von G.H.
Sa, 22.6.2019
Aufgrund der Lektüre verschiedener Reiseführer und -blogs erschien es mir ratsam, bereits am Samstag anzureisen, um mehr Zeit für Besichtigungen und Erkundungen in Florenz zu haben. Der Flug um 10 Uhr ab Hamburg über Düsseldorf endete pünktlich um 14 Uhr in Florenz. Die wenigen Schritte vom Flugzeug ins Flughafengebäude reichten für die sofortige Erkenntnis: hier ist es sehr warm. 30 Grad bei bewölktem Himmel, also schwül-heiß. In der Straßenbahn T 2, die mich ins Stadtzentrum brachte, sorgte die Klimaanlage für angenehme Temperaturen. Die 1,50 € für die Fahrkarte war gut angelegt, denn es gab tatsächlich eine Fahrkartenkontrolle, bei der eine Schwarzfahrerin erwischt wurde und dann ein Bußgeld von 250 € zu zahlen hatte. Nach 25 Minuten Fahrtzeit holten mich die 30 Grad wieder ein. Bepackt mit Rucksack und Koffer ging ich vorbei am Duomo Di Santa Maria del Fiore und hatte damit schon gleich das wohl berühmteste Wahrzeichen der Stadt zumindest von außen gesehen. Nach insgesamt 20 Gehminuten erreichte ich schweißgebadet meine Unterkunft in der Borgo Pinti Ecke Via Dell Oriuola, eine Gegend, die ich aufgrund der zentralen Lage für Florenz nur empfehlen kann. Als erstes stellte ich die Klimaanlage in meinem Zimmer an – Luxus pur – und duschte. Das weckte meine Lebensgeister, so dass ich mich im Supermarkt in der Nachbarschaft mit kalten Getränken und ein paar Lebensmitteln fürs Frühstück versorgte. Sommerlich bekleidet machte ich mich auf, Florenz zu erkunden, wobei ich mir recht bald das erste Eis gönnte. Die Auswahl der Eissorten machte die Entscheidung schwer, ich wählte Zitrone und war begeistert von dem herrlich frischen Geschmack. Ich musste das Eis allerdings ziemlich schnell essen, weil es einfach sofort zu schmelzen begann. Das Stadtzentrum ist überwiegend Fußgängerzone, den Dom sieht man von fast überall, verlaufen kann man sich eigentlich nicht. Ich wusste ungefähr, wo es zum Arno ging und kam auch gleich zur berühmten Brücke Ponte Vecchio mit den vielen Schmuckgeschäften. Natürlich hatte ich Fotos von der Brücke gesehen, aber vor Ort sind die Eindrücke doch anders. Zusammen mit vielen anderen Touristen schlenderte ich über die Brücke und betrachtete die Schmuckstücke ohne Preisschilder in den Auslagen der kleinen Geschäfte.
Auf dem Rückweg kam ich noch an den Uffizien – ein riesiges Gebäude – und an der Piazza Santa Croce mit der ebenfalls beeindruckenden Kirche Santa Croce vorbei. Auf der Piazza waren schon die Tribünen für die Feierlichkeiten anlässlich des Namenstages des Stadtpatrons San Giovanni Battista (Johannes der Täufer) am 24.6. aufgebaut. Dort findet dann das Finale des Calcio Storico statt, wobei es sich um eine Art Ballsport bzw. Rangelei von 54 in historischen Kostümen spielenden Männern handelt:
http://www.calciostoricofiorentino.it/?q=foto-video
In der Nähe meiner Unterkunft gab es das Restaurant „I Ghibellini“, dessen Sitzplätze im Freien fast alle belegt waren. Ich genoss ein Nudelgericht, ein Glas Wein und die Abkühlung durch das Befeuchtungssystem unter den Sonnenschirmen, das die immer noch vorhandene Schwüle erträglicher machte. Fast „taufrisch“ kam ich in meinem Zimmer an, das die Klimaanlage angenehm gekühlt hatte, so dass eine erholsame Nacht gewährleistet war.
So, 23.6.19
Um 10 Uhr verließ ich frisch geduscht meine Unterkunft. Es war mit 25 Grad schon ziemlich warm, für nachmittags waren 31 Grad angesagt. Ich überquerte den Arno und ging hoch zur Piazzale Michelangelo hoch über der Stadt, war aber schon auf halber Höhe wieder völlig durchgeschwitzt. Von der Aussichtsplattform hat man einen fantastischen Überblick über Florenz mit der Ponte Vecchio, dem Turm des Palazzo Vecchio und der Domkuppel.
