mit einem Filmbericht beginnt und zu der im Anschluss Fragen per Drop-Down, Lückentext oder Multiple-Choice zu beantworten sind. Das macht Spaß, denn ich kann den Hörtext beliebig oft anhören und schwierige Passagen auf diese Weise besser nachvollziehen. Zu den Antworten auf die dazugehörigen Fragen bekomme ich umgehend eine Rückmeldung und weiß, was ich richtig bzw. falsch gemacht habe.
Auch diese Form des Unterrichts erscheint mir, insbesondere für die geplanten Bildungsurlaube, als Ergänzung zum Lernen im Plenum eine gute Möglichkeit zu sein. Wenn die Teilnehmer*innen den gesamten Tag hindurch in der Gruppe lernen und arbeiten, ist die Variante, im eigenen Tempo zu arbeiten, sehr angenehm und initiiert einen neuen Motivationsschub.

Morgen werde ich mich nochmals genau bezüglich der Lernmaterialien fürs iPad informieren. Das könnte ich auch nach meinem Aufenthalt nutzen. Sicherlich würden auch vhs-Teilnehmer*innen an derartigem Zusatzmaterial interessiert sein.
In die von der Schule angebotene interaktive Powerpoint-Präsentation sind wir in dieser Woche nicht eingeführt worden, auch das werde ich versuchen, morgen zu klären.

29.03.2019

Heute ist der letzte Unterrichtstag. Im ersten und zweiten Unterrichtsblock arbeiten wir in derselben Gruppe. Nachdem die Lehrerin die Unterrichtsinhalte für den heute vorgestellt hat, bearbeiten wir Übungen zum Testformat Delf, da einige Teilnehmer*innen den Test für ihre weitere Ausbildung benötigen.
Im Anschluss widmen wir uns dem neuen Thema (Reiseanfragen, Reklamationen…), in dem insbesondere die Fertigkeit Schreiben geübt werden soll. Den notwendigen Wortschatz erarbeiten wir mit den vorbereiteten Vorlagen, die unserer Lehrerin mit dem Beamer für alle gut sichtbar an die Tafel projiziert. Wir dürfen unsere Smartphones ausnahmsweise nicht zu Hilfe nehmen und diskutieren in Kleingruppen die möglichen Lösungen. Einige Begriffe sind unklar und die Lehrerin veranschaulicht die Bedeutung flink mit einem passenden Foto aus dem Internet oder mit einem Video auf Youtube. Die großformatige Projektionsfläche des interaktiven Whiteboards macht es für alle Teilnehmer*innen gut sichtbar.

Im letzten Unterrichtsblock habe ich Einzelunterricht. Neben einigen Fragen zur Grammatik widmen wir uns den einzelnen Sprachregistern der französischen Sprache. Die Lehrerin hält gleich gute Beispiele aus dem Internet zum „Verlan“ vor; daraus wird die dem „Verlan“ zu Grunde liegende Systematik gut nachvollziehbar und ich fühle mich für diesen Teil des mündlichen Ausdrucks besser präpariert.

Da wir uns darauf verständigt hatten, diesen Unterrichtsblock für aktuelle Themen zu nutzen, ruft die Lehrerin ein Video zum Thema „Facebook und die Kontrollmechanismen zur Veröffentlichung von Beiträgen“ im Internet auf. Ich verfolge es aufmerksam und einige Passagen wiederholt die Lehrerin, damit weitere Details für mich deutlich werden. Anschließend diskutieren wir darüber.

Nach dem Unterricht erhalte ich im Büro, nachdem ich den zweiten Feedback-Bogen ausgefüllt habe, meine Teilnahmebescheinigung. Ich frage außerdem nach, wie ich nun nach der Präsensphase die E-Learning-Plattform nutzen und in welcher Weise das Lehrbuch mit eingebunden werden kann. Diese Fragen werden offensichtlich nicht so häufig gestellt und ich muss mich mit der Beantwortung ein wenig gedulden, erfahre dann jedoch, dass die Lehrwerke lediglich für Englisch angepasst sind und ich mich bezüglich der Nutzung der Lernplattform an die Dependance in Deutschland wenden möge, da man mir hier vor Ort dazu nichts mitteilen könne.
Das werde ich auf jeden Fall tun, denn mein Plan ist ja, das Konzept der einwöchigen Präsenzphase in der vhs im Rahmen eines Bildungsurlaubs mit einer anschließenden E-Learning-Phase zu verknüpfen.

Nun ist mein Aufenthalt in der Schule beendet und mir verbleiben heute noch drei Stunden, um in die Stadt Paris einzutauchen und mich zu verabschieden. Das mache ich im Quartier Montmartre und besuche die Kathedrale Sacre Coeur.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf meinem Rückweg zu meiner Gastfamilie kaufe ich noch einen Blumenstrauß als kleines Dankeschön für die freundliche Aufnahme.

A bientôt!

 

 

Malta: Boost your ICT Skills (4)

Boost your ICT Skills: Technology for the classroom – 1 Woche auf Malta

von M. P.

MONTAG: 01.04.2019

Um das Fazit des ersten Tages vorwegzunehmen: Gemessen an dem, was „da draußen“ möglich ist oder möglich zu sein scheint, bin ich eine digitale Analphabetin. Als solche hätte ich mich nie eingeordnet, nutze ich doch mein iPad, mein Smartphone, E-Mail, WhatsApp oder Wikipedia. Dingen wie Facebook, Instagram etc., wo man Dinge posten, teilen oder kommentieren kann, stehe ich jedoch mit Skepsis gegenüber bzw. sehe keinen persönlichen und bislang auch keinen beruflichen Nutzen darin. Ob sich das am Ende des Kurses ändern wird?

So ging es heute los:

Als unser rasend schnell sprechender Kursleiter Mario nach einer sehr kurzen Abfrage, was wir denn beruflich machen würden, uns gleich aufforderte, über unseren Gmail-Account Google Drive zu öffnen, damit er mit uns das Kursprogramm teilen kann, ging es mir genauso, wie vermutlich vielen in unserer vhs Community von Kursleitern und Mitarbeitern. Ich wusste nicht, wie das geht. Dunkel hatte ich eine Ahnung, dass ich tatsächlich eine Gmail-Adresse hatte, aber wie lautete das Passwort? Auf welches Symbol muss ich klicken, damit das Richtige passiert? Kurz und gut. Ich war zunächst überfordert und damit beschäftigt, all das einzurichten. Währenddessen demonstrierte unser schnell sprechender Kursleiter Mario, wie er Google Drive und diverse Gmail-Accounts für berufliche Belange nutzt – als Trainer bei ETI, als Dozent an der Uni, um Texte von Studierenden zu korrigieren und diese könnten in Echtzeit sogar dabei zugucken …. Beeindruckend, sicherlich. Doch was ich im Laufe des Vortrags immer mitdachte, war das Thema „Datensicherheit“. Ein typisch deutscher Einwand? Oder die Frage: Um das zu können, muss die digitale Infrastruktur in unseren Unterrichtsräumen, bei unseren Kursteilnehmer*innen und Dozent*innen deutlich verändert werden. Wie geht das?

Für mich galt an diesem Vormittag jedenfalls: mitgefangen – mitgehangen. Will sagen: Alles, was Google zu bieten hat, habe ich jetzt auf meinem Rechner installiert, sonst könnte ich gleich packen und wieder nach Hause fliegen. Für die folgenden Tage habe ich mir vorgenommen, unvoreingenommen Mario’s Credo zu folgen: „There is nothing wrong with sharing on the internet – it is what you share!“

In die Pause gingen wir dann zwangsweise ein paar Minuten früher. Der Grund: totaler Stromausfall im gesamten Gebäude! Auf einmal war das Smartboard schwarz. Eine Steilvorlage für alle Skeptiker, die lieber Tafel und Kreide bevorzugen. Doch unser schnell sprechender Kursleiter Mario bewies, dass neben allen digitalen Möglichkeiten nach wie vor gilt: Digitale Tools unterstützen den Unterricht, machen das Lernen interessanter und können den Lehrer entlasten. Was sie nicht können ist, Unterrichtsinhalte gut vorzubereiten und zu improvisieren. Das kann nur der Lehrer. Mario konnte es.

Im zweiten Teil des Seminartages erfuhren wir etwas über die CLIL Methode (content language integrated learning) und Bloom’s Taxonomy. Ohne tiefer in die einzelnen Methoden eingestiegen zu sein, sind beide ein (weiterer?) Aufruf dafür, dass Lernen nicht nur das Aneignen von abfragbarem Wissen sein sollte, sondern vielmehr dieses Wissen anzuwenden und auf andere Bereiche zu übertragen.

Sogenannte „Webquests“ sind ein Beispiel, wie dies umgesetzt werden kann. Unsere Aufgabe ist es, einen Webquest bis zum Kursende zu erstellen, Unsere Gruppe besteht aus einer Chinesin, einer Estin und mit mir zwei Deutschen. Ich bin sehr gespannt, wie es morgen weitergeht.

DIENSTAG: 02.04.2019

Heute Morgen bin ich mit meinen zwei Mitbewohnerinnen aus Polen gemeinsam zur Schule gegangen. Vorbei an Vorgärten mit Zitronenbäumen und Pflanzen, die wir nur auf der Fensterbank haben oder aus dem Blumenladen kennen.

Das Wetter? Zu schlecht für die Jahreszeit so die Malteser, doch die Norddeutsche freut sich und ist den grauen Himmel mit Wind gewohnt. Weil es heute Nachmittag zum organisierten Ausflug nach Valletta gehen sollte, hat mir unsere Zimmerwirtin ein Regenschirm mitgegeben. Den braucht man auf Malta eher selten, wie sie meinte.

Im Klassenraum gab es heute ein Extra der unangenehmen Art: Den gesamten Vormittag wurden wir von Presslufthammerlärm begleitet. Ein Geräusch, das überall in den Straßen von St. Julian’s zu hören ist. Es wird gebaut, um weitere Touristen unterzubringen. Der Kontrast zur alten Bausubstanz ist mitunter erschreckend.

 

Im Kurs haben wir heute viel über Wikis erfahren. Als Einstieg diente ein Video auf YouTube:

https://m.youtube.com/watch?v=-dnL00TdmLY

Dann ging es gleich an die praktische Umsetzung des Gesehenen. Wir erstellten ein eigenes Wiki und übten, Fotos, Texte und Videos einzubinden, und zwar so einzubinden, dass auch dem Copyright Rechnung getragen wurde. Der zwischenzeitlich langsamer sprechende Kursleiter Mario beherrscht das aus dem Effeff und ermutigte uns, dass es bei jedem neuen Wiki leichter wird, sich daran zu erinnern, welcher Button aktiviert werden muss. „It is all about linking!“, so sein heutiges Credo.

Bis zur Mittagspause arbeiteten wir an unserem Webquest-Projekt. Es ist manchmal nicht leicht, sich in einer multinationalen Gruppe mit unterschiedlichen Sprachniveaus auf ein Thema zu einigen. Aber wir haben fleißig unsere Ideen in unser „shared file“ niedergeschrieben. Ich bin gespannt, was daraus am Ende entsteht.

Am Nachmittag präsentierte uns Mario die Online-Ressource tes.com. Die wird mitunter hilfreich sein, wenn wir unsere Webquest-Aufgabe weiter gestalten.

Eine gute Abwechslung war der nachmittägliche, von ETI organisierte Ausflug nach Valletta mit Führung durch einen anderen Mario, der uns sagte, dass viele Malteser einen bzw. diesen italienischen Vornamen haben. In gut zwei Stunden haben wir dann die wichtigsten Sehenswürdigkeiten gezeigt und kommentiert bekommen, insbesondere beim neuen, modernen Parlamentsgebäude hielt Mario II nicht mit Kritik zurück. Insbesondere der Blick von den „Lower Barracca Gardens“ auf den Hafen war beeindruckend.

Leider hatten wir keine Zeit mehr, auf eigene Faust die Stadt und vor allem die Seitenstraßen zu erkunden. Auch für St. John’s Co-Cathedral mit dem berühmten Fußboden und dem Caravaggio-Gemälde blieb heute keine Zeit. Es ging mit dem Bus zurück nach St. Julian’s bzw. Pembroke, wo meine Wirtin schon die Lasagne zubereitet hatte.