Blick über Florenz von der Piazzale de Michelangelo
Auf dem Platz ist die Bronzekopie von Michelangelos „David“, ein weiteres beliebtes Fotomotiv. An einem der vielen Stände mit Souvenirs, Hüten oder Lederwaren kaufte ich mir ein luftiges, sehr weit geschnittenes Sommerkleid für 20 € in der Hoffnung, dass das dem Wetter besser gerecht würde. Ab morgen soll es täglich heißer werden mit 40 Grad am Donnerstag. Ein schweißtreibender Abstecher zur noch höher gelegenen Kirche San Miniato Al Monte ergab einen herrlichen Ausblick auf die Stadt. Der Legende nach entstand die Kirche an dem Ort, an dem der heilige Minias starb, der als Florenz´ erster Märtyrer im Jahre 250 am Arno enthauptet wurde und mit dem Kopf unter dem Arm den Hügel hinauflief, weil er erst oben auf dem Hügel sterben wollte. Der Friedhof, auf dem viele berühmte italienische Maler, Bildhauer, Schriftsteller oder Politiker, u.a. auch Carlo Collodi, Schriftsteller und Schöpfer von Pinocchio, ist ebenfalls einen Besuch wert.
Friedhof San Miniato Al Monte
Nach einer Stärkung in einem kleinen Restaurant mit typisch toskanischer Küche betrachtete ich den Ponte Vecchio vom Südufer aus. Die Mauer am Rande des Flusses war so heiß von der Sonne, dass man sicherlich ein Spiegelei darauf hätte braten können. Der Ponte Vecchio war wieder gut besucht, die Brücke lädt zum Flanieren ein.
Wieder nördlich des Arno ging ich zur Kirche Santa Croce, die ich nach 30 Minuten Wartezeit besichtigte. Während des Wartens betrachtete ich die Ströme der vorbeiziehenden anderen Touristen. Es gab viele geführte Gruppen für Menschen aus der ganzen Welt. Bei den Asiatinnen kam die Sonne oftmals nicht so gut an; mehrere Damen schützten sich mit Sonnenschirmen, einige sogar mit weißen Gesichtsmasken, die das Gesicht inklusive der Augen komplett bedeckten. Ein merkwürdiger Anblick.
Um 16 Uhr war ich wieder in meiner Unterkunft, duschte und erholte mich. Dann begab ich mich im neuen Sommerkleid um 19 Uhr zum Aperitivo im „I Ghibellini“. Ich bezahlte 10 Euro für ein orangefarbenes alkoholhaltiges Getränk, das hier ungemein beliebt ist, und konnte mich dann am Büffet am Tresen so oft bedienen, wie ich wollte. Zum Glück war draußen noch ein Tisch frei; Aperitivo ist besonders bei den jungen Leuten beliebt, weil es günstig ist und man sich lange aufhalten kann. Ich wanderte noch ein bisschen in den Straßen umher, mein Sommerkleid erwies sich als richtige Entscheidung. Je größer der Abstand zwischen Stoff und Körper ist, umso weniger schwitzt man. Auf der Piazza della Signoria trank ich noch etwas Kaltes, um die Zeit bis zu Beginn eines Konzertes in der Loggia dei Lanzi zu überbrücken. Klassische Musik open air und live an einem lauen Sommerabend, mehr geht nicht.
Loggia dei Lanzi
Mo, 24.6.19
Heute fing mein Kurs an, allerdings erst um 14 Uhr. Bewusst ungeduscht, verließ ich meine Unterkunft um 9 Uhr, besorgte mir ein Sammelticket für die Kathedrale, die Domkuppel, den Glockenturm und das Baptisterium, um zuerst die über 400 Stufen des Glockenturms zu erklimmen, was bei 26 Grad sehr schweißtreibend war. Der Ausblick von ganz oben machte die Anstrengung jedoch schnell vergessen. Jetzt konnte ich besser die Lage der Sehenswürdigkeiten im Zentrum erkennen und staunte, wie dicht alles beieinander liegt.
Da beim Baptisterium gerade keine Warteschlange war, besuchte ich auch dieses.
Nach so viel Kultur und Geschichte gönnte ich mir auf der Piazza della Signoria im Café Rivoire, das bekannt ist für Brioche und Schokolade, zwei Gebäckteile und Chocolate Freddo, denn nach heißer Schokolade bei über 30 Grad war mir nicht gerade. Ein echtes, wenn auch teures Geschmackserlebnis.
Rivoire
Frisch geduscht –eine Wohltat – machte ich mich um 13.45 Uhr auf zu Europass, nur drei Gehminuten von meiner Unterkunft entfernt. Lorenzo begrüßte die anderen 11 Teilnehmer/innen und mich – 10 Frauen und 2 Männer- in einem kleinen, leicht klimatisierten Raum, dann stellte er sich vor und gab einige Tipps für Florenz und den geplanten Exkursionen am Donnerstag, Freitag und Samstag. Er hatte uns eine Woche vor Kursbeginn um eine Präsentation gebeten, mit der wir uns und unsere Tätigkeit vorstellen sollten. Das machten wir dann auch nacheinander, meist mit Fotos der Organisation, ergänzt durch mündliche Erläuterungen zu den jeweiligen Herkunftsländern Polen, Spanien, Ungarn, USA, Griechenland und Deutschland. Ich hatte einen Comic und über learning.app einen Lückentext zu meiner Tätigkeit als VHS-Dozentin erstellt, die ich beide kurz kommentierte; es muss ja nicht immer Power Point sein.
Cartoon
Link learning.app: https://learningapps.org/watch?v=panwhw95t19
Lorenzo vermittelte uns zunächst ein paar Grundkenntnisse zum Thema Fotografieren. Ich erinnerte mich, dass ich in grauer Vorzeit Blende und Verschlusszeit manuell einstellen musste. Heute benutze ich die Automatikeinstellungen der Kamera und bin damit zufrieden.
Anhand von Filmbeispielen zeigte uns Lorenzo, welche Kameraeinstellungen es gibt, z.B. Medium Shot, American Shot, Close Up, Transition Shots (Cut in action /cut away), und aus welchem Winkel man Aufnahmen machen kann, z.B. Eyes Level, High Angle, Low Angle, Bird´s Eye, Dutch Tilt. Anhand der jeweiligen Beispiele aus Filmen konnten wir die Wirkung sehr gut nachvollziehen.
Da wir selber ein Video erstellen sollen, waren die Hinweise hilfreich, aber realistischerweise nur teilweise umsetzbar.
Lorenzo sprach natürlich überwiegend Englisch, aber in jedem 2. Satz kam seine Muttersprache durch: allora / bellissimo / bene / preciso / presto / attenzione /guarda /
Mein Italienisch beschränkt sich – leider – mit si, no, ciao, grazie, scusi, arrivederci und „Il conto, per favore“ auf ein absolutes Minimum, aber das verstand ich dann auch noch.
Es folgten Erläuterungen für die Dramaturgie einer Geschichte bzw. eines Films. Damit war die Messlatte für das Video gleich etwas höher. Immerhin gibt es einen Preis für das beste Video, nämlich einen Donut, den Lorenzo am Freitag morgens frisch einkaufen und dem Gewinner überreichen wird. Wenn das kein Ansporn ist!
Der Kurs endete um 18.40 Uhr. Um 22 Uhr fand noch ein großes Feuerwerk auf der Piazzale Michelangelo anlässlich des Namenstages des Stadtpatrons San Giovanni statt, das ich vom Flussufer aus betrachtete zusammen mit Tausenden von anderen Touristen und Einheimischen. Ein 30-minütiges tolles Spektakel mit einem beeindruckenden Finale.
Di, 25.6.19
Um 9 Uhr betrat ich als erste das Museo dell’Opera del Duomo, das bedeutende Kunstwerke aus dem Kirchenkomplex von Kathedrale, Baptisterium und Campanile enthält, und zwar im Original, um diese besser zu schützen. Bei den anderen Bauwerken sieht man nur Kopien. Ein sehr lohnenswerter Besuch.
https://operaduomo.firenze.it/
Nach 2 Stunden im Museum war es draußen bereits deutlich heißer geworden. Ein Eis verschaffte Linderung. Ich ging zum Mercato Nuovo, der im Reiseführer sehr empfohlen wurde. Dort gab es die typischen Marktstände, aber auch solche, bei denen man die toskanische Küche kennenlernen konnte, z.B. Lampredotto mit Labmagen vom Rind oder Bistecca alla Fiorentina, dem florentinischen T-Bone-Steak, das nach Gewicht bezahlt wird und ca. 50 € pro Kilo kostet.