 

MITTWOCH: 03.04.2019

Blauer Himmel, Sonnenschein! Sofort sieht der Kursort St. Julian’s nicht mehr ganz so aus, als wäre er noch im Winterschlaf.

Wieder gehe ich gemeinsam mit den beiden Kolleginnen aus Polen zu ETI. Da sie auf Malta Englisch lernen sollen, betreiben wir fleißig Kommunikation. „Do you have a pet at home?“ – „Yes, I have two budgies.“

In meinem Kurs nehmen wir uns heute das IWB vor … das interaktive Whiteboard. Mario, an dessen Sprachstil und -duktus wir uns mittlerweile gewöhnt haben, führt uns vor, wie und wozu er die Möglichkeiten, die ein IWB bietet, nutzt. Dabei geht es für ihn nicht darum, diese Technik nur der Technik wegen zu verwenden. Wenn ein Unterrichtsentwurf mit Tafel & Kreide funktioniere und gelinge, brauche man dies nicht auf IWB umstellen. Eine sympathische Einstellung. Wenn aber das IWB Dinge erlaube, durch die die Lerner neue Chancen haben, das Gelernte anzuwenden, dann sei das IWB das, was das SAMR-Modell vorsieht: Substitution (… der Tafel). – Augmentation – Modification – Redefinition. Einfacher auch daran erklärt, was aus einer Kaffeebohne alles entstehen kann.

Was folgte war ein Feuerwerk an Ideen – manche, wie ich finde, auch einem DaZ-Integrationskurs umzusetzen, manche zu sehr aus einer anglophonen Lernwelt stammend.

Skype! Vielleicht ein Interview mit dem Oberbürgermeister von XY im Orientierungskurs?

In der Pause habe ich mir einen Laptop der Schule ausgeliehen. Ich konnte nur mein iPad mitnehmen, das bislang gute Dienste geleistet hat, aber bei allen Dingen, die es mit der rechten Maustaste zu tun gilt, an seine Grenzen kommt. Der Rest des Unterrichtstages galt der Plattform „Kahoot!“. Wir spielten ein Malta-Quiz und es war erstaunlich, wie viel Spaß man beim Lernen haben kann. Denn gelernt haben wir etwas, vor allem durch unsere falschen Antworten, denn so konnte uns Mario schnell auf Englisch und mit einem eben mal auf Google gesuchten Bild erläutern, was die richtige Lösung ist. Alles am IWB im WLAN – die Welt im Klassenzimmer.

Dann war es an uns, selbst neue „Kahoots!“ zu entwerfen. Wieder hieß es zunächst „Sign up with Google“ und schon stand einem die Welt von YouTube & Co. offen. Mein Quiz zu „Flensburg“ bestand aus drei Fragen, die meine Kurskollegin aus China, die gerade in Chemnitz studiert, prima beantworten konnte. Und mit diesem tollen Ergebnis wurden wir in die Freizeit entlassen. Die wir nutzten, um in einem deutsch-schweizerischen Exkursionsteam mit der Fähre von Sliema nach Valletta und von dort wieder mit der Fähre nach Birgu zu fahren. Dort war gestern eine der vielen, vielen Yachten explodiert und gesunken. Die Rauchsäule hatten wir gesehen. Heute präsentierte sich die Stadt, die vor Valletta, der Sitz der Knights of St. John war, wieder friedlich und idyllisch.

 

DONNERSTAG: 04.04.2019

Heute weht mich eine steife Brise vom Mittelmeer zu ETI in die Paceville Avenue. Ebenso frisch startet Mario unsere heutige Lektion: „Using pictures“ – Bilder können in vielerlei Hinsicht den Unterricht bereichern: die Lerner neugierig auf etwas machen, sie auf etwas einstimmen, eine Informationsquelle bieten usw. Ein großartiges Tool, um visuell zu arbeiten ist canva.com. Das, was in kurzer Zeit entsteht, kann man schon als Graphikdesign bezeichnen. Unsere Münder stehen offen, wie einfach es ist – zum Beispiel – einen professionell aussehenden Buchumschlag zu gestalten – oder eine Visitenkarte oder eine Infografik für die Lerngruppe oder ein Tortendiagramm, oder, oder ….

Wer viele Bilder speichern will oder muss, ist bei Google Drive schnell hinsichtlich der kostenlosen Gigabytes am Limit und wird zur Kasse gebeten. Eine Alternative: imgur.com

Im schnellen Tempo ging es weiter und Mario präsentierte uns „WordArt“ bzw. WordClouds. Einmal gezeigt, konnten wir dank der einfachen Menüführung schnell unsere eigenen Wortwolken basteln – die man, nicht nur für die Wortschatzarbeit nutzen kann. Entstanden aus der Idee, Texte statistisch auszuwerten, kann man in WordCloud Texte importieren und erhält eine Info, welche Worte am häufigsten vorkommen. Als Vorbereitung fürs Leseverstehen perfekt. WordClouds haben nicht nur ein unglaubliches kreatives Potential (ab jetzt werden Wandtattoos selbst gemacht), sie sind definitiv für Kursleiter und Teilnehmer schnell zu nutzen. Eine Aufgabe im Orientierungskurs könnte sein: Was ist für euch Deutschland? Die Worte sind schnell eingegeben, bewertet, in eine Form gebracht, ggf. mit einem Bild hinterlegt und schon eindrucksvoll zu präsentieren.

Unsere nächste Lerneinheit beschäftigte sich mit Arbeitsblättern, die man einfach und auf die

Lernergruppe abgestimmt erstellen, ausdrucken, teilen, verlinken .. kann. In Windeseile habe ich ein Kreuzworträtsel „Olympische Städte“ für unser Webquest selben Themas erstellt.

 

Fundstellen für „DIY Printables“ sind:

Puzzlemaker.com

Wordmint.com

Classtools.net

Jigsaw.org

.. und wahrscheinlich noch viele mehr. Noch ein Tipp von Mario: Sobald das Arbeitsblatt erstellt ist, nicht einfach nur auf „Print“ gehen, sondern mit Hilfe eines Snipping-Tools das unausgefüllte Arbeitsblatt „snippen“, kopieren und speichern. Denn: Sobald man nur auf „print“ geht, ist die Datei gelöscht.

Die restliche Unterrichtszeit – die wie immer schnell vergangen ist – probierten wir einfach ganz viel selber aus. Langsam habe ich so viel Info zu Wegen, wie man Fotos, Texte, Grafik etc. teilen, einfügen, ausschneiden, anhängen usw. kann, dass ich gar nicht mehr weiß, wie ich von a) nach b) komme. In der Klasse helfen wir uns gegenseitig. Mario hält sich zurück, lächelt und … hat mit dieser Haltung recht, denn wir lernen tatsächlich am meisten, wenn wir selbst auf die Lösung kommen. Nichtsdestotrotz: Nach so einem geballten Unterrichtstag freute ich mich, nach Valletta fahren zu können, um dort meine Schwester mit ihrer Familie zu treffen, die just von Malta aus eine Kreuzfahrt startet. Viele, viele Kreuzfahrer starten von Malta und es ist sehr beeindruckend, wenn die dicken Pötte den Hafen verlassen. Den besten Blick auf das Auslaufen hat man von der Aussichtsterrasse „Upper Barracca Gardens“.

 

FREITAG: 05.04.2019

Um wie stets mit dem Wetter zu beginnen: Heute ist wohl der ungemütlichste Tag überhaupt. Nieselregen, Wind … und es soll die folgenden Tage so bleiben. Der Blick auf die heimischen Temperaturen versöhnt etwas: dort 7 Grad Celsius, hier wenigstens 16 Grad Celsius.

EVERYONE HAS A STORY! So steht es auf der ersten Seite der Slide-Show, die Mario für uns am letzten Kurstag vorbereitet hat. Die Theorie schüttelt er versiert und mit Überzeugung aus dem Ärmel. Storytelling heißt das Schlagwort auf Neudeutsch. Dahinter verbirgt sich die alte Wahrheit, dass sich die Menschen immer schon Geschichten erzählt bzw. den Erzählern zugehört haben und auf diese Weise lernten – insbesondere in Kulturen oder Zeiten, in denen es keine Schrift gab. Heute gibt es sowohl Schrift als auch das Internet und dort finden sich zahlreiche Tools, mit denen Kursleiter und Teilnehmer mit Hilfe von Geschichten (Sprache) lernen können.

Storybird.com – war bis vor Kurzem noch kostenlos erhältlich. Mittlerweile ist der Geschichtenvogel wohl so erfolgreich, dass die Entwickler noch ein Probeabo (free trial) gewähren, anschließend aber ein kostenpflichtiges Abo erforderlich ist.

Wir haben uns deshalb auf das Portal storyjumper.com konzentriert, was auch überzeugte. Man wählt eine Szene, Figuren, Textfelder und in kurzer Zeit ist so meine Geschichte von einem armen alten Kutter entstanden. Das fertige Produkt und die Arbeitsweise erinnert an die Erstellung eines Fotobuches.

Anspruchsvollere Storys, also Geschichten, die nicht linear erzählt werden, kann man mit twinery.org erstellen. Die Handhabung dieses Tools ist dementsprechend kniffliger, aber mit etwas Übung machbar. Man beginnt eine Geschichte (oder stellt eine Frage, nennt eine Tatsache etc) und programmiert dann so viele Antwortmöglichkeiten, wie man braucht. Selbstverständlich kann man auch hier wieder Bilder, Videos oder Audios einbetten. So sieht die Benutzeroberfläche mit dem Bauplan der Geschichte am Anfang aus.

Und schon war der letzte Programmpunkt der Woche erreicht: Wir präsentierten unsere Webquests. Da wir nur sechs Personen im Kurs waren, gab es nur zwei Präsentationen. Das polnische Team hat ein polnisches Webquest zum Thema „Der Teddybär in der Literatur“ erstellt. Unsere deutsch-estnisch-chinesische Koproduktion trug den Titel „Olympic Records through the Change of Time“.

Im Anschluss berichtete Mario noch über das EU-geförderte Projekt CooL (languages.dk), in das auch ETI involviert ist. Dazu gab es – nach fünf Kurstagen!! – das allererste Handout in Papierform. Die Idee ganz knapp zusammengefasst: Es soll ein Portal entstehen, wo sich alle Lehrenden in allen europäischen Sprachen austauschen können. Außerdem soll nichts Geringeres als ein europäisches Online-Wörterbuch entstehen.

Dann erhielten wir unsere Zertifikate, auf denen eindrucksvoll nachzulesen ist, mit wie vielen einzelnen Themen wir uns beschäftigt hatten. Offen gesagt: Die Fülle von Informationen, Webadressen, Tipps und Hinweisen muss ich zuhause in Ruhe nacharbeiten und einordnen. Nicht alles werde ich umsetzen können, aber mein persönliches Ziel, mit dem ich nach Malta gekommen bin, habe ich erreicht: Ich habe einen sehr umfassenden Einstieg in die Welt der digitalen Medien erhalten und freue mich darauf, ein „Best Of“ an Kursleitende und Kolleg*innen weiterzugeben.

Abgesehen von der fachlichen Bereicherung: Mit dieser Fortbildungsreise ist ein verbliebener weißer Flecken auf meiner europäischen Landkarte bunt geworden. Malte – Douze points. Malta – twelve points. Vielen, vielen Dank an Erasmus+!

 

 

 

 

Dänemark: Studieskolen Kopenhagen und Dachverband der Abendschulen DOF

Ein Bericht von Karl Damke

Warum Dänemark?
Über den Zielort meiner Erasmus+ Mobilität musste ich nicht lange  nachdenken. Ich wusste, ich musste nach Kopenhagen und Christoph Schepers bei Studieskolen besuchen.

Christoph arbeitet seit vielen Jahren für Studieskolen, die größte Sprachschule Dänemarks, und ist dort als Senior Consultant für das Deutschangebot und einen Teil der Projekte zuständig, die Studieskolen als ständigen Innovationsmotor betreibt. In diesem Zusammenhang hatte ich bereits das Vergnügen in einem vergangenen Erasmus+ Projekt mit Christoph und einem internationalen Team zusammenarbeiten zu dürfen. Wir haben uns zwei Jahre lang mit der Schnittstelle zwischen selbstgesteuertem Lernen, Technologie und Sprachcoaching beschäftigt. Wer sich für dieses Projekt interessiert: Die Ergebnisse können unter learnbase.org abgerufen werden.