Labmagen
Kulinarische Experimente mit Innereien hatte ich für mich ausgeschlossen. Mit einer kleinen Pizza war ich auf der sicheren Seite. Nach einem sehr anregenden Schaufensterbummel, bei dem ich exklusive und hochpreisige von Mode von Gucci, Prada, Armani, Cavalli, Versace oder Ferragamo in den Auslagen bewunderte, kam ich in meiner Unterkunft an, duschte und machte mich zu meinem Kurs auf. Heute beschäftigten wir uns den kompletten Nachmittag abzüglich einer Pause von 15 Minuten mit dem Programm OBS.
Das Programm beschreibt seine Funktionen u.a. wie folgt:
Leistungsstarke Video/Audio-Erfassung und Mixing in Echtzeit mit unbegrenzt vielen Szenen, die Sie über benutzerdefinierte Übergänge nahtlos wechseln können.
Filter für Videoquellen wie Bildmaskierung, Farb-Korrektur, Chroma/Farb-Keying und mehr.
Intuitiver Audio-Mixer mit Per-Quelle-Filtern wie Noise Gate, Rauschunterdrückung und Gain. Übernehmen Sie die volle Kontrolle durch VST-Plugin-Unterstützung.
Leistungsstarke und benutzerfreundliche Konfigurationsoptionen. Fügen Sie neue Quellen hinzu, duplizieren Sie bestehende und passen Sie ihre Eigenschaften mühelos an.
Allora: Lorenzo führte uns in das Programm ein, was unsere volle Aufmerksamkeit erforderte. Die einzelnen Schritte, um ein Projekt anzulegen, Fotos oder Filme hochzuladen, waren noch verständlich. Dann gab es aber mehr und mehr Details, die zu beachten waren, wenn man z.B. einen Text oder einen Kommentar hinzufügen wollte. Lorenzo zeigte uns mehrmals die Schritte, die ich mit Notizen festhielt. Dann sollten wir es selbst versuchen, denn nur so versteht man letztendlich, was man tut. Von 17 bis 18.40 Uhr waren wir damit beschäftigt, eine Präsentation mit Fotos, Texten etc. und einem Kommentar zu erstellen und zu formatieren. Die Keksdose auf dem Tisch leerte sich, unsere Gehirne brauchten Energie. Das Einfügen von Fotos und einem Text klappte bei mir ganz gut, allerdings hatte ein Video, das ich mit meinem Fotoapparat aufgenommen hatte und verwenden wollte, das falsche Format. Das Aufnehmen eines Kommentars war anspruchsvoller als gedacht. Entweder versprach ich mich oder sprach zu schnell bzw. zu langsam oder nuschelte. Ich benötigte mehrere Anläufe, bis ich zufrieden war. Da war es dann auch schon 19 Uhr.
War es in unserem Raum trotz der Klimaanlage recht warm gewesen, schlug mir beim Verlassen des Gebäudes eine Hitze entgegen, die schlagartig zu Schweißausbrüchen führte. Die 40 Grad waren schon heute erreicht worden. Ich war froh, dass meine Unterkunft so nah war. Ich zog mich um – weites Sommerkleid – und suchte mir wieder ein kleines Straßenrestaurant, wo ich im Befeuchtungsnebel eine Kleinigkeit aß. Da es sich gegen 21 Uhr nur auf ca. 25 Grad abgekühlt hatte, zog ich mich auf mein klimatisiertes Zimmer zurück und ging bald schlafen.
Mi, 26.6.19
Um 9 Uhr war ich am Palazzo Vecchio, um das Museum zu besichtigen. Draußen waren es schon wieder 25 Grad, leider gab es im Palazzo keine Klimaanlage, so dass ich nach 2 Stunden ziemlich erledigt war. Das Museum gefiel mir aber sehr gut, besonders beeindruckend fand ich den „Saal der Fünfhundert“ und die Decken- und Wandgemälde des Raumes über die Elemente, außerdem die Räume, die einigen römischen Göttern gewidmet waren wie Hercules, Jupiter und Juno und die Erläuterungen zur römischen Mythologie. So war über Saturn, dem Gott des Ackerbaus und der Zeit, zu lesen, dass er alle seine Kinder verschlang, um sicherzustellen, dass sie ihn nicht – wie prophezeit – von seinem Thron stürzten. Nur Jupiter, sein letztes Kind, blieb verschont, weil dessen Mutter Ops ihn durch eine Täuschung rettete.
Raum über die Elemente, Wandgemälde der Venus
Ich ging zur, laut Reiseführer, besten Eisdiele der Stadt „Vivoli“ in der Nähe und gönnte mir einen Eisbecher für 5 € mit 3 Eissorten. Es gibt hier keine Kugeln, sondern man wählt die Bechergröße aus und dann die Anzahl der Eissorten. Und dann muss man der Hitze zuvorkommen, wenn man das Eis nicht trinken will.
Mein Zeitfenster für die Besteigung der Domkuppel um 12.30 Uhr ließ ich verfallen, da ich mich bei der Hitze nicht abhetzen wollte.
Zurück in der Unterkunft bearbeitete ich noch meine Präsentation. Ich versuchte, ein Video, das ich mit dem Handy gefilmt hatte, einzubauen und freute mich, dass das auch klappte, wenn zunächst auch nur ohne Ton. Auf YouTube sah ich mir ein Tutorial dazu an und dann klappte es auch mit dem Ton. Den Text musste ich natürlich neu sprechen und aufnehmen, wozu ich wieder mehrere Anläufe brauchte.
Allora: Um 14 Uhr begann der Unterricht. Die griechische Teilnehmerin kam allerdings erst eine Stunde später, da sie bei der Polizei und dem griechischen Konsulat gewesen war. Am Vormittag hatte sie auf der Piazzale de Michelangelo Fotos machen wollen und dafür ihre Handtasche neben ihre Füße gestellt. Ehe sie sich versah, war ihre Handtasche mit Papieren und Geld gestohlen. Der Piazzale de Michelangelo ist bekannt für Taschen- und Trickdiebe. Attenzione!
Heute drehte sich alles um das Programm Da Vinci Resolve, mit dem man Videos erstellt. Lorenzo erklärte uns die Grundsätze, wie man Videos einfügt und schneidet, die Video- und Tonspuren trennt oder zusammenführt, erläuterte Effekte wie Text oder Symbole einfügen, drehen, zoomen, farblich verändern und ließ uns anhand von Übungen das alles wiederholen. Das war sehr anspruchsvoll und er musste eigentlich bei uns allen mehr oder weniger nachhelfen, weil wir an irgendeiner Stelle nicht mehr weiterwussten. Bei 12 Teilnehmenden war er schwer beschäftigt, aber er hatte viel Geduld mit uns und lobte uns, wenn wir etwas geschafft hatten, mit „Bravissimo“.
Am Ende hatte ich ein Mini-Video fertig, das ich renderte und damit fertig hatte. Zum Rendern wiederholte Lorenzo mehrmals – Guarda! -, dass man diesen Prozess auf gar keinen Fall unterbrechen dürfe, weil dann alle Daten zerstört würden.
Heute machten wir pünktlich um 18.40 Uhr Schluss. Draußen war eine Hitze, die echt anstrengend war. Ich zog mich in meiner Unterkunft um – weites Sommerkleid – und machte mich auf in Richtung Dom. Es gibt Tage, an denen man zweimal ein Eis essen muss. Bei Eataly setzte ich mich draußen an einen Tisch unter das Befeuchtungssystem des Sonnenschirms und verspürte endlich Abkühlung. Ein kaltes Getränk und einen leckeren Salat später fühlte ich mich etwas erholter und nach der Dusche in der Unterkunft so gut wie neu.
Do, 27.6.19
Heute begann der Kurs um 9 Uhr.
Allora: Lorenzo zeigte uns, wie wir bei Da Vinci Resolve, das wir schon zu Hause heruntergeladen hatten, ein Projekt anlegen. Mit unserem Google-Konto meldeten wir uns bei YouTube an, gingen zur YouTube Audio Bibliothek, wo wir uns, einen kostenlosen Song und herunterluden. Dann suchten wir uns noch drei Farben aus:
http://www.solidbackgrounds.com/
Die Hintergrundfarben kann man kostenlos nutzen.