Während meiner Zusammenarbeit mit Studieskolen war ich immer beeindruckt davon, welche weiteren Projekte dort scheinbar ganz nebenbei laufen, konnte mich aber nie intensiver damit beschäftigen. So entstand die Idee, im Rahmen dieser Erasmus+ Mobilität die losen Fäden wieder aufzunehmen. In der Planung für meine Hospitation brachte Christoph die Idee ein, dass ich auch den Dachverband von Studieskolen, den Dansk Oplysnings Forbund (DOF) in Roskilde besuchen sollte. Eine sehr gute Idee!

Wir haben uns im Laufe der Woche mit folgenden Themen beschäftigt:

⦁ Online Einstufungstest FACTS
⦁ Blended Learning mit Danish to Go
⦁ Online-Unterricht in Dänisch als Zweitsprache
⦁ Lehrkräftequalifizierung mit dem Mulitmediaführerschein
⦁ Kurs- und Contentmanagementsysteme der dänischen Abendschulen
⦁ Kursmarketing mit Social Media
⦁ Trainingsprogramm “Online Sprachen unterrichten”
⦁ Aufbau von le:v:el, dem Weiterbildungsinstitut von Studieskolen

 


Tag 1: Studieskolen Kopenhagen – Online Einstufungstest FACTS
Am Montagmorgen machte ich mich auf den Weg zu Studieskolen in der Kopenhagener Innenstadt. Ich wurde vom Team herzlich begrüßt und konnte mit Christoph Schepers das Programm für die Woche besprechen.

Am Montag beschäftigten wir uns hauptsächlich mit dem FACTS, einem Online-Einstufungstest, den Studieskolen bereits seit 2008 einsetzt. In dieser Zeit wurde der Test immer wieder ergänzt und weiterentwickelt, eine weitere, grundlegende Überarbeitung steht aktuell wieder an. Um ein Gefühl für die notwendigen Änderungen und Verbesserungen zu bekommen, habe ich den restlichen Vormittag mit der Analyse des Tests verbracht. Ich habe aus Screenshots des Tests eine Präsentation erstellt, die wir nach dem Mittagessen intensiv mit Christoph und seiner Kollegin Stine besprochen haben.

In den vergangenen Jahren haben auch einige Volkshochschulen den FACTS für die Einstufung verwendet, zum Beispiel auf sprachtest.vhs-wiesbaden.de. Die zentrale Frage im Gespräch mit Stine und Christoph war, wie Volkshochschulen auch in Zukunft den Test einsetzen können und welchen Stellenwert er im Beratungsportofolio einnehmen kann. Anders als zur Einführung des FACTS in 2008 gibt es jetzt auch andere Einstufungstests auf dem Markt, wie etwa sprachtest.de, den ich auch zum Vergleich in der Präsentation herangezogen habe.

 

Tag 2: Blended und Online-Formate mit Danish To Go
Am Dienstag habe ich mich mit Kaspar Bredahl Rasmussen aus der Dänischabteilung von Studieskolen getroffen. Seine Abteilung hat in den vergangenen Jahren einen vergleichbaren Boom erlebt wie der DaZ-Bereich an deutschen Volkshochschulen. Wir haben über die Gelingensbedingungen von Onlineformaten gesprochen und das an zwei Projekten von Studieskolen festgemacht: Danish to go und dem Onlinekurs Dänisch B2.

Danish to go ist ein von Studieskolen entwickeltes Lehrwerk für Dänisch als Zweitsprache auf A1 und A2, das aus einem traditionellen Printlehrwerk und einer Onlineplattform besteht. Spannend dabei ist, dass beide Komponenten bewusst unterschiedlich gestaltet sind. Das Buch für die Präsenzphasen arbeitet sehr stark kommunikativ, ein Großteil der Übungen und Grammatikarbeit findet auf die Onlineplattform statt. Sehr spannend ist auch der sehr umfangreiche Aussprachebereich online.

Beim Onlinekurs Dänisch B2, den Kaspar selbst unterrichtet, wird ein ähnlicher Ansatz verfolgt. Es gibt einen Moodle-Kurs auf dem alle Inhalte für das Selbststudium liegen, die einmal wöchentlich per Videokonferenz stattfindenden Live-Termine konzentrieren sich auf Kommunikation und Interaktion. Kaspar nutzt verschiedene automatisierte Übungsformate in Moodle unter anderem aus Danish to go oder speziell für den Kurs mit dem kostenlosen Autorenwerkzeug H5P erstellte Übungen.

Am Nachmittag habe ich dann eine Folge für den vhscast mit Christoph Schepers aufgenommen und hier veröffentlicht:

vhscast Folge 011: Teacher Training mit Christoph Schepers

Wir sprechen über Studieskolens erfolgreiche Fortbildungsreihe, den Multimedia-Führerschein, darüber wie er aufgebaut ist, wie er in den letzten 6 Jahren umgesetzt wurde und was sie jetzt, nachdem alle Kursleitungen die Fortbildungen durchlaufen haben, als nächstes vorhaben.

 

Tag 3: Dansk Oplysnings Forbund

Der DOF ist eine von fünf landesweiten Dachorganisationen für Abendschulen in Dänemark, “die freie und neutrale öffentliche Bildung verbreiten möchte – unabhängig von der Parteipolitik.”

Der DOF hat rund 250 Mitgliedseinrichtungen in ganz Dänemark. Die Schulen des DOF ​​erreichen jährlich ca. 160.000 Teilnehmende. Als nationale Organisation unterstützt der DOF die Mitgliedsschulen bei ihren täglichen Aktivitäten in einer Vielzahl von Bereichen. Dabei geht es zum einen darum, den Mitgliedsschulen Ratschläge, Inspiration, Wissen, Projektunterstützung und Raum für Vernetzung zu geben und zum anderen für bessere Rahmenbedingungen für Abendschulen auf politischer Ebene zu arbeiten – sowohl lokal als auch national. (s. dazu auch https://www.danskoplysning.dk/om-dof/)

Am Vormittag habe ich mich mit Verbandsdirektor Henrik Christensen und mit Martin Michel, der beim DOF die IT betreut, getroffen. Wir haben uns ausführlich über den IT-Support unterhalten, den der DOF für seine Mitgliedseinrichtungen anbietet. Mit DOFPro bieten sie ein eigenes Verwaltungssystem für ihre Mitgliedseinrichtungen an, dass mit KuferSQL oder CMX vergleichbar ist, sich aber in den Feinheiten und Funktionen unterscheidet. Alle größeren Schulen nutzen dieses System und haben damit die Möglichkeit ihre Kurse im Internet darzustellen.

Im DOF ist mit Kathrine Egemar eine Mitarbeiterin spezialisiert auf die Umsetzung der Webseiten der Mitgliedsschulen. Dafür nutzen sie ein gemeinsames Contentmanagementsystem mit dem witzigen Namen vuptiweb.

Bei der Präsentation fiel mir auf, wie stark sich die DOF-Schulen in den letzten Jahren im Bereich Online- und SocialMedia Marketing entwickelt haben. Um dieses Thema möglichst konkret beleuchten zu können, hatte der DOF am Nachmittag Lisbeth Lunding eingeladen, die Schulleiterin von DOF Paarup Aftenskoler.

DOF Paarup besteht aus mehreren Abendschulen in und rund um Odense, die drittgrößte Stadt Dänemarks. In 2018 stand Lisbeth vor der Entscheidung eine saftige Preiserhöhung für die Verteilung des Printprogramms hinzunehmen oder alternative Wege der Öffentlichkeitsarbeit auf zu tun.

Sie und ihre Kollegin Hanne setzen seitdem auf eine Kombination aus Facebook-Ads, verschiedenen Facebook-Gruppen, einem Mailchimp Newsletter, der 1-2 mal monatlich 1800 Abonennt*innen erreicht und zielgruppenspezifischen Printmaterialien. Die super spannende Präsentation habe ich versucht in einer Sketchnote festzuhalten.

Downloadlink 

Tag 4: Studieskolen le:v:el und Teaching Language Online
Meinen letzten Tag verbrachte ich wieder bei Studieskolen in Kopenhagen. Am Vormittag habe ich mich kurz mit Stine und ihrer Kollegin Lisbeth Krogh über ihre Erfahrungen mit Cambridge Sprachprüfungen unterhalten. Studieskolen deckt als Test Centre komplett Dänemark ab und setzt dabei auf das computerbasierte Testverfahren. Während in Deutschland die Anmeldezahlen für Cambridge Prüfungen seit Jahren rückläufig ist, konnte Studieskolen in den letzten Jahren die Zahl der Teilnehmenden stetig steigern. Laut Stine und Lisbeth ist dafür die enge Zusammenarbeit mit Gymnasien verantwortlich.

Einen sehr spannenden Einblick konnte mit Stine im Anschluss in ein aktuelles Projekt gewähren. Mit Teaching Language Online erarbeiten sie zur Zeit ein Online-Fortbildungsmodul, das Lehrenden dabei helfen soll, besser online zu unterrichten. Dabei wird es zu einem Teil um technische Aspekte, zum anderen aber um methodisches Handwerkszeug gehen. Weitere Details kann ich hier leider nicht verraten, da Studieskolen gerade noch mitten im Entwicklungsprozess steckt. Ich bin aber bereits sehr gespannt auf das finale Produkt.

Ausführlicher und öffentlicher konnte ich am Nachmittag mit Stine und Christoph über das „Knowledge Centre“ le.v:el sprechen, das Studieskolen in den letzten beiden Jahren aufgebaut hat. Mit le:v:el wollen sie die Erkenntnisse und Erfahrungen weitergeben, die sie in all den Projekten und internen Fortbildungen gewonnen haben, die sie in den letzten Jahren durchgeführt haben. Ich habe die Chance genutzt, die erste englischsprachige Folge für den vhscast aufzunehmen: In der Folge schildern Stine und Christoph vor welchen Herausforderungen sie bei der Weitergabe des Wissens an externe Lehrkräfte und andere Institutionen standen.

vhscast Folge 012: Knowledge Centre le:v:el at Studieskolen with Stine Lema & Christoph Schepers

Ich habe mich sehr gefreut, mit Erasmus+ nach Dänemark reisen zu können und nehme viele Anregungen und Ideen mit nach Hause. Vielleicht war ja auch die eine oder andere neue Idee für Sie dabei, das würde mich sehr freuen!

Malta: Boost your ICT Skills (3)

Boost your ICT Skills: Technology for the classroom – 1 Woche Malta

von R. W.

Sonntag: 03.02.2019

Die Anreise nach Malta sollte eigentlich problemlos verlaufen, Hamburg – München – Malta mit Lufthansa / Air Malta, dummerweise hat das Wetter nicht mitgespielt und die sonst recht kurze Reise dauerte ewig: 07.30 Uhr Check-in in Hamburg, 01.20 Uhr Ankunft im Hotelzimmer. Immerhin kamen wir vom Fleck, an unserem Reisetag fielen aufgrund des Wetters in München über 450 Flüge aus.

Das Hotel war sehr nett und zentral gelegen, mit einem großartigen Blick auf die Bucht von St. Juliens. (Blick vom Balkon am nächsten Morgen, um 01.20 Uhr wollte ich nur noch ins Bett).

Montag: 04.02.2019

Der Fußweg zum Unterrichtsort war mit ca. 10 Minuten kurz und es gab viel zu sehen. Das Gebäude ist neu und gepflegt, es sind hier ebenfalls diverse Sprachkurse untergebracht, sodass das Haus mit Menschen aus zahlreichen Nationen belebt ist.

Unsere Gruppe setzte sich aus zwei Polen, vier Rumäninnen, zwei Deutschen (incl. mir selbst) und einer Lehrerin des Sprachinstituts, welche zukünftig ebenfalls „Technology“ unterrichten möchte, zusammen.