Nach der Speicherung fügten wir Song und Farben in Resolve in den Mediapool ein, um dann beides zu bearbeiten. Auf den Takt achtend, schnitten wir einzelne Abschnitte des Songs nach Takt, die mit den Farben verbunden wurden, bis zum voraussichtlichen Ende unseres Videos. Lorenzo meinte, dies sei das Gerüst unseres Videos, das uns erleichtern würde, Filme und Fotos an den richtigen Übergängen, also im Takt, einzufügen.
Programm Resolve
Jetzt ging es darum, die Fotos und Videos, die wir verwenden wollten, in den Mediapool einzufügen und dann das Video zusammenzusetzen.
Attenzione! : Wenn man etwas schneiden will, muss man genau schauen, ob man in der Video- oder der Audiospur ist, sonst schneidet man eventuell die falsche Spur. Die Spur, die nicht geschnitten werden soll, kann man mit einem „Schloss“ sichern. Bei mehreren Video- und Audiospuren muss man höllisch aufpassen, wo man gerade arbeitet. Schneiden kann man nur ohne „Sicherung“. Wenn also ein Schnitt nicht klappt, hat man die Sicherung nicht aufgehoben. Oder die falsche.
Es ist, wie immer, eine Sache der Übung. Den Rest des Vormittags waren wir – bis auf eine Pause von 15 Minuten- damit beschäftigt, unsere Videos mit Titeln und Effekten zu erstellen. Ich hatte bereits viele Videos in Florenz gemacht, aber die meisten waren zu lang oder nur teilweise brauchbar, so dass ich viel schneiden musste. Der Song, den ich ausgesucht hatte, sollte nicht von Anfang an spielen, sondern erst etwas später. Ein paar Fotos fügte ich auch ein, einen Titel natürlich auch und ganz zum Schluss einen Abspann. Dann war ich tatsächlich mit meinem Video fertig und musste es noch rendern. Ich vergewisserte mich, dass der Laptop ausreichend geladen war, und drückte auf „Rendern“. Dieser Prozess dauerte ca. 12 Minuten. Das Video ist gut 3 Minuten lang.
Alle in der Gruppe hatten letztlich einen gerenderten Film. Die Teilnehmenden aus Polen verabschiedeten sich dann. Sie fliegen morgen alle in ihre Heimat, was ein bisschen überraschend war. Lorenzo übertrug noch schnell ihre Videos, damit wir sie morgen betrachten können. Falls eine/einer von ihnen gewinnt, werden wir den Donut unter den verbliebenen Kursteilnehmern aufteilen.
Ich begab mich in meine Unterkunft, nachdem ich mir eine Art Sandwich besorgt hatte, und ruhte mich ein bisschen aus, bevor um 15 Uhr eine geführte Tour von der Piazza della Santissima Annunziata mit Enzo begann. Wir waren 10 Frauen, die an verschiedenen Kursen bei Europass teilnahmen. Enzo versprach uns, dass wir uns bei der zweistündigen Führung überwiegend im Schattenbereich aufhalten würden. Und das bei 40 Grad. Dabei stellte sich heraus, dass wir im Stehen deutlich mehr schwitzten als beim Gehen. Also immer, wenn Enzo uns etwas zeigte und anhielt, schmolzen wir dahin. Es war trotzdem sehr interessant, denn als geborener Florentiner kannte Enzo Einzelheiten, die nicht im Reiseführer stehen. Enzo schwitzte und litt übrigens genauso wie wir alle, denn es war, wie er sagte, ungewöhnlich heiß. Wir gingen nur im Stadtzentrum umher, Enzo wies uns auf die früheren Stadttore und Wachtürme hin und hatte jede Menge an historischen Einzelheiten parat. Um 17.15 Uhr war die Tour dann zu Ende. Mehr hätten wir auch nicht aufnehmen können.
Da wir in der Nähe der Piazza della Signoria waren, setzte ich mich dort beim Pub nach draußen. Metalltisch und Plastikstuhl, an / auf dem ich saß, waren auch im Schatten heiß, die Temperaturen waren einfach zu hoch. Die Luftbefeuchtung war eine Wohltat! Das Kaltgetränk auch.
Die Piazza della Signoria ist ein wunderbarer Platz, geräumig und ansprechend, und hat mit dem Neptunbrunnen und den Statuen einfach eine schöne Atmosphäre.