Nach einer kurzen, auf unseren beruflichen Hintergrund, Erfahrungen im Bereich der digitalen Lernwelten, Wohlfühlfaktor bzw. Wissenstand im Umgang mit Digitalität und Computern bezogenen Vorstellungsrunde, stiegen wir auch flott in das erste Thema ein: „Webquests & their learning potential“. Wir zwei Deutschen haben eine Arbeitsgruppe mit unseren polnischen Nachbarn gebildet und kommunizierten sowohl über ein gemeinsames Wordpad von Google Drive, als auch mit kurzen verbalen Kommentaren zu den parallel von uns erarbeiteten Einträgen. Es war ein sehr produktives, schnelles und ergebnisreiches Arbeiten.

Nach einer kurzen Pause mit „Kinnie“, einer sehr bitteren und an Campari erinnernden, maltesischen Limonade erarbeiteten wir uns nach einem sehr informativen und kurzweiligen Input zum Thema: „Designing a Webquest“ in einer weiteren Gruppenarbeitsphase unser Projekt-Topic, welches wir gemeinsam im Laufe der Woche erarbeiteten und am Freitag vorstellen sollen. In dem Projekt sollten wir eine Unterrichtsstunde gestalten und den Schülern mittels umfangreich recherchierter Links und einem gut durchdachten Konstrukt (scaffolding) die Möglichkeit geben, zu sinnvollen und gut durchdachten Ergebnissen zu kommen. Für die weitere Arbeit zu diesem Thema bekamen wir ein paar Tools vorgestellt, das meiner Meinung nach bestgelungene ist hier zu finden: https://mariocordinaeti.wixsite.com/webquests/introduction

Im dritten und letzten Teil des Unterrichtstages beschäftigten wir uns mit „Concordances, online dictionaries & visual Thesaurus“.

https://visuwords.com

https://corpus.byu.edu/coca/

Fazit: Der erste Tag war bereits sehr informativ und spannend, die Lehrerin ist großartig. Ich freute mich schon auf den nächsten Tag!

Dienstag: 05.02.2019

Nach dem sehr interessanten ersten Tag sind wir ohne große einleitende Worte gleich in die erste Lerneinheit des zweiten Unterrichtstages gestartet, unser erstes heutiges Thema: WIKIs: How they work & Learning Potential.

Die Vorstellung und das Erlernen des neuen Themas ging Hand in Hand. Ein ergebnisorientiertes Vorgehen, es läuft parallel. Während der Erklärung gingen wir die Schritte mit und kreierten dann sofort unseren ersten WIKI Eintrag. Fragen nach der Einführung und in der Testphase waren explizit gewünscht und wir lernten aus den Fragen der anderen. Nach diversen Neueinträgen, Einbetten von Bildern, Filmen, Links, sollten wir fit sein und uns bei Nachfragen an unseren Nachbarn wenden oder uns die Einführung „how to create a wiki page“ ansehen. Learning by doing. Schnell und effektiv, aber auch keine Zeit, um auch nur kurz abgelenkt zu sein.

Die zweite Einheit setzte voraus, dass wir den Stoff der ersten Einheit nun verinnerlicht haben und schon ging es im Galopp weiter: „Creating a WIKI“ – Wir starteten gleich in die Gruppenarbeit zu unserem gestern gewählten deutsch/polnischen Topic: „In what ways can online gaming affect your learning skills?“ Wir arbeiten wieder über unser geteiltes Dokument auf Google Drive. Und übertrugen einen Teil der Ergebnisse bereits in ein gemeinsames WIKI. Um die Übungen zu unserem Topic für die Kinder spannender, aber lehrreich zu gestalten, lernten wir einige online printable tools kennen. So entstand der Übergang zu unserer dritten Lerneinheit: Crosswords and Quiz Design. Ein gutes Anwendungstool zur Erstellung diverser Kreuzworträtsel hier:  http://www.discoveryeducation.com/free-puzzlemaker/

Und ganz spannend auch die online Class Tools. Hier ist eine gute Verbindung ins Internet Voraussetzung: www.classtools.net mit dem „random name picker“ kann mit den Namen der Teilnehmer / der Lerngruppe ein eigenes Rad in den WIKI geladen werden und die Frage nach „Freiwilligen vor“ erübrigt sich.

Fazit: es war wieder ein sehr kurzweiliger, aber auch anstrengender und vor allen Dingen lehrreicher Tag mit viel Input und „learning by doing“ es hat viel Spaß gemacht, danach brauchte ich aber eine Pause und mindestens drei Tassen Kaffee… Ich freute mich schon sehr auf morgen!

Mittwoch: 06.02.2019

In der ersten Lerneinheit: „Using the Interactive Whiteboard“ bekamen wir eine sehr begeisterte Einführung in die vielfältige Nutzung der interaktiven White Boards. Unsere Lehrerin war absolut von deren Vorteilen überzeugt und brannte für die Nutzung und die vielen, sehr anschaulich dargestellten Möglichkeiten.

Nach meiner Nachfrage, ob das Erlernen der „features“, also die Nutzung des Interactive White Boards kompliziert sei, wurde mir von unserer Lehrerin und der im Training befindlichen Lehrerin versichert, dass es selbsterklärend sei und man, wenn man eines erwirbt, eine ausführliche Schulung zu allen Funktionen bekommt. Ich möchte für meine Volkshochschule unbedingt Interactive White Boards (iaw) anschaffen und die Anschaffung im neuen Haushalt einwerben. Meiner Meinung nach bieten sie großartige Möglichkeiten auch für und im besonderem meinem Ziel-publikum 50+ den Unterricht noch anschaulicher und interessanter zu gestalten.  Ebenfalls sind meine Teilnehmer sehr an Technik interessiert und freuen sich immer, etwas ausprobieren zu dürfen, wenn ein kompetenter Dozent Hilfestellungen gibt. Hier ist auch die am ersten Tag angerissene CLIL Methode hilfreich, z. B. das Erlernen der iaw-Funktionen in einem Opernkurs. Also die Verknüpfung von zwei Fächern, um das Lernen zu erleichtern. Ein Beispiel des ersten Tages war das Erlernen einer Fremdsprache in einem Handarbeitskurs.

In der nächsten Phase hatten wir die Gelegenheit das iaw zu testen und haben diverse Aufgaben und kleine Präsentationen durchgeführt.

Nach der aktiven Phase kam eine noch aktivere Lerneinheit „Interactive Classroom Activities“ erstes Spiel auf: https://kahoot.it/ zum Thema Malta – sehr lustig, schnell und lehrreich und vor allen Dingen: Interaktiv! Und bei Fragen zu den korrekten Antworten kann man sofort online recherchieren und somit einen größeren Lernerfolg erzielen.

Nachfolgend kreierten wir eigene Spiele auf die gewünschten Lernerfolge unserer imaginären Schülerschaft abzielend. Ich habe ein einfaches Quiz zum Thema „Harry Potter“ entwickelt: „It has been easy as pie and very funny“. Nachfolgend haben wir noch weitere Quizze kreiert, „Jumble“ z. B. „Order the animals from most dangerous to least dangerous“ und Surveys.

Fazit: ein sehr lehrreicher, lustiger, interaktiver Unterrichtstag UND ich hätte wirklich gerne Interactive White Boards und bin von deren Nutzen und Mehrwert überzeugt!

Donnerstag: 07.02.2019

Heute beschäftigten wir uns mit folgenden Themen: Online Resource Organisation and Sharing, Editing Images to Create great Info-Graphics und Mind Maps & Word Clouds.

Wir arbeiteten in unserer ersten Lerneinheit gemeinsam und zeitgleich in dem geteilten Arbeitsblatt auf Google Drive. Wir wurden gebeten darzulegen, wann und weshalb wir Bilder im Unterricht oder in Arbeitsblättern verwenden. Mein Beispiel: „In my opinion you can place picture everywhere. They help students to get the „real“ meaning or the meaning “between the lines” better. Pictures can support and transfer knowledge (talking about bumblebees without a picture can’t really explain, why it might be impossible for them to fly?!” even if they do it just fine)“.

Ein Bild sagt manchmal mehr als tausend Worte und man kann es als Einstieg in den Unterricht nehmen, damit allen Schülern das Thema sofort präsent ist und niemand abgehängt wird, weil die Bedeutung des Wortes „Hexagramm“ nicht jedem sofort geläufig ist.

Ein wirklich tolles Tool zu Erstellung schöner Fotokollagen ist die Website: https://www.canva.com/

Hier zwei meiner Kreationen!

Eine weitere tolle Funktion dieser Seite ist die Möglichkeit, Images auch mit mehreren Menschen zu bearbeiten, in dem man die Datei über Google Drive an seine Kontakte zur Bearbeitung freigibt.

Spannend auch für ein Quiz oder eine Unterrichtseinheit ist eine interaktive Karte mit Ländern, in denen man z.B. schon einmal Urlaub gemacht hat. https://www.amcharts.com/visited_countries/

Mit der Verbindung über Google Drive haben wir uns mit der kostenfreien Seite „mind-mups“ verlinkt, in der man MindMaps erstellen und in ihnen Bilder und Dateien erstellen / verlinken kann: https://drive.mindmup.com diese MindMaps kann man wiederum mit anderen teilen und man kann parallel, gleichzeitig an Ihnen arbeiten, solange man über die Google Drive Funktion verbunden ist.

Auf der Seite Wordart konnten wir unsere eigenen WordArt Templates erstellen. Es ist sehr effektvoll, interaktiv und macht viel Spaß! https://wordart.com/

Man kann diese sowohl über soziale Netzwerke teilen oder als png/jpeg speichern, als auch auf einer Website verwenden. Nur bei der Erstellung / Speicherung als jpeg verliert man natürlich die tolle Interaktivität, die Worte werden in der geteilten Version groß, wenn man mit der Mouse über sie fährt.

In der dritten und letzten Unterrichtseinheit des heutigen Tages haben wir eine Website zum Thema Blendspace kennengelernt. Hier können Dokumente, Websites, YouTube Videos, Quizze etc. sehr anschaulich und übersichtlich an einem Ort dargestellt und in einem Blendspace Activity Sheet gesammelt werden.  https://www.tes.com/

Fazit: Ein wieder sehr kurzweiliger und spannender Tag. Besonders gefallen hat mir die Seite https://www.canva.com/. Perfekt auch zur preiswerten Erstellung (nur Druckkosten) von Print-Werbung, z. B. Flyern zur Kursankündigung oder Erstellung von Grußkarten für die Öffentlichkeitsarbeit. Und ebenfalls die Seite Wordart ist großartig!

Den Rest des Tages verbrachten wir in unserer Arbeitsgruppe und bereiteten unsere polnisch/deutsche Abschlusspräsentation zum am ersten Tag erdachten Thema: „In what ways can online gaming affect your learning skills?“ vor. Hierfür verwendeten wir alle kennengerlernten Tools und arbeiteten an unserem gemeinsamen WIKI.

Freitag: 08.02.2019

StoryBird: In der ersten Stunde haben wir uns mit Lernen durch „Geschichten erzählen“ beschäftigt. Weshalb kann man besser lernen, mehr behalten, wenn man nicht nur Fakten geliefert bekommt, z. B. Schlacht bei Issos um 333 vor Christus, sondern eine großartige und spannende Geschichte rund um den Kampf erzählt bekommt. Digitale Medien können eine große Hilfestellung bieten, in dem man die Geschichte mit Bildern und Filmen unterstützt. Oder mittels des non-linear story telling = interactive story telling: Was passiert, wenn der Held rechts herum geht. Was passiert, wenn der Held links herum geht?  Ein interessantes Tool zur Unterstützung bei der Entwicklung einer spannenden Geschichte: http://twinery.org/

In meine Geschichte habe ich diverse Bilder und Filme eingebaut. Wenn man erst begonnen hat, Pfade und Wendungen zu entwickeln, kann man die Felder jederzeit verschieben, um den neuen Pfaden optisch mehr Platz zu geben.

In unserer zweiten Lerneinheit des letzten Unterrichtstages haben wir die Seite StoryBird https://www.storybird.com kennen gelernt, auf der man mit tollen Bildern von zahlreichen Künstlern kostenfreie (auch gegen Entgelt, gebundene) Bücher, Gedichte, Bilderbücher etc. erstellen kann. Man kann ebenfalls Worte für Gedichte vorgeben und diese dann am iaw von seinen Schülern bearbeiten lassen (je nach Klassenstufe und Schwierigkeitsgrad).

Pro Tag, an dem man ein Gedicht erstellt oder an einer Geschichte arbeitet, kann man sich „Kronen“ verdienen und schlussendlich nach ein paar Tagen sein fertiges Buch kostenfrei als pdf herunterladen. Selbstverständlich kann man auch gleich, gegen ein kleines Geld (2,99 €) das pdf erhalten, oder sich ein Buch als Hard- oder Softcover bestellen.

 Nachfolgend haben wir uns ein letztes Mal vor der Präsentation mit unserer Projektarbeit beschäftigt und arbeiteten am „Feinschliff“. Am Nachmittag fand die Präsentationsrunde statt. Unsere Gruppenarbeit und die Spiele wurden von Marek präsentiert und moderiert. Wir haben demokratisch abgestimmt und uns mit 3 von vier Stimmen für ihn entschieden 😉 Das ist Demokratie! Marek war übrigens einverstanden… Eine kleine Einführung haben wir von „Voki“ vorlesen lassen: Ein sehr witziges Tool, um selbstgeschrieben Nachrichten (in unserem Fall durch eine futuristische Schuldkröte mit einer sehr männlichen amerikanischen Stimme) vorlesen zu lassen.  Hier unser VOKI: https://www.voki.com/site/pickup?scid=15276868&chsm=8c777c7d7f856cd417c66a75006006b0

Und hier unsere Projekt-Arbeit https://mmjakmarekm.wixsite.com/webquest/home-1

Nach der Präsentation haben wir unsere Tools und verwendeten Features diskutiert und die verwendeten Spiele und deren Lehreffekt kritisch hinterfragt.

Fazit: ich fand den Tag wieder spannend und unsere Präsentation am vielseitigsten und am besten recherchiert.

Sehr gerne hätte ich auch die zweite Unterrichtswoche besucht, bzw. die erste, da wir erst in der zweiten Woche eingestiegen sind und viele spannende Features und Methoden bereits in der ersten Woche stattfanden.

Samstag: 09.02.2019

Heute nahmen wir, bei bestem Wetter, an einem organisierten Ausflug auf die Nachbarinsel Gozo teil. Der Bus holte uns um 09.15 Uhr in der Stadtmitte ab und brachte uns zur Fähre. Der über die Schule geplante Ausflug mit einem Guide, der vor der Pensionierung Geschichtslehrer gewesen ist, fand leider (aufgrund von zu wenigen Anmeldungen – das kennen wir als Volkshochschule ja bestens) nicht statt. Somit ist es dann das Alternativ-Programm geworden und wir nutzten die „Hop on Hop off“ Busse.

Mit dem Bus ging es über zahlreiche Zwischenstops zur Fähre nach Gozo.

Auf Gozo bestiegen wir den Hop on Hop off Bus und los ging es. Unglaublich war die maltesische Fahrweise. Der große Bus zirkelte sich in rasanter Geschwindigkeit durch die engsten Gassen und zwang mit teilweise langanhaltendem Gehupe, die entgegenkommenden Fahrzeuge zum Rückzug. Man könnte es als „der Stärkere gewinnt“ deklarieren, denn mit den deutschen Verkehrsregeln – Hindernis auf welcher Seite und rechts vor links hat das augenscheinlich nichts zu tun.

Die Sightseeing-Kommentare kamen aus der Konserve, waren aber recht gut aufbereitet und man konnte trotzdem etwas über Land, Leute, Eroberer und verschiedenste Ritter und Heilige lernen. Was mir bereits seit meinem ersten Tag auffiel, ist die wilde Mischung aus brandneuen und luxuriösen Bauten, direkt neben stark renovierungsbedürftigen, ruinösen Häusern. Insgesamt ist Mara sehr sauber. Sämtliche öffentliche Verkehrsmittel, sanitären Einrichtungen erscheinen sauber und gepflegt, wenn auch teilweise abgenutzt. Und die Preise der Speisen und Getränke sind unglaublich günstig. Ich habe für ein sehr leckeres „Pastizzi“ DIE maltesische Snack-Spezialität UND einen halben Liter Wasser 1€ bezahlt und für mein Mittagessen auf der Haupteinkaufsstraße Valettas, vis á vis des Domes 5€. Eine Cola 0,3 kostet 1.60€ und eine große Tasse Kaffee 1.40€. Eine Fahrt mit dem Bus kostet (egal, wie lang die Strecke auch sein mag) 1,50 € Ideal für einen Familienurlaub. Die Bevölkerung ist sehr freundlich und scheint den vielen Touristen gegenüber stressfrei und gelassen zu begegnen.

Viele Malteser sprechen in der Familie kein Maltesisch mehr und lernen die Sprache erst in der Schule, wie eine Fremdsprache. Der maltesische Dialekt ist ähnlich stark ausgeprägt, wie das „indische Englisch“ oder bei uns tiefstes Sächsisch.

Wir haben unseren „Hop on Hop off Bus“ in Victoria verlassen und erkundeten die kleine und sehr belebte Stadt zu Fuß. Die einzige einigermaßen sichere Möglichkeit heil und unversehrt über eine Straße zu kommen, ist die unbedingte Nutzung der Zebrastreifen. Dort halten die Autos mit quietschenden Reifen. Sonst wird eher nicht gebremst.

Die Landschaft ist sowohl auf Malta, als auch auf Gozo im Februar sehr grün und es blühen diverse Blumen. Die Architektur ist eine wilde Mischung aus Britischen und Arabischen Elementen.

Gesamtfazit: Mir hat die Weiterbildung sehr viel Spaß gemacht. Sie war sehr interessant, informativ und hat mir viele spannende Einblicke in die Nutzung von digitalen Medien im Unterricht gegeben. Ich werde mein Wissen und meine Begeisterung an meine Dozenten weitergeben und hoffe, dass ich zukünftig die Möglichkeit haben werde, meinen Dozenten und Teilnehmern Interactive White Boards bieten zu können.

Ich bedanke mich für die Möglichkeit über den Landesverband der Volkshochschulen Schleswig-Holsteins e.V. am Erasmus+ Programm zu digitalen Lernwelten: europ@vhs#digital teilzunehmen und die großartige Unterstützung und Vereinfachung.

Malta: Boost your ICT Skills (2)

Boost your ICT Skills: Technology for the classroom – 1 Woche auf Malta

von R. J.

Sonntag: 03.02.2019

Den Anreisetag sollten wir laut Plan eigentlich bereits ab 15.00 Uhr auf Malta verbringen. Jener Plan sah vor, gemütlich anzukommen, die nähere Umgebung zu erkunden und schon mal rauszufinden, wie wir zur Schule kommen. Wäre es so gekommen, könnte hier schon etwas über Malta stehen. Wir haben aber den ersten Tag fast komplett am Münchner Flughafen verbracht. Viel gesehen haben wir davon aber auch nicht, da es immer hieß, es würde in etwa 30 Minuten mit dem Boarding losgehen und wir uns deshalb nicht getraut haben, uns weit vom Schalter zu entfernen. Das ging so von 12.00 Uhr bis 16.30 Uhr. Da wurde dann tatsächlich mit dem Boarding begonnen. Die nächsten 4,5 Stunden saßen wir dann im Flugzeug auf dem Münchner Flughafen und sahen zu, wie der immer weißer wurde. Wider Erwarten blieb uns aber die Nacht auf harten Flughafenbänken erspart, da wir gegen 20.30 Uhr dann doch zum Enteisen rollten und etwa eine halbe Stunde danach auch tatsächlich abhoben.

Montag: 04.02.2019

Pünktlich um 8.45 Uhr fanden wir uns für den Kurs Boost your ICT Skills – Technology for the classroom bei ETI in St. Julien`s ein. Es wurde ein Foto für den Studentenausweis! geschossen und wir erhielten Informationen zum Ablauf, bevor es in den Klassenraum ging. Unsere Dozentin hieß Roberta und wir waren 9 Kursteilnehmer*innen. Wir zwei Deutschen, zwei Polen, 4 Rumäninnen und eine Malteserin. Zuerst richtete Roberta auf GoogleDrive ein Dokument ein, an dem wir alle gemeinsam Informationen teilen konnten und in dem sie uns die Links zu ihren Materialien zur Verfügung stellte.

Dann ging es mit dem eigentlichen Kurs los und wir erfuhren etwas über Webquests & their Learning Potential.

In zwei Gruppen aufgeteilt wurden wir dann vor das Problem gestellt, zwei Tonnen Mandarinen verkaufen zu müssen, von denen unser Käufer aber nur eine Tonne abnehmen wollte. Wir sollten uns gemeinsam möglichst viele verschiedene Lösungen überlegen, was wir mit der übrig gebliebenen Tonne Mandarinen machen könnten, damit wir sie nicht wegwerfen und Verlust machen müssten. Wir stellten unsere Lösungsideen der Klasse vor und Roberta erläuterte, wie man daraus ein Webquest entwickeln kann. Der nächste Schritt wäre dann, sich für eine Lösung zu entscheiden und die Umsetzung zu recherchieren und weiterzuentwickeln. Es ging also nicht darum, dass der Lehrer etwas vorträgt, sondern die Schüler sich mit einer Aufgabe beschäftigen und selbst die Lösung erarbeiten, um sie am Ende vorzustellen.

In der Unterrichtseinheit Designing a Webquest erläuterte uns Roberta, wie man ein Webquest aufbaut, umsetzt und die Ergebnisse bewertet.

Zum Abschluss des Kurstages erfuhren wir noch etwas über Concordances, Online Dictionaries & Visual Thesaurus.

Der erste Tag machte schon mal Spaß, war interessant, kurzweilig und informativ und ich war gespannt auf den nächsten Tag.

Dienstag: 05.02.2019

Heute Vormittag stellte uns Roberta WIKIs: How they work & Learning Potential vor.

WIKIs bieten mehr Möglichkeiten als ein Blog und sind weniger aufwendig als eine Homepage. Für WIKIs gibt es viele Verwendungsmöglichkeiten. Von der gemeinsamen Planung einer Gruppenaktivität, bis zur weltweiten Online-Enzyklopädie.

Um selbst ein WIKI zu erstellen, nutzten wir die Plattform PBWorks. Auf der Seite von ETI findet sich dafür eine Schritt-für-Schritt-Anleitung und viele nützliche Tipps. http://wikitel.pbworks.com/w/page/122393790/Welcome

Nachmittags lernten wir, wie Crosswords & Quiz Designs erzeugt werden können, die man ausdrucken und zum Bearbeiten verteilen kann.

Mit dem Puzzlemaker erstellten wir anschließend ein Kreuzworträtsel

Capitols

Across
5. USA
7. Germany
Down
1. Danmark
2. Great Britan
3. France
4. Italy
6. Austria
Mittwoch: 06.02.2019

Heute stand Using the Interactive Whiteboard auf dem Programm.

Zunächst einmal demonstrierte uns Roberta diverse Einsatz- und Verwendungsmöglichkeiten und erläuterte die Vorzüge.

Ein interaktives Whiteboard bietet alle Möglichkeiten eines Computers und lässt sich sehr vielseitig einsetzen. Selbst wenn es „nur“ als Tafel zum Anschreiben benutzt wird, bietet es den Vorteil, dass das Geschriebene nicht gelöscht werden muss, um dem nächsten Tafelbild Platz zu machen. Es kann gespeichert und in einer späteren Stunde wieder aufgerufen werden, falls es noch einmal benötigt wird.

Es bietet auch vergleichsweise einfach die Möglichkeit viele verschiedene Medien zu integrieren. Z. B. können Tonaufnahmen, Filme, Fotos oder auch Anwendungen wie Google Maps eingebunden und interaktiv verwendet werden. Roberta erzählte ein Beispiel, in dem ein Lehrer eine Skypesession mit dem Fußballidol seiner Schüler vereinbart hat. Die Schüler können ihre, auf dem eigenen Computer vorbereiteten, Präsentationen vorführen. Lehrer können sich die Software auf ihren eigenen Computer laden und die Lektionen zuhause vorbereiten.

Je nach Version können auch einfach und schnell Quiz-Varianten erstellt werden, um das Pauken, von z. B. Vokabeln etwas abwechslungsreicher zu gestalten.