Piazza della Signoria
Erst nach einer ganzen Weile fühlte ich mich in der Lage, wieder in der Hitze unterwegs zu sein. Auf dem Nachhauseweg kehrte ich in einer Pizzeria ein, ließ mir eine leckere Pizza schmecken und den Abend mit einem Glas Wein ausklingen. Es gibt Tage, an denen man zweimal duschen muss.
Fr, 28.6.2019
Wir luden unsere Videos auf unseren YouTube-Kanälen hoch, und zwar – Attenzione! – als „nicht gelistet“, denn dann ist es nicht öffentlich, man kann aber einen Link an jemanden senden, damit er das Video betrachten kann.
Link Video: https://youtu.be/h4w28Xfer-A
Sehr ausführlich erläuterte Lorenzo dann, wie man seinem Video Untertitel hinzufügen kann, in welcher Sprache auch immer.
Guarda!: Auf YouTube Academy gibt es jede Menge Tutorials, wie man etwas bei seinem YouTube- Kanal macht. Das ist schon hilfreich, wenn man mal nicht mehr weiterweiß.
https://creatoracademy.youtube.com/page/education?hl=de
Allora, spannend wurde es mit H5P:
H5P ist eine freie Software zum Erstellen von interaktiven Inhalten, d.h. man kann Videos oder Präsentationen mit eingebetteten Quiz-Aufgaben verschiedenster Art, Zeitstrahlen oder Memory-Spielen versehen. Wir legten ein Konto an, luden unser Video hoch und sollten dann jeweils mindestens 3 Übungen wie Multiple Choice, Question, Drag and Drop einbauen. Wir experimentierten ein bisschen, fragten Lorenzo, wenn wir nicht weiterwussten, und merkten, dass wir uns das noch einmal sehr viel intensiver ansehen müssen. Es ist aber eine tolle Möglichkeit, ein Video für den Unterricht mit Aufgaben zu versehen.
Link Video mit Übungen: https://h5p.org/node/543161
Ab 12.45 Uhr schauten wir dann unsere Videos an, die sich alle auf Florenz bezogen, aber sehr unterschiedlich waren. Mal ging es nur um den Mercato Nuovo, mal um verschiedene Sehenswürdigkeiten in Florenz, mal um persönliche Erlebnisse beim Sightseeing. Mein Video hatte als Schwerpunkt den 24. Juni, dem Tag des Stadtpatrons San Giovanni Battista.
Bei den Videos gab es von der Aufnahmequalität große Unterschiede. Während die anderen alle mit ihren Handys gefilmt und Fotos gemacht hatten, hatte ich mit einer guten Kamera gefilmt und fotografiert. Es ist zwar umständlich, immer eine große Kamera dabei zu haben, aber die Qualität ist einfach um ein Vielfaches besser und das ist es mir wert.
Die geheime Abstimmung kürte den Film mit den persönlichen Erlebnissen beim Sightseeing als bestes Video und Lorenzo überreicht dem Gewinner L. wie angekündigt einen ziemlich großen Donut, den L. freudestrahlend entgegennahm, um ihn dann mit uns zu teilen.
Lorenzo gratulierte uns sehr herzlich zum erfolgreichen Abschluss des Kurses und überreichte uns unsere Zertifikate. Natürlich bedankten wir uns bei ihm für seine unendliche Geduld mit uns, und verabschiedeten uns voneinander.
Damit war mein Tagwerk aber noch nicht vollbracht. Um 16 Uhr stand – bei 40 Grad – eine weitere Führung mit Stefania an, die uns Florenz´ verborgene Seiten zeigen wollte. Dazu gehörte z.B. eine frühere Kirche, von der nur noch das äußere Portal zu erkennen war; der Rest war entfernt worden, um an derselben Stelle Wohnungen zu bauen. Das frühere Amphitheater für 4000 Personen mitten im Stadtzentrum war ebenfalls nur noch an der runden Straßenführung um jetzige Wohnhäuser zu erkennen. Stefania erwähnte auch das Hochwasser von 1966, das das komplette Zentrum mit all seinen Palazzi, Kirchen und Museen unter Wasser gesetzt hatte. Vom Stand des Wasserspiegels zeugen noch heute zahlreiche Inschriftensteine an Gebäuden, die teilweise mehr als 3 Meter über dem Straßenniveau angebracht sind. Im Internet einfach „Flut Florenz 1966 Bilder“ eingeben, da kann man sich einen Eindruck von der Katastrophe machen.