Nach der Pause ging es mit Interactive Classroom Activities weiter. Zunächst spielten wir selber gegeneinander ein Kahoot-Quiz über Malta. Und erfuhren den Effekt, wie sehr es den Unterricht auflockert und belebt, am eigenen Leib. Außerdem werde ich das so über Malta Gelernte sicher etwas länger bzw. überhaupt behalten, als wenn ich es nur im Reiseführer gelesen hätte.

Anschließend zeigte uns Roberta Schritt für Schritt, wie man in Kahoot ein Quiz und anschließend ein Jumble erstellt. Und auch das war nicht besonders kompliziert oder aufwendig und machte Spaß.

Wie alles, was Roberta uns bisher zeigte, war, wie ich fand, auch das interaktive Whiteboard eine sehr gute Möglichkeit, den Unterricht zu beleben und damit auch gerade für junge Menschen attraktiver zu machen. Sie wies aber auch darauf hin, dass es wichtig ist, die Dozenten je nach Kenntnisstand und Affinität sorgfältig in die Benutzung einzuweisen.

Donnerstag: 07.02.2019

In der ersten Stunde ging es heute um Editing Images to create great Info-Graphics. Zuerst überlegten wir uns in Gruppen, wofür man Fotos oder Bilder im Unterricht verwenden kann. Die Ergebnisse schrieben wir in unser gemeinsames Google Doc und stellten sie anschließend vor.

Fotos helfen, den Inhalt in verschiedenen Zusammenhängen zu betrachten und ihn besser zu verstehen und zu behalten. Sie können Diskussionen anregen und für einen lebendigen Einstieg in ein Thema verwendet werden.

Dieses Beispiel könnte für Lektionen über Grammatik (present perfect, questions), Technologie, Vokabeln, Bewusstseinsbildung, Gewohnheiten, etc. verwendet werden.

Canva https://www.canva.com bietet Vorlagen zum Erstellen solcher Bilder:

Nach der Pause, in der wir uns alle im Laden gegenüber einen Kaffee mit einem kleinen Stück Kuchen für 1€! geholt hatten, ging es weiter mit Mind Maps and Word Clouds. Die Mind Map erstellten wir mit der App MindMups. Bei Anmeldung über Google Drive, kann sie kostenlos genutzt werden. Die Nutzung über Google Drive hat außerdem den Vorteil, dass die Option Teilen genutzt werden kann.

Mit MindMups ist es auch möglich Fotos oder Videos zu integrieren. Dabei sollte unbedingt darauf geachtet werden, das Urheberrecht zu beachten. Pixabay ist eine Seite, die kostenlos Fotos zur freien Verwendung zur Verfügung stellt.

Als nächstes ist die Word Cloud dran. Dafür nutzten wir das freie Programm Wordart:

Auch dieses Werk konnte wieder heruntergeladen oder geteilt werden. Es können auch ganze Geschichten für den Inhalt und eigene Bilder als Form verwendet werden.

Mit Blendspaces hat man die Möglichkeit, mehrere Medien, wie Fotos, Videos, Texte, Quizze, Webseiten, etc. an einer Stelle zu kombinieren und in einer Art Präsentation abzurufen. Wir nutzten Tes blendspace für die Erstellung eines eigenen Blendspace.

Das Ergebnis stellten wir dann in unser WIKI ein:

Freitag: 08.02.2019

Heute am leider letzten Tag ging es um Story telling. Die Verwendung von Story telling im Unterricht hilft nicht nur dabei, Inhalte besser zu verstehen und zu behalten, sondern auch die Fähigkeit zu entwickeln, bzw. zu verbessern, selbst Geschichten zu erzählen und die eigenen Ausdrucksmöglichkeiten zu verbessern.

Digitales Story telling ist sehr viel komplexer und bietet mehr Möglichkeiten, verschiedene Sinne anzusprechen.

Nach dem theoretischen Teil zeigte uns Roberta zunächst, wie man mit twinery eine nichtlineare, interaktive Geschichte erstellt:

Twinery ist eine Anwendung, mit der die Kursleitung eine interaktive, nichtlineare Geschichte entwickelt, die von den Teilnehmenden, dann „durchgespielt“ werden kann.

Anschließend lernten wir dann noch, wie mit StoryBird Geschichten kreiert werden können. Dieses Tool lässt sich sehr gut verwenden, um die Kursteilnehmenden anhand von selbst gewählten Bildern, selbst eine Geschichte erstellen zu lassen. Für den Sprachunterricht kann dafür z. B. die Verwendung bestimmter Vokabeln oder grammatikalischer Fälle vorgegeben werden.

Der Kurs schloss mit Projekt Work ab. Zunächst bekamen wir noch etwas Zeit, an unseren Gruppenprojekten zu arbeiten. Abschließend stellten beide Gruppen ihre Webquests, in die möglichst viele der erlernten Anwendungen eingebaut wurden, vor. Wir wählten die Aufgabenstellung „In what ways can online gaming affect your learning skills?“.

Das Thema der zweiten Gruppe lautete: „Staying safe online.“

Mir hat der Kurs Boost your ICT Skills nicht nur einen sehr guten Einblick in die verschiedenen Möglichkeiten gegeben, einfach und schnell digital tools in den Unterricht einzubinden, die Anwendungen zu erlernen und selber auszuprobieren, sondern hat auch sehr viel Spaß gemacht. Besonders gut hat mir gefallen, dass uns die Anwendungen nicht nur demonstriert wurden, sondern wir auch immer selbst ein Beispiel erstellt haben. Zu erfahren, wie in anderen europäischen Ländern digitale Elemente eingebaut werden und auf welchem Stand die Digitalisierung dort ist, bzw. wie ggf. ähnliche Probleme gelöst wurden, war ebenfalls informativ und hilfreich. Beispielsweise erzählte Roberta, dass in Malta jede Schule in jedem Klassenzimmer mit einem interactive Whiteboard ausgestattet ist. Wozu ihres Wissens zu einem großen Teil europäische Mittel generiert wurden. Die Teilnahme an dem Erasmus+ Programm Europ@vhs#digital war für mich eine sehr wertvolle und lehrreiche Erfahrung und ich danke dem Landesverband der Volkshochschulen Schleswig-Holsteins für diese Gelegenheit und dem Erasmus+ Team für die großartige Unterstützung.

Schweden: Malmö Kvarnby Folkhögskola

von S. W.-N.

Anreise am Sonntag, 28.10.2018

Die Anreise mit dem Zug von Flensburg nach Malmö dauert nur vier Stunden, zwei Mal umsteigen und schon fährt man von Kopenhagen über den Öresund nach Malmö.

In Kopenhagen wird auf jedem Bahnsteig Werbung für den Weihnachtsmarkt in Hamburg gemacht!

Im Zug erhalte ich eine SMS, weil die Hotelrezeption ab 14.00 Uhr nicht mehr besetzt ist. Ich bekomme einen Code um die Eingangstür zu öffnen und einen weiteren Code um meine Zimmerkarte aus einem kleinen Tresor zu entnehmen! Das Hotel, eine alte Schokoladenfabrik, liegt sehr zentral in der Nähe des Bahnhofs Triangeln. Man kann zu Fuß die Innenstadt gut erreichen und es gibt viele Restaurants in der Nähe.

Schweden ist DAS Land in Europa mit Vorbildfunktion im Bereich der Digitalisierung. https://www.techtag.de/digitalisierung/schweden-und-die-digitalisierung-ein-land-mit-vorbildfunktion/

Mein Arbeitsbereich in der vhs Husum sind die Integrationskurse und die berufsbezogenen Deutschkurse. Das BAMF, InGe-online und webdoc mit der Datenflut, Meldungen, Anträgen, Unterschriften, Bewilligungen usw. gehören zur täglichen Arbeit und ich sehr gespannt, ob es in Schweden ähnliche Strukturen der Teilnehmerverwaltung gibt.

Tag 1: Montag, 29.10.18

Die Kvarnby Folkhögskola, Västra Hindbyvägen 14, im Stadtteil Gullvik:

Zur Kvarnby Folkhögskolan, Västra Hindbyvägen, www.kvarnby.fhsk.se fahre ich nur 10 bis 15 Minuten über die Fahrradautobahn!

Von außen eher unscheinbar, herrscht drinnen eine sehr angenehme Atmosphäre. An der Rezeption arbeitet ein ehemaliger Teilnehmer, der auch Arabisch und Dari und Farsi spricht. Neben seiner Arbeit an der Rezeption, stellt er auch Teilnahmebescheinigungen aus. Man füllt ein Formular (Papier) aus, steckt es in den Briefkasten an der Rezeption und kann sich am nächsten Tag die Bescheinigung abholen. Die Teilnehmenden leihen bei ihm auch die Bücher für die Kurse aus, dafür unterschreiben sie ein Formular (Papier).

Im Erdgeschoss gibt es überall Sitzgelegenheiten, eine Cafeteria mit sehr günstigem aber gutem Essen, die Klassenräume, eine kleine Bibliothek und einen kleinen Konferenzraum mit riesiger Kaffeemaschine für die Lehrer.  Im Obergeschoss sind Büros von Henning, (Leiter der drei Einrichtungen der Kvarnby Folkhögskolan) und Agnes  (pädagogische Leiterin SFI) sowie die Büros der Lehrer, die alle fest angestellt sind. Honorarkräfte werden nur als Vertretungen bei Krankheit oder Urlaub eingesetzt!

Obeida, auch ein ehemaliger Teilnehmer, leitet die Cafeteria. Das Essen ist sehr gut und sehr günstig. Bezahlen kann man nicht! mit Karte, wie überall in Schweden, sondern mit dem Handy oder tatsächlich noch bar!

Am ersten Tag erklären Henning und Agnes mir das schwedische System der Sprachkurse, ich lerne das Kollegium kennen und wir machen meinen Stundenplan für die nächsten sieben Tage.

Tag 2: Dienstag, 30.10.2018

Gestern wurde ich in von Henning (Leiter) und Agnes (Programmbereichsleiterin sfi, svenka för invandrare) in das System der sfi Kurse eingeweiht. Es ist vergleichbar mit unseren BAMF Kursen.

Ein Migrant mit Aufenthaltstitel und Personennummer kann im vägledningscentrum (Bildungsberatung) Informationen zu Schwedisch Kursen bekommen.

Man kann zwischen zwei Anbietern wählen. Komvux (kommunal vuxenutbildning) und Folkhögskola. Private Anbieter dieser Kurse gibt es seit einem großen Betrugsskandal nicht mehr! Komvux hat sechs Ausbildungsstätten in Malmö und man wird einer Schule zugewiesen. Wenn man sich für die Folkhögskola entschiedet, kann man eine von sieben Schulen selbst auswählen. Die Kvarnby Folkhögskola ist sehr beliebt und es gibt Wartelisten. Die Kurse sind für alle kostenlos. Das Geld für Fahrkarten ist in der Sozialhilfe enthalten. Man muss also keine Anträge auf Kostenbefreiung und Fahrtkostenzuschuss stellen!

https://de-de.facebook.com/Kvarnby/

Heute durfte ich der Einführungsklasse (introduction) hospitieren. Alle Teilnehmer durchlaufen diese Klasse, in der Grundkenntnisse vermittelt werden. Analphabeten gibt es hier nicht, sie werden an anderen Schulen ausgebildet.

Nach diesen sechs Wochen entschiedet sich der weitere Bildungsweg, blau (schnell) für Akademiker, rot (langsam) für die anderen Teilnehmer.

Teilnehmer mit Lernschwierigkeiten können die Introduktion auch zwei Mal durchlaufen. Sie gehen danach in die pp-Klassen (praktisk pädagogik), in denen Theorie und Praxis gelehrt werden. Nächste Woche geht es um das Thema „Wohnen“. Die TN fahren zu Ikea und in ein weiteres Möbelhaus und besuchen einen Second Hand Laden. Sie vergleichen Preise und lernen, eine Wohnung möglichst günstig einzurichten.

Die vhs Flensburg hat ein Seminar zum Thema „Wohnen“ durchgeführt und stellt der Kvarnby Folkhögskola den Kursplan Wohnschulung zur Verfügung.  Die Lehrer freuen sich sehr darüber und nehmen die Themen gern in ihren Lehrplan auf! Vielen Dank dafür!

Der Bildungsweg, rot, blau oder pp ist nicht festgeschrieben, man kann je nach Lernerfolg in jede Richtung wechseln. Die letzte Klasse nennt sich Blau D, die anschließende Prüfung entspricht ungefähr dem Sprachniveau B1 – B2.

Skolverket ist das Bildungsministerium, das auch für sfi (svenska för invandrare) zuständig ist, hier sind der Ablauf und das Ziel der Kurse beschrieben.

Das Gebäude der Kvarnby Folkhögskola ist sehr liebevoll eingerichtet worden. Überall auf den Fluren stehen Tische, Stühle und Sofas.

Neben der Cafeteria gibt es eine kleine Küche für Teilnehmende, einen Pausenraum für Lehrer mit einer gigantischen Kaffeemaschine, die alle Kaffeewünsche kostenlos erfüllt, eine kleine Bibliothek, einen Ruheraum für Teilnehmer und drei Computer mit Drucker.

Die Parkplätze vor dem Haus müssen bezahlt werden, aber an der Straße kann man kostenlos parken. Die Schule liegt in einem Viertel, in dem viele Migranten wohnen, deshalb kommen die meisten zu Fuß oder mit dem Rad.

Die Lehrer sind fest angestellt und unterrichten 14 Zeitstunden pro Woche. Sie haben zusätzlich zwei wöchentliche Lehrertreffen mit allgemeinen und kursbezogenen Themen. Die Unterrichtsvorbereitung machen sie in der Schule und sind bis ca. 15:30 Uhr anwesend.

Pro Kurs mit 15 bis 21 Wochenstunden unterrichten zwei Lehrer. Unterrichtszeiten sind von 09:00 bis 10:00, von 10:30 bis 11:20 und von 11:30 bis 12:30 Uhr!

Es gibt zwei Arbeitsamtskurse, diese Teilnehmer haben auch 3x pro Woche nachmittags Unterricht.

Freitag ist um 12:30 Wochenende für alle!

Tag 3: Mittwoch, 31.10.2018

Heute darf ich im Unterricht der langsam lernenden Gruppe Blau B/C hospitieren. Das ist ungefähr das Niveau A1-A2.

Die TN werden auf die Tests nächste Woche vorbereitet und bearbeiten Schreib- und Leseaufgaben.

Von 24 Teilnehmenden waren nur 12 anwesend, weil Herbstferien sind und einige keine Kinderbetreuung haben. Bis zu einer Woche dürfen die TN fehlen, dann erst müssen sie eine Krankmeldung vom Arzt bringen.

Wer zu spät kommt, wird höflich gebeten, in Zukunft pünktlich zu sein!

Das Lernklima ist sehr angenehm, es ist nicht laut, es wird nicht viel zwischendurch geredet, alle arbeiten sehr konzentriert.

Morgen Vormittag hospitiere ich in der schnell lernenden Klasse Rot B/C und in der Lehrerkonferenz um 13.30 Uhr darf ich einen Vortrag über Integrationskurse halten!

Die Beschilderung in der Damentoilette!
Tag 4 in der Kvarnby Folkhögskola

Um 8:40 fahre ich hier mit dem Rad los, zwei Mal um die Ecke und ich bin auf der „Fahrradautobahn“, ein zweispuriger Radweg, der zwischen Häusern, entlang vieler Gärten, unter großen Straßen hindurchführt. Nach 12 Minuten bin ich angekommen.

Heute geht es in die röd B/C Klasse, sie hat das Niveau A1 bis A2, lernt aber langsamer als die blå B/C Klasse gestern. Auch hier fehlen 14 Teilnehmer wegen der Herbstferien.

Olaf entscheidet deshalb, nicht im Buch weiterzumachen, sondern eine Lektion über das Wetter einzuschieben, damit die anderen nicht zu viel verpassen. Nach einer Stunde ist um 10:00 Uhr Pause, 30 Minuten. Die TN gehen entweder in die Cafeteria zu Obeida oder in die TN-Küche und machen sich Tee und etwas zu essen. Um 10:30 Uhr geht es weiter, von 11:20 bis 11:30 Uhr ist eine kleine Pause, dann noch eine Stunde Unterricht und es ist geschafft. Die TN werden am Ende für ihre gute Mitarbeit gelobt! Hausaufgaben gibt es nicht, damit hat man „schlechte Erfahrungen“, keiner macht sie!

Nach der Mittagspause berichte ich über Husum, die vhs Husum und über Integrationskurse. Die Lehrer staunen, wie viel Bürokratie und Technik in Deutschland notwendig sind, um Teilnehmer, Kurse, und Prüfungen anzumelden und durchzuführen. Großes Erstaunen löst auch der DTZ aus (Anmeldung, Durchführung, Auswertung). Hier in sfi-Kursen werden nur die TN zur Prüfung angemeldet, die eine gute Chance haben zu bestehen. Schriftliche und mündliche Prüfungen finden an zwei Tagen statt, alles andere ist Stress! Die Lehrer prüfen ihre Schüler selbst und werten die Tests auch aus. Wenn der Test bestanden wurde, kann der TN in die nächst höhere Lerngruppe wechseln.

Agnes bestellt die Prüfungen beim skolverket, feste Termine gibt es nicht. Wenn ein Lehrer genügend TN für eine Prüfung hat, wird ein Termin festgelegt und die Prüfung durchgeführt. Agnes verwahrt die bestellten Prüfungen (es gibt zwei verschiedene Versionen) und die abgelegten Prüfungen in einem verschlossenen Raum.

Die Abwesenheitsregelung ist sehr viel einfacher als in unseren I-Kursen. Wer sich per Mail, telefonisch oder über einen anderen TN abmeldet, gilt als entschuldigt. Bis zu einer Woche kann man sich ohne ärztliches Attest krankmelden. Für unentschuldigte Fehlzeiten erhält die Schule kein Geld. Nach einer Woche unentschuldigter Fehlzeit, wird ein Brief nach Hause geschickt, nach der zweiten Woche die Abmahnung und nach der dritten Woche kann der TN ausgeschult werden.

Die Kommune zahlt monatlich ca. 5,-€/ UE für jeden über die Bildungsberatung angemeldeten anwesenden und entschuldigt fehlenden Teilnehmer.

Teilnehmer, die noch keinen Aufenthaltstitel haben, werden von der Arbeitsvermittlung in die sfi-Kurse geschickt. Für diese TN bezahlt der Staat ca. 9,-€ /UE. Sie müssen Vollzeit unterrichtet werden, das sind 21 Unterrichtsstunden. Somit haben sie auch an drei Nachmittagen in der Woche Unterricht.

Henning, der vhs Leiter, rechnet monatlich mit der Kommune und dem Arbeitsamt ab, übermittelt einmal im Jahr Statistikdaten an die Behörden.

Die Lehrer bekommen eine Anwesenheitsliste, die in einer geschlossenen Mappe verwahrt wird und niemals offen liegen bleibt!

Sie wissen über ihre Teilnehmer nur, was diese ihnen selbst erzählen.

In der Kvarnby folkhögskola werden auch Migranten ohne Aufenthaltspapiere unterrichtet, aber außer der Henning und Agnes, weiß niemand, wer zu diesem Kreis zählt. Alle werden gleichbehandelt!

Datenschutz ist in Schweden ein wichtiges Thema. Agnes, die Programmbereichsleiterin kennt nur Namen, Adressen und die Personennummer der Teilnehmer. In ihrem Büro befinden sich für TN-Verwaltung große Ordner mit Papier, Anwesenheitslisten werden in Excel erstellt!

Da weder Kostenbefreiung noch Fahrtkostenanträge gestellt werden müssen, erhält niemand Einblick in die finanzielle Situation der Teilnehmenden.

Berechtigung, Verpflichtung, Kostenbeitrag, Kostenbefreiung, Fehlzeitenmeldung etc., diese Zeiträuber gibt es in Schweden nicht. Die Kurse sind kostenlos!

Es gibt Zeit für regelmäßige Lehrertreffen mit pädagogischen und organisatorischen Themen, es wird u.a. über neue Lehrbücher beraten, die Unterrichtsthemen werden besprochen und der Wechsel von TN innerhalb der Lerngruppen wird diskutiert.

Tag 5 in der Kvarnby Folkhögskola

Heute, am Freitag, bin ich in der blå C/D Klasse. Auch hier ist wegen der Herbstferien nur die Hälfte der Teilnehmer anwesend. Sie ist vergleichbar mit dem Niveau A 2.2 bei uns. Geübt wird für die Prüfung in der nächsten Woche. Die Inhalte der A2 – B1 Prüfung sind den Inhalten des DTZ sehr ähnlich. Heute soll ein offizieller Brief geschrieben werden (Beschwerde).

Im zweiten Teil des Unterrichts geht es um Statistiken, die man ja bei uns aus dem DTZ verbannt hat. Die TN benutzen ihre Mobiltelefone zum Übersetzen von Vokabeln, der Lehrer setzt keine Technik ein.

In der letzten Unterrichtsstunde am Freitag ist „språkcafé“. Vier Klassen treffen sich im großen Aufenthaltsraum, werden über ein Losverfahren an Tischen verteilt und müssen miteinander über vorbereitete Aufgaben sprechen. Die vier Lehrer setzen sich reihum an die Tische, hören zu, stellen Fragen und korrigieren.

Ich nutze die letzte Stunde um in der höchsten Klasse der Schule „Grund“ zu hospitieren. Die Teilnehmer haben am Dienstag Prüfung und sind auf gutem B1 Niveau. Prüfungsvorbereitung ist auch hier die Auswertung einer Statistik, aber die Antworten sind komplexer als in der anderen Klasse. Die zweite Aufgabe ist die Lektüre eines Zeitungsartikels, zu dem Fragen beantwortet werden müssen  und die eigene Meinung vertreten werden soll.

Dann ist endlich Wochenende! Trevlig helg i Malmö!

Wochenende in Malmö, Teil 1

Das Wochenende beginnt am Freitag mit einem Besuch im Kallbadhus.

https://www.ribersborgskallbadhus.se/sv

Diese Sauna ist großartig! Zwischen den Saunagängen kann man zur Abkühlung kurz ins Meer springen. Männer und Frauen haben jeweils zwei getrennte Saunen, eine zum Schnattern, eine ruhige Sauna und eine gemischte Sauna. Alle haben Meerblick auf den Öresund und auf Kopenhagen. Im Süden sieht man die Öresundbrücke.

Dann geht es weiter auf dem Rad zum neuen Stadtteil Västra Hamnen https://bostad.skanska.se/sok-bostad/malmo-kvarteret/ditt-nya-kvarter mit dem Turning Torso, dem höchsten Gebäude Skandinaviens und dritthöchsten Wohngebäude Europas. https://visitskane.com/de/node/207

Der Stadtteil war bis ins 21. Jahrhundert Industriegebiet und ist jetzt ein modernes Wohnviertel mit ca. 5000 Einwohnern. Von den Parkanlagen vor Västra Hamnen hat man einen tollen Blick auf die Brücke.

Auf dem Rückweg bummle ich durch MAXI ICA Stormarknad in Västra Hamnen.

Weihnachten ist auch hier schon im Programm.

Wirklich bemerkenswert ist auch die meterlange Auswahl an Knäckebrot:

Am Samstag und Sonntag ist Kulturprogramm geplant.

Die frisch renovierte St.Pauli Kirche (1882) ist das Ziel der Joggingtour am Morgen. Hier gibt es nicht nur Gottesdienste, sondern auch Konzerte und andere Veranstaltungen,  https://svenskakyrkanmalmo.se/st-pauli-kyrka/, ein imposanter Bau in einer schönen Parkanlage.

Das Wetter ist am Samstagvormittag zu schön um ins Museum zu gehen, deshalb beschließe ich eine Radtour zu machen. Ziel ist Limhamn. Früher war es eine eigene Stadt, jetzt ist es Stadtteil von Malmö und hat ca. 5600 Einwohner. Der einstige Fischerort wurde im 19. Jahrhundert eine bedeutende Industriestadt. Industrie gibt es nicht mehr. Limhamn ist heute eine große Baustelle und ein sehr begehrtes Wohngebiet direkt am Wasser mit Yachthäfen und Promenaden.