Um 17.15 Uhr entließ uns Stefania, die von der Hitze genauso mitgenommen aussah wie wir. Mit zwei der Teilnehmerinnen steuerte ich die nächste Eisdiele an. Das musste jetzt sein. Auf der Piazza della Signoria nahmen wir dann auch noch ein erfrischendes Kaltgetränk ein und genossen die Luftbefeuchtung. Auf dem Rückweg zur Unterkunft kam ich dann noch an einer im Reiseführer sehr empfohlenen Eisdiele vorbei. Es gibt Tage, an denen man zweimal ein Eis essen muss.
Am Abend trafen wir uns zu dritt wieder im Restaurant „I Ghibellini“, wo wir einen sehr netten Abend verbrachten.
Es gibt Tage, an denen man zweimal duschen muss.
Sa, 29.6.19
Heute stand noch ein Tagesausflug in die Umgebung von Florenz an. Mehrere Dutzend Europass-Kursteilnehmer/innen wurden um 8.45 Uhr mit klimatisierten Bussen nach San Gimignano, einer Hügelstadt südwestlich von Florenz, gebracht. Dort hatten wir bei 40 Grad Hitze knapp 2 Stunden Zeit, um die mittelalterliche „Stadt der Türme“ zu erkunden. Die Dichte an Eisdielen und Ledergeschäften war der Anzahl der Touristen angepasst, ansonsten hatte man aber vom höchsten Turm eine wunderbare Aussicht auf die toskanische Landschaft mit sanften Hügeln, Pinien und Säulenzypressen.
Nächster Halt war beim kleinen Dorf Montereggioni, wo man von der Stadtmauer ebenfalls einen sehr schönen Ausblick auf die Weinregion hat.
Apropos Wein: In der Tour enthalten war eine Weinverkostung beim Weingut der Familie Mazzarrini im Herzen der Region Chianti. Zur Mittagszeit gab es in den klimatisierten Räumen eine Vorspeise mit typisch italienischen Wurst- und Käsesorten, dazu wenige Tropfen des echten Aceto Balsemico di Modena und natürlich ein kleines Glas Rotwein. Bei der Hauptspeise – Nudeln mit Fleischsoße bzw. einer vegetarischen Soße – wurde der nächste Rotwein angepriesen, zum Nachtisch gab es einen sehr süßen Dessertwein. Der Geräuschpegel stieg mit jedem Glas Wein, die Stimmung auch, was die anschließenden Einkäufe im Shop nebenan entsprechend beflügelte. Das war ja wohl auch der Sinn des Ganzen gewesen. Aber ein Erlebnis allemal.
Auf der einstündigen Fahrt nach Siena war es auffallend still im Bus, bis auf ein paar Schnarchgeräusche.
In Siena gab es zunächst eine Führung, danach hatten wir 2 Stunden Zeit für eigene Erkundungen. Ich besuchte die Kathedrale, die beeindruckend ist.
Am Abend sollte auf dem zentralen Platz der Stadt das historische Pferderennen- Palio di Siena – stattfinden, das als härteste Pferderennen der Welt bezeichnet wird. Die Einheimischen strömten auf den Platz, Gesänge der gegen einander antretenden 17 Contraden, den Stadtteilen Sienas, waren zu hören. Vor dem Startschuss waren wir allerdings schon wieder im Bus, der uns gegen 21 Uhr in Florenz absetzte.
Bilanz des Tages: Eine tolle Tour und natürlich zweimal Eis gegessen, zweimal geduscht.
Bilanz des Aufenthaltes: Es gibt viele Möglichkeiten, Unterricht mit digitalen Tools interessant und kreativ zu bereichern, von ganz einfachen Übungen bis hin zu interaktiven Aufgaben. Das wird meiner Meinung nach mehr und mehr eine Selbstverständlichkeit werden müssen, insbesondere wenn man jüngere Menschen für VHS-Kurse gewinnen will. Für mich persönlich war der Kurs in Bezug auf Unterrichtsgestaltung mit digitalen Tools sehr lehrreich und inspirierend, zugleich auch Ansporn, das Gelernte zu vertiefen und umzusetzen.
Ich bedanke mich sehr herzlich beim Landesverband für die Möglichkeit, an dieser Fortbildung teilzunehmen, und für die versierte Organisation durch das Team des Landesverbandes.