Vom Hafen hat man einen schönen Blick auf Malmö und auf Kopenhagen.

Von Limhamn führt ein Radweg am Strand entlang bis Väster Hamnen. Parallel zum Rad- und Fußweg verläuft ein Sandweg für Jogger. Alle 500 Meter gibt es beheizte, sehr saubere Toilettenhäuser mit warmem Wasser!

Der Strand ist sehr flach hier, wenn man schwimmen möchte, nutzt man einer der vielen Badebrücken. Sie sind mit Windschutz und Sitzgelegenheiten ausgestattet und über Treppen gelangt man ins tiefere Wasser.

Nach einer langen Pause in der Sonne auf Brücke 3 fahre ich ins Hotel, stelle mein Rad ab und treffe meine Tochter im Moderna Museet. https://www.modernamuseet.se/malmo/sv/

Der Eintritt ist frei. Es gibt zwei Ausstellungen, eine über frühe Fotografie und eine einer deutschen Künstlerin, Rosemarie Trockel.  Besonders interessiert hat mich die Geschichte der schwedischen Polarforscher, die mit einem Ballon in die Arktis aufgebrochen sind. Der Ballon ist abgestürzt, alle Forscher kamen ums Leben und dreißig Jahre später fand ein weiteres Forscherteam die Überreste der Expedition und deren Fotokamera. Diese Bilder sind gut erhalten und werden hier im Museum ausgestellt.

Dann wollen wir gern in der kleinen Kaffeerösterei in der Baltzersgatan http://www.lillakafferosteriet.se/ Pause machen, aber um diese Zeit ist kein Platz zu bekommen. Wir versuchen es auch bei Hollandia, https://www.hollandia.se/ aber auch hier ist es zu voll. Wir entschließen uns, nach Hause zu gehen und selbst gebackene Kanelbullar zu essen. https://www.chefkoch.de/rezepte/2439221384609193/Kanelbullar-Kuchen.html

Malmö ist ein Paradies für Radfahrer. Die Radwege sind meist zweispurig.

Es gibt richtige Fahrradkreuzungen, wo drei Radwege aufeinandertreffen, Unterführungen, extra Ampeln für Radfahrer und Servicestationen. An den kleineren gibt es nur Luft, an den größeren Stationen gibt es auch Werkzeug für Reparaturen, Flickzeug und Wasser!

Die Radwege führen entlang der größeren Straßen meist nur auf einer Seite für beide Richtungen. Oft führen die Rad- und Fußwege aber durch Wohnviertel und Parks hindurch. Überall stehen Hinweisschilder.

Höchstgeschwindigkeit für PKW ist 40 km/h in Malmö. Vor jeder Kreuzung einer großen Straße mit einem Rad- und Fußweg sind kleine Erhöhungen zur Fahrtminderung eingebaut. Fahrräder haben immer Vorfahrt. Deshalb ist man mit dem Rad oft genauso schnell, wenn nicht schneller, unterwegs.

Am Sonntag gehen wir durch den botanischen Garten ins Malmöhus, das Schloss Malmös. Dort gibt es vor allem Ausstellungen über die Geschichte Malmös und der Region Skåne, die lange Zeit zum Königreich Dänemark gehörte.

Malmös Schloss „Malmöhus“ ist das älteste erhaltene Renaissanceschloss des Nordens. An gleicher Stelle erbaute Erik von Pommern 1434 ein Kastell.

Von 1444 bis 1536 wurden hier die Münzen des Königreiches Dänemark geprägt. Im 16. Jahrhundert unter König Christian III wurde es modernes Verteidigungswerk, Renaissanceschloss und Wohnort für die dänischen Könige während ihres Aufenthaltes in Malmö.

Erst Ende des 17. Jahrhunderts wurde Skåne endgültig schwedisch, die Glanzzeiten des Schlosses waren vorbei und es wurde als Gefängnis genutzt. Seit 1932 ist das Schloss Museum.

Am Ende des zweiten Weltkriegs wurde das Museum vorübergehende Unterkunft für Überlebende der Konzentrationslager. Das Rote Kreuz hat sie in weißen Bussen nach Schweden geholt. Einer dieser Busse steht im Original vor dem Schloss.

Mehr Informationen unter dem Link: https://www.ndr.de/kultur/geschichte/chronologie/befreiung100_page-1.html

Die Menschen wurden im Malmöhus untergebracht. In der Gemäldegalerie wurden Schlafsäle eingerichtet. Andere Räume wurden zu Koch-, Ess- und Waschräumen umfunktioniert.

https://malmo.se/Kommun–politik/Vart-Malmo/Vart-Malmo-artiklar/2015-04-29-1945-oppnade-Malmo-sin-famn.html

In Filmen, Interviews und Fotodokumentationen berichten Zeitzeugen über die Ankunft, den Aufenthalt im Schloss und über ihr weiteres Leben.

Auf dem Rückweg durch den botanischen Garten gibt es Kaffee und Kanelbullar im alten Gewächshaus.

Fast hätte ich es vergessen:

Sogar die Mäuse haben ein Museum in Malmö!

Tag 6 in der Kvarnby Folkhögskola

Heute darf ich in der pp-Klasse dabei sein. Viele der Teilnehmer haben die Introduktion zwei Mal durchlaufen. Ihnen fällt das Lernen schwer, deshalb hat man diese Klasse mit Praktiskt Pädagogik geschaffen. Andreas beginnt ein neues Thema, es geht jetzt um das Wohnen. Die verschiedenen Wohnmöglichkeiten werden vorgestellt und nach einer Vokabelentlastung und Lektüre eines kleinen Textes sollen die TN ihre Wohnung beschreiben.

Danach habe ich ein längeres Gespräch mit Agnes, die mir über die Prüfungen berichtet. Am Dienstag und Donnerstag haben die blauen und roten B/C und C/D Gruppen Prüfung.

Der Klassenlehrer entscheidet zusammen mit seinem Kollegen oder seiner Kollegin, wann ein TN für die Prüfung bereit ist, nur dann darf man teilnehmen. Dadurch ist die Durchfallquote sehr gering. Wer besteht, rückt in die nächst höhere Klasse auf.

Es gibt zwei verschiedene Prüfungssätze, die beim Skolverket bestellt werden können. Die einzelnen Prüfungsteile sind: Hören, Lesen, Schreiben und Sprechen. Die Prüfungsteile werden nicht alle an einem Tag abgelegt, der Klassenlehrer beaufsichtigt die schriftliche Prüfung und prüft seine Teilnehmer mündlich selbst. Dadurch sollen Stress vermieden und die Prüfungsangst minimiert werden! Wenn ein Teilnehmer ein völlig von seinen bisherigen Leistungen abweichendes, viel schlechteres Ergebnis erzielt, werden die schriftlichen und mündlichen Leistungen aus dem Kurs herangezogen und er kann die Prüfung trotzdem bestehen.

Die Lehrer korrigieren die Prüfungen selbst, die Ergebnisse werden (auf Papier) dokumentiert und zusammen mit der Prüfung in einem verschlossenen Schrank aufbewahrt.

Die TN bleiben so lange an der Schule, bis sie die letzte Prüfung bestanden haben (B1 – B2). Das kann bis zu drei Jahre dauern. Wenn es bei einem TN auch nach langem Schulbesuch keine Möglichkeit gibt, die Prüfung zu bestehen, wird die Kommune informiert und empfohlen eine praktische Tätigkeit zu suchen.

Agnes ist die pädagogische Leiterin der Kvarnby Folkhögskola für den Bereich sfi (svenska för invandrare). Sie ist die „gute Seele“ der Schule und sorgt mit schöner Einrichtung, Pflanzen und vielen Details für eine angenehme Lern- und Arbeitsatmosphäre.

Tag 7 in der Kvarnby Folkhögskola

Mein letzter Tag!

Heute ist Prüfungstag und als alle Prüfungen laufen, nimmt Agnes mich mit zur „richtigen“ Kvarnby Folkhögskola in Kvarnby, https://www.kvarnby.fhsk.se/

Es gibt die drei Standorte:

  • Gullvik (nur svensk för invandrare)
  • Kvarnby (Hauptstandort, allgemeine Kurse)
  • Kulturhaus/Mazetti (Zeichenschule, Comics)

In Kvarnby finden die allgemeinen Kurse statt. Man kann sein Schwedisch weiter verbessern, Schulabschlüsse machen und Bücher schreiben lernen. Für alle Kurse gibt es eine Art Bafög. Das Haus ist nach einem Brand neu aufgebaut und sehr hell und freundlich. Hier lernen ca. 70 Teilnehmer unter angenehmsten Bedingungen!

In Schweden hat jede Folkhögskola eine bestimmte Ausrichtung, die kirchlich, politisch oder vereinsorientiert sein kann. Kvarnby ist eine links orientierte Schule, die von vielen verschiedenen Organisationen gefördert wird.

https://www.kvarnby.fhsk.se/bra-att-veta/vara-huvudman/

”Skolan är … den breda vänsterns skola.”

In der Kvarnby Folkhögskola kann man auch online lernen in einem „distanskurs“.

Für den 14-monatigen Sprachkurs auf Kuba macht man eine Vorbereitung in Form eines „distanskurses“ und lernt so alles über Geschichte, Wirtschaft, Kultur Kubas. Auch die praktische Vorbereitung für die Reise wird online gemacht. https://www.kvarnby.fhsk.se/utbildning/vansterns-akademi/spanska/

Zum 100. Jahrestag des Matrosenaufstands und der Revolution in Deutschland gibt es ein Online-Seminar https://www.kvarnby.fhsk.se/utbildning/vansterns-akademi/rosa-luxemburg-och-den-tyska-revolutionen-1918-19/  mit Henning, dem Schulleiter. Das Seminar ist ausgebucht. Im Anschluss findet dann im Januar eine Studienreise nach Berlin statt.

Als Agnes und ich zurück nach Gullvik kommmen, sind die Prüfungen beendet und die Lehrer treffen sich zum gemeinsamen Mittagessen in der Cafeteria. Einige bringen sich ihren „lunch“ von zu Hause mit, andere essen „paj och sallad“ bei Obeida.

Für den Nachtisch habe ich gesorgt und einen Käsekuchen gebacken.

Die sieben Tage in der Kvarnby Folkhögskola waren eine großartige Erfahrung! Ich bin von allen sehr herzlich empfangen worden. Henning und Agnes haben mir trotz ihrer vielen Arbeit sehr viel Zeit geschenkt und meine Fragen immer geduldig beantwortet.

Ich durfte bei allen Lehrern trotz der Prüfungsvorbereitung hospitieren und auch sie haben in ihren Pausen sehr viel Zeit mit mir verbracht, mir Vieles erklärt und mir sehr guten Sprachunterricht gegeben!

Die vhs Husum sucht schon lange Dozenten für Schwedisch-Bildungsurlaube im nächsten Jahr. Drei Lehrer haben großes Interesse und kommen vielleicht nach Husum! Es wäre toll, wenn daraus eine vhs-Partnerschaft entstünde!

Det var jättefint! Ett stort tack!

Schlusswort

Digitalisierung?

Schweden ist DAS Land in Europa mit Vorbildfunktion im Bereich der Digitalisierung. https://www.techtag.de/digitalisierung/schweden-und-die-digitalisierung-ein-land-mit-vorbildfunktion/

Sfi – Kurse und Digitalisierung

Auch hier hat Schweden eine Vorbildfunktion!

Die Bürokratie in sfi – Kursen und die Datenübermittlung an Staat und kommunale Behörden sind auf ein Minimum reduziert und lassen Zeit für die wirklich wichtigen Dinge zur Vermittlung einer fremden Sprache und Kultur!

 Lernen in sfi – Kursen

Für die Lernenden sind die Kurse kostenlos. Jeder lernt je nach Vorbildung in unterschiedlichen Kursen in seinem eigenen Tempo. Es gibt kein Stundenkontingent. Jeder hat die Zeit, die er braucht um die Sprache zu lernen!

Stressfreies Lernen, Lehren und Arbeiten in angenehmer Atmosphäre stehen in der Kvarnby Folkhögskola im Vordergrund!

Danke für diesen wertvollen Einblick!

Danke für diese Zeit!